Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. was weise es möglich währe; dann Gewalt zugebrauchen/ stünde in meiner Macht nicht/ob es gleich an meinem Willen nicht mangelte. Solches begehre ich auch von meiner ge- liebeten Freundin nicht/ sagte er; nur daß sie einen geträuen Menschen nach Elis senden wolle/ der meinem Diener Klodius daselbst/ oder dem Römischen Gesanten Fabius den Tag des Gerichts anzeige; dann werden sie sich schon bemühen/ mich loßzumachen. Ich ward dessen von Herzen froh/ ließ auch folgenden morgens sehr früh einen ablauffen/ wel- cher aber so wenig von Klodius als von Fabius erfragen können/ und aller Sache unver- richtet wieder kam. Desselben Tages muste Herr Ladisla ungetrunken bleiben/ biß ich ihn zu Nachtzeit wieder besuchte/ und ein langes schmales Gefäß von einer Küh Haut zurich- tete/ in welches etliche Maß Wein gingen/ steckete es ihm zu durch das Loch/ und hatte er also des folgenden Tages gnug zu essen und trinken. Nach vollendeter dieser Nacht erin- nerte ich Kleander/ umb Argwohn zumeiden/ dafern dem Gefangenen so gar alles essen und trinken abgeschnitten würde/ müste er ja Hungers oder doch durstes sterben; möchte dem- nach Anordnung machen/ daß er nöhtigen Unterhalt bekähme; worauff ihm grob trocken Hunde-Brod/ und ein Trunk Wasser gereichet ward. Unterdessen bemühete ich mich äus- serst/ den Tag des Gerichts auffzuschieben/ aber vergebens/ und weinete mir das Herz im Leibe/ daß ich kein Mittel seiner Erlösung finden kunte; dann ich hatte mir gänzlich vorge- nommen/ entweder zusterben/ oder ihn zuerlösen; stellete mich deswegen zween Tage vor dem angesezten Gerichte/ als ob mich bey der Mahlzeit grosse Häupt- und Bauchschmer- zen anstiessen/ und ließ mich von den Mägden nach Bette tragen. Mein Alter hielt sich sehr leidig/ fuhr doch nicht desto weniger fort/ allerhand Anordnung zumachen/ daß sein Vor- haben ausgeführet würde. Des folgenden Tages/ welcher der näheste vor dem Gerichts- Tage wahr/ baht ich meinen Alten sehr/ die Volstreckung so lange auffzuzihen/ biß ich die Lufft ertragen könte/ weil ich Verlangen hätte/ derselben beyzuwohnen; und nach dem auch dieses nicht zuerhalten wahr/ bemächligte ich mich des Schlüssels zum Turme/ ließ auch Herrn Ladisla durch meine vertrauete Dienerin andeuten: er solte sich fertig halten/ wann zu Mitternacht die Tühr geöffnet würde/ und hernach auff dem Plaz hinter den ledigen Fässern sich verbergen/ biß der Hirt die Kühe austreiben würde/ dann könte er zugleich mit hinaus wischen/ und im Gehölze sich verstecken; ob dann ein Lermen darüber entstehen würde/ wolte ich die Nachfolge zuverhindern/ allen Fleiß anwenden. Mein Vorhaben ließ sich anfangs glüklich an/ dann mein Kleander lag im tieffen Schlaffe/ da ich hinunter ging/ und den Schlüssel in die Tühr steckete; weil aber meine Hände viel zu schwach wahren/ denselben umzudrehen/ suchte ich einen starken Prügel/ steckete ihn durch den Handgriff/ und wolte gleich auffschliessen; Inzwischen mag mein Alter erwachen/ und vernehmen/ dz bey dem Turm etwas reges ist/ weil er gerade gegen der Schlaffkammer über stehet/ und schlug das Unglük darzu/ daß er mich beym Mondenschein alsbald erkennete/ kam geschwin- de im blossen Hemde/ wiewol in aller stille herunter gelauffen/ und fassete mich beym Halse/ ehe ich sein innen ward/ erschrak auch von ganzem Herzen/ da er mit greßlicher Stimme zu mir sagete: O du falsches boshafftes und ehebrecherisches Weib/ schätzestu deine verspro- chene Träue so liederlich/ daß du zu diesem Mörder dich in Unzucht finden/ und mit ihm davon lauffen wilt? Ich fassete ein Herz/ so gut ich mochte/ und antwortete ihm: Mein lie- ber J ii
Anderes Buch. was weiſe es moͤglich waͤhre; dann Gewalt zugebrauchen/ ſtuͤnde in meiner Macht nicht/ob es gleich an meinem Willen nicht mangelte. Solches begehre ich auch von meiner ge- liebeten Freundin nicht/ ſagte er; nur daß ſie einen getraͤuen Menſchen nach Elis ſenden wolle/ der meinem Diener Klodius daſelbſt/ oder dem Roͤmiſchen Geſanten Fabius den Tag des Gerichts anzeige; dann werden ſie ſich ſchon bemuͤhen/ mich loßzumachen. Ich ward deſſen von Herzen froh/ ließ auch folgenden morgens ſehr fruͤh einen ablauffen/ wel- cher aber ſo wenig von Klodius als von Fabius erfragen koͤnnen/ und aller Sache unver- richtet wieder kam. Deſſelben Tages muſte Herr Ladiſla ungetrunken bleiben/ biß ich ihn zu Nachtzeit wieder beſuchte/ und ein langes ſchmales Gefaͤß von einer Kuͤh Haut zurich- tete/ in welches etliche Maß Wein gingen/ ſteckete es ihm zu durch das Loch/ und hatte er alſo des folgenden Tages gnug zu eſſen und trinken. Nach vollendeter dieſer Nacht erin- nerte ich Kleander/ umb Argwohn zumeiden/ dafern dem Gefangenen ſo gar alles eſſen uñ trinken abgeſchnitten wuͤrde/ muͤſte er ja Hungers oder doch durſtes ſterben; moͤchte dem- nach Anordnung machen/ daß er noͤhtigen Unterhalt bekaͤhme; worauff ihm grob trocken Hunde-Brod/ und ein Trunk Waſſer gereichet ward. Unteꝛdeſſen bemuͤhete ich mich aͤuſ- ſerſt/ den Tag des Gerichts auffzuſchieben/ aber vergebens/ und weinete mir das Herz im Leibe/ daß ich kein Mittel ſeiner Erloͤſung finden kunte; dann ich hatte mir gaͤnzlich vorge- nommen/ entweder zuſterben/ oder ihn zuerloͤſen; ſtellete mich deswegen zween Tage vor dem angeſezten Gerichte/ als ob mich bey der Mahlzeit gꝛoſſe Haͤupt- und Bauchſchmeꝛ- zen anſtieſſen/ und ließ mich von den Maͤgden nach Bette tragen. Mein Alter hielt ſich ſehr leidig/ fuhr doch nicht deſto weniger fort/ allerhand Anordnung zumachen/ daß ſein Vor- haben ausgefuͤhret wuͤrde. Des folgenden Tages/ welcher deꝛ naͤheſte vor dem Gerichts- Tage wahr/ baht ich meinen Alten ſehr/ die Volſtreckung ſo lange auffzuzihen/ biß ich die Lufft ertragen koͤnte/ weil ich