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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Herr/ antwortete sie/ er ist/ den Göttern sey Dank/ frisch und gesund davon kommen/ wie-
wol zu meines Eheherrn ausserstem Verderben; doch wolte ich lieber sterben/ als erfahren/
daß dieses ädle und unschuldige Blut umkommen währe; Wollen aber meine Herren
mir nicht trauen/ gönnen sie mir nur/ einem Diener zuruffen/ der mit dabey gewesen/ und
von allem gute Nachricht geben kan. Ey so bin ich völlig genesen/ sagte Fabius; ließ den
Knecht alsbald herkommen/ der ihm geträulich erzählete/ wie es ergangen wahr. Charide-
mus hörete draussen seiner Frauen Entschuldigung/ und daß sie vor eine Erretterin des
entlauffenen sich rühmete/ welches ihm sehr zu Herzen ging/ und betaurete/ daß er sie nicht
erwürget hätte/ wie er willens gewesen wahr/ sie auch schon etliche mahl jämmerlich dar-
umb geschlagen hatte/ daß sie seiner Hände Freyheit verursachet; und weil er merkete/ daß
er der Todesstraffe nicht entgehen würde/ stellete er sich als ein unsinniger Mensch: Ob dz
redlich gefochten währe/ daß man freye Herren in ihrem Gewarsam und unabgesaget/
mörderisch- und räuberischer weise überfiele. Fabius hörete solches/ und gab zur Antwort:
O du meinäidiger Schelm und Bösewicht/ stund dir dann solches zu/ daß du einen Römi-
schen Ritter und gebohrnen Groß Fürsten/ welchen Käyserl. Hocheit als ihren Bruder
liebet/ ungewarnet und verrähterlich fahen/ und den Henkers Buben ohn eingehohlete Ur-
tel/ ja ohn überbrachte einige Untaht übergeben/ und zum allerschändlichsten Tode hinaus
führen lässest? Hätte ich aber Lust mit dir zurechten/ könte ich dich nach Rom auff den
Marsplaz/ oder nur nach Padua auf den Markt hinweisen/ wo du dieses unvergleichlichen
Helden trefliche Ehrengedächtnis und aufgerichtete Seulen finden würdest/ als welcher
dem Römischen Reiche mehr Dienste getahn/ als deiner zwanzig tausend nicht tuhn kön-
ten. Dieser wolte sein Leben in etwas fristen/ und berief sich auf den Käyser/ aus Hofnung/
auff der Reise nach Rom/ Gelegenheit zur Flucht zufinden; Aber Fabius gab ihm zur
Antwort: Ja ich meyne/ mein Allergnädigster Käyser würde mirs Dank wissen/ wann
Seiner Hocheit ich einen solchen Verrähter/ der seine Schelmstücken nicht leugnen kan/
zusenden würde. Ich bin ein Käyserlicher Gesanter/ und wil in dessen Nahmen/ nach em-
pfangener Volmacht/ dich schon abzustraffen wissen/ weil du denselben/ und alle Römische
Ehre/ in diesem Ritter/ so viel an dir ist/ geschändet hast. Machte darauff die Urtel/ daß der
Verrähter Charidemus wegen seiner begangenen Ubeltaht auff dem Platze/ woselbst er
den unschuldigen Ritter niderhauen lassen wollen/ von seinen bey den Dienern/ denen der-
selbe das Leben geschenket/ solte hingerichtet/ das Herz ihm aus dem Leibe gerissen/ und der
Leib in XXIV Stücken zerteilet werden/ wie ers über den unschuldigen jungen Helden also
bestimmet hätte. Dieser entsetzete sich über dieser Urtel dermassen/ daß er sein Gemahl/ die
neben ihm stund/ bitlich ersuchete/ sie möchte ihm ihr Brodmesser ins Herz stossen. Wor-
auff sie antwortete: Wie könte ich immer und ewig solchen Mord an meinem Gemahl
volbringen? überdas müste ich ohn Zweifel eines bösen Todes sterben/ wann wider dieses
gewaltigen Herrn Willen ich mich dessen unternehmen würde. Wie? sagte er zu ihr; be-
gehrestu dann nach meinem Tode länger zuleben? Nicht länger/ sagete sie/ als der Götter
Wille ist/ denen ich ja nicht versprochen habe/ mit euch zusterben. Die gute Frau hatte we-
nig ursach ihn zulieben/ weil er sie sehr übel hielt/ und sie überdas ihn wider ihren Willen und
aus Zwang hatte nehmen müssen; aber in dieser Noht trug sie ein so herzliches mitleiden

mit

Anderes Buch.
