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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
de in ihrer Seele raum geben wolte. Markus fuhr fort da es Fabius gelassen hatte; sie
möchte solche Gedanken von ihm nicht fassen/ daß ers ihr vor eine Leichtfertigkeit außle-
gen wolte/ da sie auff sein inbrünstiges Ansuchen ihm gewirige Antwort erteilete; wieder
hohlete sein voriges erbieten/ und erwartete der Erklärung/ welche ihm die Frau mit einer
sonderlichen Schamhafftigkeit folgender Gestalt gab. Mein hochwerter Hr. ich bin von
ihnen beyden dermassen verbunden/ dz ich nit sehe/ wie ohn äusserste undankbarkeit ich mich
des begehreten entbrechen sol; wil demnach meinem Herren die angefod'te Antwort hiemit völ-
lig und nach seinem behagen gegeben haben/ jedoch/ dz er mir hinwiederum ritterlich verspre-
che/ mich wieder meinen willen vor außgang einer gebührlichen Trauerzeit zum Beylager nit
zunöhtigen/ damit ich von and'n redlichen Frauen nit angespeiet und verfluchet werde. Her-
nach und vors ander; daß diese unsere Verlöbnis ümb eben der Ursach willen eine zeitlang
möge in geheim gehalten/ und verschwiegen werden. Meine herzgeliebte Frau und Freun-
dinn/ antwortete er; vorerst bedanke ich mich der hochgünstigen Erklärung von ganzem
Herzen; und ob das übrige mir zwar sehr schwer fallen wird/ wil ich doch meine Begier-
den unter den Gehorsam ihres ehrliebenden Vorsatzes zwingen/ jedoch daneben höchlich
bitten/ die Traurzeit/ (wozu sie gar keine Ursach hat) nicht zuweit auszusetzen. Nam hiemit
einen schönen Ring/ und vermahlete sie ihm damit; gingen auch miteinander nach Fabi-
us und Leches/ und nahmen von ihnen die Glükwünschung an. Bey der Abendmahlzeit
erschien der vermeinete Kauffmann Gallus/ auff Fabius Begehren/ welcher schon mer-
kete/ daß Markus sich in Charidemus Stelle einflicken würde/ welches er ihm wol gönne-
te. Nach gehaltener Mahlzeit begehrete er mit der Frauen allein zureden/ welches sie wun-
der nam; massen sie ihn ihr Lebelang nicht gesehen hatte; wahr ihm doch zuwillen/ trat mit
ihm in ein Nebengemach/ daß ihr nur eine Leibdienerinn folgete/ und sagete zu ihm: Guter
Freund/ habt ihr etwa bey mir wegen meines Seel. Herrn/ einige Schuldfoderung/ so ver-
schweiget sie mir nicht; was dann mit gnugsamen Beweiß bescheiniget wird/ sol von mir
ehrlich bezahlet werden. Gallus neigete sich vor ihr/ und antwortete: Hochädle Frau; es
lässet mein Gn. Herr der junge entlauffene Ritter/ sie zum allerfleissigsten grüssen/ und vor
erwiesenes Mitleiden ihr von Herzen danken/ insonderheit/ daß sie ihm seiner Hände Frey-
heit durch ihre kräftige Vorbitte erhalten/ ohn welches Mittel er sonst hätte müssen des To-
des seyn. Es hat aber mein Gn. Herr ohngefehr in Erfahrung gebracht/ daß Herr Fabius
seines Unfals berichtet/ und diese Rache zuüben vorgenommen hätte/ darumb er mich als-
bald mitzihen geheissen/ ümb einig darnach zuarbeiten/ daß ihrer hochädlen Tugend weder
Ehre/ noch Leben/ noch einige Haabseligkeit gekränket würde/ wie Gott lob alles verhütet
ist. Die gute Frau warvoller Freuden/ und sagete: O den Göttern sey ewig dank/ daß dieses
unschuldige Blut gerettet ist/ dem ich mich mit alle meinem Vermögen schuldig erkenne;
und wolte Gott/ daß ich ihm einige Dienste leisten könte/ solte mir angenehmers nicht seyn.
Ja/ hochädle Frau/ sagte er/ sie kan meinem Herrn grosse Freundschafft erzeigen/ welches
ich ihr anzeigen wil/ dafern ihr belieben kan/ mich ihrer Verschwiegenheit zuversichern. Und
als sie ihm dieselbe verhieß/ sagte er weiter: Es hat mein Gn. Herr eine ferne Reise vor/ ümm
einen verlohrnen lieben Freund zusuchen/ auff welcher ihm Herr Fabius gerne Geselschaft
leisten wolte/ er aber lieber allein fortzihen wil/ deswegen er sich auch vor ihm verborgen

hält;

Anderes Buch.