Verlangen haͤtte/ derſelben beyzuwohnen; und nach dem auch dieſes nicht zuerhalten wahr/ bemaͤchligte ich mich des Schluͤſſels zum Turme/ ließ auch Herrn Ladiſla durch meine vertrauete Dienerin andeuten: er ſolte ſich fertig halten/ wann zu Mitternacht die Tuͤhr geoͤffnet wuͤrde/ und hernach auff dem Plaz hinter den ledigen Faͤſſern ſich verbergen/ biß der Hiꝛt die Kuͤhe austreiben wuͤrde/ dann koͤnte er zugleich mit hinaus wiſchen/ und im Gehoͤlze ſich verſtecken; ob dann ein Lermen daruͤber entſtehen wuͤrde/ wolte ich die Nachfolge zuverhindern/ allen Fleiß anwenden. Mein Vorhaben ließ ſich anfangs gluͤklich an/ dañ mein Kleander lag im tieffen Schlaffe/ da ich hinunteꝛ ging/ und den Schluͤſſel in die Tuͤhr ſteckete; weil aber meine Haͤnde viel zu ſchwach wahren/ denſelben umzudrehen/ ſuchte ich einen ſtarken Pruͤgel/ ſteckete ihn durch den Handgriff/ und wolte gleich auffſchlieſſen; Inzwiſchen mag mein Alter erwachen/ und vernehmen/ dz bey dem Turm etwas reges iſt/ weil er gerade gegen der Schlaffkammer uͤber ſtehet/ und ſchlug das Ungluͤk darzu/ daß er mich beym Mondenſchein alsbald erkeñete/ kam geſchwin- de im bloſſen Hemde/ wiewol in aller ſtille herunter gelauffen/ und faſſete mich beym Halſe/ ehe ich ſein innen ward/ erſchrak auch von ganzem Herzen/ da er mit greßlicher Stimme zu mir ſagete: O du falſches boshafftes und ehebrecheriſches Weib/ ſchaͤtzeſtu deine verſpro- chene Traͤue ſo liederlich/ daß du zu dieſem Moͤrder dich in Unzucht finden/ und mit ihm davon lauffen wilt? Ich faſſete ein Herz/ ſo gut ich mochte/ und antwortete ihm: Mein lie- ber J ii
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0471" n="433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/> was weiſe es moͤglich waͤhre; dann Gewalt zugebrauchen/ ſtuͤnde in meiner Macht nicht/<lb/> ob es gleich an meinem Willen nicht mangelte. Solches begehre ich auch von meiner ge-<lb/> liebeten Freundin nicht/ ſagte er; nur daß ſie einen getraͤuen Menſchen nach Elis ſenden<lb/> wolle/ der meinem Diener Klodius daſelbſt/ oder dem Roͤmiſchen Geſanten Fabius den<lb/> Tag des Gerichts anzeige; dann werden ſie ſich ſchon bemuͤhen/ mich loßzumachen. Ich<lb/> ward deſſen von Herzen froh/ ließ auch folgenden morgens ſehr fruͤh einen ablauffen/ wel-<lb/> cher aber ſo wenig von Klodius als von Fabius erfragen koͤnnen/ und aller Sache unver-<lb/> richtet wieder kam. Deſſelben Tages muſte Herr Ladiſla ungetrunken bleiben/ biß ich ihn<lb/> zu Nachtzeit wieder beſuchte/ und ein langes ſchmales Gefaͤß von einer Kuͤh Haut zurich-<lb/> tete/ in welches etliche Maß Wein gingen/ ſteckete es ihm zu durch das Loch/ und hatte er<lb/> alſo des folgenden Tages gnug zu eſſen und trinken. Nach vollendeter dieſer Nacht erin-<lb/> nerte ich Kleander/ umb Argwohn zumeiden/ dafern dem Gefangenen ſo gar alles eſſen uñ<lb/> trinken abgeſchnitten wuͤrde/ muͤſte er ja