Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Anderes Buch. nach anderer Herberge umbtuhn. Der Vornehmste unter ihnen wolte ihn mit Schelt-wort angreiffen/ aber er gab ihm zur Antwort; dafern er sich zu krauß machen würde/ mü- ste er bey der Stad Obrigkeit Schuz suchen; sie solten ihnen ja nicht einbilden/ daß man in Korinth ihnen Freyheit gönnen würde/ einigen Inwohner zubeleidigen. Worauff die- se es näheren kauffs gaben/ aber zu Valikules Ursach sucheten/ weil derselbe nicht allein von dem Wirte mehr als sie geehret und genöhtiget ward/ sondern auch so viel darzu ge- redet hatte/ daß wan die Speisen ihnen nicht gefielen/ möchten sie es dem Herrn Wirt gütlich anzeigen/ und die Gaben Gottes nicht den Hunden vorwerffen. Welche erinne- rung sie nicht wenig verdroß. Es fing aber einer von ihnen an/ den Wirt zu fragen/ ob er sie nicht berichten könte/ auff welcher Gasse und in was behausung man den Römischen Ritter antreffen möchte/ welcher des löblichen Herren Charidemus junge Wittib als ei- nen freien Raub mit sich genommen hätte/ und deren mit Gewalt mißbrauchete. Ich weiß von einem solchen unredlichen Ritter nicht/ antwortete Amyntas der Wirt/ aber daß weiß ich wol/ daß Charidemus aus erheblichen Ursachen von dem Römischen Gesanten zur Straffe gezogen/ auch dessen Witbe sich gutwillig unter dessen Schuz und Gehorsam ge- geben hat. Hierüber/ antwortete der Vornehmste/ habt ihr nicht zurichten/ und werden sich dessen schon andere als ihr/ annehmen; gebet uns nur Nachricht wo wir den rauberi- schen Entführer antreffen mögen. Valikules vernam hieraus/ daß sie Rache an Markus sucheten/ und entschloß bey sich selbst/ sich seiner nach mögligkeit anzunehmen/ lies aber sich dessen anfangs nicht merken/ sondern sich stellend ob blutete ihm die Nase/ ging er hin- aus/ und folgete ihm Gallus/ dem er befahl/ was er gleich alsbald Markus in seiner vori- gen Kauffmans Gestalt vortragen solte; er aber/ nach dem er sich zum Schein gewaschen hatte/ ging wieder hinein zu der Geselschafft/ welche inzwischen von dem Wirt zu wissen begehreten wer dieser junge Kerl währe; welches er mit wenigem beantwortete; er wäh- re ein Römischer Herr und Ritter/ redlich und from/ welcher erst gestern angelanget/ und bald wieder fortgehen würde. Als Valikules wieder hinein trat/ stellete er sich ernsthafftig/ und baht den Wirt/ ob er etwa von einem Römischen Ritter gehöret hätte/ welcher solche Untaht begangen/ dessen ihn diese Herren zeiheten/ möchte er ihm solches unbeschwert mel- den; er vor sein Häupt wolte nicht hoffen daß Römische Ritter solche Bubenstük begingen/ doch wann es geschehen währe/ wolte ers vielmehr rächen als entschuldigen/ ungeachtet er selbst ein Römischer Ritter währe. Der Vornehmste unter den Griechen/ Nahmens Aristodemus/ antwortete ihm; der Rache halben dürffte er unbekümmert seyn/ nachdem sie dieselbe auff sich genommen hätten. Valikules aber taht anfangs/ als hörete ers nicht/ und gab acht auff Amyntas Antwort/ welcher zu ihm sagete; ja mein Herr/ ich weiß zwar/ daß ein Römischer Ritter/ nahmens Herr Markus/ vor wenig Tagen hieselbst mit ge- dachter Wittiben ankommen ist/ welche bey dem Raht hieselbst angesucht/ ihr zu gönnen/ daß sie eine Zeitlang in ihrem gemieteten Hause bey uns wohnen möchte/ und sol gedach- ter Ritter bey ihr seyn/ nicht als ein gewalttähter/ sondern als ein Freund. Ja wol als ein Freund/ redete der andere Grieche/ nahmens Eubulus darzwischen; nach dem sie geschändet ist/ muß sie wol auß der Noht eine Tugend machen/ damit sie bey ehren bleibe. Valikules wolte dieses noch nicht beantwoten/ sondern fragete den Wirt von wannen die- D d d iij