Herr/ antwortete ſie/ er iſt/ den Goͤttern ſey Dank/ friſch und geſund davon kommen/ wie-
wol zu meines Eheherrn åuſſerſtem Verderben; doch wolte ich lieber ſterben/ als erfahrẽ/
daß dieſes aͤdle und unſchuldige Blut umkommen waͤhre; Wollen aber meine Herren
mir nicht trauen/ goͤnnen ſie mir nur/ einem Diener zuruffen/ der mit dabey geweſen/ und
von allem gute Nachricht geben kan. Ey ſo bin ich voͤllig geneſen/ ſagte Fabius; ließ den
Knecht alsbald herkommen/ der ihm getraͤulich erzaͤhlete/ wie es ergangen wahr. Charide-
mus hoͤrete drauſſen ſeiner Frauen Entſchuldigung/ und daß ſie vor eine Erretterin des
entlauffenen ſich ruͤhmete/ welches ihm ſehr zu Herzen ging/ und betaurete/ daß eꝛ ſie nicht
erwuͤrget haͤtte/ wie er willens geweſen wahr/ ſie auch ſchon etliche mahl jaͤmmerlich dar-
umb geſchlagen hatte/ daß ſie ſeiner Haͤnde Freyheit verurſachet; und weil er merkete/ daß
er der Todesſtraffe nicht entgehen wuͤrde/ ſtellete er ſich als ein unſinniger Menſch: Ob dz
redlich gefochten waͤhre/ daß man freye Herren in ihrem Gewarſam und unabgeſaget/
moͤrderiſch- und raͤuberiſcher weiſe uͤberfiele. Fabius hoͤrete ſolches/ und gab zur Antwort:
O du meinaͤidiger Schelm und Boͤſewicht/ ſtund dir dañ ſolches zu/ daß du einen Roͤmi-
ſchen Ritter und gebohrnen Groß Fuͤrſten/ welchen Kaͤyſerl. Hocheit als ihren Bruder
liebet/ ungewarnet und verraͤhterlich fahen/ und den Henkers Buben ohn eingehohlete Ur-
tel/ ja ohn uͤberbrachte einige Untaht uͤbergeben/ und zum allerſchaͤndlichſten Tode hinaus
fuͤhren laͤſſeſt? Haͤtte ich aber Luſt mit dir zurechten/ koͤnte ich dich nach Rom auff den
Marsplaz/ oder nur nach Padua auf den Markt hinweiſen/ wo du dieſes unvergleichlichẽ
Helden trefliche Ehrengedaͤchtnis und aufgerichtete Seulen finden wuͤrdeſt/ als welcher
dem Roͤmiſchen Reiche mehr Dienſte getahn/ als deiner zwanzig tauſend nicht tuhn koͤn-
ten. Dieſer wolte ſein Leben in etwas friſten/ und berief ſich auf den Kaͤyſer/ aus Hofnung/
auff der Reiſe nach Rom/ Gelegenheit zur Flucht zufinden; Aber Fabius gab ihm zur
Antwort: Ja ich meyne/ mein Allergnaͤdigſter Kaͤyſer wuͤrde mirs Dank wiſſen/ wann
Seiner Hocheit ich einen ſolchen Verraͤhter/ der ſeine Schelmſtuͤcken nicht leugnen kan/
zuſenden wuͤrde. Ich bin ein Kaͤyſerlicher Geſanter/ und wil in deſſen Nahmen/ nach em-
pfangener Volmacht/ dich ſchon abzuſtraffen wiſſen/ weil du denſelben/ und alle Roͤmiſche
Ehre/ in dieſem Ritter/ ſo viel an dir iſt/ geſchaͤndet haſt. Machte darauff die Urtel/ daß der
Verraͤhter Charidemus wegen ſeiner begangenen Ubeltaht auff dem Platze/ woſelbſt er
den unſchuldigen Ritter niderhauen laſſen wollen/ von ſeinen bey den Dienern/ denen der-
ſelbe das Leben geſchenket/ ſolte hingerichtet/ das Herz ihm aus dem Leibe geriſſen/ und der
Leib in XXIV Stuͤcken zerteilet werden/ wie ers uͤber den unſchuldigen jungen Helden alſo
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auff ſie antwortete: Wie koͤnte ich immer und ewig ſolchen Mord an meinem Gemahl
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gewaltigen Herrn Willen ich mich deſſen unternehmen wuͤrde. Wie? ſagte er zu ihr; be-
gehreſtu dann nach meinem Tode laͤnger zuleben? Nicht laͤnger/ ſagete ſie/ als der Goͤtter
Wille iſt/ denen ich ja nicht verſprochen habe/ mit euch zuſterben. Die gute Frau hatte we-
nig urſach ihn zulieben/ weil er ſie ſehr uͤbel hielt/ und ſie uͤberdas ihn wider ihꝛen Willen uñ
