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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
und sagete: Hieraus erscheinet/ daß ob mein geliebter Herr gleich den Schergen nicht zu-
gelassen hätte/ ihm der hände freiheit zu gönnen/ würde er solches doch durch seine listige
Schmeichelreden leicht bey ihnen erhalten haben/ weil ers so gar vor seinen Diener hat er-
langen können. Charidemus fragete den Diener/ ob man ihnen mit schnellen Pferden nit
nachsetzen/ und sie ereilen könte; und als er vernam daß sie schon zu Elis würden angelan-
get seyn/ sagte er zu Fr. Euphrosynen (so hieß sein junges Gemahl); hier ist weder Raht
noch Rettung/ dafern wir uns nicht in wenig Tagen von hinnen machen/ und dem Unglük
aus dem Wege zihen. Mein herzgeliebter Herr/ antwortete sie/ ich gläube nimmermehr/
und der Sinn träget mirs nicht zu/ daß es mit uns so grosse Noht habe; Dann wie wolte
ein so grosser Herr nur mit einem Diener in fremden Landen umher reisen? Lassets aber
geschehen/ daß er ein solcher sey; Er muß ja zuvor nam Rom/ und daselbst umb Hülffe an-
suchen; inzwischen können wir unsere sachen darnach richten/ wie uns best däucht; jedoch
währe mein unvorgreifflicher Raht/ man sendete einen Diener nach Eliß/ umb in geheim
nachzuforschen/ ob er bey der Stad umb Hülffe und Rache anhalte/ daß man durch gute
Freunde (deren wir daselbst unterschiedliche haben) vorbauete/ und zum wenigsten nur auf-
schöbe/ biß wir unsere Baarschafften in Sicherheit gebracht hätten. Der Unhold pflag der
Frauen sonst wenig Gehör zugeben/ aber in dieser Angst dauchte ihn ihr Raht der beste
seyn; daher er nicht stark eilete/ insonderheit/ weil er erfuhr/ daß zu Elis alles stille/ und kein
Mensch von den entlauffenen zusagen wuste; wiewol er dannoch bey der Sache nit schlief/
sondern sich bemühete/ Parmenions Gelder (die er bey sich hatte) nebest den seinen nach
Persen auff Wechsel überzumachen/ und daselbst die Werbungen seines Bruders fortzu-
setzen/ weil er noch stark an Leibeskräfften wahr; Daher er auch in voller Bereitschafft
wahr zum Auffbruch/ als Fabius den Flecken mit 70 Mann besetzete/ und gleich unter dem
Mittagsmahl mit den übrigen dreissigen auff das Schloß drang/ und den Tohrhüter fra-
gete/ ob der Herr daheim währe; welcher ihm zur Antwort gab: Er hielte Mahlzeit/ und
würde alsbald verreisen. So kommen wir noch zu rechter Zeit an/ sagte er/ dann wir ge-
denken ihn auf der Reise zubegleiten; Ließ sich den Esse Saal zeigen/ und ging mit seiner wol-
bewehreten Schaar die Steige eilend hinauf. Charidemus hörete das Getümmel/ lieff
selbst zur Tühr/ und fragete/ was vor ein Aufflauff da währe? Aber Fabius setzete ihm das
Schwert auff die Brust/ und sagete mit starker Stimme: Gib dich gefangen/ du schänd-
licher Bluthund und verrähterischer Erzbösewicht! Dieser wolte zur Seite neben aus
dringen/ da Leches auff ihn sprang/ und ihn alsbald zur Erden niderreiß/ übergab ihn her-
nach den Kriegsknechten zuverwahren und zu binden/ und ging mit Fabius auff den Es-
se Saal/ da sie das gute Weibichen in harter Ohmacht auf dem Boden ligen funden/ wel-
che von ihnen so viel gerüttelt und mit Wein besprützet ward/ daß sie sich erhohlete/ und Fa-
bius ganz grimmig zu ihr sagete: Frau/ habt ihr in eures Mannes Mordtaht gehehlet/ und
seine Verrähterey gebillichet/ so müsset ihr ohn alle Gnade mit ihm eines schändlichen To-
des sterben. Ach mein Herr/ sagete sie/ wie hefftig ist mir diese böse Taht zuwider gewesen/
welches die Götter wissen/ und dieser liebe junge Herr selbst bezeugen wird/ daß ich schier
die einige Ursach seiner Errettung gewesen bin. Ach meine liebe Frau/ sagte Fabius mit
freudigem Herzen: Ist dann dieser junge Herr gerettet/ und annoch im Leben? Ja mein

Herr
B b b

Anderes Buch.
