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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
sehr lustigen Walde. So weiß ich Gott Lob/ sagte Herkules/ wo ich meinen Freund suchen
sol. Klodius wuste nicht/ was vor ein freundliches schönes Weibsbilde sich gegen ihn so
gunstwillig erzeigete/ biß sie zu ihm sagete: Mein Herr/ ich hoffe/ er werde mir und seinem
brüderlichen Freunde Markus die Freundschaft erzeigen/ und auf einer Sänffte sich nach
mein er Behausung tragen lassen/ weil ich nicht zugeben kan/ daß sein anders wo/ als bey
mir gewartet werde. Verzeihet mir/ hochädle Frau/ antwortete er/ daß ich bißher nicht ge-
wust/ mit wem ich geredet habe; wünsche ihr zu der künfftigen Heyraht alle Wolfahrt/ und
verpflichte mich zu allen ehrliebenden Diensten; wolte aber lieber in dieser Herberge mich
auffhalten/ als ihr einige Ungelegenheit machen. Sie sahe/ daß ihm Ruhe nöhtig wahr/
ermahnete ihn deswegen eine Stunde zu schlaffen/ inzwischen würde Markus vom Schif-
fe wieder kommen/ und das übrige schon ordnen. Baht hierauff Herkules sehr freundlich/
ihr die Gnade zuerweisen/ und auff hinte das Abendmahl mit ihr zuhalten/ als dann könte
er mit seinem Diener Markus alles bequehm abreden/ und morgen früh sich mit dem Ta-
ge auffmachen. Ich bin meiner geliebten Freund in viel ein mehres schuldig/ sagte er/ bitte
aber/ ja keine unnöhtige üppigkeit wegen der Speisen anzuwenden/ weil ich mich ohndas
gerne zeitig zur Ruhe begeben/ und Morgen geliebts Gott/ desto früher wache seyn wolte;
befahl Gallus inzwischen acht auff Klodius zuhaben/ und geleitete Fr. Euphrosynen wie-
der nach ihrer Behausung/ welche nach aller Mögligkeit zurichten ließ/ und ihn mit aller-
hand Gespräch unterhielt/ ihm die Traurigkeit zubenehmen/ die wegen Ladisla Unfall und
Gefahr er in seinem Gemühte empfand. Markus kam mit seinen geharnischten Soldaten/
welche alle ädel wahren/ und wolgepanzerten Schiffknechten zeitig wieder/ hohlete seinen
lieben Spießgesellen Klodius nach seiner Wohnung/ und erboht sich/ ihm mit alle seinem
Vermögen zudienen; welcher zu ihm sagete: Geliebeter Bruder/ ihr könnet den Göttern
nimmermehr gnug danken vor das unbegreifliche Glük/ welches sie euch als im Schlaffe
bescheret haben/ worzu ich euch von ganzem Herzen Glük und alle Wolfahrt wil gewün-
schet haben. Dieser bekennete solches gerne/ sahe Gallus in seiner angestrichenen Farbe/
und fragete ihn/ ob er dann auch bey Herrn Herkules sich auffhielte; dessen er lachete/ und
zur Antwort gab: Mein Herr/ ich bedanke mich nochmahl vor erteilete Guttaht/ und freue
mich sehr/ dz des unwerten Charidemus tugendsames Gemahl und sämtliche Güter in eure
Besitzung kommen sind; Er wolle sich aber wegen meiner Verstellung nicht verwundern/
dann sonst ist mein Nahme Gallus. Nun mein geliebter Freund/ sagete er/ so sind wir
Spießgesellen/ und dienen einem Herrn; daher werde ich hinführo schuldig seyn/ euch ei-
nen bessern Dank sehen zulassen. Hiemit geleiteten sie Klodius biß an die Sänfte/ und gin-
gen nach Markus Behausung. Bey der Mahlzeit wolte dieser neben Gallus zu Tische die-
nen/ aber Herkules hieß sie beyde sich setzen/ und redete insonderheit Markus zu/ er solte der-
gleichen Unnöhtigkeiten einstellen/ und sich bezeigen als der die Wirtsstelle vertreten mü-
ste; Seyd ihr etwa wenig Monat in meinem Dienste gewesen/ sagte er/ solches kan eurem
Adel durchaus keinen Schaden noch Abbruch tuhn/ und seyd Standes und Tugend hal-
ber wol wert bey mir niderzusitzen. Sonsten wahr er gar unge duldig/ daß man so grossen
überfluß in Speisen und allerhand kostbahren verzuckerten Sachen aufftragen ließ/ und
sagete: wann sie nach diesem solches mehr tähten/ wolte er nicht mehr Mahlzeit mit ihnen

halten/
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Anderes Buch.