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[378/0416] Anderes Buch. Herr/ antwortete ſie/ er iſt/ den Goͤttern ſey Dank/ friſch und geſund davon kommen/ wie- wol zu meines Eheherrn åuſſerſtem Verderben; doch wolte ich lieber ſterben/ als erfahrẽ/ daß dieſes aͤdle und unſchuldige Blut umkommen waͤhre; Wollen aber meine Herren mir nicht trauen/ goͤnnen ſie mir nur/ einem Diener zuruffen/ der mit dabey geweſen/ und von allem gute Nachricht geben kan. Ey ſo bin ich voͤllig geneſen/ ſagte Fabius; ließ den Knecht alsbald herkommen/ der ihm getraͤulich erzaͤhlete/ wie es ergangen wahr. Charide- mus hoͤrete drauſſen ſeiner Frauen Entſchuldigung/ und daß ſie vor eine Erretterin des entlauffenen ſich ruͤhmete/ welches ihm ſehr zu Herzen ging/ und betaurete/ daß eꝛ ſie nicht erwuͤrget haͤtte/ wie er willens geweſen wahr/ ſie auch ſchon etliche mahl jaͤmmerlich dar- umb geſchlagen hatte/ daß ſie ſeiner Haͤnde Freyheit verurſachet; und weil er merkete/ daß er der Todesſtraffe nicht entgehen wuͤrde/ ſtellete er ſich als ein unſinniger Menſch: Ob dz redlich gefochten waͤhre/ daß man freye Herren in ihrem Gewarſam und unabgeſaget/ moͤrderiſch- und raͤuberiſcher weiſe uͤberfiele. Fabius hoͤrete ſolches/ und gab zur Antwort: O du meinaͤidiger Schelm und Boͤſewicht/ ſtund dir dañ ſolches zu/ daß du einen Roͤmi- ſchen Ritter und gebohrnen Groß Fuͤrſten/ welchen Kaͤyſerl. Hocheit als ihren Bruder liebet/ ungewarnet und verraͤhterlich fahen/ und den Henkers Buben ohn eingehohlete Ur- tel/ ja ohn uͤberbrachte einige Untaht uͤbergeben/ und zum allerſchaͤndlichſten Tode hinaus fuͤhren laͤſſeſt? Haͤtte ich aber Luſt mit dir zurechten/ koͤnte ich dich nach Rom auff den Marsplaz/ oder nur nach Padua auf den Markt hinweiſen/ wo du dieſes unvergleichlichẽ Helden trefliche Ehrengedaͤchtnis und aufgerichtete Seulen finden wuͤrdeſt/ als welcher dem Roͤmiſchen Reiche mehr Dienſte getahn/ als deiner zwanzig tauſend nicht tuhn koͤn- ten. Dieſer wolte ſein Leben in etwas friſten/ und berief ſich auf den Kaͤyſer/ aus Hofnung/ auff der Reiſe nach Rom/ Gelegenheit zur Flucht zufinden; Aber Fabius gab ihm zur Antwort: Ja ich meyne/ mein Allergnaͤdigſter Kaͤyſer wuͤrde mirs Dank wiſſen/ wann Seiner Hocheit ich einen ſolchen Verraͤhter/ der ſeine Schelmſtuͤcken nicht leugnen kan/ zuſenden wuͤrde. Ich bin ein Kaͤyſerlicher Geſanter/ und wil in deſſen Nahmen/ nach em- pfangener Volmacht/ dich ſchon abzuſtraffen wiſſen/ weil du denſelben/ und alle Roͤmiſche Ehre/ in dieſem Ritter/ ſo viel an dir iſt/ geſchaͤndet haſt. Machte darauff die Urtel/ daß der Verraͤhter Charidemus wegen ſeiner begangenen Ubeltaht auff dem Platze/ woſelbſt er den unſchuldigen Ritter niderhauen laſſen wollen/ von ſeinen bey den Dienern/ denen der- ſelbe das Leben geſchenket/ ſolte hingerichtet/ das Herz ihm aus dem Leibe geriſſen/ und der Leib in XXIV Stuͤcken zerteilet werden/ wie ers uͤber den unſchuldigen jungen Helden alſo beſtimmet haͤtte. Dieſer entſetzete ſich uͤber dieſer Urtel dermaſſen/ daß er ſein Gemahl/ die neben ihm ſtund/ bitlich erſuchete/ ſie moͤchte ihm ihr Brodmeſſer ins Herz ſtoſſen. Wor- auff ſie antwortete: Wie koͤnte ich immer und ewig ſolchen Mord an meinem Gemahl volbringen? uͤberdas muͤſte ich ohn Zweifel eines boͤſen Todes ſterben/ wann wider dieſes gewaltigen Herrn Willen ich mich deſſen unternehmen wuͤrde. Wie? ſagte er zu ihr; be- gehreſtu dann nach meinem Tode laͤnger zuleben? Nicht laͤnger/ ſagete ſie/ als der Goͤtter Wille iſt/ denen ich ja nicht verſprochen habe/ mit euch zuſterben. Die gute Frau hatte we- nig urſach ihn zulieben/ weil er ſie ſehr uͤbel hielt/ und ſie uͤberdas ihn wider ihꝛen Willen uñ aus Zwang hatte nehmen muͤſſen; aber in dieſer Noht trug ſie ein ſo herzliches mitleiden mit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/416>, abgerufen am 26.06.2024.