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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
warlich mit Menschen Blut geschrieben seyn; und hätte ich nie gegläubet/ daß grössere un-
barmherzigkeit und Grausamkeit in Griechenland als in der Skytischen Barbarey solte
geübet werden; jedoch/ dafern diese Urtel unwiederrufflich ist/ wil ich mich willig drein ge-
ben; Bittet ihr aber Gott/ daß er mein unschuldiges Blut an euch nicht in kurzen räche;
Ich verzeihe euch von Herzen alles/ was ihr durch Gewaltsamkeit an mir tuht; nur eines
bitte ich euch: lasset mich ungebunden hinführen/ daß man gleichwol diesen geringen Un-
terscheid zwischen Rittern und gemeinen verurteileten Leuten halte; Ich bin ja ohn alle
Waffen/ und haben sich diese vier starke Männer meinetwegen im geringsten nicht zube-
fürchten. Ihr aber/ wolgebohrne Frau/ sagte er zu Charidemus Gemahl/ seyd von mir eh-
rendienstlich gebehten/ und erhaltet mir dieses bey eurem Herrn; kan ichs sonst nicht ver-
gelten/ weil mein Leben daran muß/ und ich mich dem Tode ergeben habe/ so nehmet dieses
schlechte von mir an stat einer geringen Vergeltung. Mit welchem Worte er ein köstli-
ches Kleinot hervor zohe/ und ließ es der Frauen durch einen anwesenden ädelknaben ein-
reichen. Die Frau fragete ihren Herrn demühtig/ ob ihr erlaubet währe solches anzuneh-
men; welcher antwortete: Was solte der Bettelbube vor köstliche Kleinot haben? neh-
met hin und besehet es. Der Frauen gefiel dasselbe sehr wol/ und weil sie davon guten ver-
stand hatte/ sagte sie ihm heimlich: es währe ein Fürstliches Kleinot von hohem Wert;
sing hernach an/ ihren Herrn mit furchtsamer Rede zubitten/ wann es ihm gnädig gefallen
könte/ möchte er ihn ungebunden hinführen lassen/ nachdem er unbewehret währe/ und die
Schergen ihn wol würden verwahren können. Charidemus sagete zu Valikules: nicht
allein du/ sondern dieses Kleinot/ welches du etwa magst gestohlen haben/ ja alles was in
deiner Gewalt seyn mag/ ist mir heimgefallen/ daher du es nicht verschenken kanst; jedoch
weil mein Weib vor dich eine Bitte einleget/ soltu dessen zu geniessen haben/ und ungebun-
den hingeführet/ auch also abgetahn werden. Ihr aber/ sagete er zu den Henkern; sehet zu/
daß er euch nicht entwische/ und verrichtet an ihm was euch befohlen ist/ oder ihr sollet an
seiner stelle stehen. Der gröste unter ihnen antwortete: Gnädiger Herr/ ich wil euch sein
Häupt liefern/ welches ich wie eine Stek Rübe hinweg hauen wil; und gefält es Euer Gn.
so übergebe sie mir dieses Bübichen allein; Er müste mir warlich nicht entrinnen/ wann
seiner gleich ein halb dutzet währe; dann mein kleinester Finger ist kräfftig gnung ihn zu
erwürgen. Valikules hatte schon diese Erklärung gefasset/ daß da man ihm die Freyheit
der Hände würde gewegert haben/ einem Schergen das Schwert zunehmen/ und im Ge-
mache sich mit ihnen herumb zuhauen; weil er aber Charidemus Einwilligung mit Her-
zensfreuden vernam/ enderte er sein Vorhaben/ und rieff seinen Heyland in höchster An-
dacht an/ Er möchte ihm Stärke und Krafft verleihen/ sein Vorhaben zuvolbringen/ ge-
dauchte ihn auch/ nach ausgelassenen Seuffzen/ ihm würde ein sonderlicher Trost und in-
nigliche Freudigkeit ins Herz gegossen. Als er zur Tühr hinaus treten solte/ sagte er: Hoch-
ädle Frau/ ich bin schuldig/ euch vor die erzeigete Gunst und Vorbitte demühtig zu dan-
ken/ zweifele auch nicht/ der allerhöchste Gott werde es euch reichlich vergelten/ daß ihr ei-
nem ehrlichen Ritter die schimpflichen Bande abgenommen habt/ welche ich in Warheit
mehr als die gesprochene Urtel gescheuhet habe/ weil in meinem Vaterlande Ketten und
Bande ungleich mehr schänden als das Richt Schwert. Der Frauen stunden die Augen

voll

Anderes Buch.