und ſagete: Hieraus erſcheinet/ daß ob mein geliebter Herꝛ gleich den Schergen nicht zu-
gelaſſen haͤtte/ ihm der haͤnde freiheit zu goͤnnen/ wuͤrde er ſolches doch durch ſeine liſtige
Schmeichelreden leicht bey ihnen eꝛhalten haben/ weil ers ſo gar vor ſeinen Diener hat er-
langen koͤnnen. Charidemus fragete den Diener/ ob man ihnen mit ſchnellen Pferden nit
nachſetzen/ und ſie ereilen koͤnte; und als er vernam daß ſie ſchon zu Elis wuͤrden angelan-
get ſeyn/ ſagte er zu Fr. Euphroſynen (ſo hieß ſein junges Gemahl); hier iſt weder Raht
noch Rettung/ dafern wir uns nicht in wenig Tagen von hinnen machen/ und dem Ungluͤk
aus dem Wege zihen. Mein herzgeliebter Herꝛ/ antwortete ſie/ ich glaͤube nimmermehr/
und der Sinn traͤget mirs nicht zu/ daß es mit uns ſo groſſe Noht habe; Dann wie wolte
ein ſo groſſer Herꝛ nur mit einem Diener in fremden Landen umher reiſen? Laſſets aber
geſchehen/ daß er ein ſolcher ſey; Er muß ja zuvor nam Rom/ und daſelbſt umb Huͤlffe an-
ſuchen; inzwiſchen koͤnnen wir unſere ſachen darnach richten/ wie uns beſt daͤucht; jedoch
waͤhre mein unvorgreifflicher Raht/ man ſendete einen Diener nach Eliß/ umb in geheim
nachzuforſchen/ ob er bey der Stad umb Huͤlffe und Rache anhalte/ daß man durch gute
Freunde (deren wir daſelbſt unterſchiedliche haben) vorbauete/ und zum wenigſtẽ nur auf-
ſchoͤbe/ biß wir unſere Baarſchafften in Sicherheit gebracht haͤtten. Der Unhold pflag der
Frauen ſonſt wenig Gehoͤr zugeben/ aber in dieſer Angſt dauchte ihn ihr Raht der beſte
ſeyn; daher er nicht ſtark eilete/ inſonderheit/ weil er erfuhr/ daß zu Elis alles ſtille/ und kein
Menſch von den entlauffenen zuſagen wuſte; wiewol er dannoch bey der Sache nit ſchlief/
ſondern ſich bemuͤhete/ Parmenions Gelder (die er bey ſich hatte) nebeſt den ſeinen nach
Perſen auff Wechſel uͤberzumachen/ und daſelbſt die Werbungen ſeines Bruders fortzu-
ſetzen/ weil er noch ſtark an Leibeskraͤfften wahr; Daher er auch in voller Bereitſchafft
wahr zum Auffbruch/ als Fabius den Flecken mit 70 Mañ beſetzete/ und gleich unter dem
Mittagsmahl mit den uͤbrigen dreiſſigen auff das Schloß drang/ und den Tohrhuͤter fra-
gete/ ob der Herr daheim waͤhre; welcher ihm zur Antwort gab: Er hielte Mahlzeit/ und
wuͤrde alsbald verreiſen. So kommen wir noch zu rechter Zeit an/ ſagte er/ dann wir ge-
denken ihn auf deꝛ Reiſe zubegleiten; Ließ ſich den Eſſe Saal zeigen/ uñ ging mit ſeiner wol-
bewehreten Schaar die Steige eilend hinauf. Charidemus hoͤrete das Getuͤmmel/ lieff
ſelbſt zur Tuͤhr/ und fragete/ was vor ein Aufflauff da waͤhre? Aber Fabius ſetzete ihm das
Schwert auff die Bruſt/ und ſagete mit ſtarker Stimme: Gib dich gefangen/ du ſchaͤnd-
licher Bluthund und verraͤhteriſcher Erzboͤſewicht! Dieſer wolte zur Seite neben aus
dringen/ da Leches auff ihn ſprang/ und ihn alsbald zur Erden niderreiß/ uͤbergab ihn her-
nach den Kriegsknechten zuverwahren und zu binden/ und ging mit Fabius auff den Eſ-
ſe Saal/ da ſie das gute Weibichen in harter Ohmacht auf dem Boden ligen funden/ wel-
che von ihnen ſo viel geruͤttelt und mit Wein beſpruͤtzet ward/ daß ſie ſich erhohlete/ uñ Fa-
bius ganz grimmig zu ihr ſagete: Frau/ habt ihr in eures Mannes Mordtaht gehehlet/ uñ
ſeine Verraͤhterey gebillichet/ ſo muͤſſet ihr ohn alle Gnade mit ihm eines ſchaͤndlichen To-
des ſterben. Ach mein Herr/ ſagete ſie/ wie hefftig iſt mir dieſe boͤſe Taht zuwider geweſen/
welches die Goͤtter wiſſen/ und dieſer liebe junge Herr ſelbſt bezeugen wird/ daß ich ſchier
die einige Urſach ſeiner Errettung geweſen bin. Ach meine liebe Frau/ ſagte Fabius mit
freudigem Herzen: Iſt dann dieſer junge Herr gerettet/ und annoch im Leben? Ja mein

