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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
lich wol vergeselschafftet/ und ließ Markus ihn selten allein/ welcher ihn einsmahls frage-
te/ wie ihm Fr. Agatha gestele/ und dafern er ein Herz zu ihr hätte/ solte ers ihm kühnlich
offenbahren/ und vor das übrige ihn sorgen lassen. Klodius wahr mit diesen Gedanken
von Anfang ihrer Ankunfft schon umgangen/ weil er aber am wirklichem fortgange fast
zweiffelte/ durffte er sichs nicht merken lassen/ biß er durch diese gemachte Hoffnung er-
muntert/ ein Herzfassete/ und nach geschehener Danksagung ihn baht/ dieses seines Glüks
Befoderer zu seyn/ welches er Zeit seines Lebens erkennen wolte. Markus hies ihn gutes
muhts seyn/ und seiner Gesundheit pflegen/ ließ ihm auch alsbald schöne Kleider machen/
die er auff seinen ersten Außgang anlegen solte/ hielt nachgehends bey Ladisla untertäh-
nigst an/ er möchte seines geträuen Dieners Klodius gnädigst eingedenke seyn/ ob zwischen
ihn und Fr. Agathen eine Heyraht könte geschlossen werden; der ihm mit lachender Rede
zur Antwort gab: Er möchte vielleicht hierauff schon mehr und fleissiger als er selbst/ be-
dacht seyn; inzwischen solte er mit seiner liebesten es anlegen/ daß sie ihr einen Willen darzu
machete; welches sie aber vor unrahtsam hielt/ nicht zweiffelend/ es würde durch unver-
muhtliches Vorbringen Herrn Ladisla/ leichter vor sich gehen als sonst. Wenig Tage her-
nach erhielt Klodius bey dem Arzt/ daß er auffstehen durffte/ wornach ihn sehr verlangete;
Da ihn Fr. Euphrosyne auffs beste mit alle dem außputzete/ was einen Buhler beliebet
machen kan; wie er dann ohndaß ein ansehnlicher wolgestalter Ritter wahr/ und von gu-
ter Höffligkeit. Als er zu den Versamleten ins Gemach trat/ und seinem Herrn Ladisla
die gebührliche Ehrerbietung leistete/ empfing ihn derselbe mit diesen Worten; mein gu-
ter Klodius/ ich erfreue mich/ daß ihr der Wunden genesen seid/ die ihr meinetwegen em-
pfangen/ und werde ich mich noch heut bemühen/ euch derselben zuergetzen. Dieser zwei-
felte nicht/ es hätte Markus der Heyrahtwegen mit ihm geredet/ und gab zur Antwort:
Durchleuchtigster Gnäbiger Herr/ mir hat nie etwas sanfter getahn/ als eben diese Wun-
den/ nachdem ich vernommen/ daß ihre Gn. mit dem Leben davon kommen find; die Be-
lohnung habe ich vorlängst schon gehoben/ daher euer Durchl. gnädiges Erbieten ein lau-
ter Uberfluß ist; befehle mich dero stätiger Gewogenheit/ und ergebe mein Leib und Seele
ohn einiges bedingen euer Gn. eigen. Hernach trat er zu Fr. Agathen/ küssete ihr die
Hand/ und bedankete sich der hohen Gunst/ die sie ihm in täglicher Besuchung geleistet/
möchte wünschen/ das seine Dienste biß an ihre behägligkeit zureichen bestand währen/
und erboht sich zu aller möglichen Auffwartung. Die schöne junge Frau sahe ihn an/ hatte
sich ein solches Ansehen von ihm nicht eingebildet/ weil sie ihn nur bißher im Bette gese-
hen/ und antwortete ihm freundlich: Mein Herr/ ich erkenne sehr wol/ daß sein angewan-
ter Fleiß zu errettung seines Gn. Herrn/ mir gleich so wol zustatten kommen ist/ wovor
mich ihm billich verhafftet erkenne/ bedarff demnach vor geschehene Besuchung gar kei-
nes Dank es; dann weil ich überdaß wuste/ daß ihm seine Wunden von meinen nähesten
Verwanten geschlagen wahren/ muste ich mich billich entschuldigen/ daß es aus meinem
Geheiß nicht geschehen sey. Sie setzeten sich hierauff zu Tische/ da unter anderm Gesprä-
che Fabius zu Klodius sagete: Mein lieber Freund und Mit Römer/ die Träue/ so ihr zu
meines Herrn Bruders besten/ ungeachtet eurer Wunden angewendet/ wird meine Fr.