warlich mit Menſchen Blut geſchrieben ſeyn; und haͤtte ich nie geglaͤubet/ daß groͤſſere un-
barmherzigkeit und Grauſamkeit in Griechenland als in der Skytiſchen Barbarey ſolte
geuͤbet werden; jedoch/ dafern dieſe Urtel unwiederrufflich iſt/ wil ich mich willig drein ge-
ben; Bittet ihr aber Gott/ daß er mein unſchuldiges Blut an euch nicht in kurzen raͤche;
Ich verzeihe euch von Herzen alles/ was ihr durch Gewaltſamkeit an mir tuht; nur eines
bitte ich euch: laſſet mich ungebunden hinfuͤhren/ daß man gleichwol dieſen geringen Un-
terſcheid zwiſchen Rittern und gemeinen verurteileten Leuten halte; Ich bin ja ohn alle
Waffen/ und haben ſich dieſe vier ſtarke Maͤnner meinetwegen im geringſten nicht zube-
fuͤrchten. Ihr aber/ wolgebohrne Frau/ ſagte er zu Charidemus Gemahl/ ſeyd von mir eh-
rendienſtlich gebehten/ und erhaltet mir dieſes bey eurem Herrn; kan ichs ſonſt nicht ver-
gelten/ weil mein Leben daran muß/ und ich mich dem Tode ergeben habe/ ſo nehmet dieſes
ſchlechte von mir an ſtat einer geringen Vergeltung. Mit welchem Worte eꝛ ein koͤſtli-
ches Kleinot hervor zohe/ und ließ es der Frauen durch einen anweſenden aͤdelknaben ein-
reichen. Die Frau fragete ihren Herrn demuͤhtig/ ob ihr erlaubet waͤhre ſolches anzuneh-
men; welcher antwortete: Was ſolte der Bettelbube vor koͤſtliche Kleinot haben? neh-
met hin und beſehet es. Der Frauen gefiel daſſelbe ſehr wol/ und weil ſie davon guten ver-
ſtand hatte/ ſagte ſie ihm heimlich: es waͤhre ein Fuͤrſtliches Kleinot von hohem Wert;
ſing hernach an/ ihꝛen Herrn mit furchtſamer Rede zubitten/ wann es ihm gnaͤdig gefallen
koͤnte/ moͤchte er ihn ungebunden hinfuͤhren laſſen/ nachdem er unbewehret waͤhre/ und die
Schergen ihn wol wuͤrden verwahren koͤnnen. Charidemus ſagete zu Valikules: nicht
allein du/ ſondern dieſes Kleinot/ welches du etwa magſt geſtohlen haben/ ja alles was in
deiner Gewalt ſeyn mag/ iſt mir heimgefallen/ daher du es nicht verſchenken kanſt; jedoch
weil mein Weib vor dich eine Bitte einleget/ ſoltu deſſen zu genieſſen haben/ und ungebun-
den hingefuͤhret/ auch alſo abgetahn werden. Ihr aber/ ſagete er zu den Henkern; ſehet zu/
daß er euch nicht entwiſche/ und verrichtet an ihm was euch befohlen iſt/ oder ihr ſollet an
ſeiner ſtelle ſtehen. Der groͤſte unter ihnen antwortete: Gnaͤdiger Herr/ ich wil euch ſein
Haͤupt liefern/ welches ich wie eine Stek Ruͤbe hinweg hauen wil; und gefaͤlt es Euer Gn.
ſo uͤbergebe ſie mir dieſes Buͤbichen allein; Er muͤſte mir warlich nicht entrinnen/ wann
ſeiner gleich ein halb dutzet waͤhre; dann mein kleineſter Finger iſt kraͤfftig gnung ihn zu
erwuͤrgen. Valikules hatte ſchon dieſe Erklaͤrung gefaſſet/ daß da man ihm die Freyheit
der Haͤnde wuͤrde gewegert haben/ einem Schergen das Schwert zunehmen/ und im Ge-
mache ſich mit ihnen herumb zuhauen; weil er aber Charidemus Einwilligung mit Her-
zensfreuden vernam/ enderte er ſein Vorhaben/ und rieff ſeinen Heyland in hoͤchſter An-
dacht an/ Er moͤchte ihm Staͤrke und Krafft verleihen/ ſein Vorhaben zuvolbringen/ ge-
dauchte ihn auch/ nach ausgelaſſenen Seuffzen/ ihm wuͤrde ein ſonderlicher Troſt und in-
nigliche Freudigkeit ins Herz gegoſſen. Als er zur Tuͤhr hinaus treten ſolte/ ſagte er: Hoch-
aͤdle Frau/ ich bin ſchuldig/ euch vor die erzeigete Gunſt und Vorbitte demuͤhtig zu dan-
ken/ zweifele auch nicht/ der allerhoͤchſte Gott werde es euch reichlich vergelten/ daß ihr ei-
nem ehrlichen Ritter die ſchimpflichen Bande abgenommen habt/ welche ich in Warheit
mehr als die geſprochene Urtel geſcheuhet habe/ weil in meinem Vaterlande Ketten und
Bande ungleich mehr ſchaͤnden als das Richt Schwert. Der Frauen ſtunden die Augen

