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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Befehl; die übrigen 50 nam er zu sich/ ließ den Gefangenen/ weil er nicht hinaus gehen wol-
te/ auff einer Karre hinschleppen/ und musten seine obgedachten beyden Diener samt sei-
nem Schiffs-Nachrichter neben her gehen. Die ganze Menge des Flecken kahmen zusam-
men/ und schrihen Ach und Rache über Charidemus: Er hätte diese Straffe längst wol
verdienet/ weil er sie mit Schatzungen und Frohn diensten unbarmhertzig gedrücket/ und
solchen Muhtwillen an den ihren verübet/ daß keines redlichen Mannes Weib oder mann-
bahre Tochter vor ihm sicher seyn können/ ungeachtet er so ein schönes und Tugendreiches
Gemahl/ so wol vor diesem als jetzo gehabt. Fabius redete ihnen tröstlich zu/ es solte ihm
diese Boßheit auff einmahl bezahlet/ und hingegen sie von aller ungebührlichen Beschwe-
rung befreyet werden. Als sie auff den Richtplatz kahmen/ foderte Fabius die bey den Die-
ner allein vor sich/ und dräuete ihnen den Tod/ dafern sie nicht andeuten würden/ wer mit
dem jungen Herrn so unbarmherzig umgangen/ und ihn so elendig gebunden hätte. Diese
gingen alsbald unter den Hauffen der Zuseher/ und rieffen drey boßhaffte Schelmen her-
vor/ welche sie überzeugeten/ wie sie mit Herr Valikules geber det; Und als sie nicht dar-
tuhn kunten/ daß sie dessen ausdrüklichen Befehl gehabt/ ließ ihnen Fabius als bald den
Grind herunter schlagen/ daß Charidemus zusehen muste; welcher darüber hefftig er-
zitterte/ und alle seine Güter zum Lösegeld seines Lebens darboht. Es ward ihm befohlen
von dem Karren zusteigen/ und als er nicht wolte/ zogen seine beyden Diener ihn beym
Kopff herunter. Fabius geboht ihnen die Urtel zuvollstrecken/ daher sie ihren Herrn
umb Verzeihung bahten/ und daß er niederknien möchte/ damit er ohn sonderliche
Schmerzen könte abgetahn werden; Weil er sich nun auch dessen wegerte/ rissen ihn
die Kriegsknechte zur Erden/ und richteten ihn die beyden elendig zu/ daß er nach empfan-
genen XXIV Wunden erst die boßhaffte Seele außbließ. Nach gehaltenem Gerichte keh-
reten sie wieder umb nach dem Schlosse/ und musten die Gerichts volstrecker den Leichnam
bey den Füssen mit sich fort schleppen. Fr. Euphrosyne hielt sich inzwischen auff dem
Schlosse über alle massen kläglich/ daß Markus grosses Mitleiden mit ihr hatte/ und nach
allem Vermögen sie auffs freundlichste tröstete; sie möchte sich doch in der Götter Willen
ergeben/ nach dem es nicht anders seyn könte; ihre Woltaht dem jungen Herren erzeiget/
würde ihr nicht unvergolten bleiben; aber es mochte dieses alles bey dem traurigen Weib-
lein wenig schaffen. Als Fabius mit Leches wieder auffs Schloß trat/ kunte sie ihr die
Rechnung leicht machen/ wie es ihrem Alten würde ergangen seyn; wolte aber nach seinem
Tode ihre eheliche Liebe und Träue spüren lassen/ fiel vor Fabius nider/ und kunte sie kein
Mensch von der Erden auffbringen/ biß ihr versprochen wahr/ daß Charidemus Leib zur
Erden solte bestattet werden. Folgends traten Fabius/ Leches und Markus zusammen/
und befrageten sich/ wie es mit der Frauen und ihren Gütern solte gehalten werden; zwar
in betrachtung ihres Mannes/ währe alles der Obrigkeit verfallen; weil aber die Frau in
die Boßheit nicht eingewilliget hätte/ sondern vielmehr bemühet gewesen/ dieselbe zu hin-
dern/ würde es unverantwortlich seyn/ daß man ihr nicht vielmehr vor Herkules Lebens-
erhaltung danken/ als durch Armuht und beraubung sie betrüben wolte. Der gute Mar-
kus hatte sich schon an ihrer Schönheit vergaffet/ scheuete sich doch/ es zu bekennen/ bekla-
gete ihr Unglük/ und daß vor ihre Dienste sie nichts als Trübseligkeit empfünde; da Fa-

bius

Anderes Buch.