Hungers oder doch durſtes ſterben; moͤchte dem-<lb/> nach Anordnung machen/ daß er noͤhtigen Unterhalt bekaͤhme; worauff ihm grob trocken<lb/> Hunde-Brod/ und ein Trunk Waſſer gereichet ward. Unteꝛdeſſen bemuͤhete ich mich aͤuſ-<lb/> ſerſt/ den Tag des Gerichts auffzuſchieben/ aber vergebens/ und weinete mir das Herz im<lb/> Leibe/ daß ich kein Mittel ſeiner Erloͤſung finden kunte; dann ich hatte mir gaͤnzlich vorge-<lb/> nommen/ entweder zuſterben/ oder ihn zuerloͤſen; ſtellete mich deswegen zween Tage vor<lb/> dem angeſezten Gerichte/ als ob mich bey der Mahlzeit gꝛoſſe Haͤupt- und Bauchſchmeꝛ-<lb/> zen anſtieſſen/ und ließ mich von den Maͤgden nach Bette tragen. Mein Alter hielt ſich ſehr<lb/> leidig/ fuhr doch nicht deſto weniger fort/ allerhand Anordnung zumachen/ daß ſein Vor-<lb/> haben ausgefuͤhret wuͤrde. Des folgenden Tages/ welcher deꝛ naͤheſte vor dem Gerichts-<lb/> Tage wahr/ baht ich meinen Alten ſehr/ die Volſtreckung ſo lange auffzuzihen/ biß ich die<lb/> Lufft ertragen koͤnte/ weil ich Verlangen haͤtte/ derſelben beyzuwohnen; und nach dem auch<lb/> dieſes nicht zuerhalten wahr/ bemaͤchligte ich mich des Schluͤſſels zum Turme/ ließ auch<lb/> Herrn Ladiſla durch meine vertrauete Dienerin andeuten: er ſolte ſich fertig halten/ wann<lb/> zu Mitternacht die Tuͤhr geoͤffnet wuͤrde/ und hernach auff dem Plaz hinter den ledigen<lb/> Faͤſſern ſich verbergen/ biß der Hiꝛt die Kuͤhe austreiben wuͤrde/ dann koͤnte er zugleich mit<lb/> hinaus wiſchen/ und im Gehoͤlze ſich verſtecken; ob dann ein Lermen daruͤber entſtehen<lb/> wuͤrde/ wolte ich die Nachfolge zuverhindern/ allen Fleiß anwenden. Mein Vorhaben ließ<lb/> ſich anfangs gluͤklich an/ dañ mein Kleander lag im tieffen Schlaffe/ da ich hinunteꝛ ging/<lb/> und den Schluͤſſel in die Tuͤhr ſteckete; weil aber meine Haͤnde viel zu ſchwach wahren/<lb/> denſelben umzudrehen/ ſuchte ich einen ſtarken Pruͤgel/ ſteckete ihn durch den Handgriff/<lb/> und wolte gleich auffſchlieſſen; Inzwiſchen mag mein Alter erwachen/ und vernehmen/ dz<lb/> bey dem Turm etwas reges iſt/ weil er gerade gegen der Schlaffkammer uͤber ſtehet/ und<lb/> ſchlug das Ungluͤk darzu/ daß er mich beym Mondenſchein alsbald erkeñete/ kam geſchwin-<lb/> de im bloſſen Hemde/ wiewol in aller ſtille herunter gelauffen/ und faſſete mich beym Halſe/<lb/> ehe ich ſein innen ward/ erſchrak auch von ganzem Herzen/ da er mit greßlicher Stimme zu<lb/> mir ſagete: O du falſches boshafftes und ehebrecheriſches Weib/ ſchaͤtzeſtu deine verſpro-<lb/> chene Traͤue ſo liederlich/ daß du zu dieſem Moͤrder dich in Unzucht finden/ und mit ihm<lb/> davon lauffen wilt? Ich faſſete ein Herz/ ſo gut ich mochte/ und antwortete ihm: Mein lie-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J ii</fw><fw place="bottom" type="catch">ber</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [433/0471]
Anderes Buch.
