Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
rähterey könte beschuldiget werden; ich habe ja mit ihm in offenem Felde gestritten/ ohn
alle List und Verrähterey/ wozu er mich durch unerhörete Schmach genöhtiget hat. Kan
diesen meinen Worten nicht gegläubet werden/ so haltet mich in gnugsamer Verwah-
rung/ und fraget die ganze Stad Elis. Sonst sehe ich euch als einen trefflichen Herrn/ vor
einen redlichen Rittersmann an/ und mache mir die gänzliche Hoffnung/ ihr werdet mit
mir ritterlich und ohn Gewalt verfahren; ist aber einer oder ander zu gegen/ welcher mich
einiger Verrähterey beschuldigen wolte/ wider denselben erbiete ich mich/ bloß ohn Harnisch/
mit dem Schwert zu streiten/ ja wann ihrer gleich drey oder vier wären; dann ich getröste mich
meiner Unschuld/ und bin versichert/ mein Gott werde dieselbe retten. Charidemus ant-
wortete; Ich habe dich nicht fahen lassen/ daß du alhier mit mir zanken/ oder mir zur Lust
einen Kampff halten sollest/ sondern daß du meinen Bruder ermordet hast/ der ungleich
besser wahr als du/ davor ist mir dein Leben verfallen/ wann du auch zehn Hälse hättest;
und was wiltu dich viel entschuldigen und durch Lügen weiß brennen? Hastu nicht gleich
jetzt eine mördliche Taht an meinem Oheim einen trefflichen Ritter begangen/ worüber
du von meinem Volk ertappet bist? sprich auch/ das dieses nicht mördlich gehandelt sey.
Valikules antwortete; Ich gestehe/ daß ich diesen Ritter aus gerechtem Eifer niderge-
hauen/ weil er mir ungescheuhet ins Gesichte sagete/ daß er mich verrahten/ und euren Die-
nern listiger Weise überliefert hätte/ da er doch anfangs als ein sonderlicher Freund sich
anstellete; und als er hierüber noch willens wahr mich anzugreiffen/ bin ich ihm mit mei-
nem Schwerte zuvorkommen; habe also nach aller Völker Recht gehandelt/ welches un-
ser selbst verteidigung zur Nohtwehr nicht unrecht heisset: jedoch/ kan dieses/ weil es euch
zuwieder/ mit Gelde gebüsset werden/ so fodert getrost; ich wil nicht von hinnen begehren/
biß solches erleget sey. Charidemus sagete; ich bedarff deines Geldes nicht/ dessen ich
mehr habe als du/ sondern dein Häupt ist mir die rechte Bezahlung/ das muß vor mir auf
der Schüssel stehen/ ehe und bevor drey Stunden vorbey gangen sind/ wovor dich kein
Gott schützen sol. Valikules hörete diese Gotteslästerung viel ungeduldiger/ als die Dräu-
ung an/ erinnerte ihn gleichwol/ er solte sehr wol bedenken was er tähte; er währe ein Rö-
mischer Herr/ und des Käysers naher anverwanter/ welcher ohn allen zweiffel seinen Tod
an ihm und seinem ganzen Geschlechte sehr hart und schwer rächen würde. Gut gut/ sagte
Charidemus/ das du mir solches anzeigest/ dann destoweniger werde ich dich loß geben/ da-
mit du hernähst der Rache entübriget seist. Rieff hie mit seinen vier Schergen/ die vorm
Gemache anffwarteten/ und sagete: Nehmet diesen gefangenen Buben/ und führet ihn an
die Stätte/ wo er heut meinen lieben Oheim erschlagen hat/ daselbst hauet ihm das Häupt
von den Schultern/ reisset ihm das schelmische Herz aus dem Leibe/ und zerstücket ihn in
XXIV teile/ deren eines jedwedem meiner Freundschafft zur billigen Rache über meines
Bruders Tod solzugestellet werden; hernach enthäuptet auch seinen Diener/ und weil er
nichts böses getahn/ so verscharret seinen Leib in die Erde. Die vier Henkers Buben wah-
ren von Leibe sehr stark; jeder hatte ein grosses Richtschwert an der Seite/ und einen Strik
in der Hand/ welche mit einem Häuptwink ihren Gehorsam zur Volstreckung anzeigeten.
