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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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mit ihm/ daß wanns möglich gewesen/ sie ihm mit alle ihrem Gute das Leben gerne erkaufft
hätte. Er hingegen suchete nur einig/ da er sterben solte/ sie mit sich in den Tod zunehmen/
solte er auch selbst den Mord an ihr volbringen; Weil ihm nun die Hände auf den Rücken
gebunden wahren/ rief er sie zu sich/ vorgebend/ er hätte ihr in geheim etwas zusagen; Und
als sie ihm gehorsamete/ und auff nichts widriges gedachte/ stieß er mit dem Fusse nach ihr/
in Meynung/ sie tödlich zubeschädigen; weil aber ein Kriegsknecht dessen zeitig wahr nam/
bauete derselbe vor/ daß der Stoß seine volle Wirkung nicht erreichete/ ob sie wol zimlich
hart getroffen ward. Die Frau zürnete darüber gar nicht/ sondern fragete mit trauriger
Rede/ warumb er doch so grosses Verlangen nach ihrem Tode hätte/ da sie/ wanns möglich
währe/ ihm das Leben gerne erhalten wolte. Darumb/ sagete er/ daß du deinen schönen Leib
nicht etwa einem andern williger gönnen mögest/ als mir mag geschehen seyn; und wer
weiß/ ob du nicht noch heute den gemeinen Knechten zu teile wirst? Davor wird mich der
Tod befreyen/ antwortete sie. Leches hörete solches/ und sagte zu ihr: Fürchtet euch dessen
nicht/ geliebte Freundin/ und versichert euch nur/ daß man eure/ dem unschuldigen fremden
Herren erteilete Redligkeit mit besserem Dank belohnen werde; auch daß unter uns durch-
aus keine Ehrenkränker redlicher Weiber sind/ noch die eure die allergeringste Gefahr hat/
dessen gebe ich euch meine Träue zum Pfande. Geliebete Frau? Träue? sagte Charide-
mus zu unterschiedlichen mahlen; ists mit euch beyden schon so weit kommen/ da ich noch
im Leben bin? In meinem Herzen bistu Bösewicht schon tod/ sagte Leches; und wann wir
beyde von den Göttern einander sonst versehen währen/ würdestu es wol nicht gar lange
hindern können. Dieser stellete sich hierüber sehr zornig/ und foderte ihn aus zum Kampffe
auff Leib und Leben. Er aber antwortete ihm: Ja wie so herzlich gerne wolte sich diese mei-
ne Hand/ wegen deines/ an meinem gnädigsten Herrn begangenen Frevels/ an dir rächen/
wann du nicht ein Römischer Gefangener/ und zum Tode verurteileter währest/ da nicht
ein Ritter/ sondern der Henker die Urtel an dir volstrecken muß. Die gute Frau wahr ü-
beraus betrübet/ fiel Leches zu fusse/ und baht durch alle Götter/ ihrem Eheherrn das Leben
zuschencken/ weil ja der junge Herr mit dem Leben davon kommen währe; sie wolte gerne
sich aller ihrer Güter begeben/ und mit ihm/ da er sie bey sich leiden könte/ das Elend bauen/
oder sich bey ihren Freunden auffhalten. Leches hub sie freundlich auf/ und sagete: Ein sol-
ches müste nicht bey ihm gesucht werden/ weil er nicht der Römische Gesanter währe; wol-
te ihr doch gerne allen möglichen Vorschub tuhn/ wann er einige Mögligkeit sähe; Er kenne-
te aber des Herrn Gesanten Eifer/ insonderheit/ weil der so hoch beschimpffete junge Herr
ihm lieber als seine eigene Seele währe. Fabius kam darzu/ und befahl die Urtel zu volzi-
hen/ wobey er sich selbst wolte finden lassen. Der Gefangene aber bedingete sich nochmals
wegen der unbefugeten Gewalt/ und als er sahe/ daß alles nichts helffen wolte; begehrete
er so viel Zeit/ daß er seinen lezten Willen auffsetzen/ und gebührlich bekräfftigen könte/ wie
ers nach seinem Tode mit seiner zeitlichen Verlassenschafft wolte gehalten haben. Aber
Fabius antwortete ihm: Ein Ubeltähter/ der schon unter Büttels Händen ist/ hat keinen
lezten Willen mehr/ noch einige Freyheit über seine gewesene ehmahlige Güter zubestellen/
sondern dieselben stehen in seines Richters Händen/ insonderheit/ da man an der höchsten
Obrigkeit sich versündiget hat. Also besetzete er das Schloß mit 50 Mann/ unter Markus

Befehl;
B b b ij

Anderes Buch.
