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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
bius zu ihm sagete; Mein lieber Freund; ihr wisset daß ich euch alles gutes gönne; und
tähte ich euch einen Dienst daran/ wolte ich euch dieses schöne junge Weibichen freien/ so
würde euch und ihr geholffen. Markus bedankete sich dienstlich vor die hohe Gewogen-
heit/ und da ihm diese gewünschte Heyraht werden könte/ wolte er sich glükselig schätzen.
Die sol und kan euch nit entstehen/ sagte Fabius; gehet nur hin/ und leget den ersten Stein
zu diesem Liebesgebäu selbst/ auff daß eure Neigung sie aus eurem eigenen Munde höre;
hernach wil ich schon wissen/ euch Beystand zuleisten. Markus wagete die Schanze/ ging
hin zu ihr/ und sagete; es hätte der Römische Gesanter grosses Mißfallen an ihrem unab-
lässigen Weinen/ da er doch ihr zur sonderlichen Freundschafft seine Urtel geendert/ und
dem Leichnam die Erde gegönnet; wolte sie demnach vor sich gar Freund- und träulich
erinnern/ ihr gar zu grosses klagen zu mässigen; sie hätte ja alles ihr Unglük ihrem gewese-
nen Eh Herren zu danken/ welcher/ unangesehen ihres grossen mitleidens/ sie zu ermorden
willens gewesen; und ob ihr vielleicht noch nicht alles kund währe/ was durch ihren Ehe-
gatten verwirket/ könte er ihr unangemeldet nicht lassen/ daß in solchen Fällen nicht allein
Leib und Leben/ sondern auch Haabe und Gut samt der Freyheit verfallen währe; solches
Unglük aber an euch zuverhindern/ sagte er/ erbiete ich mich nach äusserstem Vermögen;
massen mein Herz in meiner hochgeehrten Freundin Zucht und Schönheit sich dergestalt
verliebet hat/ daß wann ich als ein Römischer Ritter und ädelman aus Rom von ihr nicht
verschmähet werde/ ich dieselbe mir zu einem Ehegemahl in künfftig/ aus rechter Träue
und Beständigkeit wünsche und begehre/ dienstlich bittend/ mir mein geschwindes ehrlie-
bendes Anmuhten nicht zu verübeln/ und auff dasselbe mir eine gunstfreundliche Antwort
zuerteilen. Die gute Frau wahr von ganzer Seele traurig und betrübt/ wie wol sie ihr an-
noch nicht einbilden können/ daß ihre Güter und Freyheit solten Gefahr haben; doch sich
erinnernd/ daß ihre Haabseligkeit von Charidemus herrührete/ fürchtete sie sich darumb
zukommen. Sie sahe Markus mit trähnenden Augen an/ hatte aus seinen Reden schon
gemerket/ daß er ein geschikter ädelman wahr/ auch an Leib und Leben untadelhafft; aber
das bildete sie ihr nicht ein/ daß er so dürre sie umb eheliche Liebe ansprengen würde. Nun
durffte sie ihn nicht vor den Kopff stossen/ weil er sich so hoch gegen sie erboht; solte sie a-
ber einwilligen/ da ihr Ehherr noch vor wenig Stunden gelebet/ müste ihr billig zur gros-
sen Leichtfertigkeit außgelegt werden; antwortete ihm demnach/ sie bedankete sich ehren-
dienstlich des mitleidens/ welches er mit ihr in ihrem grossen Unglük trüge/ sich auch er-
böhte/ alles künfftige nach Vermögen abzuwenden; nun währe sie in des Herrn Gesan-
ten Macht und Gewalt/ und wie derselbe mit ihr schalten würde/ müste ihr wehe und wol
tuhn; einmahl währe ihr lieb/ daß ihr Lebens- und ehrensicherheit schon hoch versprochen
worden; daß übrige vorgebrachte betreffend/ erkennete sie billich seine gute Gewogenheit/
würde auch selbe zu rühmen/ Zeit ihres Lebens Ursach haben; weil aber die erste Ehe ihr
so unglüklich gerahten/ und überdaß mit so schmerzlichem Unfal versalzen währe/ hätte sie
billiche Ursach/ sich des Ehestandes hinfüro zuenthalten/ und den übrigen Teil ihres Le-
bens in stetem Witwenstande zu enden. Markus gedauchte/ die lezten Reden währen aus
so tieffen herzen nicht gangen; wolte sich deßwegen nicht abschrecken lassen/ sondern sagete:
Sie hätte nicht unbillig zu zweiffeln/ ob sie jemahls in der Ehe gelebet/ nachdem Charide-

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Anderes Buch.
bius zu ihm ſagete; Mein lieber Freund; ihr wiſſet daß ich euch alles gutes goͤnne; und
taͤhte ich euch einen Dienſt daran/ wolte ich euch dieſes ſchoͤne junge Weibichen freien/ ſo
wuͤrde euch und ihr geholffen. Markus bedankete ſich dienſtlich vor die hohe Gewogen-
heit/ und da ihm dieſe gewuͤnſchte Heyraht werden koͤnte/ wolte er ſich gluͤkſelig ſchaͤtzen.
