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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Meer/ fand aber nicht allein keine andere Gelegenheit/ sondern daß der vorige Schifmann
seine Abfart noch auff etliche Tage weiter aussetzete/ deswegen er zu Gallus sagete: Ich
eile fast/ meine Reise vorzunehmen/ und fallen doch immer mehr Verhinderungen vor; hal-
te gänzlich/ Gott selbst werffe sie mir in den Weg; dann gestern frühmorgens/ da ich in mei-
ner Andacht lag/ und wieder eingeschlummert wahr/ dauchte mich eigen/ es rieffe mir einer
zu; eile nicht/ eile nicht! Nun ich wil meinen Gott lassen walten/ der wird alles nach sei-
nem gnädigen Wolgefallen schicken. Kehrete wieder ümb/ und eilete nach seiner Herber-
ge/ da er seinen Klodius in elender Gestalt gegen ihn daher reiten sahe/ dessen Pferd kaum
mehr fortschreiten kunte; worüber er nicht wenig erschrak/ und zu Gallus sagete: Sehet/
da komt mein Klodius her/ welcher mir gewißlich wenig gutes in dieser traurigen Gestalt
bringen wird. Ritte hin zu ihm/ und ward alsbald von ihm gefraget/ ob er ihm nicht anzei-
gen könte/ in was Herberge der Römische Gesante Herr Fabius anzutreffen währe. Va-
likules hieß ihn in seine Herberge folgen/ führete ihn mit sich auff seine Kammer/ und sagte
zu ihm: Mein guter Klodius/ ärgere dich nit an meiner fremden Gestalt und angestrichenen
Farbe/ du wirst an der Rede vernehmen/ daß ich Herkules bin/ und sage mir/ wie kömstu so
verwundet und scheußlich auffgezogen? Dieser erfreuete sich höchlich/ meldete aber alsbald
mit einem seuffzen an/ wz gestalt H. Ladisla/ nach dem er zween Ritter im öffentlichen Kampf
erleget/ durch schändliche Verrähterey mehr als von 80 Rittern überfallen/ alle seine Diener
erschlagen/ und er selbst nach ritterlichem Gefechte gefangen worden. Er erschrak hierob/
daß ihm die Rede stehen blieb/ und fragete alsbald/ ob er dann noch lebete. Ich hoffe solches/
antwortete er/ dann ich sahe/ daß sie ihm mit Schlägen ferner nicht zusetzeten/ da sie ihn ge-
bunden hatten. Nun wol an/ sagte er/ so wird mir Gott beystehen/ daß ich ihn errette. Daß
du aber Herrn Fabius Hülffe alhie suchest/ ist ümsonst/ dann er hält sich zu Elis verborgen/
nur daß er mich ausforschen möge/ weil er muhtmasset/ ich sey annoch daselbst. Aber was
dünket dich/ solte man ihm ohn Kriegsvolk nicht helffen können? gar schwerlich/ antwor-
tete er; dann es hält da ümher ein zimlicher Anteil des Adels wieder ihn zusammen/ wel-
che des von euch ertödteten Parmenions Freundschafft sind/ und zweifele nicht/ man ha-
be ihn irgend auff ein Schloß eines alten adelmans/ dessen Sohn er mit dem Speer erle-
get/ gefangen hingeführet/ welches allem Vermuhten nach/ nicht weit von der Stad Patrae
seyn kan/ in deren Feldmark das Unglük sich zugetragen. Valikules überlegete die Sache
fleissig/ sagte hernach zu Gallus/ er solte schaffen/ daß Klodius gelabet und verbunden wür-
de; machete sich hin zu Markus/ und ließ ihm sagen/ es währe iezt Zeit/ daß sein Mitkämpfer
sich ihm zuerkennen geben wolte. Dieser saß gleich bey seiner Liebsten/ und erzählete ihr
von Herkules und Ladisla tahten/ ging mit Freuden hinunter/ und hieß ihn als seinen aller-
liebsten Herrn und besten Freund wilkommen seyn/ weil er ihn nunmehr durch seine höchst-
begehrete Kundschafft beseligen wolte. Er führete ihn alsbald mit sich die Steige hinauff
nach seiner Liebsten Gemach/ welche von ihrem Sitze auffstund/ und ihn wegen seiner an-
noch verenderten Gestalt als einen unbekanten wilkommen hieß; Da er nach kurtzem Ge-
spräch zu Markus sagete: Mein Freund/ ehe ich mich gegen ihn weiter melde/ habe ich zu-
vor mit der ädlen Frauen Euphrosynen ein Wort in vertrauen allein zureden/ welches ihr
mir nicht werdet vor übel halten. Ganz nicht/ antwortete er/ nahm einen willigen Abtrit/

und

Anderes Buch.
