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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Heyland/ welcher so viel Zeichen getahn/ daß sie nicht alle wegen der Menge haben können
beschrieben werden/ heisset die Schrifften des Mose gut/ und weiset uns an dieselben hin/
wann er spricht: Sie haben Mosen und die Propheten/ laß sie dieselbigen hören: Ist nun dieses
wahr/ was Mose von der Welt erschaffung schreibet/ daß Gott selber solche geleistet habe/
so muß nohtwendig falsch seyn/ daß euer Karpokrates saget: Nicht Gott selber/ sondern
die Engel haben die Welt erschaffen; dann unter ja und nein muß nohtwendig eines wahr
das ander falsch seyn. Euer ander vorgebrachtes ist/ Gott vergebe es euch/ eine recht teuf-
lische Lästerung wieder den Herren Jesus/ aus welchen ihr nach der Lehre eures Verfüh-
rers Karpokrates einen blossen Menschen/ und Josephs warhafftigen Sohn machen wol-
let. Aber wie beweiset ihr solches? sagen ist in Glaubenssachen nicht gnug/ sondern Grund
Grund muß da seyn. Zwar daß mein Herr Jesus ohn zutuhn eines Mannes durch Wir-
kung Gottes des heiligen Geistes von der Jungfrauen Maria empfangen sey/ daß er auch
nicht ein blosser Mensch/ sondern zugleich wahrer Gott sey/ solches lehren uns die unge-
zweiffelten Schrifften der Evangelisten Mattheus/ Lukas und Johannes; welche Lehre
alle Apostel und jünger des Herren angenommen/ vor wahr gehalten/ sie durch ihre viel-
fältige Zeichen bekräfftiget/ und durch ihren Tod/ welchen sie wegen dieser Lehre erlitten/
versiegelt haben; ja darauff so viel tausend gläubige Christen so fest gestanden sind/ daß sie
sich viel lieber haben wollen lassen brennen/ braten/ und auff allerhand erschrekliche Weise
hinrichten/ als solche verleugnen oder auffs minste in zweiffel zihen. Was vor Beweiß-
tuhm aber führet euer Karpokrates/ wodurch er das Wiederspiel behäupten wil? solte
ich einem eintzigen Menschen ohn Beweißtuhm mehr glauben zustellen/ als der ganzen
Christlichen Kirchen und ihren unzählbahren Wunderzeichen/ so müste ich wol aller Ver-
nunfft beraubet seyn. Erwäge ich nun euer drittes Lehrstük/ so muß ich bekennen daß ihr
damit dem Vernunfft- und Tugend-Fasse auff ein mal den Bodem außstosset. Dann an-
fangs saget ihr/ es könne keines Menschen Seele zur Volkommenheit/ verstehe zur Se-
ligkeit dienlichen Volkommenheit gelangen/ wo dieselbe nicht zuvor allerhand Laster/ Sün-
de und Schande begangen habe/ und auff vollendung solcher boßheiten bekomme sie die
himlische Seligkeit/ sonst nicht. Mein/ wisset ihr auch was ihr redet? habet ihr der Ver-
nunfft abgedanket? ja habt ihr Wiz und Sinne gefressen? wer hat jemahs solche unver-
nünfftige Meynungen und Gedanken in seyn Herz kommen lassen; das böse mache einen
Menschen volkommen zum guten? höret mein Freund/ wann ich zu euch sprechen würde;
gehet zu Winterszeit hin/ setzet euch nacket auff das Eyß/ und wärmet euch also: Gehet zur
Sommerzeit in die heißbrennenden Sonnenstralen sitzen und kühlet euch also; würdet
ihr mich nicht vor einen Narren und Unsinnigen halten? tähtet ihrs aber nicht/ so währet
ihr ein solcher. Aber was ist es anders/ wann ihr sprechet: Gehe hin und treibe allerhand
Unzucht/ Boßheit/ abscheuliche Ubeltaht/ und was Gott sonsten hasset und verbohten hat/
auff daß du im guten volkommen werdest/ auff daß du deine Seele befoderst zur schleuni-
gen Seligkeit? Hilff Gott! hat der Teuffel auch wol jemahl die Menschen heslicher be-
schiessen und verblendet als auff diese Weise? Mose und die ganze heilige Schrifft durch
Zeichen und wunder bekräfftiget/ unterrichtet mich/ das Gott ein heiliger Gott sey/ und
daß er von den Menschen ernstlich erfodere/ daß sie auch heilig seyn sollen. Sie unterichtet

mich/
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Anderes Buch.