Valikules entsetzete sich vor dieser Urtel nicht/ enderte seine Farbe nicht im geringesten/
sondern stund wie ein Engel mit frölichem Gemüht und sagete: Herr; euer Recht muß

warlich
A a a

Anderes Buch.
raͤhterey koͤnte beſchuldiget werden; ich habe ja mit ihm in offenem Felde geſtritten/ ohn
alle Liſt und Verraͤhterey/ wozu er mich durch unerhoͤrete Schmach genoͤhtiget hat. Kan
dieſen meinen Worten nicht geglaͤubet werden/ ſo haltet mich in gnugſamer Verwah-
rung/ und fraget die ganze Stad Elis. Sonſt ſehe ich euch als einen trefflichen Herꝛn/ vor
einen redlichen Rittersmann an/ und mache mir die gaͤnzliche Hoffnung/ ihr werdet mit
mir ritterlich und ohn Gewalt verfahren; iſt aber einer oder ander zu gegen/ welcher mich
einiger Verraͤhterey beſchuldigẽ wolte/ wideꝛ denſelbẽ erbiete ich mich/ bloß ohn Harniſch/
mit dem Schwert zu ſtreitẽ/ ja wañ ihrer gleich drey oder vier waͤren; dañ ich getꝛoͤſte mich
meiner Unſchuld/ und bin verſichert/ mein Gott werde dieſelbe retten. Charidemus ant-
wortete; Ich habe dich nicht fahen laſſen/ daß du alhier mit mir zanken/ oder mir zur Luſt
einen Kampff halten ſolleſt/ ſondern daß du meinen Bruder ermordet haſt/ der ungleich
beſſer wahr als du/ davor iſt mir dein Leben verfallen/ wann du auch zehn Haͤlſe haͤtteſt;
und was wiltu dich viel entſchuldigen und durch Luͤgen weiß brennen? Haſtu nicht gleich
jetzt eine moͤrdliche Taht an meinem Oheim einen trefflichen Ritter begangen/ woruͤber
du von meinem Volk ertappet biſt? ſprich auch/ das dieſes nicht moͤrdlich gehandelt ſey.
Valikules antwortete; Ich geſtehe/ daß ich dieſen Ritter aus gerechtem Eifer niderge-
hauen/ weil er mir ungeſcheuhet ins Geſichte ſagete/ daß er mich verrahten/ uñ euren Die-
nern liſtiger Weiſe uͤberliefert haͤtte/ da er doch anfangs als ein ſonderlicher Freund ſich
anſtellete; und als er hieruͤber noch willens wahr mich anzugreiffen/ bin ich ihm mit mei-
nem Schwerte zuvorkommen; habe alſo nach aller Voͤlker Recht gehandelt/ welches un-
ſer ſelbſt verteidigung zur Nohtwehr nicht unrecht heiſſet: jedoch/ kan dieſes/ weil es euch
zuwieder/ mit Gelde gebuͤſſet werden/ ſo fodert getroſt; ich wil nicht von hinnen begehren/
biß ſolches erleget ſey. Charidemus ſagete; ich bedarff deines Geldes nicht/ deſſen ich
mehr habe als du/ ſondern dein Haͤupt iſt mir die rechte Bezahlung/ das muß vor mir auf
der Schuͤſſel ſtehen/ ehe und bevor drey Stunden vorbey gangen ſind/ wovor dich kein
Gott ſchuͤtzen ſol. Valikules hoͤrete dieſe Gotteslaͤſterung viel ungeduldiger/ als die Draͤu-
ung an/ erinnerte ihn gleichwol/ er ſolte ſehr wol bedenken was er taͤhte; er waͤhre ein Roͤ-
miſcher Herr/ und des Kaͤyſers naher anverwanter/ welcher ohn allen zweiffel ſeinen Tod
an ihm und ſeinem ganzen Geſchlechte ſehr hart und ſchwer raͤchen wuͤrde. Gut gut/ ſagte
Charidemus/ das du mir ſolches anzeigeſt/ dañ deſtoweniger werde ich dich loß geben/ da-
mit du hernaͤhſt der Rache entuͤbriget ſeiſt. Rieff hie mit ſeinen vier Schergen/ die vorm
Gemache anffwarteten/ und ſagete: Nehmet dieſen gefangenen Buben/ uñ fuͤhret ihn an
die Staͤtte/ wo er heut meinen lieben Oheim erſchlagen hat/ daſelbſt hauet ihm das Haͤupt
von den Schultern/ reiſſet ihm das ſchelmiſche Herz aus dem Leibe/ und zerſtuͤcket ihn in
XXIV teile/ deren eines jedwedem meiner Freundſchafft zur billigen Rache uͤber meines
Bruders Tod ſolzugeſtellet werden; hernach enthaͤuptet auch ſeinen Diener/ und weil er
nichts boͤſes getahn/ ſo verſcharret ſeinen Leib in die Erde. Die vier Henkers Buben wah-
ren von Leibe ſehr ſtark; jeder hatte ein groſſes Richtſchwert an der Seite/ uñ einen Strik
in der Hand/ welche mit einem Haͤuptwink ihren Gehorſam zur Volſtreckung anzeigeten.