Schwester Sophia zu seiner Zeit ersetzen; vor dißmahl ernenne ich euch zum Obristen-

Stad-
J i i iij

Anderes Buch.
lich wol vergeſelſchafftet/ und ließ Markus ihn ſelten allein/ welcher ihn einsmahls frage-
te/ wie ihm Fr. Agatha geſtele/ und dafern er ein Herz zu ihr haͤtte/ ſolte ers ihm kuͤhnlich
offenbahren/ und vor das uͤbrige ihn ſorgen laſſen. Klodius wahr mit dieſen Gedanken
von Anfang ihrer Ankunfft ſchon umgangen/ weil er aber am wirklichem fortgange faſt
zweiffelte/ durffte er ſichs nicht merken laſſen/ biß er durch dieſe gemachte Hoffnung er-
muntert/ ein Herzfaſſete/ und nach geſchehener Dankſagung ihn baht/ dieſes ſeines Gluͤks
Befoderer zu ſeyn/ welches er Zeit ſeines Lebens erkennen wolte. Markus hies ihn gutes
muhts ſeyn/ und ſeiner Geſundheit pflegen/ ließ ihm auch alsbald ſchoͤne Kleider machen/
die er auff ſeinen erſten Außgang anlegen ſolte/ hielt nachgehends bey Ladiſla untertaͤh-
nigſt an/ er moͤchte ſeines getraͤuen Dieners Klodius gnaͤdigſt eingedenke ſeyn/ ob zwiſchẽ
ihn und Fr. Agathen eine Heyraht koͤnte geſchloſſen werden; der ihm mit lachender Rede
zur Antwort gab: Er moͤchte vielleicht hierauff ſchon mehr und fleiſſiger als er ſelbſt/ be-
dacht ſeyn; inzwiſchen ſolte er mit ſeiner liebeſten es anlegen/ daß ſie ihr einen Willen daꝛzu
machete; welches ſie aber vor unrahtſam hielt/ nicht zweiffelend/ es wuͤrde durch unver-
muhtliches Vorbringen Herrn Ladiſla/ leichter vor ſich gehen als ſonſt. Wenig Tage her-
nach erhielt Klodius bey dem Arzt/ daß er auffſtehen durffte/ wornach ihn ſehr verlangete;
Da ihn Fr. Euphroſyne auffs beſte mit alle dem außputzete/ was einen Buhler beliebet
machen kan; wie er dann ohndaß ein anſehnlicher wolgeſtalter Ritter wahr/ und von gu-
ter Hoͤffligkeit. Als er zu den Verſamleten ins Gemach trat/ und ſeinem Herrn Ladiſla
die gebuͤhrliche Ehrerbietung leiſtete/ empfing ihn derſelbe mit dieſen Worten; mein gu-
ter Klodius/ ich erfreue mich/ daß ihr der Wunden geneſen ſeid/ die ihr meinetwegen em-
pfangen/ und werde ich mich noch heut bemuͤhen/ euch derſelben zuergetzen. Dieſer zwei-
felte nicht/ es haͤtte Markus der Heyrahtwegen mit ihm geredet/ und gab zur Antwort:
Durchleuchtigſter Gnaͤbiger Herr/ mir hat nie etwas ſanfter getahn/ als eben dieſe Wun-
den/ nachdem ich vernommen/ daß ihre Gn. mit dem Leben davon kommen find; die Be-
lohnung habe ich vorlaͤngſt ſchon gehoben/ daher euer Durchl. gnaͤdiges Erbieten ein lau-
ter Uberfluß iſt; befehle mich dero ſtaͤtiger Gewogenheit/ und ergebe mein Leib und Seele
ohn einiges bedingen euer Gn. eigen. Hernach trat er zu Fr. Agathen/ kuͤſſete ihr die
Hand/ und bedankete ſich der hohen Gunſt/ die ſie ihm in taͤglicher Beſuchung geleiſtet/
moͤchte wuͤnſchen/ das ſeine Dienſte biß an ihre behaͤgligkeit zureichen beſtand waͤhren/
und erboht ſich zu aller moͤglichen Auffwartung. Die ſchoͤne junge Frau ſahe ihn an/ hatte
ſich ein ſolches Anſehen von ihm nicht eingebildet/ weil ſie ihn nur bißher im Bette geſe-
hen/ und antwortete ihm freundlich: Mein Herr/ ich erkenne ſehr wol/ daß ſein angewan-
ter Fleiß zu errettung ſeines Gn. Herrn/ mir gleich ſo wol zuſtatten kommen iſt/ wovor
mich ihm billich verhafftet erkenne/ bedarff demnach vor geſchehene Beſuchung gar kei-
nes Dank es; dann weil ich uͤberdaß wuſte/ daß ihm ſeine Wunden von meinen naͤheſten
Verwanten geſchlagen wahren/ muſte ich mich billich entſchuldigen/ daß es aus meinem
Geheiß nicht geſchehen ſey. Sie ſetzeten ſich hierauff zu Tiſche/ da unter anderm Geſpraͤ-
che Fabius zu Klodius ſagete: Mein lieber Freund und Mit Roͤmer/ die Traͤue/ ſo ihr zu
meines Herrn Bruders beſten/ ungeachtet eurer Wunden angewendet/ wird meine Fr.
