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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
finden lassen/ biß dieser etwas besser gebeichtet hätte/ und sagete zu ihm: Mein Freund/ ihr
traget mir eine Lehre vor/ von welcher ich/ muß bekennen/ bißher nicht gehöret habe/ und
ich daraus wol verstehe/ wie weit die also genante Erkennende von den andern Christen/
die Lehre betreffend/ abgesondert sind; Abermag er mich nicht auch berichten/ wie dieselben
ihr Leben anstellen und führen. Ja mein Herr/ antwortete er/ hat er Lust darzu/ wil ich ihm
solches wol offenbahren/ sehe ihn auch so redlich an/ daß er mich deswegen nicht in Ungele-
genheit stürtzen werde. Es haben diese erleuchtete Leute noch weiter aus der himlischen
Offenbahrung/ daß eines Menschen Seele nicht ehe zur Seligkeit gelangen könne/ ehe und
bevor sie alle Arten der Betreibung versuchet und geleistet habe/ welche beydes Christen und
Heyden vor böse/ vor Schande/ Unreinigkeit und abscheuhliche Laster halten; solches al-
les/ sage ich/ muß eine Seele zuvor betrieben haben/ ehe sie in die Seligkeit auffgenommen
werden kan; Daher auch/ wann eine Seele durch den Tod aus einem Menschen fähret/
welcher von solchen Lusthändeln sich enthalten/ oder sie wenig getrieben/ wird solche Seele
in einen andern/ ja in den dritten/ vierden/ fünfften/ und wol mehren Leib wieder hinein ge-
gossen/ biß sie alle solche Händel in volkommener Anzahl verrichtet/ dann gelanget sie erst
zur himlischen Seligkeit. Möchte jemand einwenden/ je haben dann wol so viel Leiber nur
eine einzige Seele nacheinander/ wie werden dann nach diesem Leben sich alle diese Leiber
umb die Seele vergleichen können? aber diß ist eine kindische und unnöhtige Frage/ mas-
sen die Aufferstehung der Leiber nur ein Geticht ist/ und dieselben nach dem Tode biß in E-
wigkeit vergehen. Herkules kreuzigte und segnete sich in seinem Herzen vor solcher abscheu-
lichen Lehre; und sagte zu ihm: Ists aber wahr/ mein Freund/ daß die genandte Erkennen-
de diese Lehre vor gewiß halten? Es würde ja daher folgen/ daß ein Mensch seiner Seelen
Seligkeit durch nichts so wol befodern könte/ als durch Unzucht/ Ehebruch/ Blutschande/
Sodomiterey/ und anderen übungen/ welche andere Menschen vor böse und sündlich schät-
zen. Ja mein Herr/ antwortete Agemachus/ daher sihet nun derselbe/ daß es wahr sey/ wz
ich anfangs gesagt habe/ daß kein lustiger Weg sey zu der Volkommenheit/ als eben dieser.
Herkules kunte solcher Ungebühr nicht länger geduldig zuhören/ wolte doch versuchen/ ob
er diesen elenden Menschen von solchem schändlichen Irtuhm loßreissen könte; und redete
ihn also an: Mein Freund/ haben die Gnostici oder Erkennende eine solche Lehre/ war-
umb nennen sie sich dann Christen? Treten doch die Juden und Heyden den Chri-
sten viel näher/ beydes im Leben und in der Lehre/ als diese Unmenschen; Dann in
Warheit/ die unflätigste Art der Heyden/ welche man Epikurer nennet/ möchte ich gegen
diese zu rechnen/ vor heilige schätzen. Lasset uns aber besehen/ was ihr alles vorgetragen
habt/ obs den Stich halten/ und ein vernünfftiger Mensch/ welchen der Teuffel nicht gar
beklommen/ es vor wahr und gut schätzen könne. Eure erste Lehre wahr von der Schöp-
fung der Welt/ da euer Karpokrates vorgeben/ solche sey nicht von Gott selbst sondern von
Engeln verrichtet. Aber warumb solt ich diesem Kerl seinen neuen Tand gläuben/ welchen
er weder durch Wunderzeichen/ noch durch Vernunfft-gründe erwiesen hat? Moses hat
mich vor 1600 und mehr Jahren viel ein anders gelehret/ und es durch seine göttliche
Wunder bekräfftiget. Alle die nach ihm gelebet/ und von Gott mit dem wundertähtigen
Glauben sind außgerustet worden/ haben solche Lehre des Mose vor wahr gehalten. Mein