Befehl; die uͤbrigen 50 nam er zu ſich/ ließ den Gefangenen/ weil er nicht hinaus gehẽ wol-
te/ auff einer Karre hinſchleppen/ und muſten ſeine obgedachten beyden Diener ſamt ſei-
nem Schiffs-Nachrichter neben her gehen. Die ganze Menge des Flecken kahmen zuſam-
men/ und ſchrihen Ach und Rache uͤber Charidemus: Er haͤtte dieſe Straffe laͤngſt wol
verdienet/ weil er ſie mit Schatzungen und Frohn dienſten unbarmhertzig gedruͤcket/ und
ſolchen Muhtwillen an den ihren veruͤbet/ daß keines redlichen Mannes Weib oder mañ-
bahre Tochter vor ihm ſicher ſeyn koͤnnen/ ungeachtet er ſo ein ſchoͤnes und Tugendreiches
Gemahl/ ſo wol vor dieſem als jetzo gehabt. Fabius redete ihnen troͤſtlich zu/ es ſolte ihm
dieſe Boßheit auff einmahl bezahlet/ und hingegen ſie von aller ungebuͤhrlichen Beſchwe-
rung befreyet werden. Als ſie auff den Richtplatz kahmen/ foderte Fabius die bey den Die-
ner allein vor ſich/ und draͤuete ihnen den Tod/ dafern ſie nicht andeuten wuͤrden/ wer mit
dem jungen Herrn ſo unbarmherzig umgangen/ und ihn ſo elendig gebunden haͤtte. Dieſe
gingen alsbald unter den Hauffen der Zuſeher/ und rieffen drey boßhaffte Schelmen her-
vor/ welche ſie uͤberzeugeten/ wie ſie mit Herr Valikules geber det; Und als ſie nicht dar-
tuhn kunten/ daß ſie deſſen ausdruͤklichen Befehl gehabt/ ließ ihnen Fabius als bald den
Grind herunter ſchlagen/ daß Charidemus zuſehen muſte; welcher daruͤber hefftig er-
zitterte/ und alle ſeine Guͤter zum Loͤſegeld ſeines Lebens darboht. Es ward ihm befohlen
von dem Karren zuſteigen/ und als er nicht wolte/ zogen ſeine beyden Diener ihn beym
Kopff herunter. Fabius geboht ihnen die Urtel zuvollſtrecken/ daher ſie ihren Herrn
umb Verzeihung bahten/ und daß er niederknien moͤchte/ damit er ohn ſonderliche
Schmerzen koͤnte abgetahn werden; Weil er ſich nun auch deſſen wegerte/ riſſen ihn
die Kriegsknechte zur Erden/ und richteten ihn die beyden elendig zu/ daß er nach empfan-
genen XXIV Wunden erſt die boßhaffte Seele außbließ. Nach gehaltenem Gerichte keh-
reten ſie wiedeꝛ umb nach dem Schloſſe/ und muſten die Gerichts volſtreckeꝛ den Leichnam
bey den Fuͤſſen mit ſich fort ſchleppen. Fr. Euphroſyne hielt ſich inzwiſchen auff dem
Schloſſe uͤber alle maſſen klaͤglich/ daß Markus groſſes Mitleiden mit ihr hatte/ und nach
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ergeben/ nach dem es nicht anders ſeyn koͤnte; ihre Woltaht dem jungen Herren erzeiget/
wuͤrde ihr nicht unvergolten bleiben; aber es mochte dieſes alles bey dem traurigen Weib-
lein wenig ſchaffen. Als Fabius mit Leches wieder auffs Schloß trat/ kunte ſie ihr die
Rechnung leicht machen/ wie es ihrem Alten wuͤrde ergangẽ ſeyn; wolte aber nach ſeinem
Tode ihre eheliche Liebe und Traͤue ſpuͤren laſſen/ fiel vor Fabius nider/ und kunte ſie kein
Menſch von der Erden auffbringen/ biß ihr verſprochen wahr/ daß Charidemus Leib zur
Erden ſolte beſtattet werden. Folgends traten Fabius/ Leches und Markus zuſammen/
und befrageten ſich/ wie es mit der Frauen und ihren Guͤtern ſolte gehalten werden; zwar
in betrachtung ihres Mannes/ waͤhre alles der Obrigkeit verfallen; weil aber die Frau in
die Boßheit nicht eingewilliget haͤtte/ ſondern vielmehr bemuͤhet geweſen/ dieſelbe zu hin-
dern/ wuͤrde es unverantwortlich ſeyn/ daß man ihr nicht vielmehr vor Herkules Lebens-
erhaltung danken/ als durch Armuht und beraubung ſie betruͤben wolte. Der gute Mar-
kus hatte ſich ſchon an ihrer Schoͤnheit vergaffet/ ſcheuete ſich doch/ es zu bekennen/ bekla-
gete ihr Ungluͤk/ und daß vor ihre Dienſte ſie nichts als Truͤbſeligkeit empfuͤnde; da Fa-

bius
