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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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und erwartete/ biß ihm wieder geruffen würde. Herkules aber sagte zu ihr/ meine Freun-
din/ ob zwar ich des willens nicht gewesen bin/ mich ihrem Liebsten zuoffenbahren/ kömt mir
doch gleich jetzo eine wichtige Ursach zuhanden/ daß ich meinen Vorsatz endern muß/ wil
auch hoffen/ er werde meine Anwesenheit verschweigen können. Sie bedankete sich vor die-
se Gnade/ verhoffete/ er würde seines Dieners Träue schon geprüfet haben. Worauff er
alsbald die Farbe beydes von Angesicht/ Haar und Händen hinweg taht/ und Markus zu
sich hinein ruffen ließ/ welcher ihn sehend/ sich sehr bestürtzet befand/ und wolte sich vor ihm
in die Knie legen; da er also zugleich redete: Durchläuchtigster Fürst/ Gnädigster Herr;
hat Eure Durchl. vor ihren unwirdigsten Diener wider sieben Schelmen sich wagen wol-
len/ nur daß derselbe unbemühet bliebe? Herkules wehrete ihm das niderknien/ und daß er
dergleichen unnötiges Gepränge einstellen solte/ weil ihm sein gutes Herz ohndas wol be-
kant währe; Wolte ihn vorerst erinnern/ daß bey Verlust seiner Hulde er ihn bey Fabius
nicht meldete; hernach sich schleunigst fertig hielte/ seinen Herrn Ladisla retten zu helffen/
welcher auff Leib und Leben gefangen läge/ wie er gleich jezt von dem hartverwundeten Klo-
dius Bericht eingenommen hätte. Markus erschrak dieser Zeitung/ daß er bebete/ erboht
sich/ Gut und Leben willig zu seines Herrn Rettung anzuwenden/ wolte auch/ da es Ihre
Gn. gut befünde/ stündlich die Trummel rühren lassen/ und etliche hundert Mann werben/
worzu er/ Gott Lob/ Mittel gnug hätte. Fr. Euphrosyne wahr bald fertig/ eine Lade mit
Golde herein tragen zu lassen/ womit die Knechte solten bestellet werden. Aber Valikules
hieß sie ruhig seyn/ es bedürffte dieser Weitläufftigkeit nicht/ würde auch mehr Hinderniß
als Befoderung geben/ wann die boßhafften Widersacher vernehmen solten/ daß man so
grosse Bereitschafft machete; Die Sache müste eilig und in aller stille angegriffen werden.
Er wüste/ daß sein Schiff noch etliche tapffere Kriegs- und Schiffknechte hätte/ deren
wolten sie XXVI beritten machen/ und die Rettung vornehmen. Markus stellete es alles
zu seinem Befehl/ ließ seine Reit- und Wagenpferde/ deren er XXXVI hatte/ zur Reise wol
futtern/ und ritte Spornstreichs nach dem Schiffe zu/ da inzwischen Fr. Euphrosyne al-
len Bericht von Herkules einnahm/ und mit ihm nach seiner Herberge ging/ besseren Ver-
stand von Klodius zufassen/ dem seine Wunden schon verbunden wahren/ und er von Gal-
lus vernam/ was vor eine trefliche Heyraht seinem Freund Markus zugestossen währe;
gleich da diese Braut mit Herkules zu ihm hinein trat/ und ihn in grosser Schwacheit auf
der Bank liegen funden/ worüber sie sich gar leidig stellete/ und ihn in seinem Unglük trö-
stete/ begehrete auch der Ritter Nahmen zuwissen/ welche Herr Ladisla erlegt hätte; und
als sie hörete/ daß es Perdickas und Ariston wahren/ vergoß sie ihre Trähnen/ und klagete/
daß ihre so nahe verschwägerte so grosses Unheil anrichten müsten; massen Perdickas ihres
gewesenen Charidemus Vater-Bruder-Sohn; Ariston aber ihrer Mutter Schwester
Tochter ungehorsamer Stief Sohn währe/ dessen Vater Kleander sie vorm halben Jah-
re ohngefehr/ wider ihren Willen geheyrahtet/ da sie kaum von XVII; Er aber über LXXIIX
Jahr alt gewesen. Eben dieser Kleander/ sagete Klodius/ hat meinen Gn. Herrn gefangen;
doch an was Ort er eigentlich wohne/ kan ich nicht wissen. Der Ort/ sagete sie/ ist mir gnug
bekant/ und bin kaum vor IV Wochen daselbst gewesen/ und meine Wase besuchet; Sein
Schloß ist zimlich fest und wol verwahret/ eine geringe Meile von Patrae gelegen/ in einem

sehr

Anderes Buch.