Heyland/ welcher ſo viel Zeichen getahn/ daß ſie nicht alle wegen der Menge haben koͤñen
beſchrieben werden/ heiſſet die Schrifften des Moſe gut/ und weiſet uns an dieſelben hin/
wann er ſpricht: Sie haben Moſen uñ die Propheten/ laß ſie dieſelbigen hoͤren: Iſt nun dieſes
wahr/ was Moſe von der Welt erſchaffung ſchreibet/ daß Gott ſelber ſolche geleiſtet habe/
ſo muß nohtwendig falſch ſeyn/ daß euer Karpokrates ſaget: Nicht Gott ſelber/ ſondern
die Engel haben die Welt erſchaffen; dann unter ja und nein muß nohtwendig eines wahr
das ander falſch ſeyn. Euer ander vorgebrachtes iſt/ Gott vergebe es euch/ eine recht teuf-
liſche Laͤſterung wieder den Herren Jeſus/ aus welchen ihr nach der Lehre eures Verfuͤh-
rers Karpokrates einen bloſſen Menſchen/ und Joſephs warhafftigen Sohn machen wol-
let. Aber wie beweiſet ihr ſolches? ſagen iſt in Glaubensſachen nicht gnug/ ſondern Grund
Grund muß da ſeyn. Zwar daß mein Herr Jeſus ohn zutuhn eines Mannes durch Wir-
kung Gottes des heiligen Geiſtes von der Jungfrauen Maria empfangen ſey/ daß er auch
nicht ein bloſſer Menſch/ ſondern zugleich wahrer Gott ſey/ ſolches lehren uns die unge-
zweiffelten Schrifften der Evangeliſten Mattheus/ Lukas und Johannes; welche Lehre
alle Apoſtel und juͤnger des Herren angenommen/ vor wahr gehalten/ ſie duꝛch ihre viel-
faͤltige Zeichen bekraͤfftiget/ und durch ihren Tod/ welchen ſie wegen dieſer Lehre erlitten/
verſiegelt haben; ja darauff ſo viel tauſend glaͤubige Chriſten ſo feſt geſtanden ſind/ daß ſie
ſich viel lieber haben wollen laſſen brennen/ braten/ und auff allerhand erſchrekliche Weiſe
hinrichten/ als ſolche verleugnen oder auffs minſte in zweiffel zihen. Was vor Beweiß-
tuhm aber fuͤhret euer Karpokrates/ wodurch er das Wiederſpiel behaͤupten wil? ſolte
ich einem eintzigen Menſchen ohn Beweißtuhm mehr glauben zuſtellen/ als der ganzen
Chriſtlichen Kirchen und ihren unzaͤhlbahren Wunderzeichẽ/ ſo muͤſte ich wol aller Ver-
nunfft beraubet ſeyn. Erwaͤge ich nun euer drittes Lehrſtuͤk/ ſo muß ich bekennen daß ihr
damit dem Vernunfft- und Tugend-Faſſe auff ein mal den Bodem außſtoſſet. Dann an-
fangs ſaget ihr/ es koͤnne keines Menſchen Seele zur Volkommenheit/ verſtehe zur Se-
ligkeit dienlichen Volkom̃enheit gelangen/ wo dieſelbe nicht zuvor allerhand Laſter/ Suͤn-
de und Schande begangen habe/ und auff vollendung ſolcher boßheiten bekomme ſie die
himliſche Seligkeit/ ſonſt nicht. Mein/ wiſſet ihr auch was ihr redet? habet ihr der Ver-
nunfft abgedanket? ja habt ihr Wiz und Sinne gefreſſen? wer hat jemahs ſolche unver-
nuͤnfftige Meynungen und Gedanken in ſeyn Herz kommen laſſen; das boͤſe mache einen
Menſchen volkommen zum guten? hoͤret mein Freund/ wann ich zu euch ſprechen wuͤrde;
gehet zu Winterszeit hin/ ſetzet euch nacket auff das Eyß/ und waͤrmet euch alſo: Gehet zur
Sommerzeit in die heißbrennenden Sonnenſtralen ſitzen und kuͤhlet euch alſo; wuͤrdet
ihr mich nicht vor einen Narren und Unſinnigen halten? taͤhtet ihrs aber nicht/ ſo waͤhret
ihr ein ſolcher. Aber was iſt es anders/ wann ihr ſprechet: Gehe hin und treibe allerhand
Unzucht/ Boßheit/ abſcheuliche Ubeltaht/ und was Gott ſonſten haſſet und verbohten hat/
auff daß du im guten volkommen werdeſt/ auff daß du deine Seele befoderſt zur ſchleuni-
gen Seligkeit? Hilff Gott! hat der Teuffel auch wol jemahl die Menſchen heſlicher be-
ſchieſſen und verblendet als auff dieſe Weiſe? Moſe und die ganze heilige Schrifft durch
Zeichen und wunder bekraͤfftiget/ unterrichtet mich/ das Gott ein heiliger Gott ſey/ und
