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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Antwort/ daß er an des Ritters Auffrichtigkeit zweifeln ward. Hierzu kam/ daß der Baur
seinen Holzwagen forne im Wege stehen ließ/ die Pferde abstrickete/ und mit denselben da-
von rennete; sagete des wegen zu Gallus: Wir sind gewißlich verrahten; kehrete sich her-
nach zu dem Ritter/ und fragete/ warumb er ihn an diesen gefährlichen Ort geführet hät-
te; welcher sich aber gar trotzig erzeigete/ und mit höhnischem Gelächter fragete: warum
er ihm gefolget währe? Er hätte ihn ja nicht gezwungen noch genöhtiget; wolte er aber gu-
ten Raht erkennen/ solte er sich ja sonder Sperrung ergeben/ sonsten dürffte ers nicht lan-
ge machen. Ey du schändlicher Verrähter/ sagte Valikules; wie lange ichs machen werde/
stehet bloß allein bey Gott; du aber solt dich deiner Verrähterey nit lange rühmen; zog hiemit
sein Schwert aus/ und spaltete ihm das Häupt mitten von ander. Das herzudringende bewaf-
nete Gesinde sahen dieses/ und schrihen ihm zu: Ey du meinäidiger Ritter/ warumm tödtestu
diesen vornehmen Herrn? Mit welchen Worten sie feindlich auff ihn zulieffen. Valikules
sahe/ daß es ihm gelten solte/ weil aber daselbst kein Ort zum Pferdestreit wahr/ und sie zu
Fuß auff ihn ansetzeten/ stieg er samt Gallus ab/ und stelleten sich vor den Wagen an beyden
seiten der Deichsel/ daß man weder von hinten noch von der seite her ihnen beykommen kun-
te. Bald traten zween mit Hellebarten vor dem Hauffen her/ und begehreten mit trotzigen
Worten/ sie solten sich gefangen geben. Valikules fragete ihn/ in wessen Nahmen er solches
an ihn begehrete. Du wirst es noch mehr als zu früh erfahren/ sagte dieser/ und jemehr du
dich wiedersetzest/ je härter wird die Straffe seyn. Ich weiß mich keiner übeltaht schuldig/
antwortete er/ daher mir kein Mensch straffe zudräuen hat. Dieser meinete ihn zugreiffen/
und rief/ man solte ihm einen Strik reichen; aber Valikules schlug ihm die Hellebarte zur
seite aus/ und stieß jhm das Schwert durchs Gerippe/ daß er ungeredet zur Erden stürzete.
Die anderen dieses sehend/ stürmeten einmühtig auff ihn zu/ daß sie ihn mit ihren Leibern zu
bodem stiessen/ fasseten ihn bey Händen und Füssen/ und bunden ihn/ daß er kein Gliedmaß
regen kunte; worüber er sich dermassen erzürnete/ daß ihm das Blut aus den Lippen sprang.
Gallus ward auf gleiche Weise gefesselt/ welches er ansahe/ und diesen verwägenen Hauffen
nochmahls fragete/ was vor Ursach oder Befehl sie hätten/ ihn dergestalt zu überfallen. Sie
möchten ihm sein Leben bißdahin fristen/ daß er vor die Obrigkeit dieses Orts treten/ und
seine Unschuld dartuhn könte. Ja/ antwortete ihm der Führ er; vor die Obrigkeit soltu
freylich gestellet werden/ und begehrete dieselbe dich nicht lebendig/ würdestu schon kalt seyn.
Er kunte ihm nicht einbilden/ was man dieses Orts auf ihn zusprechen hätte/ biß ihm ein-
fiel/ es müste entweder wegen der beyden zu Korinth erlegeten Ritter/ oder wegen des auff
dem Wege nach Elis gehaltenen Kampfs/ oder wegen Parmenions seyn; ward doch froh/
daß ihm Lebens Sicherheit biß dahin versprochen wahr/ und redete dieses Gesinde gar be-
herzt an/ da er zu ihnen sagete: Weil es dann Gott also schicket/ daß ich euer Gefangener
seyn muß/ so gehet mit mir ümb als mit einem hochädlen Römischen Ritter/ und machet
die Bande loß/ damit ihr mich gefesselt habet. Ja/ sageten sie/ die Beine sollen dir gelöset
werden/ daß du aber keinen Mord mehr begehest/ werden wir dir die Fäuste schon verwahren;
bunden ihm auch dieselben ganz unbarmherzig auf den Rücken/ daß die Stricke ins Fleisch
schnitten/ welches er geduldig erlitte/ und geschwinde mit ihnen fortging/ nachdem sie ihm
den Harnisch und alles Gewehr abgenommen hatten. Als sie in dem Flecken anlangeten/

führe-

Anderes Buch.