und erwartete/ biß ihm wieder geruffen wuͤrde. Herkules aber ſagte zu ihr/ meine Freun-
din/ ob zwar ich des willens nicht geweſen bin/ mich ihrem Liebſten zuoffenbahren/ koͤmt miꝛ
doch gleich jetzo eine wichtige Urſach zuhanden/ daß ich meinen Vorſatz endern muß/ wil
auch hoffen/ er werde meine Anweſenheit verſchweigen koͤnnen. Sie bedankete ſich voꝛ die-
ſe Gnade/ verhoffete/ er wuͤrde ſeines Dieners Traͤue ſchon gepruͤfet haben. Worauff er
alsbald die Farbe beydes von Angeſicht/ Haar und Haͤnden hinweg taht/ und Markus zu
ſich hinein ruffen ließ/ welcher ihn ſehend/ ſich ſehr beſtuͤrtzet befand/ und wolte ſich vor ihm
in die Knie legen; da er alſo zugleich redete: Durchlaͤuchtigſter Fuͤrſt/ Gnaͤdigſter Herr;
hat Eure Durchl. vor ihren unwirdigſten Diener wider ſiebẽ Schelmen ſich wagen wol-
len/ nur daß derſelbe unbemuͤhet bliebe? Herkules wehrete ihm das niderknien/ und daß er
dergleichen unnoͤtiges Gepraͤnge einſtellen ſolte/ weil ihm ſein gutes Herz ohndas wol be-
kant waͤhre; Wolte ihn vorerſt erinnern/ daß bey Verluſt ſeiner Hulde er ihn bey Fabius
nicht meldete; hernach ſich ſchleunigſt fertig hielte/ ſeinen Herrn Ladiſla retten zu helffen/
welcher auff Leib und Leben gefangen laͤge/ wie er gleich jezt von dem hartverwundetẽ Klo-
dius Bericht eingenommen haͤtte. Markus erſchrak dieſer Zeitung/ daß er bebete/ erboht
ſich/ Gut und Leben willig zu ſeines Herrn Rettung anzuwenden/ wolte auch/ da es Ihre
Gn. gut befuͤnde/ ſtuͤndlich die Trummel ruͤhren laſſen/ und etliche hundert Mann werbẽ/
worzu er/ Gott Lob/ Mittel gnug haͤtte. Fr. Euphroſyne wahr bald fertig/ eine Lade mit
Golde herein tragen zu laſſen/ womit die Knechte ſolten beſtellet werden. Aber Valikules
hieß ſie ruhig ſeyn/ es beduͤrffte dieſer Weitlaͤufftigkeit nicht/ wuͤrde auch mehr Hinderniß
als Befoderung geben/ wann die boßhafften Widerſacher vernehmen ſolten/ daß man ſo
groſſe Bereitſchafft machete; Die Sache muͤſte eilig und in aller ſtille angegriffen werdẽ.
Er wuͤſte/ daß ſein Schiff noch etliche tapffere Kriegs- und Schiffknechte haͤtte/ deren
wolten ſie XXVI beritten machen/ und die Rettung vornehmen. Markus ſtellete es alles
zu ſeinem Befehl/ ließ ſeine Reit- und Wagenpferde/ deren er XXXVI hatte/ zur Reiſe wol
futtern/ und ritte Spornſtreichs nach dem Schiffe zu/ da inzwiſchen Fr. Euphroſyne al-
len Bericht von Herkules einnahm/ und mit ihm nach ſeiner Herberge ging/ beſſeren Ver-
ſtand von Klodius zufaſſen/ dem ſeine Wunden ſchon verbunden wahren/ und er von Gal-
lus vernam/ was vor eine trefliche Heyraht ſeinem Freund Markus zugeſtoſſen waͤhre;
gleich da dieſe Braut mit Herkules zu ihm hinein trat/ und ihn in groſſer Schwacheit auf
der Bank liegen funden/ woruͤber ſie ſich gar leidig ſtellete/ und ihn in ſeinem Ungluͤk troͤ-
ſtete/ begehrete auch der Ritter Nahmen zuwiſſen/ welche Herr Ladiſla erlegt haͤtte; und
als ſie hoͤrete/ daß es Perdickas und Ariſton wahren/ vergoß ſie ihre Traͤhnen/ und klagete/
daß ihre ſo nahe verſchwaͤgerte ſo groſſes Unheil anrichten muͤſten; maſſen Perdickas ihres
geweſenen Charidemus Vater-Bruder-Sohn; Ariſton aber ihrer Mutter Schweſter
Tochter ungehorſamer Stief Sohn waͤhre/ deſſen Vater Kleander ſie vorm halben Jah-
re ohngefehr/ wider ihren Willen geheyrahtet/ da ſie kaum von XVII; Er aber uͤber LXXIIX
Jahr alt geweſen. Eben dieſer Kleander/ ſagete Klodius/ hat meinen Gn. Herrn gefangẽ;
doch an was Ort er eigentlich wohne/ kan ich nicht wiſſen. Der Ort/ ſagete ſie/ iſt mir gnug
bekant/ und bin kaum vor IV Wochen daſelbſt geweſen/ und meine Waſe beſuchet; Sein
Schloß iſt zimlich feſt und wol verwahret/ eine geꝛinge Meile von Patræ gelegen/ in einem