de in ihrer Seele raum geben wolte. Markus fuhr fort da es Fabius gelaſſen hatte; ſie
moͤchte ſolche Gedanken von ihm nicht faſſen/ daß ers ihr vor eine Leichtfertigkeit außle-
gen wolte/ da ſie auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ihm gewirige Antwort erteilete; wieder
hohlete ſein voriges erbieten/ und erwartete der Erklaͤrung/ welche ihm die Frau mit einer
ſonderlichen Schamhafftigkeit folgender Geſtalt gab. Mein hochwerter Hr. ich bin von
ihnen beyden dermaſſen verbunden/ dz ich nit ſehe/ wie ohn aͤuſſerſte undankbaꝛkeit ich mich
des begehretẽ entbrechẽ ſol; wil demnach meinem Herꝛẽ die angefod’te Antwort hiemit voͤl-
lig uñ nach ſeinem behagen gegebẽ haben/ jedoch/ dz er mir hinwiederum ritterlich verſpre-
che/ mich wieder meinẽ willen vor außgang einer gebuͤhrlichẽ Tꝛauerzeit zum Beylager nit
zunoͤhtigen/ damit ich von and’n redlichen Frauen nit angeſpeiet uñ verfluchet werde. Her-
nach und vors ander; daß dieſe unſere Verloͤbnis uͤmb eben der Uꝛſach willen eine zeitlang
moͤge in geheim gehalten/ und verſchwiegen weꝛden. Meine herzgeliebte Frau und Freun-
dinn/ antwortete er; vorerſt bedanke ich mich der hochguͤnſtigen Erklaͤrung von ganzem
Herzen; und ob das uͤbrige mir zwar ſehr ſchwer fallen wird/ wil ich doch meine Begier-
den unter den Gehorſam ihres ehrliebenden Vorſatzes zwingen/ jedoch daneben hoͤchlich
bitten/ die Traurzeit/ (wozu ſie gar keine Urſach hat) nicht zuweit auszuſetzen. Nam hiemit
einen ſchoͤnen Ring/ und vermåhlete ſie ihm damit; gingen auch miteinander nach Fabi-
us und Leches/ und nahmen von ihnen die Gluͤkwuͤnſchung an. Bey der Abendmahlzeit
erſchien der vermeinete Kauffmann Gallus/ auff Fabius Begehren/ welcher ſchon mer-
kete/ daß Markus ſich in Charidemus Stelle einflicken wuͤrde/ welches er ihm wol goͤnne-
te. Nach gehaltener Mahlzeit begehrete er mit der Frauen allein zureden/ welches ſie wun-
der nam; maſſen ſie ihn ihr Lebelang nicht geſehen hatte; wahr ihm doch zuwillen/ trat mit
ihm in ein Nebengemach/ daß ihr nur eine Leibdienerinn folgete/ und ſagete zu ihm: Guter
Freund/ habt ihr etwa bey mir wegen meines Seel. Herꝛn/ einige Schuldfoderung/ ſo ver-
ſchweiget ſie mir nicht; was dann mit gnugſamen Beweiß beſcheiniget wird/ ſol von mir
ehrlich bezahlet werden. Gallus neigete ſich vor ihr/ und antwortete: Hochaͤdle Frau; es
laͤſſet mein Gn. Herꝛ der junge entlauffene Ritter/ ſie zum allerfleiſſigſten gruͤſſen/ und vor
erwieſenes Mitleiden ihr von Herzen danken/ inſonderheit/ daß ſie ihm ſeiner Haͤnde Frey-
heit durch ihre kraͤftige Vorbitte erhalten/ ohn welches Mittel er ſonſt haͤtte muͤſſen des To-
des ſeyn. Es hat aber mein Gn. Herꝛ ohngefehr in Erfahrung gebracht/ daß Herꝛ Fabius
ſeines Unfals berichtet/ und dieſe Rache zuuͤben vorgenommen haͤtte/ darumb er mich als-
bald mitzihen geheiſſen/ uͤmb einig darnach zuarbeiten/ daß ihrer hochaͤdlen Tugend weder
Ehre/ noch Leben/ noch einige Haabſeligkeit gekraͤnket wuͤrde/ wie Gott lob alles verhuͤtet
iſt. Die gute Frau warvoller Freuden/ uñ ſagete: O den Goͤttern ſey ewig dank/ daß dieſes
unſchuldige Blut gerettet iſt/ dem ich mich mit alle meinem Vermoͤgen ſchuldig erkenne;
und wolte Gott/ daß ich ihm einige Dienſte leiſten koͤnte/ ſolte mir angenehmers nicht ſeyn.