Meer/ fand aber nicht allein keine andere Gelegenheit/ ſondern daß der vorige Schifmann
ſeine Abfart noch auff etliche Tage weiter ausſetzete/ deswegen er zu Gallus ſagete: Ich
eile faſt/ meine Reiſe vorzunehmen/ und fallen doch immer mehr Veꝛhinderungen vor; hal-
te gaͤnzlich/ Gott ſelbſt werffe ſie mir in den Weg; dañ geſtern fruͤhmorgens/ da ich in mei-
ner Andacht lag/ und wieder eingeſchlummert wahr/ dauchte mich eigen/ es rieffe mir eineꝛ
zu; eile nicht/ eile nicht! Nun ich wil meinen Gott laſſen walten/ der wird alles nach ſei-
nem gnaͤdigen Wolgefallen ſchicken. Kehrete wieder uͤmb/ und eilete nach ſeiner Herber-
ge/ da er ſeinen Klodius in elender Geſtalt gegen ihn daher reiten ſahe/ deſſen Pferd kaum
mehr fortſchreiten kunte; woruͤber er nicht wenig erſchrak/ und zu Gallus ſagete: Sehet/
da komt mein Klodius her/ welcher mir gewißlich wenig gutes in dieſer traurigen Geſtalt
bringen wird. Ritte hin zu ihm/ und ward alsbald von ihm gefraget/ ob er ihm nicht anzei-
gen koͤnte/ in was Herberge der Roͤmiſche Geſante Herꝛ Fabius anzutreffen waͤhre. Va-
likules hieß ihn in ſeine Herberge folgen/ fuͤhrete ihn mit ſich auff ſeine Kammer/ und ſagte
zu ihm: Mein guter Klodius/ aͤrgere dich nit an meiner fremden Geſtalt uñ angeſtrichenẽ
Farbe/ du wirſt an der Rede vernehmen/ daß ich Herkules bin/ und ſage mir/ wie koͤmſtu ſo
verwundet und ſcheußlich auffgezogẽ? Dieſer erfreuete ſich hoͤchlich/ meldete aber alsbald
mit einem ſeuffzen an/ wz geſtalt H. Ladiſla/ nach dem er zween Ritter im oͤffentlichẽ Kampf
erleget/ durch ſchaͤndliche Verraͤhterey mehꝛ als von 80 Rittern uͤberfallẽ/ alle ſeine Diener
erſchlagen/ und er ſelbſt nach ritterlichem Gefechte gefangen worden. Er erſchrak hierob/
daß ihm die Rede ſtehen blieb/ und fragete alsbald/ ob er dañ noch lebete. Ich hoffe ſolches/
antwortete er/ dann ich ſahe/ daß ſie ihm mit Schlaͤgen ferner nicht zuſetzeten/ da ſie ihn ge-
bunden hatten. Nun wol an/ ſagte er/ ſo wird mir Gott beyſtehen/ daß ich ihn errette. Daß
du aber Herꝛn Fabius Huͤlffe alhie ſucheſt/ iſt uͤmſonſt/ dann er haͤlt ſich zu Elis verborgen/
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duͤnket dich/ ſolte man ihm ohn Kriegsvolk nicht helffen koͤnnen? gar ſchwerlich/ antwor-
tete er; dann es haͤlt da uͤmher ein zimlicher Anteil des Adels wieder ihn zuſammen/ wel-
che des von euch ertoͤdteten Parmenions Freundſchafft ſind/ und zweifele nicht/ man ha-
be ihn irgend auff ein Schloß eines alten ådelmans/ deſſen Sohn er mit dem Speer erle-
get/ gefangen hingefuͤhret/ welches allem Vermuhten nach/ nicht weit von der Stad Patræ
ſeyn kan/ in deren Feldmark das Ungluͤk ſich zugetragen. Valikules uͤberlegete die Sache
fleiſſig/ ſagte hernach zu Gallus/ er ſolte ſchaffen/ daß Klodius gelabet und verbunden wuͤr-
de; machete ſich hin zu Markus/ uñ ließ ihm ſagen/ es waͤhre iezt Zeit/ daß ſein Mitkaͤmpfer
ſich ihm zuerkennen geben wolte. Dieſer ſaß gleich bey ſeiner Liebſten/ und erzaͤhlete ihr
von Herkules und Ladiſla tahten/ ging mit Freuden hinunter/ und hieß ihn als ſeinen aller-
liebſten Herꝛn und beſten Freund wilkommen ſeyn/ weil eꝛ ihn nunmehr durch ſeine hoͤchſt-
begehrete Kundſchafft beſeligen wolte. Er fuͤhrete ihn alsbald mit ſich die Steige hinauff
nach ſeiner Liebſten Gemach/ welche von ihrem Sitze auffſtund/ und ihn wegen ſeiner an-
noch verenderten Geſtalt als einen unbekanten wilkommen hieß; Da er nach kurtzem Ge-
ſpraͤch zu Markus ſagete: Mein Freund/ ehe ich mich gegen ihn weiter melde/ habe ich zu-
vor mit der aͤdlen Frauen Euphroſynen ein Wort in vertrauen allein zureden/ welches ihr
mir nicht werdet vor uͤbel halten. Ganz nicht/ antwortete er/ nahm einen willigen Abtrit/