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[377/0415] Anderes Buch. und ſagete: Hieraus erſcheinet/ daß ob mein geliebter Herꝛ gleich den Schergen nicht zu- gelaſſen haͤtte/ ihm der haͤnde freiheit zu goͤnnen/ wuͤrde er ſolches doch durch ſeine liſtige Schmeichelreden leicht bey ihnen eꝛhalten haben/ weil ers ſo gar vor ſeinen Diener hat er- langen koͤnnen. Charidemus fragete den Diener/ ob man ihnen mit ſchnellen Pferden nit nachſetzen/ und ſie ereilen koͤnte; und als er vernam daß ſie ſchon zu Elis wuͤrden angelan- get ſeyn/ ſagte er zu Fr. Euphroſynen (ſo hieß ſein junges Gemahl); hier iſt weder Raht noch Rettung/ dafern wir uns nicht in wenig Tagen von hinnen machen/ und dem Ungluͤk aus dem Wege zihen. Mein herzgeliebter Herꝛ/ antwortete ſie/ ich glaͤube nimmermehr/ und der Sinn traͤget mirs nicht zu/ daß es mit uns ſo groſſe Noht habe; Dann wie wolte ein ſo groſſer Herꝛ nur mit einem Diener in fremden Landen umher reiſen? Laſſets aber geſchehen/ daß er ein ſolcher ſey; Er muß ja zuvor nam Rom/ und daſelbſt umb Huͤlffe an- ſuchen; inzwiſchen koͤnnen wir unſere ſachen darnach richten/ wie uns beſt daͤucht; jedoch waͤhre mein unvorgreifflicher Raht/ man ſendete einen Diener nach Eliß/ umb in geheim nachzuforſchen/ ob er bey der Stad umb Huͤlffe und Rache anhalte/ daß man durch gute Freunde (deren wir daſelbſt unterſchiedliche haben) vorbauete/ und zum wenigſtẽ nur auf- ſchoͤbe/ biß wir unſere Baarſchafften in Sicherheit gebracht haͤtten. Der Unhold pflag der Frauen ſonſt wenig Gehoͤr zugeben/ aber in dieſer Angſt dauchte ihn ihr Raht der beſte ſeyn; daher er nicht ſtark eilete/ inſonderheit/ weil er erfuhr/ daß zu Elis alles ſtille/ und kein Menſch von den entlauffenen zuſagen wuſte; wiewol er dannoch bey der Sache nit ſchlief/ ſondern ſich bemuͤhete/ Parmenions Gelder (die er bey ſich hatte) nebeſt den ſeinen nach Perſen auff Wechſel uͤberzumachen/ und daſelbſt die Werbungen ſeines Bruders fortzu- ſetzen/ weil er noch ſtark an Leibeskraͤfften wahr; Daher er auch in voller Bereitſchafft wahr zum Auffbruch/ als Fabius den Flecken mit 70 Mañ beſetzete/ und gleich unter dem Mittagsmahl mit den uͤbrigen dreiſſigen auff das Schloß drang/ und den Tohrhuͤter fra- gete/ ob der Herr daheim waͤhre; welcher ihm zur Antwort gab: Er hielte Mahlzeit/ und wuͤrde alsbald verreiſen. So kommen wir noch zu rechter Zeit an/ ſagte er/ dann wir ge- denken ihn auf deꝛ Reiſe zubegleiten; Ließ ſich den Eſſe Saal zeigen/ uñ ging mit ſeiner wol- bewehreten Schaar die Steige eilend hinauf. Charidemus hoͤrete das Getuͤmmel/ lieff ſelbſt zur Tuͤhr/ und fragete/ was vor ein Aufflauff da waͤhre? Aber Fabius ſetzete ihm das Schwert auff die Bruſt/ und ſagete mit ſtarker Stimme: Gib dich gefangen/ du ſchaͤnd- licher Bluthund und verraͤhteriſcher Erzboͤſewicht! Dieſer wolte zur Seite neben aus dringen/ da Leches auff ihn ſprang/ und ihn alsbald zur Erden niderreiß/ uͤbergab ihn her- nach den Kriegsknechten zuverwahren und zu binden/ und ging mit Fabius auff den Eſ- ſe Saal/ da ſie das gute Weibichen in harter Ohmacht auf dem Boden ligen funden/ wel- che von ihnen ſo viel geruͤttelt und mit Wein beſpruͤtzet ward/ daß ſie ſich erhohlete/ uñ Fa- bius ganz grimmig zu ihr ſagete: Frau/ habt ihr in eures Mannes Mordtaht gehehlet/ uñ ſeine Verraͤhterey gebillichet/ ſo muͤſſet ihr ohn alle Gnade mit ihm eines ſchaͤndlichen To- des ſterben. Ach mein Herr/ ſagete ſie/ wie hefftig iſt mir dieſe boͤſe Taht zuwider geweſen/ welches die Goͤtter wiſſen/ und dieſer liebe junge Herr ſelbſt bezeugen wird/ daß ich ſchier die einige Urſach ſeiner Errettung geweſen bin. Ach meine liebe Frau/ ſagte Fabius mit freudigem Herzen: Iſt dann dieſer junge Herr gerettet/ und annoch im Leben? Ja mein Herr B b b

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/415>, abgerufen am 21.12.2024.