Antwort/ daß er an des Ritters Auffrichtigkeit zweifeln ward. Hierzu kam/ daß der Baur
ſeinen Holzwagen forne im Wege ſtehen ließ/ die Pferde abſtrickete/ und mit denſelben da-
von rennete; ſagete des wegen zu Gallus: Wir ſind gewißlich verrahten; kehrete ſich her-
nach zu dem Ritter/ und fragete/ warumb er ihn an dieſen gefaͤhrlichen Ort gefuͤhret haͤt-
te; welcher ſich aber gar trotzig erzeigete/ und mit hoͤhniſchem Gelaͤchter fragete: warum
er ihm gefolget waͤhre? Er haͤtte ihn ja nicht gezwungen noch genoͤhtiget; wolte er aber gu-
ten Raht erkennen/ ſolte er ſich ja ſonder Sperrung ergeben/ ſonſten duͤrffte ers nicht lan-
ge machen. Ey du ſchaͤndlicher Verraͤhter/ ſagte Valikules; wie lange ichs machen werde/
ſtehet bloß allein bey Gott; du abeꝛ ſolt dich deiner Veꝛraͤhterey nit lange ruͤhmẽ; zog hiemit
ſein Schweꝛt aus/ uñ ſpaltete ihm das Haͤupt mittẽ von andeꝛ. Das heꝛzudringende bewaf-
nete Geſinde ſahen dieſes/ uñ ſchrihen ihm zu: Ey du meinaͤidiger Ritter/ warum̃ toͤdteſtu
dieſen vornehmen Herꝛn? Mit welchen Worten ſie feindlich auff ihn zulieffen. Valikules
ſahe/ daß es ihm gelten ſolte/ weil aber daſelbſt kein Ort zum Pferdeſtreit wahr/ und ſie zu
Fuß auff ihn anſetzeten/ ſtieg er ſamt Gallus ab/ uñ ſtelleten ſich vor den Wagen an beyden
ſeiten der Deichſel/ daß man weder von hinten noch von der ſeite her ihnen beykom̃en kun-
te. Bald traten zween mit Hellebarten vor dem Hauffen her/ und begehreten mit trotzigen
Worten/ ſie ſolten ſich gefangen geben. Valikules fragete ihn/ in weſſen Nahmen er ſolches
an ihn begehrete. Du wirſt es noch mehr als zu fruͤh erfahren/ ſagte dieſer/ und jemehr du
dich wiederſetzeſt/ je haͤrter wird die Straffe ſeyn. Ich weiß mich keiner uͤbeltaht ſchuldig/
antwortete er/ daher mir kein Menſch ſtraffe zudraͤuen hat. Dieſer meinete ihn zugreiffen/
und rief/ man ſolte ihm einen Strik reichen; aber Valikules ſchlug ihm die Hellebarte zur
ſeite aus/ und ſtieß jhm das Schwert durchs Gerippe/ daß er ungeredet zur Erden ſtuͤrzete.
Die anderen dieſes ſehend/ ſtuͤrmeten einmuͤhtig auff ihn zu/ daß ſie ihn mit ihren Leibern zu
bodem ſtieſſen/ faſſeten ihn bey Haͤnden und Fuͤſſen/ und bunden ihn/ daß er kein Gliedmaß
regen kunte; woruͤber er ſich dermaſſen erzuͤꝛnete/ daß ihm das Blut aus den Lippen ſpꝛang.
Gallus ward auf gleiche Weiſe gefeſſelt/ welches er anſahe/ uñ dieſen verwaͤgenen Hauffen
nochmahls fragete/ was vor Urſach oder Befehl ſie haͤtten/ ihn dergeſtalt zu uͤberfallen. Sie
moͤchten ihm ſein Leben bißdahin friſten/ daß er vor die Obrigkeit dieſes Orts treten/ und
ſeine Unſchuld dartuhn koͤnte. Ja/ antwortete ihm der Fuͤhr er; vor die Obrigkeit ſoltu
freylich geſtellet werden/ uñ begehrete dieſelbe dich nicht lebendig/ wuͤrdeſtu ſchon kalt ſeyn.
Er kunte ihm nicht einbilden/ was man dieſes Orts auf ihn zuſprechen haͤtte/ biß ihm ein-
fiel/ es muͤſte entweder wegen der beyden zu Korinth erlegeten Ritter/ oder wegen des auff
dem Wege nach Elis gehaltenen Kampfs/ oder wegen Parmenions ſeyn; ward doch froh/
daß ihm Lebens Sicherheit biß dahin verſprochen wahr/ und redete dieſes Geſinde gar be-
herzt an/ da er zu ihnen ſagete: Weil es dann Gott alſo ſchicket/ daß ich euer Gefangener
ſeyn muß/ ſo gehet mit mir uͤmb als mit einem hochaͤdlen Roͤmiſchen Ritter/ und machet
die Bande loß/ damit ihr mich gefeſſelt habet. Ja/ ſageten ſie/ die Beine ſollen dir geloͤſet
werdẽ/ daß du aber keinen Mord mehr begeheſt/ werden wir dir die Faͤuſte ſchon verwahrẽ;
bunden ihm auch dieſelben ganz unbarmherzig auf den Ruͤcken/ daß die Stricke ins Fleiſch
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fuͤhre-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/405>, abgerufen am 26.06.2024.