Die ſol und kan euch nit entſtehen/ ſagte Fabius; gehet nur hin/ und leget den erſten Stein
zu dieſem Liebesgebaͤu ſelbſt/ auff daß eure Neigung ſie aus eurem eigenen Munde hoͤre;
hernach wil ich ſchon wiſſen/ euch Beyſtand zuleiſten. Markus wagete die Schanze/ ging
hin zu ihr/ und ſagete; es haͤtte der Roͤmiſche Geſanter groſſes Mißfallen an ihrem unab-
laͤſſigen Weinen/ da er doch ihr zur ſonderlichen Freundſchafft ſeine Urtel geendert/ und
dem Leichnam die Erde gegoͤnnet; wolte ſie demnach vor ſich gar Freund- und traͤulich
erinnern/ ihr gar zu groſſes klagen zu maͤſſigen; ſie haͤtte ja alles ihr Ungluͤk ihrem geweſe-
nen Eh Herren zu danken/ welcher/ unangeſehen ihres groſſen mitleidens/ ſie zu ermorden
willens geweſen; und ob ihr vielleicht noch nicht alles kund waͤhre/ was durch ihren Ehe-
gatten verwirket/ koͤnte er ihr unangemeldet nicht laſſen/ daß in ſolchen Faͤllen nicht allein
Leib und Leben/ ſondern auch Haabe und Gut ſamt der Freyheit verfallen waͤhre; ſolches
Ungluͤk aber an euch zuverhindern/ ſagte er/ erbiete ich mich nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen;
maſſen mein Herz in meiner hochgeehrten Freundin Zucht und Schoͤnheit ſich dergeſtalt
verliebet hat/ daß wann ich als ein Roͤmiſcher Ritter und aͤdelman aus Rom von ihr nicht
verſchmaͤhet werde/ ich dieſelbe mir zu einem Ehegemahl in kuͤnfftig/ aus rechter Traͤue
und Beſtaͤndigkeit wuͤnſche und begehre/ dienſtlich bittend/ mir mein geſchwindes ehrlie-
bendes Anmuhten nicht zu veruͤbeln/ und auff daſſelbe mir eine gunſtfreundliche Antwort
zuerteilen. Die gute Frau wahr von ganzer Seele traurig und betruͤbt/ wie wol ſie ihr an-
noch nicht einbilden koͤnnen/ daß ihre Guͤter und Freyheit ſolten Gefahr haben; doch ſich
erinnernd/ daß ihre Haabſeligkeit von Charidemus herruͤhrete/ fuͤrchtete ſie ſich darumb
zukommen. Sie ſahe Markus mit traͤhnenden Augen an/ hatte aus ſeinen Reden ſchon
gemerket/ daß er ein geſchikter aͤdelman wahr/ auch an Leib und Leben untadelhafft; aber
das bildete ſie ihr nicht ein/ daß er ſo duͤrre ſie umb eheliche Liebe anſprengen wuͤrde. Nun
durffte ſie ihn nicht vor den Kopff ſtoſſen/ weil er ſich ſo hoch gegen ſie erboht; ſolte ſie a-
ber einwilligen/ da ihr Ehherr noch vor wenig Stunden gelebet/ muͤſte ihr billig zur groſ-
ſen Leichtfertigkeit außgelegt werden; antwortete ihm demnach/ ſie bedankete ſich ehren-
dienſtlich des mitleidens/ welches er mit ihr in ihrem groſſen Ungluͤk truͤge/ ſich auch er-
boͤhte/ alles kuͤnfftige nach Vermoͤgen abzuwenden; nun waͤhre ſie in des Herrn Geſan-
ten Macht und Gewalt/ und wie derſelbe mit ihr ſchalten wuͤrde/ muͤſte ihr wehe und wol
tuhn; einmahl waͤhre ihr lieb/ daß ihr Lebens- und ehrenſicherheit ſchon hoch verſprochen
worden; daß uͤbrige vorgebrachte betreffend/ erkennete ſie billich ſeine gute Gewogenheit/
wuͤrde auch ſelbe zu ruͤhmen/ Zeit ihres Lebens Urſach haben; weil aber die erſte Ehe ihr
ſo ungluͤklich gerahten/ und uͤberdaß mit ſo ſchmerzlichem Unfal verſalzen waͤhre/ haͤtte ſie
billiche Urſach/ ſich des Eheſtandes hinfuͤro zuenthalten/ und den uͤbrigen Teil ihres Le-
bens in ſtetem Witwenſtande zu enden. Markus gedauchte/ die lezten Reden waͤhren aus
ſo tieffen herzen nicht gangen; wolte ſich deßwegẽ nicht abſchrecken laſſen/ ſondern ſagete:
Sie haͤtte nicht unbillig zu zweiffeln/ ob ſie jemahls in der Ehe gelebet/ nachdem Charide-