ſehr luſtigen Walde. So weiß ich Gott Lob/ ſagte Herkules/ wo ich meinen Freund ſuchen
ſol. Klodius wuſte nicht/ was vor ein freundliches ſchoͤnes Weibsbilde ſich gegen ihn ſo
gunſtwillig erzeigete/ biß ſie zu ihm ſagete: Mein Herr/ ich hoffe/ er werde mir und ſeinem
bruͤderlichen Freunde Markus die Freundſchaft erzeigen/ und auf einer Saͤnffte ſich nach
mein er Behauſung tragen laſſen/ weil ich nicht zugeben kan/ daß ſein anders wo/ als bey
mir gewartet werde. Verzeihet mir/ hochaͤdle Frau/ antwortete er/ daß ich bißher nicht ge-
wuſt/ mit wem ich geredet habe; wuͤnſche ihr zu der kuͤnfftigen Heyraht alle Wolfahrt/ und
verpflichte mich zu allen ehrliebenden Dienſten; wolte aber lieber in dieſeꝛ Herberge mich
auffhalten/ als ihr einige Ungelegenheit machen. Sie ſahe/ daß ihm Ruhe noͤhtig wahr/
ermahnete ihn deswegen eine Stunde zu ſchlaffen/ inzwiſchẽ wuͤrde Markus vom Schif-
fe wieder kommen/ und das uͤbrige ſchon ordnen. Baht hierauff Herkules ſehr freundlich/
ihr die Gnade zuerweiſen/ und auff hinte das Abendmahl mit ihr zuhalten/ als dann koͤnte
er mit ſeinem Diener Markus alles bequehm abreden/ und morgen fruͤh ſich mit dem Ta-
ge auffmachen. Ich bin meiner geliebten Freund in viel ein mehres ſchuldig/ ſagte er/ bitte
aber/ ja keine unnoͤhtige uͤppigkeit wegen der Speiſen anzuwenden/ weil ich mich ohndas
gerne zeitig zur Ruhe begeben/ und Morgen geliebts Gott/ deſto fruͤher wache ſeyn wolte;
befahl Gallus inzwiſchen acht auff Klodius zuhaben/ und geleitete Fr. Euphroſynen wie-
der nach ihrer Behauſung/ welche nach aller Moͤgligkeit zurichten ließ/ und ihn mit aller-
hand Geſpraͤch unterhielt/ ihm die Traurigkeit zubenehmen/ die wegen Ladiſla Unfall und
Gefahr er in ſeinem Gemuͤhte empfand. Markus kam mit ſeinen geharniſchtẽ Soldaten/
welche alle aͤdel wahren/ und wolgepanzerten Schiffknechten zeitig wieder/ hohlete ſeinen
lieben Spießgeſellen Klodius nach ſeiner Wohnung/ und erboht ſich/ ihm mit alle ſeinem
Vermoͤgen zudienen; welcher zu ihm ſagete: Geliebeter Bruder/ ihr koͤnnet den Goͤttern
nimmermehr gnug danken vor das unbegreifliche Gluͤk/ welches ſie euch als im Schlaffe
beſcheret haben/ worzu ich euch von ganzem Herzen Gluͤk und alle Wolfahrt wil gewuͤn-
ſchet haben. Dieſer bekennete ſolches gerne/ ſahe Gallus in ſeiner angeſtrichenen Farbe/
und fragete ihn/ ob er dann auch bey Herrn Herkules ſich auffhielte; deſſen er lachete/ und
zur Antwort gab: Mein Herr/ ich bedanke mich nochmahl vor erteilete Guttaht/ und freue
mich ſehr/ dz des unwerten Charidemus tugendſames Gemahl uñ ſaͤmtliche Guͤter in eure
Beſitzung kommen ſind; Er wolle ſich aber wegen meiner Verſtellung nicht verwundern/
dann ſonſt iſt mein Nahme Gallus. Nun mein geliebter Freund/ ſagete er/ ſo ſind wir
Spießgeſellen/ und dienen einem Herrn; daher werde ich hinfuͤhro ſchuldig ſeyn/ euch ei-
nen beſſeꝛn Dank ſehen zulaſſen. Hiemit geleiteten ſie Klodius biß an die Saͤnfte/ und gin-
gen nach Markus Behauſung. Bey der Mahlzeit wolte dieſer neben Gallus zu Tiſche die-
nen/ aber Herkules hieß ſie beyde ſich ſetzen/ und redete inſonderheit Markus zu/ er ſolte der-
gleichen Unnoͤhtigkeiten einſtellen/ und ſich bezeigen als der die Wirtsſtelle vertreten muͤ-
ſte; Seyd ihr etwa wenig Monat in meinem Dienſte geweſen/ ſagte er/ ſolches kan eurem
Adel durchaus keinen Schaden noch Abbruch tuhn/ und ſeyd Standes und Tugend hal-
ber wol wert bey mir niderzuſitzen. Sonſten wahr er gar unge duldig/ daß man ſo groſſen
uͤberfluß in Speiſen und allerhand koſtbahren verzuckerten Sachen aufftragen ließ/ und
ſagete: wann ſie nach dieſem ſolches mehr taͤhten/ wolte er nicht mehr Mahlzeit mit ihnen