mit ihm/ daß wanns moͤglich geweſen/ ſie ihm mit alle ihrem Gute das Leben gerne erkaufft
haͤtte. Er hingegen ſuchete nur einig/ da er ſterben ſolte/ ſie mit ſich in den Tod zunehmen/
ſolte er auch ſelbſt den Mord an ihr volbringen; Weil ihm nun die Haͤnde auf den Ruͤckẽ
gebunden wahren/ rief er ſie zu ſich/ vorgebend/ er haͤtte ihr in geheim etwas zuſagen; Und
als ſie ihm gehorſamete/ und auff nichts widriges gedachte/ ſtieß er mit dem Fuſſe nach ihr/
in Meynung/ ſie toͤdlich zubeſchaͤdigen; weil aber ein Kriegsknecht deſſen zeitig wahꝛ nam/
bauete derſelbe vor/ daß der Stoß ſeine volle Wirkung nicht erreichete/ ob ſie wol zimlich
hart getroffen ward. Die Frau zuͤrnete daruͤber gar nicht/ ſondern fragete mit trauriger
Rede/ warumb er doch ſo groſſes Verlangen nach ihrem Tode haͤtte/ da ſie/ wañs moͤglich
waͤhre/ ihm das Leben gerne erhalten wolte. Darumb/ ſagete er/ daß du deinen ſchoͤnen Leib
nicht etwa einem andern williger goͤnnen moͤgeſt/ als mir mag geſchehen ſeyn; und wer
weiß/ ob du nicht noch heute den gemeinen Knechten zu teile wirſt? Davor wird mich der
Tod befreyen/ antwortete ſie. Leches hoͤrete ſolches/ und ſagte zu ihr: Fuͤrchtet euch deſſen
nicht/ geliebte Freundin/ und verſichert euch nur/ daß man eure/ dem unſchuldigen fremden
Herren erteilete Redligkeit mit beſſerem Dank belohnen werde; auch daß unter uns duꝛch-
aus keine Ehrenkraͤnker redlicher Weiber ſind/ noch die eure die allergeringſte Gefahr hat/
deſſen gebe ich euch meine Traͤue zum Pfande. Geliebete Frau? Traͤue? ſagte Charide-
mus zu unterſchiedlichen mahlen; iſts mit euch beyden ſchon ſo weit kommen/ da ich noch
im Leben bin? In meinem Herzen biſtu Boͤſewicht ſchon tod/ ſagte Leches; und wann wir
beyde von den Goͤttern einander ſonſt verſehen waͤhren/ wuͤrdeſtu es wol nicht gar lange
hindern koͤnnen. Dieſer ſtellete ſich hieruͤber ſehr zornig/ und foderte ihn aus zum Kampffe
auff Leib und Leben. Er aber antwortete ihm: Ja wie ſo herzlich gerne wolte ſich dieſe mei-
ne Hand/ wegen deines/ an meinem gnaͤdigſten Herꝛn begangenen Frevels/ an dir raͤchen/
wann du nicht ein Roͤmiſcher Gefangener/ und zum Tode verurteileter waͤhreſt/ da nicht
ein Ritter/ ſondern der Henker die Urtel an dir volſtrecken muß. Die gute Frau wahr uͤ-
beꝛaus betruͤbet/ fiel Leches zu fuſſe/ und baht durch alle Goͤtter/ ihrem Eheherrn das Leben
zuſchencken/ weil ja der junge Herr mit dem Leben davon kommen waͤhre; ſie wolte gerne
ſich aller ihrer Guͤter begeben/ und mit ihm/ da er ſie bey ſich leiden koͤnte/ das Elend bauẽ/
oder ſich bey ihren Freunden auffhalten. Leches hub ſie freundlich auf/ und ſagete: Ein ſol-
ches muͤſte nicht bey ihm geſucht werden/ weil er nicht deꝛ Roͤmiſche Geſanter waͤhre; wol-
te ihr doch gerne allen moͤglichen Vorſchub tuhn/ wañ er einige Moͤgligkeit ſaͤhe; Er keñe-
te aber des Herrn Geſanten Eifer/ inſonderheit/ weil der ſo hoch beſchimpffete junge Herr
ihm lieber als ſeine eigene Seele waͤhre. Fabius kam darzu/ und befahl die Urtel zu volzi-
hen/ wobey er ſich ſelbſt wolte finden laſſen. Der Gefangene aber bedingete ſich nochmals
wegen der unbefugeten Gewalt/ und als er ſahe/ daß alles nichts helffen wolte; begehrete
er ſo viel Zeit/ daß er ſeinen lezten Willen auffſetzen/ und gebuͤhrlich bekraͤfftigen koͤnte/ wie
ers nach ſeinem Tode mit ſeiner zeitlichen Verlaſſenſchafft wolte gehalten haben. Aber
Fabius antwortete ihm: Ein Ubeltaͤhter/ der ſchon unter Buͤttels Haͤnden iſt/ hat keinen
lezten Willen mehr/ noch einige Freyheit uͤber ſeine geweſene ehmahlige Guͤter zubeſtellẽ/
ſondern dieſelben ſtehen in ſeines Richters Haͤnden/ inſonderheit/ da man an der hoͤchſten
Obrigkeit ſich verſuͤndiget hat. Alſo beſetzete er das Schloß mit 50 Mann/ unter Markus

Befehl;