Ja/ hochaͤdle Frau/ ſagte er/ ſie kan meinem Herꝛn groſſe Freundſchafft erzeigen/ welches
ich ihr anzeigen wil/ dafern ihr belieben kan/ mich ihrer Verſchwiegenheit zuverſichern. Uñ
als ſie ihm dieſelbe verhieß/ ſagte er weiter: Es hat mein Gn. Herꝛ eine ferne Reiſe vor/ uͤm̃
einen verlohrnen lieben Freund zuſuchen/ auff welcher ihm Herꝛ Fabius gerne Geſelſchaft
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[383/0421] Anderes Buch. de in ihrer Seele raum geben wolte. Markus fuhr fort da es Fabius gelaſſen hatte; ſie moͤchte ſolche Gedanken von ihm nicht faſſen/ daß ers ihr vor eine Leichtfertigkeit außle- gen wolte/ da ſie auff ſein inbruͤnſtiges Anſuchen ihm gewirige Antwort erteilete; wieder hohlete ſein voriges erbieten/ und erwartete der Erklaͤrung/ welche ihm die Frau mit einer ſonderlichen Schamhafftigkeit folgender Geſtalt gab. Mein hochwerter Hr. ich bin von ihnen beyden dermaſſen verbunden/ dz ich nit ſehe/ wie ohn aͤuſſerſte undankbaꝛkeit ich mich des begehretẽ entbrechẽ ſol; wil demnach meinem Herꝛẽ die angefod’te Antwort hiemit voͤl- lig uñ nach ſeinem behagen gegebẽ haben/ jedoch/ dz er mir hinwiederum ritterlich verſpre- che/ mich wieder meinẽ willen vor außgang einer gebuͤhrlichẽ Tꝛauerzeit zum Beylager nit zunoͤhtigen/ damit ich von and’n redlichen Frauen nit angeſpeiet uñ verfluchet werde. Her- nach und vors ander; daß dieſe unſere Verloͤbnis uͤmb eben der Uꝛſach willen eine zeitlang moͤge in geheim gehalten/ und verſchwiegen weꝛden. Meine herzgeliebte Frau und Freun- dinn/ antwortete er; vorerſt bedanke ich mich der hochguͤnſtigen Erklaͤrung von ganzem Herzen; und ob das uͤbrige mir zwar ſehr ſchwer fallen wird/ wil ich doch meine Begier- den unter den Gehorſam ihres ehrliebenden Vorſatzes zwingen/ jedoch daneben hoͤchlich bitten/ die Traurzeit/ (wozu ſie gar keine Urſach hat) nicht zuweit auszuſetzen. Nam hiemit einen ſchoͤnen Ring/ und vermåhlete ſie ihm damit; gingen auch miteinander nach Fabi- us und Leches/ und nahmen von ihnen die Gluͤkwuͤnſchung an. Bey der Abendmahlzeit erſchien der vermeinete Kauffmann Gallus/ auff Fabius Begehren/ welcher ſchon mer- kete/ daß Markus ſich in Charidemus Stelle einflicken wuͤrde/ welches er ihm wol goͤnne- te. Nach gehaltener Mahlzeit begehrete er mit der Frauen allein zureden/ welches ſie wun- der nam; maſſen ſie ihn ihr Lebelang nicht geſehen hatte; wahr ihm doch zuwillen/ trat mit ihm in ein Nebengemach/ daß ihr nur eine Leibdienerinn folgete/ und ſagete zu ihm: Guter Freund/ habt ihr etwa bey mir wegen meines Seel. Herꝛn/ einige Schuldfoderung/ ſo ver- ſchweiget ſie mir nicht; was dann mit gnugſamen Beweiß beſcheiniget wird/ ſol von mir ehrlich bezahlet werden. Gallus neigete ſich vor ihr/ und antwortete: Hochaͤdle Frau; es laͤſſet mein Gn. Herꝛ der junge entlauffene Ritter/ ſie zum allerfleiſſigſten gruͤſſen/ und vor erwieſenes Mitleiden ihr von Herzen danken/ inſonderheit/ daß ſie ihm ſeiner Haͤnde Frey- heit durch ihre kraͤftige Vorbitte erhalten/ ohn welches Mittel er ſonſt haͤtte muͤſſen des To- des ſeyn. Es hat aber mein Gn. Herꝛ ohngefehr in Erfahrung gebracht/ daß Herꝛ Fabius ſeines Unfals berichtet/ und dieſe Rache zuuͤben vorgenommen haͤtte/ darumb er mich als- bald mitzihen geheiſſen/ uͤmb einig darnach zuarbeiten/ daß ihrer hochaͤdlen Tugend weder Ehre/ noch Leben/ noch einige Haabſeligkeit gekraͤnket wuͤrde/ wie Gott lob alles verhuͤtet iſt. Die gute Frau warvoller Freuden/ uñ ſagete: O den Goͤttern ſey ewig dank/ daß dieſes unſchuldige Blut gerettet iſt/ dem ich mich mit alle meinem Vermoͤgen ſchuldig erkenne; und wolte Gott/ daß ich ihm einige Dienſte leiſten koͤnte/ ſolte mir angenehmers nicht ſeyn. Ja/ hochaͤdle Frau/ ſagte er/ ſie kan meinem Herꝛn groſſe Freundſchafft erzeigen/ welches ich ihr anzeigen wil/ dafern ihr belieben kan/ mich ihrer Verſchwiegenheit zuverſichern. Uñ als ſie ihm dieſelbe verhieß/ ſagte er weiter: Es hat mein Gn. Herꝛ eine ferne Reiſe vor/ uͤm̃ einen verlohrnen lieben Freund zuſuchen/ auff welcher ihm Herꝛ Fabius gerne Geſelſchaft leiſten wolte/ er aber lieber allein fortzihen wil/ deswegen er ſich auch vor ihm verborgen haͤlt;

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/421>, abgerufen am 27.09.2024.