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[409/0447] Anderes Buch. ſehr luſtigen Walde. So weiß ich Gott Lob/ ſagte Herkules/ wo ich meinen Freund ſuchen ſol. Klodius wuſte nicht/ was vor ein freundliches ſchoͤnes Weibsbilde ſich gegen ihn ſo gunſtwillig erzeigete/ biß ſie zu ihm ſagete: Mein Herr/ ich hoffe/ er werde mir und ſeinem bruͤderlichen Freunde Markus die Freundſchaft erzeigen/ und auf einer Saͤnffte ſich nach mein er Behauſung tragen laſſen/ weil ich nicht zugeben kan/ daß ſein anders wo/ als bey mir gewartet werde. Verzeihet mir/ hochaͤdle Frau/ antwortete er/ daß ich bißher nicht ge- wuſt/ mit wem ich geredet habe; wuͤnſche ihr zu der kuͤnfftigen Heyraht alle Wolfahrt/ und verpflichte mich zu allen ehrliebenden Dienſten; wolte aber lieber in dieſeꝛ Herberge mich auffhalten/ als ihr einige Ungelegenheit machen. Sie ſahe/ daß ihm Ruhe noͤhtig wahr/ ermahnete ihn deswegen eine Stunde zu ſchlaffen/ inzwiſchẽ wuͤrde Markus vom Schif- fe wieder kommen/ und das uͤbrige ſchon ordnen. Baht hierauff Herkules ſehr freundlich/ ihr die Gnade zuerweiſen/ und auff hinte das Abendmahl mit ihr zuhalten/ als dann koͤnte er mit ſeinem Diener Markus alles bequehm abreden/ und morgen fruͤh ſich mit dem Ta- ge auffmachen. Ich bin meiner geliebten Freund in viel ein mehres ſchuldig/ ſagte er/ bitte aber/ ja keine unnoͤhtige uͤppigkeit wegen der Speiſen anzuwenden/ weil ich mich ohndas gerne zeitig zur Ruhe begeben/ und Morgen geliebts Gott/ deſto fruͤher wache ſeyn wolte; befahl Gallus inzwiſchen acht auff Klodius zuhaben/ und geleitete Fr. Euphroſynen wie- der nach ihrer Behauſung/ welche nach aller Moͤgligkeit zurichten ließ/ und ihn mit aller- hand Geſpraͤch unterhielt/ ihm die Traurigkeit zubenehmen/ die wegen Ladiſla Unfall und Gefahr er in ſeinem Gemuͤhte empfand. Markus kam mit ſeinen geharniſchtẽ Soldaten/ welche alle aͤdel wahren/ und wolgepanzerten Schiffknechten zeitig wieder/ hohlete ſeinen lieben Spießgeſellen Klodius nach ſeiner Wohnung/ und erboht ſich/ ihm mit alle ſeinem Vermoͤgen zudienen; welcher zu ihm ſagete: Geliebeter Bruder/ ihr koͤnnet den Goͤttern nimmermehr gnug danken vor das unbegreifliche Gluͤk/ welches ſie euch als im Schlaffe beſcheret haben/ worzu ich euch von ganzem Herzen Gluͤk und alle Wolfahrt wil gewuͤn- ſchet haben. Dieſer bekennete ſolches gerne/ ſahe Gallus in ſeiner angeſtrichenen Farbe/ und fragete ihn/ ob er dann auch bey Herrn Herkules ſich auffhielte; deſſen er lachete/ und zur Antwort gab: Mein Herr/ ich bedanke mich nochmahl vor erteilete Guttaht/ und freue mich ſehr/ dz des unwerten Charidemus tugendſames Gemahl uñ ſaͤmtliche Guͤter in eure Beſitzung kommen ſind; Er wolle ſich aber wegen meiner Verſtellung nicht verwundern/ dann ſonſt iſt mein Nahme Gallus. Nun mein geliebter Freund/ ſagete er/ ſo ſind wir Spießgeſellen/ und dienen einem Herrn; daher werde ich hinfuͤhro ſchuldig ſeyn/ euch ei- nen beſſeꝛn Dank ſehen zulaſſen. Hiemit geleiteten ſie Klodius biß an die Saͤnfte/ und gin- gen nach Markus Behauſung. Bey der Mahlzeit wolte dieſer neben Gallus zu Tiſche die- nen/ aber Herkules hieß ſie beyde ſich ſetzen/ und redete inſonderheit Markus zu/ er ſolte der- gleichen Unnoͤhtigkeiten einſtellen/ und ſich bezeigen als der die Wirtsſtelle vertreten muͤ- ſte; Seyd ihr etwa wenig Monat in meinem Dienſte geweſen/ ſagte er/ ſolches kan eurem Adel durchaus keinen Schaden noch Abbruch tuhn/ und ſeyd Standes und Tugend hal- ber wol wert bey mir niderzuſitzen. Sonſten wahr er gar unge duldig/ daß man ſo groſſen uͤberfluß in Speiſen und allerhand koſtbahren verzuckerten Sachen aufftragen ließ/ und ſagete: wann ſie nach dieſem ſolches mehr taͤhten/ wolte er nicht mehr Mahlzeit mit ihnen halten/ F f f

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/447>, abgerufen am 09.11.2024.