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[408/0446] Anderes Buch. und erwartete/ biß ihm wieder geruffen wuͤrde. Herkules aber ſagte zu ihr/ meine Freun- din/ ob zwar ich des willens nicht geweſen bin/ mich ihrem Liebſten zuoffenbahren/ koͤmt miꝛ doch gleich jetzo eine wichtige Urſach zuhanden/ daß ich meinen Vorſatz endern muß/ wil auch hoffen/ er werde meine Anweſenheit verſchweigen koͤnnen. Sie bedankete ſich voꝛ die- ſe Gnade/ verhoffete/ er wuͤrde ſeines Dieners Traͤue ſchon gepruͤfet haben. Worauff er alsbald die Farbe beydes von Angeſicht/ Haar und Haͤnden hinweg taht/ und Markus zu ſich hinein ruffen ließ/ welcher ihn ſehend/ ſich ſehr beſtuͤrtzet befand/ und wolte ſich vor ihm in die Knie legen; da er alſo zugleich redete: Durchlaͤuchtigſter Fuͤrſt/ Gnaͤdigſter Herr; hat Eure Durchl. vor ihren unwirdigſten Diener wider ſiebẽ Schelmen ſich wagen wol- len/ nur daß derſelbe unbemuͤhet bliebe? Herkules wehrete ihm das niderknien/ und daß er dergleichen unnoͤtiges Gepraͤnge einſtellen ſolte/ weil ihm ſein gutes Herz ohndas wol be- kant waͤhre; Wolte ihn vorerſt erinnern/ daß bey Verluſt ſeiner Hulde er ihn bey Fabius nicht meldete; hernach ſich ſchleunigſt fertig hielte/ ſeinen Herrn Ladiſla retten zu helffen/ welcher auff Leib und Leben gefangen laͤge/ wie er gleich jezt von dem hartverwundetẽ Klo- dius Bericht eingenommen haͤtte. Markus erſchrak dieſer Zeitung/ daß er bebete/ erboht ſich/ Gut und Leben willig zu ſeines Herrn Rettung anzuwenden/ wolte auch/ da es Ihre Gn. gut befuͤnde/ ſtuͤndlich die Trummel ruͤhren laſſen/ und etliche hundert Mann werbẽ/ worzu er/ Gott Lob/ Mittel gnug haͤtte. Fr. Euphroſyne wahr bald fertig/ eine Lade mit Golde herein tragen zu laſſen/ womit die Knechte ſolten beſtellet werden. Aber Valikules hieß ſie ruhig ſeyn/ es beduͤrffte dieſer Weitlaͤufftigkeit nicht/ wuͤrde auch mehr Hinderniß als Befoderung geben/ wann die boßhafften Widerſacher vernehmen ſolten/ daß man ſo groſſe Bereitſchafft machete; Die Sache muͤſte eilig und in aller ſtille angegriffen werdẽ. Er wuͤſte/ daß ſein Schiff noch etliche tapffere Kriegs- und Schiffknechte haͤtte/ deren wolten ſie XXVI beritten machen/ und die Rettung vornehmen. Markus ſtellete es alles zu ſeinem Befehl/ ließ ſeine Reit- und Wagenpferde/ deren er XXXVI hatte/ zur Reiſe wol futtern/ und ritte Spornſtreichs nach dem Schiffe zu/ da inzwiſchen Fr. Euphroſyne al- len Bericht von Herkules einnahm/ und mit ihm nach ſeiner Herberge ging/ beſſeren Ver- ſtand von Klodius zufaſſen/ dem ſeine Wunden ſchon verbunden wahren/ und er von Gal- lus vernam/ was vor eine trefliche Heyraht ſeinem Freund Markus zugeſtoſſen waͤhre; gleich da dieſe Braut mit Herkules zu ihm hinein trat/ und ihn in groſſer Schwacheit auf der Bank liegen funden/ woruͤber ſie ſich gar leidig ſtellete/ und ihn in ſeinem Ungluͤk troͤ- ſtete/ begehrete auch der Ritter Nahmen zuwiſſen/ welche Herr Ladiſla erlegt haͤtte; und als ſie hoͤrete/ daß es Perdickas und Ariſton wahren/ vergoß ſie ihre Traͤhnen/ und klagete/ daß ihre ſo nahe verſchwaͤgerte ſo groſſes Unheil anrichten muͤſten; maſſen Perdickas ihres geweſenen Charidemus Vater-Bruder-Sohn; Ariſton aber ihrer Mutter Schweſter Tochter ungehorſamer Stief Sohn waͤhre/ deſſen Vater Kleander ſie vorm halben Jah- re ohngefehr/ wider ihren Willen geheyrahtet/ da ſie kaum von XVII; Er aber uͤber LXXIIX Jahr alt geweſen. Eben dieſer Kleander/ ſagete Klodius/ hat meinen Gn. Herrn gefangẽ; doch an was Ort er eigentlich wohne/ kan ich nicht wiſſen. Der Ort/ ſagete ſie/ iſt mir gnug bekant/ und bin kaum vor IV Wochen daſelbſt geweſen/ und meine Waſe beſuchet; Sein Schloß iſt zimlich feſt und wol verwahret/ eine geꝛinge Meile von Patræ gelegen/ in einem ſehr

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/446>, abgerufen am 21.12.2024.