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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch
Ey Gott Lob/ nun werde ich erst anfangen/ euch recht und von Herzen zu lieben/ nach dem
ich sehe/ daß ich mit keinem Gottes Feinde zuschaffen habe. Valikules wünschete ihm hier-
zu des Heiligen Geistes Beystand und wahre Beständigkeit/ besuchete Klodius auff seinen
Lager/ redete mit dem angenommenen Wegweiser/ und gab sich hernach zur Ruhe/ da ihm
sein geliebter Ladisla im Schlaffe erschien ganz traurig und mit gebundenen Händen auf
dem Rücken/ und dauchte ihn/ daß er zu ihm sagete: Mein Bruder Herkules/ lässestu dei-
nen Ladisla dann im Heydentuhm dahin sterben/ daß er der künfftigen Seligkeit nicht kan
fähig seyn? Er erwachete drüber; rieff seinen Gott ganz in brünstig um Ladisla Errettung
an/ und machte sich noch vor Tage fertig zur Reise/ hieß seine Leute auff drey Tage Speise
zu sich nehmen/ und jagete frisch fort/ weil sie alle geruhete Pferde hatten.

Inzwischen ward Klodius von Fr. Euphrosynen fleissig gewartet/ daß er in kurzer
frist zu Kräfften kam/ wiewol er wegen einer Armwunde sich mässig und im Bette halten
muste. Weil sie dann sahe/ daß er zu reden stark gnug wahr/ baht sie ihn/ ausführlich zuer-
zählen/ durch was Gelegenheit Herr Ladisla in dieses Unglük gerahten währe; Welches
er auff solches begehren willig leistete/ und also anhub: Hochädle Frau; nachdem wir mit
unserm Schiffe/ über welches mein Gn. Herr mich zum Hauptmann gesetzet/ von Herrn
Fabius auff dem Meer geschieden/ gerieten wir nicht in geringe gefahr zwischen den Stein-
klippen/ biß wir endlich mit grosser Mühe und Arbeit in einen Hafen des Landes Epirus
einlieffen/ woselbst wir unser zubrochenes Schiff ausbessern liessen/ und weiter Sudwerz
gingen/ biß wir einen Hafen/ nicht weit von Patrae erreicheten. Hieselbst stiegen wir selb
zehne und einen ädelknaben zu Lande/ und ritten mit einander nach der Stad zu. Es hatte
sich mein Herr köstlich/ seinem Stande nach/ ausgeputzet/ daß sein Harnisch und Pferde-
schmuk von ädelsteinen und Golde glänzete/ und ich allernähest mit dem ädelknaben hin-
ter ihm her ritte/ die acht Reuter aber in vier Gliedern etwas von ferne folgeten. Auff sei-
nem Helme führete er einen Adler von lauterm Golde/ dessen beyde Demanten Augen hel-
le fünkelten/ wann die Sonne darauff schien/ und in der rechten Klaue einen schönen Kranz
hielt. In seinem Schilde stunden zwo Fackeln/ deren eine fein helle brennete/ und sich nach
der andern ausgelöscheten lenkete/ dieselbe wieder anzuzünden/ mit dieser Umbschrifft:
Nisi concipies flammam, & ego extinguar. Das ist: Wirstu nicht wieder brennen/ so werde ich auch
erlöschen. Da wir in die Stad kahmen/ musten ich und der Leibknabe uns mit ihm in eine
Herberge legen/ die übrigen aber sich in unterschiedliche andere verteilen/ damit wir unserm
Vorhaben/ Herrn Herkules auszuforschen/ desto besser nachsetzen könten. Wir hatten uns
kaum zur Mahlzeit gesetzet/ da etliche gegenwärtige Griechische vom Adel sich über einen
Römischen Gesanten sehr beschwereten/ welcher einen freyen Herrn nicht ohn äusserste
Beschimpffung des ganzen Griechischen hohen Adels/ als einen Ubeltähter/ von dessen ei-
genen Knechten hätte niderhauen lassen/ dessen Güter eingezogen/ und sein nachgelassenes
Weib mit sich hinweg geführet/ welches ungerochen nicht bleiben könte/ zumahl der Ge-
tödtete durch den ganzen Adelstand befreundet währe. Hievon hatte nun mein Herr durch-
aus nichts vernommen/ fragete deswegen fleissig nach/ und muht massete aus allen Umstän-
den/ daß Herr Fabius müste gemeynet seyn; kunte doch die Ursach solcher strängen Rache
nicht erfahren/ biß ich des Abends späte alles von unserm Wirte einnam/ welches ich fol-

genden
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Anderes Buch
Ey Gott Lob/ nun werde ich erſt anfangen/ euch recht und von Herzen zu lieben/ nach dem
ich ſehe/ daß ich mit keinem Gottes Feinde zuſchaffen habe. Valikules wuͤnſchete ihm hieꝛ-
zu des Heiligen Geiſtes Beyſtand und wahre Beſtaͤndigkeit/ beſuchete Klodius auff ſeinẽ
Lager/ redete mit dem angenommenen Wegweiſer/ und gab ſich hernach zur Ruhe/ da ihm
ſein geliebter Ladiſla im Schlaffe erſchien ganz traurig und mit gebundenen Haͤnden auf
dem Ruͤcken/ und dauchte ihn/ daß er zu ihm ſagete: Mein Bruder Herkules/ laͤſſeſtu dei-
nen Ladiſla dann im Heydentuhm dahin ſterben/ daß er der kuͤnfftigen Seligkeit nicht kan
faͤhig ſeyn? Er erwachete druͤber; rieff ſeinen Gott ganz in bruͤnſtig um Ladiſla Errettung
an/ und machte ſich noch vor Tage fertig zur Reiſe/ hieß ſeine Leute auff drey Tage Speiſe
zu ſich nehmen/ und jagete friſch fort/ weil ſie alle geruhete Pferde hatten.