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[370/0408] Anderes Buch. warlich mit Menſchen Blut geſchrieben ſeyn; und haͤtte ich nie geglaͤubet/ daß groͤſſere un- barmherzigkeit und Grauſamkeit in Griechenland als in der Skytiſchen Barbarey ſolte geuͤbet werden; jedoch/ dafern dieſe Urtel unwiederrufflich iſt/ wil ich mich willig drein ge- ben; Bittet ihr aber Gott/ daß er mein unſchuldiges Blut an euch nicht in kurzen raͤche; Ich verzeihe euch von Herzen alles/ was ihr durch Gewaltſamkeit an mir tuht; nur eines bitte ich euch: laſſet mich ungebunden hinfuͤhren/ daß man gleichwol dieſen geringen Un- terſcheid zwiſchen Rittern und gemeinen verurteileten Leuten halte; Ich bin ja ohn alle Waffen/ und haben ſich dieſe vier ſtarke Maͤnner meinetwegen im geringſten nicht zube- fuͤrchten. Ihr aber/ wolgebohrne Frau/ ſagte er zu Charidemus Gemahl/ ſeyd von mir eh- rendienſtlich gebehten/ und erhaltet mir dieſes bey eurem Herrn; kan ichs ſonſt nicht ver- gelten/ weil mein Leben daran muß/ und ich mich dem Tode ergeben habe/ ſo nehmet dieſes ſchlechte von mir an ſtat einer geringen Vergeltung. Mit welchem Worte eꝛ ein koͤſtli- ches Kleinot hervor zohe/ und ließ es der Frauen durch einen anweſenden aͤdelknaben ein- reichen. Die Frau fragete ihren Herrn demuͤhtig/ ob ihr erlaubet waͤhre ſolches anzuneh- men; welcher antwortete: Was ſolte der Bettelbube vor koͤſtliche Kleinot haben? neh- met hin und beſehet es. Der Frauen gefiel daſſelbe ſehr wol/ und weil ſie davon guten ver- ſtand hatte/ ſagte ſie ihm heimlich: es waͤhre ein Fuͤrſtliches Kleinot von hohem Wert; ſing hernach an/ ihꝛen Herrn mit furchtſamer Rede zubitten/ wann es ihm gnaͤdig gefallen koͤnte/ moͤchte er ihn ungebunden hinfuͤhren laſſen/ nachdem er unbewehret waͤhre/ und die Schergen ihn wol wuͤrden verwahren koͤnnen. Charidemus ſagete zu Valikules: nicht allein du/ ſondern dieſes Kleinot/ welches du etwa magſt geſtohlen haben/ ja alles was in deiner Gewalt ſeyn mag/ iſt mir heimgefallen/ daher du es nicht verſchenken kanſt; jedoch weil mein Weib vor dich eine Bitte einleget/ ſoltu deſſen zu genieſſen haben/ und ungebun- den hingefuͤhret/ auch alſo abgetahn werden. Ihr aber/ ſagete er zu den Henkern; ſehet zu/ daß er euch nicht entwiſche/ und verrichtet an ihm was euch befohlen iſt/ oder ihr ſollet an ſeiner ſtelle ſtehen. Der groͤſte unter ihnen antwortete: Gnaͤdiger Herr/ ich wil euch ſein Haͤupt liefern/ welches ich wie eine Stek Ruͤbe hinweg hauen wil; und gefaͤlt es Euer Gn. ſo uͤbergebe ſie mir dieſes Buͤbichen allein; Er muͤſte mir warlich nicht entrinnen/ wann ſeiner gleich ein halb dutzet waͤhre; dann mein kleineſter Finger iſt kraͤfftig gnung ihn zu erwuͤrgen. Valikules hatte ſchon dieſe Erklaͤrung gefaſſet/ daß da man ihm die Freyheit der Haͤnde wuͤrde gewegert haben/ einem Schergen das Schwert zunehmen/ und im Ge- mache ſich mit ihnen herumb zuhauen; weil er aber Charidemus Einwilligung mit Her- zensfreuden vernam/ enderte er ſein Vorhaben/ und rieff ſeinen Heyland in hoͤchſter An- dacht an/ Er moͤchte ihm Staͤrke und Krafft verleihen/ ſein Vorhaben zuvolbringen/ ge- dauchte ihn auch/ nach ausgelaſſenen Seuffzen/ ihm wuͤrde ein ſonderlicher Troſt und in- nigliche Freudigkeit ins Herz gegoſſen. Als er zur Tuͤhr hinaus treten ſolte/ ſagte er: Hoch- aͤdle Frau/ ich bin ſchuldig/ euch vor die erzeigete Gunſt und Vorbitte demuͤhtig zu dan- ken/ zweifele auch nicht/ der allerhoͤchſte Gott werde es euch reichlich vergelten/ daß ihr ei- nem ehrlichen Ritter die ſchimpflichen Bande abgenommen habt/ welche ich in Warheit mehr als die geſprochene Urtel geſcheuhet habe/ weil in meinem Vaterlande Ketten und Bande ungleich mehr ſchaͤnden als das Richt Schwert. Der Frauen ſtunden die Augen voll

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/408>, abgerufen am 26.06.2024.