was weiſe es moͤglich waͤhre; dann Gewalt zugebrauchen/ ſtuͤnde in meiner Macht nicht/
ob es gleich an meinem Willen nicht mangelte. Solches begehre ich auch von meiner ge-
liebeten Freundin nicht/ ſagte er; nur daß ſie einen getraͤuen Menſchen nach Elis ſenden
wolle/ der meinem Diener Klodius daſelbſt/ oder dem Roͤmiſchen Geſanten Fabius den
Tag des Gerichts anzeige; dann werden ſie ſich ſchon bemuͤhen/ mich loßzumachen. Ich
ward deſſen von Herzen froh/ ließ auch folgenden morgens ſehr fruͤh einen ablauffen/ wel-
cher aber ſo wenig von Klodius als von Fabius erfragen koͤnnen/ und aller Sache unver-
richtet wieder kam. Deſſelben Tages muſte Herr Ladiſla ungetrunken bleiben/ biß ich ihn
zu Nachtzeit wieder beſuchte/ und ein langes ſchmales Gefaͤß von einer Kuͤh Haut zurich-
tete/ in welches etliche Maß Wein gingen/ ſteckete es ihm zu durch das Loch/ und hatte er
alſo des folgenden Tages gnug zu eſſen und trinken. Nach vollendeter dieſer Nacht erin-
nerte ich Kleander/ umb Argwohn zumeiden/ dafern dem Gefangenen ſo gar alles eſſen uñ
trinken abgeſchnitten wuͤrde/ muͤſte er ja Hungers oder doch durſtes ſterben; moͤchte dem-
nach Anordnung machen/ daß er noͤhtigen Unterhalt bekaͤhme; worauff ihm grob trocken
Hunde-Brod/ und ein Trunk Waſſer gereichet ward. Unteꝛdeſſen bemuͤhete ich mich aͤuſ-
ſerſt/ den Tag des Gerichts auffzuſchieben/ aber vergebens/ und weinete mir das Herz im
Leibe/ daß ich kein Mittel ſeiner Erloͤſung finden kunte; dann ich hatte mir gaͤnzlich vorge-
nommen/ entweder zuſterben/ oder ihn zuerloͤſen; ſtellete mich deswegen zween Tage vor
dem angeſezten Gerichte/ als ob mich bey der Mahlzeit gꝛoſſe Haͤupt- und Bauchſchmeꝛ-
zen anſtieſſen/ und ließ mich von den Maͤgden nach Bette tragen. Mein Alter hielt ſich ſehr
leidig/ fuhr doch nicht deſto weniger fort/ allerhand Anordnung zumachen/ daß ſein Vor-
haben ausgefuͤhret wuͤrde. Des folgenden Tages/ welcher deꝛ naͤheſte vor dem Gerichts-
Tage wahr/ baht ich meinen Alten ſehr/ die Volſtreckung ſo lange auffzuzihen/ biß ich die
Lufft ertragen koͤnte/ weil ich Verlangen haͤtte/ derſelben beyzuwohnen; und nach dem auch
dieſes nicht zuerhalten wahr/ bemaͤchligte ich mich des Schluͤſſels zum Turme/ ließ auch
Herrn Ladiſla durch meine vertrauete Dienerin andeuten: er ſolte ſich fertig halten/ wann
zu Mitternacht die Tuͤhr geoͤffnet wuͤrde/ und hernach auff dem Plaz hinter den ledigen
Faͤſſern ſich verbergen/ biß der Hiꝛt die Kuͤhe austreiben wuͤrde/ dann koͤnte er zugleich mit
hinaus wiſchen/ und im Gehoͤlze ſich verſtecken; ob dann ein Lermen daruͤber entſtehen
wuͤrde/ wolte ich die Nachfolge zuverhindern/ allen Fleiß anwenden. Mein Vorhaben ließ
ſich anfangs gluͤklich an/ dañ mein Kleander lag im tieffen Schlaffe/ da ich hinunteꝛ ging/
und den Schluͤſſel in die Tuͤhr ſteckete; weil aber meine Haͤnde viel zu ſchwach wahren/
denſelben umzudrehen/ ſuchte ich einen ſtarken Pruͤgel/ ſteckete ihn durch den Handgriff/
und wolte gleich auffſchlieſſen; Inzwiſchen mag mein Alter erwachen/ und vernehmen/ dz
bey dem Turm etwas reges iſt/ weil er gerade gegen der Schlaffkammer uͤber ſtehet/ und
ſchlug das Ungluͤk darzu/ daß er mich beym Mondenſchein alsbald erkeñete/ kam geſchwin-
de im bloſſen Hemde/ wiewol in aller ſtille herunter gelauffen/ und faſſete mich beym Halſe/
ehe ich ſein innen ward/ erſchrak auch von ganzem Herzen/ da er mit greßlicher Stimme zu
mir ſagete: O du falſches boshafftes und ehebrecheriſches Weib/ ſchaͤtzeſtu deine verſpro-
chene Traͤue ſo liederlich/ daß du zu dieſem Moͤrder dich in Unzucht finden/ und mit ihm
davon lauffen wilt? Ich faſſete ein Herz/ ſo gut ich mochte/ und antwortete ihm: Mein lie-
ber
J ii
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |