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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ter ihnen her lief; wahr doch so fertig nicht/ diese hatten sich schon verstecket/ und seinen Au-
gen sich entrissen; Welches nicht allein ihm sehr leid wahr/ sondern zugleich hohes verwun-
dern brachte/ aus was ursachen sie vor jhm fliehen möchten/ weil sie durchaus nichts arges
sich von jhm zu befahren hätten; Doch weil bey so früher Tages zeit die Häuser noch ver-
schlossen wahren hoffete er/ sie würden jhm so leicht nicht entgehen; Lieff also immer fort/
biß er vor ein Hüttchen kam/ dessen Unter Tühr offen stund/ und gedachte bald/ sie würden da-
hinein geschloffen seyn; trat hinein und fahe sich fleissig ümb/ biß er jhrer im finstern Win-
kel/ hinter einem grossen Weinfasse gewahr ward. Diese verwunderten sich/ wie sie jhn sa-
hen/ und fing Ladisla mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Angesicht an: Alter/ jhr möget
wol ein unhöflicher Geselle seyn/ daß jhr fremde dergestalt verfolget/ die umb gewisser Ursach
zu Rom nicht erkennet seyn wollen. So gehet nun eures weges/ und lasset uns des unsern ab-
warten/ sonst werdet jhr empfinden/ daß meine Fäuste nicht wichtloß sind; oder gedencket jhr
etwa/ Rom sey eine Freystadt alles Vorwitzes? Er wolte in seiner Dräurede fortfahren/ a-
ber Wezesla/ der jhn an der Stimme kennete fiel vor jhm in die Knie und sagete: Durchleuch-
tigster Fürst/ weß zeihen sich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenzesla nit mehr/
der ich mannichen beschwerlichen Weg/ dieselbe außzuk und schaffen/ geritten habe? Dieser
kunte sich weiter nicht verstellen/ fassete jhn beym Arme/ hieß jhn auffstehen/ und fragete/ was
er neues aus Böhmen brächte/ auch/ ob seine Eltern und Frl. Schwester annoch frisch und
gesund währen. Wenzesla wolte ihm keinen schleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur
Antwort. Er wüste nicht anders/ ohn daß der König bey seiner Abreise ziemlich schwach ge-
wesen; könte nicht eigentlich sagen/ wie es umb jhn stünde. Ich muhtmassete wol/ sagte La-
disla zu Herkules/ daß mein gestriges Nasebluten mir nichts gutes bedeuten würde; aber
was stehen wir in dieser Hütten? Du sihest/ lieber Bruder/ daß wir an unserm Kirchgange
verstöret werden; wird demnach das beste seyn/ daß wir umbkehren nach unser Herberge. So
werde ich vorhin lauffen/ sagte Wenzesla/ umb mein Pferd zu suchen/ welches ich unferne
von hinnen habe stehen lassen. Er eilete geschwinde fort/ und als er des Gäschen ende errei-
chet hatte/ und nach seinem Pferde sich umsahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche dassel-
be vor sich hintrieben/ wiewol es sich hefftig sträubete/ und mit allen vieren von sich schlug.
Erst bedachte der Alte seine Thorheit/ durch hinterlassung des Pferdes begangen; lief/ so fast
er mochte/ hinten nach/ und schrihe die Diebe an/ wohin sie mit seinem Pferde gedächten;
welche sich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemühet wahren/ den auffgebundenen
Wetscher vom Pferde zu reissen/ der sie wol bespickt seyn dauchte; geriet auch endlich dem
einen/ daß er sich in den Sattel schwang/ und die Beute ablösete/ welche auf die Erde fiel. Der
ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch saß jhm Wenzesla zu früh auff der Haube/
riß ihm den Wetscher unterm Arme hinweg/ und sagte: Du wirst mir gleichwol diesen lieben
Schatz nicht ohn alle Einsprach entführen; Zum wenigsten werde ich das Luder mit dir drum
ziehen. Inzwischen schlug das Pferd hinten aus/ und traff diesen Buben auff die Hufft/ dz
er niederstürzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geselle aber setzte sich im Sattel
feste/ stieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm selbst fluchend/ daß er den Wetscher
mit so grosser Mühe loßgemacht/ und sein Glück/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen
hatte. Herkules und Ladisla sahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich näher/ und er-

innerten

Erſtes Buch.
ter ihnen her lief; wahr doch ſo fertig nicht/ dieſe hatten ſich ſchon verſtecket/ und ſeinen Au-
gen ſich entriſſen; Welches nicht allein ihm ſehr leid wahr/ ſondern zugleich hohes verwun-
dern brachte/ aus was urſachen ſie vor jhm fliehen moͤchten/ weil ſie durchaus nichts arges
ſich von jhm zu befahren haͤtten; Doch weil bey ſo fruͤher Tages zeit die Haͤuſer noch ver-
ſchloſſen wahren hoffete er/ ſie wuͤrden jhm ſo leicht nicht entgehen; Lieff alſo immer fort/
biß er vor ein Huͤttchen kam/ deſſen Unter Tuͤhr offen ſtund/ und gedachte bald/ ſie wuͤrden da-
hinein geſchloffen ſeyn; trat hinein und fahe ſich fleiſſig uͤmb/ biß er jhrer im finſtern Win-
kel/ hinter einem groſſen Weinfaſſe gewahr ward. Dieſe verwunderten ſich/ wie ſie jhn ſa-
hen/ und fing Ladiſla mit ertichtetem Zorn und abgekehrtem Angeſicht an: Alter/ jhr moͤget
wol ein unhoͤflicher Geſelle ſeyn/ daß jhr fremde dergeſtalt verfolget/ die umb gewiſſer Urſach
zu Rom nicht erkennet ſeyn wollen. So gehet nun eures weges/ und laſſet uns des unſern ab-
warten/ ſonſt werdet jhr empfinden/ daß meine Faͤuſte nicht wichtloß ſind; oder gedencket jhr
etwa/ Rom ſey eine Freyſtadt alles Vorwitzes? Er wolte in ſeiner Draͤurede fortfahren/ a-
ber Wezeſla/ der jhn an der Stimme keñete fiel vor jhm in die Knie und ſagete: Durchleuch-
tigſter Fuͤrſt/ weß zeihen ſich eure Gnaden? kennen die jhren alten Diener Wenzeſla nit mehr/
der ich mannichen beſchwerlichen Weg/ dieſelbe außzuk und ſchaffen/ geritten habe? Dieſer
kunte ſich weiter nicht verſtellen/ faſſete jhn beym Arme/ hieß jhn auffſtehen/ und fragete/ was
er neues aus Boͤhmen braͤchte/ auch/ ob ſeine Eltern und Frl. Schweſter annoch friſch und
geſund waͤhren. Wenzeſla wolte ihm keinen ſchleunigen Schrecken einjagen/ und gab zur
Antwort. Er wuͤſte nicht anders/ ohn daß der Koͤnig bey ſeiner Abreiſe ziemlich ſchwach ge-
weſen; koͤnte nicht eigentlich ſagen/ wie es umb jhn ſtuͤnde. Ich muhtmaſſete wol/ ſagte La-
diſla zu Herkules/ daß mein geſtriges Naſebluten mir nichts gutes bedeuten wuͤrde; aber
was ſtehen wir in dieſer Huͤtten? Du ſiheſt/ lieber Bruder/ daß wir an unſerm Kirchgange
verſtoͤret werden; wird demnach das beſte ſeyn/ daß wir umbkehren nach unſer Herberge. So
werde ich vorhin lauffen/ ſagte Wenzeſla/ umb mein Pferd zu ſuchen/ welches ich unferne
von hinnen habe ſtehen laſſen. Er eilete geſchwinde fort/ und als er des Gaͤſchen ende errei-
chet hatte/ und nach ſeinem Pferde ſich umſahe/ ward er zweer Buben gewahr/ welche daſſel-
be vor ſich hintrieben/ wiewol es ſich hefftig ſtraͤubete/ und mit allen vieren von ſich ſchlug.
Erſt bedachte der Alte ſeine Thorheit/ durch hinterlaſſung des Pferdes begangen; lief/ ſo faſt
er mochte/ hinten nach/ und ſchrihe die Diebe an/ wohin ſie mit ſeinem Pferde gedaͤchten;
welche ſich doch daran wenig kehreten/ und jmmerzu bemuͤhet wahren/ den auffgebundenen
Wetſcher vom Pferde zu reiſſen/ der ſie wol beſpickt ſeyn dauchte; geriet auch endlich dem
einen/ daß er ſich in den Sattel ſchwang/ und die Beute abloͤſete/ welche auf die Erde fiel. Der
ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch ſaß jhm Wenzeſla zu fruͤh auff der Haube/
riß ihm den Wetſcher unterm Arme hinweg/ und ſagte: Du wirſt mir gleichwol dieſen liebẽ
Schatz nicht ohn alle Einſprach entfuͤhren; Zum wenigſten werde ich das Luder mit dir drum
ziehen. Inzwiſchen ſchlug das Pferd hinten aus/ und traff dieſen Buben auff die Hufft/ dz
er niederſtuͤrzete/ und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geſelle aber ſetzte ſich im Sattel
feſte/ ſtieß das Pferd an/ und rante in aller eile davon/ jhm ſelbſt fluchend/ daß er den Wetſcher
mit ſo groſſer Muͤhe loßgemacht/ und ſein Gluͤck/ wie er meynete/ auff die Erde geworffen
hatte. Herkules und Ladiſla ſahen der Kurtzweil von ferne zu/ traten endlich naͤher/ und er-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/42>, abgerufen am 29.11.2024.