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[407/0445] Anderes Buch. Meer/ fand aber nicht allein keine andere Gelegenheit/ ſondern daß der vorige Schifmann ſeine Abfart noch auff etliche Tage weiter ausſetzete/ deswegen er zu Gallus ſagete: Ich eile faſt/ meine Reiſe vorzunehmen/ und fallen doch immer mehr Veꝛhinderungen vor; hal- te gaͤnzlich/ Gott ſelbſt werffe ſie mir in den Weg; dañ geſtern fruͤhmorgens/ da ich in mei- ner Andacht lag/ und wieder eingeſchlummert wahr/ dauchte mich eigen/ es rieffe mir eineꝛ zu; eile nicht/ eile nicht! Nun ich wil meinen Gott laſſen walten/ der wird alles nach ſei- nem gnaͤdigen Wolgefallen ſchicken. Kehrete wieder uͤmb/ und eilete nach ſeiner Herber- ge/ da er ſeinen Klodius in elender Geſtalt gegen ihn daher reiten ſahe/ deſſen Pferd kaum mehr fortſchreiten kunte; woruͤber er nicht wenig erſchrak/ und zu Gallus ſagete: Sehet/ da komt mein Klodius her/ welcher mir gewißlich wenig gutes in dieſer traurigen Geſtalt bringen wird. Ritte hin zu ihm/ und ward alsbald von ihm gefraget/ ob er ihm nicht anzei- gen koͤnte/ in was Herberge der Roͤmiſche Geſante Herꝛ Fabius anzutreffen waͤhre. Va- likules hieß ihn in ſeine Herberge folgen/ fuͤhrete ihn mit ſich auff ſeine Kammer/ und ſagte zu ihm: Mein guter Klodius/ aͤrgere dich nit an meiner fremden Geſtalt uñ angeſtrichenẽ Farbe/ du wirſt an der Rede vernehmen/ daß ich Herkules bin/ und ſage mir/ wie koͤmſtu ſo verwundet und ſcheußlich auffgezogẽ? Dieſer erfreuete ſich hoͤchlich/ meldete aber alsbald mit einem ſeuffzen an/ wz geſtalt H. Ladiſla/ nach dem er zween Ritter im oͤffentlichẽ Kampf erleget/ durch ſchaͤndliche Verraͤhterey mehꝛ als von 80 Rittern uͤberfallẽ/ alle ſeine Diener erſchlagen/ und er ſelbſt nach ritterlichem Gefechte gefangen worden. Er erſchrak hierob/ daß ihm die Rede ſtehen blieb/ und fragete alsbald/ ob er dañ noch lebete. Ich hoffe ſolches/ antwortete er/ dann ich ſahe/ daß ſie ihm mit Schlaͤgen ferner nicht zuſetzeten/ da ſie ihn ge- bunden hatten. Nun wol an/ ſagte er/ ſo wird mir Gott beyſtehen/ daß ich ihn errette. Daß du aber Herꝛn Fabius Huͤlffe alhie ſucheſt/ iſt uͤmſonſt/ dann er haͤlt ſich zu Elis verborgen/ nur daß er mich ausforſchen moͤge/ weil er muhtmaſſet/ ich ſey annoch daſelbſt. Aber was duͤnket dich/ ſolte man ihm ohn Kriegsvolk nicht helffen koͤnnen? gar ſchwerlich/ antwor- tete er; dann es haͤlt da uͤmher ein zimlicher Anteil des Adels wieder ihn zuſammen/ wel- che des von euch ertoͤdteten Parmenions Freundſchafft ſind/ und zweifele nicht/ man ha- be ihn irgend auff ein Schloß eines alten ådelmans/ deſſen Sohn er mit dem Speer erle- get/ gefangen hingefuͤhret/ welches allem Vermuhten nach/ nicht weit von der Stad Patræ ſeyn kan/ in deren Feldmark das Ungluͤk ſich zugetragen. Valikules uͤberlegete die Sache fleiſſig/ ſagte hernach zu Gallus/ er ſolte ſchaffen/ daß Klodius gelabet und verbunden wuͤr- de; machete ſich hin zu Markus/ uñ ließ ihm ſagen/ es waͤhre iezt Zeit/ daß ſein Mitkaͤmpfer ſich ihm zuerkennen geben wolte. Dieſer ſaß gleich bey ſeiner Liebſten/ und erzaͤhlete ihr von Herkules und Ladiſla tahten/ ging mit Freuden hinunter/ und hieß ihn als ſeinen aller- liebſten Herꝛn und beſten Freund wilkommen ſeyn/ weil eꝛ ihn nunmehr durch ſeine hoͤchſt- begehrete Kundſchafft beſeligen wolte. Er fuͤhrete ihn alsbald mit ſich die Steige hinauff nach ſeiner Liebſten Gemach/ welche von ihrem Sitze auffſtund/ und ihn wegen ſeiner an- noch verenderten Geſtalt als einen unbekanten wilkommen hieß; Da er nach kurtzem Ge- ſpraͤch zu Markus ſagete: Mein Freund/ ehe ich mich gegen ihn weiter melde/ habe ich zu- vor mit der aͤdlen Frauen Euphroſynen ein Wort in vertrauen allein zureden/ welches ihr mir nicht werdet vor uͤbel halten. Ganz nicht/ antwortete er/ nahm einen willigen Abtrit/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/445>, abgerufen am 21.12.2024.