Schweſter Sophia zu ſeiner Zeit erſetzen; vor dißmahl ernenne ich euch zum Obriſten-

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[437/0475] Anderes Buch. lich wol vergeſelſchafftet/ und ließ Markus ihn ſelten allein/ welcher ihn einsmahls frage- te/ wie ihm Fr. Agatha geſtele/ und dafern er ein Herz zu ihr haͤtte/ ſolte ers ihm kuͤhnlich offenbahren/ und vor das uͤbrige ihn ſorgen laſſen. Klodius wahr mit dieſen Gedanken von Anfang ihrer Ankunfft ſchon umgangen/ weil er aber am wirklichem fortgange faſt zweiffelte/ durffte er ſichs nicht merken laſſen/ biß er durch dieſe gemachte Hoffnung er- muntert/ ein Herzfaſſete/ und nach geſchehener Dankſagung ihn baht/ dieſes ſeines Gluͤks Befoderer zu ſeyn/ welches er Zeit ſeines Lebens erkennen wolte. Markus hies ihn gutes muhts ſeyn/ und ſeiner Geſundheit pflegen/ ließ ihm auch alsbald ſchoͤne Kleider machen/ die er auff ſeinen erſten Außgang anlegen ſolte/ hielt nachgehends bey Ladiſla untertaͤh- nigſt an/ er moͤchte ſeines getraͤuen Dieners Klodius gnaͤdigſt eingedenke ſeyn/ ob zwiſchẽ ihn und Fr. Agathen eine Heyraht koͤnte geſchloſſen werden; der ihm mit lachender Rede zur Antwort gab: Er moͤchte vielleicht hierauff ſchon mehr und fleiſſiger als er ſelbſt/ be- dacht ſeyn; inzwiſchen ſolte er mit ſeiner liebeſten es anlegen/ daß ſie ihr einen Willen daꝛzu machete; welches ſie aber vor unrahtſam hielt/ nicht zweiffelend/ es wuͤrde durch unver- muhtliches Vorbringen Herrn Ladiſla/ leichter vor ſich gehen als ſonſt. Wenig Tage her- nach erhielt Klodius bey dem Arzt/ daß er auffſtehen durffte/ wornach ihn ſehr verlangete; Da ihn Fr. Euphroſyne auffs beſte mit alle dem außputzete/ was einen Buhler beliebet machen kan; wie er dann ohndaß ein anſehnlicher wolgeſtalter Ritter wahr/ und von gu- ter Hoͤffligkeit. Als er zu den Verſamleten ins Gemach trat/ und ſeinem Herrn Ladiſla die gebuͤhrliche Ehrerbietung leiſtete/ empfing ihn derſelbe mit dieſen Worten; mein gu- ter Klodius/ ich erfreue mich/ daß ihr der Wunden geneſen ſeid/ die ihr meinetwegen em- pfangen/ und werde ich mich noch heut bemuͤhen/ euch derſelben zuergetzen. Dieſer zwei- felte nicht/ es haͤtte Markus der Heyrahtwegen mit ihm geredet/ und gab zur Antwort: Durchleuchtigſter Gnaͤbiger Herr/ mir hat nie etwas ſanfter getahn/ als eben dieſe Wun- den/ nachdem ich vernommen/ daß ihre Gn. mit dem Leben davon kommen find; die Be- lohnung habe ich vorlaͤngſt ſchon gehoben/ daher euer Durchl. gnaͤdiges Erbieten ein lau- ter Uberfluß iſt; befehle mich dero ſtaͤtiger Gewogenheit/ und ergebe mein Leib und Seele ohn einiges bedingen euer Gn. eigen. Hernach trat er zu Fr. Agathen/ kuͤſſete ihr die Hand/ und bedankete ſich der hohen Gunſt/ die ſie ihm in taͤglicher Beſuchung geleiſtet/ moͤchte wuͤnſchen/ das ſeine Dienſte biß an ihre behaͤgligkeit zureichen beſtand waͤhren/ und erboht ſich zu aller moͤglichen Auffwartung. Die ſchoͤne junge Frau ſahe ihn an/ hatte ſich ein ſolches Anſehen von ihm nicht eingebildet/ weil ſie ihn nur bißher im Bette geſe- hen/ und antwortete ihm freundlich: Mein Herr/ ich erkenne ſehr wol/ daß ſein angewan- ter Fleiß zu errettung ſeines Gn. Herrn/ mir gleich ſo wol zuſtatten kommen iſt/ wovor mich ihm billich verhafftet erkenne/ bedarff demnach vor geſchehene Beſuchung gar kei- nes Dank es; dann weil ich uͤberdaß wuſte/ daß ihm ſeine Wunden von meinen naͤheſten Verwanten geſchlagen wahren/ muſte ich mich billich entſchuldigen/ daß es aus meinem Geheiß nicht geſchehen ſey. Sie ſetzeten ſich hierauff zu Tiſche/ da unter anderm Geſpraͤ- che Fabius zu Klodius ſagete: Mein lieber Freund und Mit Roͤmer/ die Traͤue/ ſo ihr zu meines Herrn Bruders beſten/ ungeachtet eurer Wunden angewendet/ wird meine Fr. Schweſter Sophia zu ſeiner Zeit erſetzen; vor dißmahl ernenne ich euch zum Obriſten- Stad- J i i iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/475>, abgerufen am 21.12.2024.