Valikules entſetzete ſich vor dieſer Urtel nicht/ enderte ſeine Farbe nicht im geringeſten/
ſondern ſtund wie ein Engel mit froͤlichem Gemuͤht und ſagete: Herr; euer Recht muß

warlich
A a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0407" n="369"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
ra&#x0364;hterey ko&#x0364;nte be&#x017F;chuldiget werden; ich habe ja mit ihm in offenem Felde ge&#x017F;tritten/ ohn<lb/>
alle Li&#x017F;t und Verra&#x0364;hterey/ wozu er mich durch unerho&#x0364;rete Schmach geno&#x0364;htiget hat. Kan<lb/>
die&#x017F;en meinen Worten nicht gegla&#x0364;ubet werden/ &#x017F;o haltet mich in gnug&#x017F;amer Verwah-<lb/>
rung/ und fraget die ganze Stad Elis. Son&#x017F;t &#x017F;ehe ich euch als einen trefflichen Her&#xA75B;n/ vor<lb/>
einen redlichen Rittersmann an/ und mache mir die ga&#x0364;nzliche Hoffnung/ ihr werdet mit<lb/>
mir ritterlich und ohn Gewalt verfahren; i&#x017F;t aber einer oder ander zu gegen/ welcher mich<lb/>
einiger Verra&#x0364;hterey be&#x017F;chuldige&#x0303; wolte/ wide&#xA75B; den&#x017F;elbe&#x0303; erbiete ich mich/ bloß ohn Harni&#x017F;ch/<lb/>
mit dem Schwert zu &#x017F;treite&#x0303;/ ja wan&#x0303; ihrer gleich drey oder vier wa&#x0364;ren; dan&#x0303; ich get&#xA75B;o&#x0364;&#x017F;te mich<lb/>
meiner Un&#x017F;chuld/ und bin ver&#x017F;ichert/ mein Gott werde die&#x017F;elbe retten. Charidemus ant-<lb/>
wortete; Ich habe dich nicht fahen la&#x017F;&#x017F;en/ daß du alhier mit mir zanken/ oder mir zur Lu&#x017F;t<lb/>
einen Kampff halten &#x017F;olle&#x017F;t/ &#x017F;ondern daß du meinen Bruder ermordet ha&#x017F;t/ der ungleich<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er wahr als du/ davor i&#x017F;t mir dein Leben verfallen/ wann du auch zehn Ha&#x0364;l&#x017F;e ha&#x0364;tte&#x017F;t;<lb/>
und was wiltu dich viel ent&#x017F;chuldigen und durch Lu&#x0364;gen weiß brennen? Ha&#x017F;tu nicht gleich<lb/>
jetzt eine mo&#x0364;rdliche Taht an meinem Oheim einen trefflichen Ritter begangen/ woru&#x0364;ber<lb/>
du von meinem Volk ertappet bi&#x017F;t? &#x017F;prich auch/ das die&#x017F;es nicht mo&#x0364;rdlich gehandelt &#x017F;ey.<lb/>
Valikules antwortete; Ich ge&#x017F;tehe/ daß ich die&#x017F;en Ritter aus gerechtem Eifer niderge-<lb/>
hauen/ weil er mir unge&#x017F;cheuhet ins Ge&#x017F;ichte &#x017F;agete/ daß er mich verrahten/ un&#x0303; euren Die-<lb/>
nern li&#x017F;tiger Wei&#x017F;e u&#x0364;berliefert ha&#x0364;tte/ da er doch anfangs als ein &#x017F;onderlicher Freund &#x017F;ich<lb/>
an&#x017F;tellete; und als er hieru&#x0364;ber noch willens wahr mich anzugreiffen/ bin ich ihm mit mei-<lb/>
nem Schwerte zuvorkommen; habe al&#x017F;o nach aller Vo&#x0364;lker Recht gehandelt/ welches un-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;elb&#x017F;t verteidigung zur Nohtwehr nicht unrecht hei&#x017F;&#x017F;et: jedoch/ kan die&#x017F;es/ weil es euch<lb/>
zuwieder/ mit Gelde gebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et werden/ &#x017F;o fodert getro&#x017F;t; ich wil nicht von hinnen begehren/<lb/>
biß &#x017F;olches erleget &#x017F;ey. Charidemus &#x017F;agete; ich bedarff deines Geldes nicht/ de&#x017F;&#x017F;en ich<lb/>