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[380/0418] Anderes Buch. Befehl; die uͤbrigen 50 nam er zu ſich/ ließ den Gefangenen/ weil er nicht hinaus gehẽ wol- te/ auff einer Karre hinſchleppen/ und muſten ſeine obgedachten beyden Diener ſamt ſei- nem Schiffs-Nachrichter neben her gehen. Die ganze Menge des Flecken kahmen zuſam- men/ und ſchrihen Ach und Rache uͤber Charidemus: Er haͤtte dieſe Straffe laͤngſt wol verdienet/ weil er ſie mit Schatzungen und Frohn dienſten unbarmhertzig gedruͤcket/ und ſolchen Muhtwillen an den ihren veruͤbet/ daß keines redlichen Mannes Weib oder mañ- bahre Tochter vor ihm ſicher ſeyn koͤnnen/ ungeachtet er ſo ein ſchoͤnes und Tugendreiches Gemahl/ ſo wol vor dieſem als jetzo gehabt. Fabius redete ihnen troͤſtlich zu/ es ſolte ihm dieſe Boßheit auff einmahl bezahlet/ und hingegen ſie von aller ungebuͤhrlichen Beſchwe- rung befreyet werden. Als ſie auff den Richtplatz kahmen/ foderte Fabius die bey den Die- ner allein vor ſich/ und draͤuete ihnen den Tod/ dafern ſie nicht andeuten wuͤrden/ wer mit dem jungen Herrn ſo unbarmherzig umgangen/ und ihn ſo elendig gebunden haͤtte. Dieſe gingen alsbald unter den Hauffen der Zuſeher/ und rieffen drey boßhaffte Schelmen her- vor/ welche ſie uͤberzeugeten/ wie ſie mit Herr Valikules geber det; Und als ſie nicht dar- tuhn kunten/ daß ſie deſſen ausdruͤklichen Befehl gehabt/ ließ ihnen Fabius als bald den Grind herunter ſchlagen/ daß Charidemus zuſehen muſte; welcher daruͤber hefftig er- zitterte/ und alle ſeine Guͤter zum Loͤſegeld ſeines Lebens darboht. Es ward ihm befohlen von dem Karren zuſteigen/ und als er nicht wolte/ zogen ſeine beyden Diener ihn beym Kopff herunter. Fabius geboht ihnen die Urtel zuvollſtrecken/ daher ſie ihren Herrn umb Verzeihung bahten/ und daß er niederknien moͤchte/ damit er ohn ſonderliche Schmerzen koͤnte abgetahn werden; Weil er ſich nun auch deſſen wegerte/ riſſen ihn die Kriegsknechte zur Erden/ und richteten ihn die beyden elendig zu/ daß er nach empfan- genen XXIV Wunden erſt die boßhaffte Seele außbließ. Nach gehaltenem Gerichte keh- reten ſie wiedeꝛ umb nach dem Schloſſe/ und muſten die Gerichts volſtreckeꝛ den Leichnam bey den Fuͤſſen mit ſich fort ſchleppen. Fr. Euphroſyne hielt ſich inzwiſchen auff dem Schloſſe uͤber alle maſſen klaͤglich/ daß Markus groſſes Mitleiden mit ihr hatte/ und nach allem Vermoͤgen ſie auffs freundlichſte troͤſtete; ſie moͤchte ſich doch in der Goͤtter Willen ergeben/ nach dem es nicht anders ſeyn koͤnte; ihre Woltaht dem jungen Herren erzeiget/ wuͤrde ihr nicht unvergolten bleiben; aber es mochte dieſes alles bey dem traurigen Weib- lein wenig ſchaffen. Als Fabius mit Leches wieder auffs Schloß trat/ kunte ſie ihr die Rechnung leicht machen/ wie es ihrem Alten wuͤrde ergangẽ ſeyn; wolte aber nach ſeinem Tode ihre eheliche Liebe und Traͤue ſpuͤren laſſen/ fiel vor Fabius nider/ und kunte ſie kein Menſch von der Erden auffbringen/ biß ihr verſprochen wahr/ daß Charidemus Leib zur Erden ſolte beſtattet werden. Folgends traten Fabius/ Leches und Markus zuſammen/ und befrageten ſich/ wie es mit der Frauen und ihren Guͤtern ſolte gehalten werden; zwar in betrachtung ihres Mannes/ waͤhre alles der Obrigkeit verfallen; weil aber die Frau in die Boßheit nicht eingewilliget haͤtte/ ſondern vielmehr bemuͤhet geweſen/ dieſelbe zu hin- dern/ wuͤrde es unverantwortlich ſeyn/ daß man ihr nicht vielmehr vor Herkules Lebens- erhaltung danken/ als durch Armuht und beraubung ſie betruͤben wolte. Der gute Mar- kus hatte ſich ſchon an ihrer Schoͤnheit vergaffet/ ſcheuete ſich doch/ es zu bekennen/ bekla- gete ihr Ungluͤk/ und daß vor ihre Dienſte ſie nichts als Truͤbſeligkeit empfuͤnde; da Fa- bius

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/418>, abgerufen am 27.09.2024.