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[381/0419] Anderes Buch. bius zu ihm ſagete; Mein lieber Freund; ihr wiſſet daß ich euch alles gutes goͤnne; und taͤhte ich euch einen Dienſt daran/ wolte ich euch dieſes ſchoͤne junge Weibichen freien/ ſo wuͤrde euch und ihr geholffen. Markus bedankete ſich dienſtlich vor die hohe Gewogen- heit/ und da ihm dieſe gewuͤnſchte Heyraht werden koͤnte/ wolte er ſich gluͤkſelig ſchaͤtzen. Die ſol und kan euch nit entſtehen/ ſagte Fabius; gehet nur hin/ und leget den erſten Stein zu dieſem Liebesgebaͤu ſelbſt/ auff daß eure Neigung ſie aus eurem eigenen Munde hoͤre; hernach wil ich ſchon wiſſen/ euch Beyſtand zuleiſten. Markus wagete die Schanze/ ging hin zu ihr/ und ſagete; es haͤtte der Roͤmiſche Geſanter groſſes Mißfallen an ihrem unab- laͤſſigen Weinen/ da er doch ihr zur ſonderlichen Freundſchafft ſeine Urtel geendert/ und dem Leichnam die Erde gegoͤnnet; wolte ſie demnach vor ſich gar Freund- und traͤulich erinnern/ ihr gar zu groſſes klagen zu maͤſſigen; ſie haͤtte ja alles ihr Ungluͤk ihrem geweſe- nen Eh Herren zu danken/ welcher/ unangeſehen ihres groſſen mitleidens/ ſie zu ermorden willens geweſen; und ob ihr vielleicht noch nicht alles kund waͤhre/ was durch ihren Ehe- gatten verwirket/ koͤnte er ihr unangemeldet nicht laſſen/ daß in ſolchen Faͤllen nicht allein Leib und Leben/ ſondern auch Haabe und Gut ſamt der Freyheit verfallen waͤhre; ſolches Ungluͤk aber an euch zuverhindern/ ſagte er/ erbiete ich mich nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen; maſſen mein Herz in meiner hochgeehrten Freundin Zucht und Schoͤnheit ſich dergeſtalt verliebet hat/ daß wann ich als ein Roͤmiſcher Ritter und aͤdelman aus Rom von ihr nicht verſchmaͤhet werde/ ich dieſelbe mir zu einem Ehegemahl in kuͤnfftig/ aus rechter Traͤue und Beſtaͤndigkeit wuͤnſche und begehre/ dienſtlich bittend/ mir mein geſchwindes ehrlie- bendes Anmuhten nicht zu veruͤbeln/ und auff daſſelbe mir eine gunſtfreundliche Antwort zuerteilen. Die gute Frau wahr von ganzer Seele traurig und betruͤbt/ wie wol ſie ihr an- noch nicht einbilden koͤnnen/ daß ihre Guͤter und Freyheit ſolten Gefahr haben; doch ſich erinnernd/ daß ihre Haabſeligkeit von Charidemus herruͤhrete/ fuͤrchtete ſie ſich darumb zukommen. Sie ſahe Markus mit traͤhnenden Augen an/ hatte aus ſeinen Reden ſchon gemerket/ daß er ein geſchikter aͤdelman wahr/ auch an Leib und Leben untadelhafft; aber das bildete ſie ihr nicht ein/ daß er ſo duͤrre ſie umb eheliche Liebe anſprengen wuͤrde. Nun durffte ſie ihn nicht vor den Kopff ſtoſſen/ weil er ſich ſo hoch gegen ſie erboht; ſolte ſie a- ber einwilligen/ da ihr Ehherr noch vor wenig Stunden gelebet/ muͤſte ihr billig zur groſ- ſen Leichtfertigkeit außgelegt werden; antwortete ihm demnach/ ſie bedankete ſich ehren- dienſtlich des mitleidens/ welches er mit ihr in ihrem groſſen Ungluͤk truͤge/ ſich auch er- boͤhte/ alles kuͤnfftige nach Vermoͤgen abzuwenden; nun waͤhre ſie in des Herrn Geſan- ten Macht und Gewalt/ und wie derſelbe mit ihr ſchalten wuͤrde/ muͤſte ihr wehe und wol tuhn; einmahl waͤhre ihr lieb/ daß ihr Lebens- und ehrenſicherheit ſchon hoch verſprochen worden; daß uͤbrige vorgebrachte betreffend/ erkennete ſie billich ſeine gute Gewogenheit/ wuͤrde auch ſelbe zu ruͤhmen/ Zeit ihres Lebens Urſach haben; weil aber die erſte Ehe ihr ſo ungluͤklich gerahten/ und uͤberdaß mit ſo ſchmerzlichem Unfal verſalzen waͤhre/ haͤtte ſie billiche Urſach/ ſich des Eheſtandes hinfuͤro zuenthalten/ und den uͤbrigen Teil ihres Le- bens in ſtetem Witwenſtande zu enden. Markus gedauchte/ die lezten Reden waͤhren aus ſo tieffen herzen nicht gangen; wolte ſich deßwegẽ nicht abſchrecken laſſen/ ſondern ſagete: Sie haͤtte nicht unbillig zu zweiffeln/ ob ſie jemahls in der Ehe gelebet/ nachdem Charide- mus B b b iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/419>, abgerufen am 26.06.2024.