mehr habe als du/ &#x017F;ondern dein Ha&#x0364;upt i&#x017F;t mir die rechte Bezahlung/ das muß vor mir auf<lb/>
der Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el &#x017F;tehen/ ehe und bevor drey Stunden vorbey gangen &#x017F;ind/ wovor dich kein<lb/>
Gott &#x017F;chu&#x0364;tzen &#x017F;ol. Valikules ho&#x0364;rete die&#x017F;e Gottesla&#x0364;&#x017F;terung viel ungeduldiger/ als die Dra&#x0364;u-<lb/>
ung an/ erinnerte ihn gleichwol/ er &#x017F;olte &#x017F;ehr wol bedenken was er ta&#x0364;hte; er wa&#x0364;hre ein Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;cher Herr/ und des Ka&#x0364;y&#x017F;ers naher anverwanter/ welcher ohn allen zweiffel &#x017F;einen Tod<lb/>
an ihm und &#x017F;einem ganzen Ge&#x017F;chlechte &#x017F;ehr hart und &#x017F;chwer ra&#x0364;chen wu&#x0364;rde. Gut gut/ &#x017F;agte<lb/>
Charidemus/ das du mir &#x017F;olches anzeige&#x017F;t/ dan&#x0303; de&#x017F;toweniger werde ich dich loß geben/ da-<lb/>
mit du herna&#x0364;h&#x017F;t der Rache entu&#x0364;briget &#x017F;ei&#x017F;t. Rieff hie mit &#x017F;einen vier Schergen/ die vorm<lb/>
Gemache anffwarteten/ und &#x017F;agete: Nehmet die&#x017F;en gefangenen Buben/ un&#x0303; fu&#x0364;hret ihn an<lb/>
die Sta&#x0364;tte/ wo er heut meinen lieben Oheim er&#x017F;chlagen hat/ da&#x017F;elb&#x017F;t hauet ihm das Ha&#x0364;upt<lb/>
von den Schultern/ rei&#x017F;&#x017F;et ihm das &#x017F;chelmi&#x017F;che Herz aus dem Leibe/ und zer&#x017F;tu&#x0364;cket ihn in<lb/><hi rendition="#aq">XXIV</hi> teile/ deren eines jedwedem meiner Freund&#x017F;chafft zur billigen Rache u&#x0364;ber meines<lb/>
Bruders Tod &#x017F;olzuge&#x017F;tellet werden; hernach entha&#x0364;uptet auch &#x017F;einen Diener/ und weil er<lb/>
nichts bo&#x0364;&#x017F;es getahn/ &#x017F;o ver&#x017F;charret &#x017F;einen Leib in die Erde. Die vier Henkers Buben wah-<lb/>
ren von Leibe &#x017F;ehr &#x017F;tark; jeder hatte ein gro&#x017F;&#x017F;es Richt&#x017F;chwert an der Seite/ un&#x0303; einen Strik<lb/>
in der Hand/ welche mit einem Ha&#x0364;uptwink ihren Gehor&#x017F;am zur Vol&#x017F;treckung anzeigeten.<lb/>
Valikules ent&#x017F;etzete &#x017F;ich vor die&#x017F;er Urtel nicht/ enderte &#x017F;eine Farbe nicht im geringe&#x017F;ten/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;tund wie ein Engel mit fro&#x0364;lichem Gemu&#x0364;ht und &#x017F;agete: Herr; euer Recht muß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a</fw><fw place="bottom" type="catch">warlich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0407] Anderes Buch. raͤhterey koͤnte beſchuldiget werden; ich habe ja mit ihm in offenem Felde geſtritten/ ohn alle Liſt und Verraͤhterey/ wozu er mich durch unerhoͤrete Schmach genoͤhtiget hat. Kan dieſen meinen Worten nicht geglaͤubet werden/ ſo haltet mich in gnugſamer Verwah- rung/ und fraget die ganze Stad Elis. Sonſt ſehe ich euch als einen trefflichen Herꝛn/ vor einen redlichen Rittersmann an/ und mache mir die gaͤnzliche Hoffnung/ ihr werdet mit mir ritterlich und ohn Gewalt verfahren; iſt aber einer oder ander zu gegen/ welcher mich einiger Verraͤhterey beſchuldigẽ wolte/ wideꝛ denſelbẽ erbiete ich mich/ bloß ohn