Hey-

Anderes Buch.
finden laſſen/ biß dieſer etwas beſſer gebeichtet haͤtte/ und ſagete zu ihm: Mein Freund/ ihr
traget mir eine Lehre vor/ von welcher ich/ muß bekennen/ bißher nicht gehoͤret habe/ und
ich daraus wol verſtehe/ wie weit die alſo genante Erkennende von den andern Chriſten/
die Lehre betreffend/ abgeſondert ſind; Abermag er mich nicht auch berichten/ wie dieſelbẽ
ihr Leben anſtellen und fuͤhren. Ja mein Herr/ antwortete er/ hat er Luſt darzu/ wil ich ihm
ſolches wol offenbahren/ ſehe ihn auch ſo redlich an/ daß er mich deswegen nicht in Ungele-
genheit ſtuͤrtzen werde. Es haben dieſe erleuchtete Leute noch weiter aus der himliſchen
Offenbahrung/ daß eines Menſchen Seele nicht ehe zur Seligkeit gelangen koͤnne/ ehe uñ
bevor ſie alle Arten der Betreibung verſuchet und geleiſtet habe/ welche beydes Chriſten uñ
Heyden vor boͤſe/ vor Schande/ Unreinigkeit und abſcheuhliche Laſter halten; ſolches al-
les/ ſage ich/ muß eine Seele zuvor betrieben haben/ ehe ſie in die Seligkeit auffgenommen
werden kan; Daher auch/ wann eine Seele durch den Tod aus einem Menſchen faͤhret/
welcher von ſolchen Luſthaͤndeln ſich enthalten/ oder ſie wenig getrieben/ wird ſolche Seele
in einen andern/ ja in den dritten/ vierden/ fuͤnfften/ und wol mehren Leib wieder hinein ge-
goſſen/ biß ſie alle ſolche Haͤndel in volkommener Anzahl verrichtet/ dann gelanget ſie erſt
zur himliſchen Seligkeit. Moͤchte jemand einwenden/ je haben dann wol ſo viel Leiber nur
eine einzige Seele nacheinander/ wie werden dann nach dieſem Leben ſich alle dieſe Leiber
umb die Seele vergleichen koͤnnen? aber diß iſt eine kindiſche und unnoͤhtige Frage/ maſ-
ſen die Aufferſtehung der Leiber nur ein Geticht iſt/ und dieſelben nach dem Tode biß in E-
wigkeit vergehen. Herkules kreuzigte uñ ſegnete ſich in ſeinem Herzen vor ſolcher abſcheu-
lichen Lehre; und ſagte zu ihm: Iſts aber wahr/ mein Freund/ daß die genandte Erkennen-
de dieſe Lehre vor gewiß halten? Es wuͤrde ja daher folgen/ daß ein Menſch ſeiner Seelen
Seligkeit durch nichts ſo wol befodern koͤnte/ als durch Unzucht/ Ehebruch/ Blutſchande/
Sodomiterey/ und anderen uͤbungen/ welche andere Menſchen vor boͤſe uñ ſuͤndlich ſchaͤt-
zen. Ja mein Herr/ antwortete Agemachus/ daher ſihet nun derſelbe/ daß es wahr ſey/ wz
ich anfangs geſagt habe/ daß kein luſtiger Weg ſey zu der Volkommenheit/ als eben dieſer.
Herkules kunte ſolcher Ungebuͤhr nicht laͤnger geduldig zuhoͤren/ wolte doch verſuchen/ ob
er dieſen elenden Menſchen von ſolchem ſchaͤndlichen Irtuhm loßreiſſen koͤnte; und redete
ihn alſo an: Mein Freund/ haben die Gnoſtici oder Erkennende eine ſolche Lehre/ war-
umb nennen ſie ſich dann Chriſten? Treten doch die Juden und Heyden den Chri-
ſten viel naͤher/ beydes im Leben und in der Lehre/ als dieſe Unmenſchen; Dann in
Warheit/ die unflaͤtigſte Art der Heyden/ welche man Epikurer nennet/ moͤchte ich gegen
dieſe zu rechnen/ vor heilige ſchaͤtzen. Laſſet uns aber beſehen/ was ihr alles vorgetragen
habt/ obs den Stich halten/ und ein vernuͤnfftiger Menſch/ welchen der Teuffel nicht gar
beklommen/ es vor wahr und gut ſchaͤtzen koͤnne. Eure erſte Lehre wahr von der Schoͤp-
fung der Welt/ da euer Karpokrates vorgeben/ ſolche ſey nicht von Gott ſelbſt ſondern von
Engeln verrichtet. Aber warumb ſolt ich dieſem Kerl ſeinen neuen Tand glaͤuben/ welchen
er weder durch Wunderzeichen/ noch durch Vernunfft-gruͤnde erwieſen hat? Moſes hat
mich vor 1600 und mehr Jahren viel ein anders gelehret/ und es durch ſeine goͤttliche
Wunder bekraͤfftiget. Alle die nach ihm gelebet/ und von Gott mit dem wundertaͤhtigen
Glauben ſind außgeruſtet worden/ haben ſolche Lehre des Moſe vor wahr gehalten. Mein

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/426>, abgerufen am 27.09.2024.