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[379/0417] Anderes Buch. mit ihm/ daß wanns moͤglich geweſen/ ſie ihm mit alle ihrem Gute das Leben gerne erkaufft haͤtte. Er hingegen ſuchete nur einig/ da er ſterben ſolte/ ſie mit ſich in den Tod zunehmen/ ſolte er auch ſelbſt den Mord an ihr volbringen; Weil ihm nun die Haͤnde auf den Ruͤckẽ gebunden wahren/ rief er ſie zu ſich/ vorgebend/ er haͤtte ihr in geheim etwas zuſagen; Und als ſie ihm gehorſamete/ und auff nichts widriges gedachte/ ſtieß er mit dem Fuſſe nach ihr/ in Meynung/ ſie toͤdlich zubeſchaͤdigen; weil aber ein Kriegsknecht deſſen zeitig wahꝛ nam/ bauete derſelbe vor/ daß der Stoß ſeine volle Wirkung nicht erreichete/ ob ſie wol zimlich hart getroffen ward. Die Frau zuͤrnete daruͤber gar nicht/ ſondern fragete mit trauriger Rede/ warumb er doch ſo groſſes Verlangen nach ihrem Tode haͤtte/ da ſie/ wañs moͤglich waͤhre/ ihm das Leben gerne erhalten wolte. Darumb/ ſagete er/ daß du deinen ſchoͤnen Leib nicht etwa einem andern williger goͤnnen moͤgeſt/ als mir mag geſchehen ſeyn; und wer weiß/ ob du nicht noch heute den gemeinen Knechten zu teile wirſt? Davor wird mich der Tod befreyen/ antwortete ſie. Leches hoͤrete ſolches/ und ſagte zu ihr: Fuͤrchtet euch deſſen nicht/ geliebte Freundin/ und verſichert euch nur/ daß man eure/ dem unſchuldigen fremden Herren erteilete Redligkeit mit beſſerem Dank belohnen werde; auch daß unter uns duꝛch- aus keine Ehrenkraͤnker redlicher Weiber ſind/ noch die eure die allergeringſte Gefahr hat/ deſſen gebe ich euch meine Traͤue zum Pfande. Geliebete Frau? Traͤue? ſagte Charide- mus zu unterſchiedlichen mahlen; iſts mit euch beyden ſchon ſo weit kommen/ da ich noch im Leben bin? In meinem Herzen biſtu Boͤſewicht ſchon tod/ ſagte Leches; und wann wir beyde von den Goͤttern einander ſonſt verſehen waͤhren/ wuͤrdeſtu es wol nicht gar lange hindern koͤnnen. Dieſer ſtellete ſich hieruͤber ſehr zornig/ und foderte ihn aus zum Kampffe auff Leib und Leben. Er aber antwortete ihm: Ja wie ſo herzlich gerne wolte ſich dieſe mei- ne Hand/ wegen deines/ an meinem gnaͤdigſten Herꝛn begangenen Frevels/ an dir raͤchen/ wann du nicht ein Roͤmiſcher Gefangener/ und zum Tode verurteileter waͤhreſt/ da nicht ein Ritter/ ſondern der Henker die Urtel an dir volſtrecken muß. Die gute Frau wahr uͤ- beꝛaus betruͤbet/ fiel Leches zu fuſſe/ und baht durch alle Goͤtter/ ihrem Eheherrn das Leben zuſchencken/ weil ja der junge Herr mit dem Leben davon kommen waͤhre; ſie wolte gerne ſich aller ihrer Guͤter begeben/ und mit ihm/ da er ſie bey ſich leiden koͤnte/ das Elend bauẽ/ oder ſich bey ihren Freunden auffhalten. Leches hub ſie freundlich auf/ und ſagete: Ein ſol- ches muͤſte nicht bey ihm geſucht werden/ weil er nicht deꝛ Roͤmiſche Geſanter waͤhre; wol- te ihr doch gerne allen moͤglichen Vorſchub tuhn/ wañ er einige Moͤgligkeit ſaͤhe; Er keñe- te aber des Herrn Geſanten Eifer/ inſonderheit/ weil der ſo hoch beſchimpffete junge Herr ihm lieber als ſeine eigene Seele waͤhre. Fabius kam darzu/ und befahl die Urtel zu volzi- hen/ wobey er ſich ſelbſt wolte finden laſſen. Der Gefangene aber bedingete ſich nochmals wegen der unbefugeten Gewalt/ und als er ſahe/ daß alles nichts helffen wolte; begehrete er ſo viel Zeit/ daß er ſeinen lezten Willen auffſetzen/ und gebuͤhrlich bekraͤfftigen koͤnte/ wie ers nach ſeinem Tode mit ſeiner zeitlichen Verlaſſenſchafft wolte gehalten haben. Aber Fabius antwortete ihm: Ein Ubeltaͤhter/ der ſchon unter Buͤttels Haͤnden iſt/ hat keinen lezten Willen mehr/ noch einige Freyheit uͤber ſeine geweſene ehmahlige Guͤter zubeſtellẽ/ ſondern dieſelben ſtehen in ſeines Richters Haͤnden/ inſonderheit/ da man an der hoͤchſten Obrigkeit ſich verſuͤndiget hat. Alſo beſetzete er das Schloß mit 50 Mann/ unter Markus Befehl; B b b ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/417>, abgerufen am 27.09.2024.