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[389/0427] Anderes Buch. Heyland/ welcher ſo viel Zeichen getahn/ daß ſie nicht alle wegen der Menge haben koͤñen beſchrieben werden/ heiſſet die Schrifften des Moſe gut/ und weiſet uns an dieſelben hin/ wann er ſpricht: Sie haben Moſen uñ die Propheten/ laß ſie dieſelbigen hoͤren: Iſt nun dieſes wahr/ was Moſe von der Welt erſchaffung ſchreibet/ daß Gott ſelber ſolche geleiſtet habe/ ſo muß nohtwendig falſch ſeyn/ daß euer Karpokrates ſaget: Nicht Gott ſelber/ ſondern die Engel haben die Welt erſchaffen; dann unter ja und nein muß nohtwendig eines wahr das ander falſch ſeyn. Euer ander vorgebrachtes iſt/ Gott vergebe es euch/ eine recht teuf- liſche Laͤſterung wieder den Herren Jeſus/ aus welchen ihr nach der Lehre eures Verfuͤh- rers Karpokrates einen bloſſen Menſchen/ und Joſephs warhafftigen Sohn machen wol- let. Aber wie beweiſet ihr ſolches? ſagen iſt in Glaubensſachen nicht gnug/ ſondern Grund Grund muß da ſeyn. Zwar daß mein Herr Jeſus ohn zutuhn eines Mannes durch Wir- kung Gottes des heiligen Geiſtes von der Jungfrauen Maria empfangen ſey/ daß er auch nicht ein bloſſer Menſch/ ſondern zugleich wahrer Gott ſey/ ſolches lehren uns die unge- zweiffelten Schrifften der Evangeliſten Mattheus/ Lukas und Johannes; welche Lehre alle Apoſtel und juͤnger des Herren angenommen/ vor wahr gehalten/ ſie duꝛch ihre viel- faͤltige Zeichen bekraͤfftiget/ und durch ihren Tod/ welchen ſie wegen dieſer Lehre erlitten/ verſiegelt haben; ja darauff ſo viel tauſend glaͤubige Chriſten ſo feſt geſtanden ſind/ daß ſie ſich viel lieber haben wollen laſſen brennen/ braten/ und auff allerhand erſchrekliche Weiſe hinrichten/ als ſolche verleugnen oder auffs minſte in zweiffel zihen. Was vor Beweiß- tuhm aber fuͤhret euer Karpokrates/ wodurch er das Wiederſpiel behaͤupten wil? ſolte ich einem eintzigen Menſchen ohn Beweißtuhm mehr glauben zuſtellen/ als der ganzen Chriſtlichen Kirchen und ihren unzaͤhlbahren Wunderzeichẽ/ ſo muͤſte ich wol aller Ver- nunfft beraubet ſeyn. Erwaͤge ich nun euer drittes Lehrſtuͤk/ ſo muß ich bekennen daß ihr damit dem Vernunfft- und Tugend-Faſſe auff ein mal den Bodem außſtoſſet. Dann an- fangs ſaget ihr/ es koͤnne keines Menſchen Seele zur Volkommenheit/ verſtehe zur Se- ligkeit dienlichen Volkom̃enheit gelangen/ wo dieſelbe nicht zuvor allerhand Laſter/ Suͤn- de und Schande begangen habe/ und auff vollendung ſolcher boßheiten bekomme ſie die himliſche Seligkeit/ ſonſt nicht. Mein/ wiſſet ihr auch was ihr redet? habet ihr der Ver- nunfft abgedanket? ja habt ihr Wiz und Sinne gefreſſen? wer hat jemahs ſolche unver- nuͤnfftige Meynungen und Gedanken in ſeyn Herz kommen laſſen; das boͤſe mache einen Menſchen volkommen zum guten? hoͤret mein Freund/ wann ich zu euch ſprechen wuͤrde; gehet zu Winterszeit hin/ ſetzet euch nacket auff das Eyß/ und waͤrmet euch alſo: Gehet zur Sommerzeit in die heißbrennenden Sonnenſtralen ſitzen und kuͤhlet euch alſo; wuͤrdet ihr mich nicht vor einen Narren und Unſinnigen halten? taͤhtet ihrs aber nicht/ ſo waͤhret ihr ein ſolcher. Aber was iſt es anders/ wann ihr ſprechet: Gehe hin und treibe allerhand Unzucht/ Boßheit/ abſcheuliche Ubeltaht/ und was Gott ſonſten haſſet und verbohten hat/ auff daß du im guten volkommen werdeſt/ auff daß du deine Seele befoderſt zur ſchleuni- gen Seligkeit? Hilff Gott! hat der Teuffel auch wol jemahl die Menſchen heſlicher be- ſchieſſen und verblendet als auff dieſe Weiſe? Moſe und die ganze heilige Schrifft durch Zeichen und wunder bekraͤfftiget/ unterrichtet mich/ das Gott ein heiliger Gott ſey/ und daß eꝛ von den Menſchen ernſtlich erfodere/ daß ſie auch heilig ſeyn ſollen. Sie unterichtet mich/ C c c iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/427>, abgerufen am 21.12.2024.