Inzwiſchen ward Klodius von Fr. Euphroſynen fleiſſig gewartet/ daß er in kurzer
friſt zu Kraͤfften kam/ wiewol er wegen einer Armwunde ſich maͤſſig und im Bette halten
muſte. Weil ſie dann ſahe/ daß er zu reden ſtark gnug wahr/ baht ſie ihn/ ausfuͤhrlich zuer-
zaͤhlen/ durch was Gelegenheit Herr Ladiſla in dieſes Ungluͤk gerahten waͤhre; Welches
er auff ſolches begehren willig leiſtete/ und alſo anhub: Hochaͤdle Frau; nachdem wir mit
unſerm Schiffe/ uͤber welches mein Gn. Herr mich zum Hauptmann geſetzet/ von Herrn
Fabius auff dem Meer geſchiedẽ/ gerieten wir nicht in geringe gefahr zwiſchen den Stein-
klippen/ biß wir endlich mit groſſer Muͤhe und Arbeit in einen Hafen des Landes Epirus
einlieffen/ woſelbſt wir unſer zubrochenes Schiff ausbeſſern lieſſen/ und weiter Sudwerz
gingen/ biß wir einen Hafen/ nicht weit von Patræ erreicheten. Hieſelbſt ſtiegen wir ſelb
zehne und einen aͤdelknaben zu Lande/ und ritten mit einander nach der Stad zu. Es hatte
ſich mein Herr koͤſtlich/ ſeinem Stande nach/ ausgeputzet/ daß ſein Harniſch und Pferde-
ſchmuk von aͤdelſteinen und Golde glaͤnzete/ und ich allernaͤheſt mit dem aͤdelknaben hin-
ter ihm her ritte/ die acht Reuter aber in vier Gliedern etwas von ferne folgeten. Auff ſei-
nem Helme fuͤhrete er einen Adler von lauterm Golde/ deſſen beyde Demanten Augen hel-
le fuͤnkelten/ wann die Sonne darauff ſchien/ uñ in der rechten Klaue einen ſchoͤnen Kranz
hielt. In ſeinem Schilde ſtunden zwo Fackeln/ deren eine fein helle brennete/ und ſich nach
der andern ausgeloͤſcheten lenkete/ dieſelbe wieder anzuzuͤnden/ mit dieſer Umbſchrifft:
Niſi concipies flammam, & ego extinguar. Das iſt: Wirſtu nicht wieder breñen/ ſo werde ich auch
erloͤſchen. Da wir in die Stad kahmen/ muſten ich und der Leibknabe uns mit ihm in eine
Herberge legen/ die uͤbrigẽ aber ſich in unterſchiedliche andere verteilen/ damit wir unſerm
Vorhaben/ Herrn Herkules auszuforſchen/ deſto beſſer nachſetzen koͤnten. Wiꝛ hatten uns
kaum zur Mahlzeit geſetzet/ da etliche gegenwaͤrtige Griechiſche vom Adel ſich uͤber einen
Roͤmiſchen Geſanten ſehr beſchwereten/ welcher einen freyen Herrn nicht ohn aͤuſſerſte
Beſchimpffung des ganzen Griechiſchen hohen Adels/ als einen Ubeltaͤhteꝛ/ von deſſen ei-
genen Knechten haͤtte niderhauen laſſen/ deſſen Guͤter eingezogen/ und ſein nachgelaſſenes
Weib mit ſich hinweg gefuͤhret/ welches ungerochen nicht bleiben koͤnte/ zumahl der Ge-
toͤdtete durch den ganzẽ Adelſtand befreundet waͤhre. Hievon hatte nun mein Herr durch-
aus nichts vernommen/ fragete deswegen fleiſſig nach/ uñ muht maſſete aus allen Umſtaͤn-
den/ daß Herꝛ Fabius muͤſte gemeynet ſeyn; kunte doch die Urſach ſolcher ſtraͤngen Rache
nicht erfahren/ biß ich des Abends ſpaͤte alles von unſerm Wirte einnam/ welches ich fol-

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[411/0449] Anderes Buch Ey Gott Lob/ nun werde ich erſt anfangen/ euch recht und von Herzen zu lieben/ nach dem ich ſehe/ daß ich mit keinem Gottes Feinde zuſchaffen habe. Valikules wuͤnſchete ihm hieꝛ- zu des Heiligen Geiſtes Beyſtand und wahre Beſtaͤndigkeit/ beſuchete Klodius auff ſeinẽ Lager/ redete mit dem angenommenen Wegweiſer/ und gab ſich hernach zur Ruhe/ da ihm ſein geliebter Ladiſla im Schlaffe erſchien ganz traurig und mit gebundenen Haͤnden auf dem Ruͤcken/ und dauchte ihn/ daß er zu ihm ſagete: Mein Bruder Herkules/ laͤſſeſtu dei- nen Ladiſla dann im Heydentuhm dahin ſterben/ daß er der kuͤnfftigen Seligkeit nicht kan faͤhig ſeyn? Er erwachete druͤber; rieff ſeinen Gott ganz in bruͤnſtig um Ladiſla Errettung an/ und machte ſich noch vor Tage fertig zur Reiſe/ hieß ſeine Leute auff drey Tage Speiſe zu ſich nehmen/ und jagete friſch fort/ weil ſie alle geruhete Pferde hatten. Inzwiſchen ward Klodius von Fr. Euphroſynen fleiſſig gewartet/ daß er in kurzer friſt zu Kraͤfften kam/ wiewol er wegen einer Armwunde ſich maͤſſig und im Bette halten muſte. Weil ſie dann ſahe/ daß er zu reden ſtark gnug wahr/ baht ſie ihn/ ausfuͤhrlich zuer- zaͤhlen/ durch was Gelegenheit Herr Ladiſla in dieſes Ungluͤk gerahten waͤhre; Welches er auff ſolches begehren willig leiſtete/ und alſo anhub: Hochaͤdle Frau; nachdem wir mit unſerm Schiffe/ uͤber welches mein Gn. Herr mich zum Hauptmann geſetzet/ von Herrn Fabius auff dem Meer geſchiedẽ/ gerieten wir nicht in geringe gefahr zwiſchen den Stein- klippen/ biß wir endlich mit groſſer Muͤhe und Arbeit in einen Hafen des Landes Epirus einlieffen/ woſelbſt wir unſer zubrochenes Schiff ausbeſſern lieſſen/ und weiter Sudwerz gingen/ biß wir einen Hafen/ nicht weit von Patræ erreicheten. Hieſelbſt ſtiegen wir ſelb zehne und einen aͤdelknaben zu Lande/ und ritten mit einander nach der Stad zu. Es hatte ſich mein Herr koͤſtlich/ ſeinem Stande nach/ ausgeputzet/ daß ſein Harniſch und Pferde- ſchmuk von aͤdelſteinen und Golde glaͤnzete/ und ich allernaͤheſt mit dem aͤdelknaben hin- ter ihm her ritte/ die acht Reuter aber in vier Gliedern etwas von ferne folgeten. Auff ſei- nem Helme fuͤhrete er einen Adler von lauterm Golde/ deſſen beyde Demanten Augen hel- le fuͤnkelten/ wann die Sonne darauff ſchien/ uñ in der rechten Klaue einen ſchoͤnen Kranz hielt. In ſeinem Schilde ſtunden zwo Fackeln/ deren eine fein helle brennete/ und ſich nach der andern ausgeloͤſcheten lenkete/ dieſelbe wieder anzuzuͤnden/ mit dieſer Umbſchrifft: Niſi concipies flammam, & ego extinguar. Das iſt: Wirſtu nicht wieder breñen/ ſo werde ich auch erloͤſchen. Da wir in die Stad kahmen/ muſten ich und der Leibknabe uns mit ihm in eine Herberge legen/ die uͤbrigẽ aber ſich in unterſchiedliche andere verteilen/ damit wir unſerm Vorhaben/ Herrn Herkules auszuforſchen/ deſto beſſer nachſetzen koͤnten. Wiꝛ hatten uns kaum zur Mahlzeit geſetzet/ da etliche gegenwaͤrtige Griechiſche vom Adel ſich uͤber einen Roͤmiſchen Geſanten ſehr beſchwereten/ welcher einen freyen Herrn nicht ohn aͤuſſerſte Beſchimpffung des ganzen Griechiſchen hohen Adels/ als einen Ubeltaͤhteꝛ/ von deſſen ei- genen Knechten haͤtte niderhauen laſſen/ deſſen Guͤter eingezogen/ und ſein nachgelaſſenes Weib mit ſich hinweg gefuͤhret/ welches ungerochen nicht bleiben koͤnte/ zumahl der Ge- toͤdtete durch den ganzẽ Adelſtand befreundet waͤhre. Hievon hatte nun mein Herr durch- aus nichts vernommen/ fragete deswegen fleiſſig nach/ uñ muht maſſete aus allen Umſtaͤn- den/ daß Herꝛ Fabius muͤſte gemeynet ſeyn; kunte doch die Urſach ſolcher ſtraͤngen Rache nicht erfahren/ biß ich des Abends ſpaͤte alles von unſerm Wirte einnam/ welches ich fol- genden F f f ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/449>, abgerufen am 27.09.2024.