Harniſch/ mit dem Schwert zu ſtreitẽ/ ja wañ ihrer gleich drey oder vier waͤren; dañ ich getꝛoͤſte mich meiner Unſchuld/ und bin verſichert/ mein Gott werde dieſelbe retten. Charidemus ant- wortete; Ich habe dich nicht fahen laſſen/ daß du alhier mit mir zanken/ oder mir zur Luſt einen Kampff halten ſolleſt/ ſondern daß du meinen Bruder ermordet haſt/ der ungleich beſſer wahr als du/ davor iſt mir dein Leben verfallen/ wann du auch zehn Haͤlſe haͤtteſt; und was wiltu dich viel entſchuldigen und durch Luͤgen weiß brennen? Haſtu nicht gleich jetzt eine moͤrdliche Taht an meinem Oheim einen trefflichen Ritter begangen/ woruͤber du von meinem Volk ertappet biſt? ſprich auch/ das dieſes nicht moͤrdlich gehandelt ſey. Valikules antwortete; Ich geſtehe/ daß ich dieſen Ritter aus gerechtem Eifer niderge- hauen/ weil er mir ungeſcheuhet ins Geſichte ſagete/ daß er mich verrahten/ uñ euren Die- nern liſtiger Weiſe uͤberliefert haͤtte/ da er doch anfangs als ein ſonderlicher Freund ſich anſtellete; und als er hieruͤber noch willens wahr mich anzugreiffen/ bin ich ihm mit mei- nem Schwerte zuvorkommen; habe alſo nach aller Voͤlker Recht gehandelt/ welches un- ſer ſelbſt verteidigung zur Nohtwehr nicht unrecht heiſſet: jedoch/ kan dieſes/ weil es euch zuwieder/ mit Gelde gebuͤſſet werden/ ſo fodert getroſt; ich wil nicht von hinnen begehren/ biß ſolches erleget ſey. Charidemus ſagete; ich bedarff deines Geldes nicht/ deſſen ich mehr habe als du/ ſondern dein Haͤupt iſt mir die rechte Bezahlung/ das muß vor mir auf der Schuͤſſel ſtehen/ ehe und bevor drey Stunden vorbey gangen ſind/ wovor dich kein Gott ſchuͤtzen ſol. Valikules hoͤrete dieſe Gotteslaͤſterung viel ungeduldiger/ als die Draͤu- ung an/ erinnerte ihn gleichwol/ er ſolte ſehr wol bedenken was er taͤhte; er waͤhre ein Roͤ- miſcher Herr/ und des Kaͤyſers naher anverwanter/ welcher ohn allen zweiffel ſeinen Tod an ihm und ſeinem ganzen Geſchlechte ſehr hart und ſchwer raͤchen wuͤrde. Gut gut/ ſagte Charidemus/ das du mir ſolches anzeigeſt/ dañ deſtoweniger werde ich dich loß geben/ da- mit du hernaͤhſt der Rache entuͤbriget ſeiſt. Rieff hie mit ſeinen vier Schergen/ die vorm Gemache anffwarteten/ und ſagete: Nehmet dieſen gefangenen Buben/ uñ fuͤhret ihn an die Staͤtte/ wo er heut meinen lieben Oheim erſchlagen hat/ daſelbſt hauet ihm das Haͤupt von den Schultern/ reiſſet ihm das ſchelmiſche Herz aus dem Leibe/ und zerſtuͤcket ihn in XXIV teile/ deren eines jedwedem meiner Freundſchafft zur billigen Rache uͤber meines Bruders Tod ſolzugeſtellet werden; hernach enthaͤuptet auch ſeinen Diener/ und weil er nichts boͤſes getahn/ ſo verſcharret ſeinen Leib in die Erde. Die vier Henkers Buben wah- ren von Leibe ſehr ſtark; jeder hatte ein groſſes Richtſchwert an der Seite/ uñ einen Strik in der Hand/ welche mit einem Haͤuptwink ihren Gehorſam zur Volſtreckung anzeigeten. Valikules entſetzete ſich vor dieſer Urtel nicht/ enderte ſeine Farbe nicht im geringeſten/ ſondern ſtund wie ein Engel mit froͤlichem Gemuͤht und ſagete: Herr; euer Recht muß warlich A a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/407
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/407>, abgerufen am 27.09.2024.