Anderes Buch. nach anderer Herberge umbtuhn. Der Vornehmſte unter ihnen wolte ihn mit Schelt-wort angreiffen/ aber er gab ihm zur Antwort; dafern er ſich zu krauß machen wuͤrde/ muͤ- ſte er bey der Stad Obrigkeit Schuz ſuchen; ſie ſolten ihnen ja nicht einbilden/ daß man in Korinth ihnen Freyheit goͤnnen wuͤrde/ einigen Inwohner zubeleidigen. Worauff die- ſe es naͤheren kauffs gaben/ aber zu Valikules Urſach ſucheten/ weil derſelbe nicht allein von dem Wirte mehr als ſie geehret und genoͤhtiget ward/ ſondern auch ſo viel darzu ge- redet hatte/ daß wan die Speiſen ihnen nicht gefielen/ moͤchten ſie es dem Herrn Wirt guͤtlich anzeigen/ und die Gaben Gottes nicht den Hunden vorwerffen. Welche erinne- rung ſie nicht wenig verdroß. Es fing aber einer von ihnen an/ den Wirt zu fragen/ ob er ſie nicht berichten koͤnte/ auff welcher Gaſſe und in was behauſung man den Roͤmiſchen Ritter antreffen moͤchte/ welcher des loͤblichen Herren Charidemus junge Wittib als ei- nen freien Raub mit ſich genommen haͤtte/ und deren mit Gewalt mißbrauchete. Ich weiß von einem ſolchen unredlichen Ritter nicht/ antwortete Amyntas der Wirt/ aber daß weiß ich wol/ daß Charidemus aus erheblichen Urſachen von dem Roͤmiſchen Geſanten zur Straffe gezogen/ auch deſſen Witbe ſich gutwillig unter deſſen Schuz und Gehorſam ge- geben hat. Hieruͤber/ antwortete der Vornehmſte/ habt ihr nicht zurichten/ und werden ſich deſſen ſchon andere als ihr/ annehmen; gebet uns nur Nachricht wo wir den rauberi- ſchen Entfuͤhrer antreffen moͤgen. Valikules vernam hieraus/ daß ſie Rache an Markus ſucheten/ und entſchloß bey ſich ſelbſt/ ſich ſeiner nach moͤgligkeit anzunehmen/ lies aber ſich deſſen anfangs nicht merken/ ſondern ſich ſtellend ob blutete ihm die Naſe/ ging er hin- aus/ und folgete ihm Gallus/ dem er befahl/ was er gleich alsbald Markus in ſeiner vori- gen Kauffmans Geſtalt vortragen ſolte; er aber/ nach dem er ſich zum Schein gewaſchen hatte/ ging wieder hinein zu der Geſelſchafft/ welche inzwiſchen von dem Wirt zu wiſſen begehreten wer dieſer junge Kerl waͤhre; welches er mit wenigem beantwortete; er waͤh- re ein Roͤmiſcher Herr und Ritter/ redlich und from/ welcher erſt geſtern angelanget/ und bald wieder fortgehen wuͤrde. Als Valikules wieder hinein trat/ ſtellete er ſich ernſthafftig/ und baht den Wirt/ ob er etwa von einem Roͤmiſchen Ritter gehoͤret haͤtte/ welcher ſolche Untaht begangen/ deſſen ihn dieſe Herren zeiheten/ moͤchte er ihm ſolches unbeſchweꝛt mel- den; er vor ſein Haͤupt wolte nicht hoffen daß Roͤmiſche Ritter ſolche Bubenſtuͤk begingẽ/ doch wann es geſchehen waͤhre/ wolte ers vielmehr raͤchen als entſchuldigen/ ungeachtet eꝛ ſelbſt ein Roͤmiſcher Ritter waͤhre. Der Vornehmſte unter den Griechen/ Nahmens Ariſtodemus/ antwortete ihm; der Rache halben duͤrffte er unbekuͤmmert ſeyn/ nachdem ſie dieſelbe auff ſich genommen haͤtten. Valikules aber taht anfangs/ als hoͤrete ers nicht/ und gab acht auff Amyntas Antwort/ welcher zu ihm ſagete; ja mein Herr/ ich weiß zwar/ daß ein Roͤmiſcher Ritter/ nahmens Herr Markus/ vor wenig Tagen hieſelbſt mit ge- dachter Wittiben ankommen iſt/ welche bey dem Raht hieſelbſt angeſucht/ ihr zu goͤnnen/ daß ſie eine Zeitlang in ihrem gemieteten Hauſe bey uns wohnen moͤchte/ und ſol gedach- ter Ritter bey ihr ſeyn/ nicht als ein gewalttaͤhter/ ſondern als ein Freund. Ja wol als ein Freund/ redete der andere Grieche/ nahmens Eubulus darzwiſchen; nach dem ſie geſchaͤndet iſt/ muß ſie wol auß der Noht eine Tugend machen/ damit ſie bey ehren bleibe. Valikules wolte dieſes noch nicht beantwoten/ ſondern fragete den Wirt von wannen die- D d d iij
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Anderes Buch.
nach anderer Herberge umbtuhn. Der Vornehmſte unter ihnen wolte ihn mit Schelt-
wort angreiffen/ aber er gab ihm zur Antwort; dafern er ſich zu krauß machen wuͤrde/ muͤ-
ſte er bey der Stad Obrigkeit Schuz ſuchen; ſie ſolten ihnen ja nicht einbilden/ daß man
in Korinth ihnen Freyheit goͤnnen wuͤrde/ einigen Inwohner zubeleidigen. Worauff die-
ſe es naͤheren kauffs gaben/ aber zu Valikules Urſach ſucheten/ weil derſelbe nicht allein
von dem Wirte mehr als ſie geehret und genoͤhtiget ward/ ſondern auch ſo viel darzu ge-
redet hatte/ daß wan die Speiſen ihnen nicht gefielen/ moͤchten ſie es dem Herrn Wirt
guͤtlich anzeigen/ und die Gaben Gottes nicht den Hunden vorwerffen. Welche erinne-
rung ſie nicht wenig verdroß. Es fing aber einer von ihnen an/ den Wirt zu fragen/ ob er
ſie nicht berichten koͤnte/ auff welcher Gaſſe und in was behauſung man den Roͤmiſchen
Ritter antreffen moͤchte/ welcher des loͤblichen Herren Charidemus junge Wittib als ei-
nen freien Raub mit ſich genommen haͤtte/ und deren mit Gewalt mißbrauchete. Ich weiß
von einem ſolchen unredlichen Ritter nicht/ antwortete Amyntas der Wirt/ aber daß weiß
ich wol/ daß Charidemus aus erheblichen Urſachen von dem Roͤmiſchen Geſanten zur
Straffe gezogen/ auch deſſen Witbe ſich gutwillig unter deſſen Schuz und Gehorſam ge-
geben hat. Hieruͤber/ antwortete der Vornehmſte/ habt ihr nicht zurichten/ und werden
ſich deſſen ſchon andere als ihr/ annehmen; gebet uns nur Nachricht wo wir den rauberi-
ſchen Entfuͤhrer antreffen moͤgen. Valikules vernam hieraus/ daß ſie Rache an Markus
ſucheten/ und entſchloß bey ſich ſelbſt/ ſich ſeiner nach moͤgligkeit anzunehmen/ lies aber
ſich deſſen anfangs nicht merken/ ſondern ſich ſtellend ob blutete ihm die Naſe/ ging er hin-
aus/ und folgete ihm Gallus/ dem er befahl/ was er gleich alsbald Markus in ſeiner vori-
gen Kauffmans Geſtalt vortragen ſolte; er aber/ nach dem er ſich zum Schein gewaſchen
hatte/ ging wieder hinein zu der Geſelſchafft/ welche inzwiſchen von dem Wirt zu wiſſen
begehreten wer dieſer junge Kerl waͤhre; welches er mit wenigem beantwortete; er waͤh-
re ein Roͤmiſcher Herr und Ritter/ redlich und from/ welcher erſt geſtern angelanget/ und
bald wieder fortgehen wuͤrde. Als Valikules wieder hinein trat/ ſtellete er ſich ernſthafftig/
und baht den Wirt/ ob er etwa von einem Roͤmiſchen Ritter gehoͤret haͤtte/ welcher ſolche
Untaht begangen/ deſſen ihn dieſe Herren zeiheten/ moͤchte er ihm ſolches unbeſchweꝛt mel-
den; er vor ſein Haͤupt wolte nicht hoffen daß Roͤmiſche Ritter ſolche Bubenſtuͤk begingẽ/
doch wann es geſchehen waͤhre/ wolte ers vielmehr raͤchen als entſchuldigen/ ungeachtet
eꝛ ſelbſt ein Roͤmiſcher Ritter waͤhre. Der Vornehmſte unter den Griechen/ Nahmens
Ariſtodemus/ antwortete ihm; der Rache halben duͤrffte er unbekuͤmmert ſeyn/ nachdem
ſie dieſelbe auff ſich genommen haͤtten. Valikules aber taht anfangs/ als hoͤrete ers nicht/
und gab acht auff Amyntas Antwort/ welcher zu ihm ſagete; ja mein Herr/ ich weiß zwar/
daß ein Roͤmiſcher Ritter/ nahmens Herr Markus/ vor wenig Tagen hieſelbſt mit ge-
dachter Wittiben ankommen iſt/ welche bey dem Raht hieſelbſt angeſucht/ ihr zu goͤnnen/
daß ſie eine Zeitlang in ihrem gemieteten Hauſe bey uns wohnen moͤchte/ und ſol gedach-
ter Ritter bey ihr ſeyn/ nicht als ein gewalttaͤhter/ ſondern als ein Freund. Ja wol als
ein Freund/ redete der andere Grieche/ nahmens Eubulus darzwiſchen; nach dem ſie
geſchaͤndet iſt/ muß ſie wol auß der Noht eine Tugend machen/ damit ſie bey ehren bleibe.
Valikules wolte dieſes noch nicht beantwoten/ ſondern fragete den Wirt von wannen
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/435>, abgerufen am 26.06.2024. |