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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
sein blutiges Schwert abwischen/ hat er gleich die Wahrheit gewähnet/ und den dreyen
jeztgemeldeten es weinend geklaget/ welche alsbald zu ihm hin ein gedrungen/ und mit vie-
len Stichen und hieben ihn nidergemacht haben; sind darauff davon geritten/ und haben
die Sache überdz anhängig gemacht/ da Timoleons/ sonst ehemahls des Phorbas Knecht
alles hat müssen auß sagen/ welcher auch darauff des Landes verwiesen ist. Timoleons tu-
gendreiches Weib/ als sie allen Verlauff erfahren/ hat sie ihres Ehe Junkern Tod heftig
beweinet/ ist bald hernach auffgefahren/ und hat anfangs ihrem eigenen Kinde/ aus Eifer
wie der den Betrieger Phorbas/ den Hals umbgedrehet/ und hernach sich selbst von der
Höhe herunter zu tode gestürzet; welches ihrer Mutter so sehr zuherzen gangen/ daß sie
in der Ohmacht verschieden ist. Aber hiemit hat diese Streitigkeit noch kein aufhören/ son-
dern Timoleons Schwiegervater hat sich mit einer Gegenklage wieder die Mörder seines
Schwiegersohns gesetzet/ und gibt diese Sache den Richtern nicht wenig zuschaffen/ wie
sie darin sprechen sollen/ daß der heiligen Gerechtigkeit ein Genügen geschehe. Valikules
gab zur Antwort/ es währe ein zumahl kläglicher Fal/ und dafern nicht kluge Richter den-
selben zuerörtern bekähmen/ könte der Gerechtigkeit leicht eintrag geschehen. Da es umb
den Mittag kam/ sahen sie einen Weg nach der Rechten zu/ von der Landstrasse auff ein Ge-
hölze gehen/ welchen der Ritter vor sich nam/ vorgebend/ er ginge viel richtiger nach Ko-
rinth/ und läge ein kleiner Flecken hinter dem gehölze/ in welchem sie Mahlzeit halten/ und
die Hitze etwas vorbey gehen lassen könten. Valikules sagete; er hielte sich allemahl lieber
auff der Heerstrasse/ weil die Nebenwege von Mördern und Räubern nicht so gar sicher
währen/ je doch wolte er ihm folgen. Als sie vor das Gehölze kahmen/ sträube te sich sein
Pferd mit ganzer Gewalt/ und wolte nicht hinein; und wie ein guter Reuter er sonst wahr/
muste er doch dem Pferde vordismahl seinen Lauff gönnen/ biß ers mit Sanfftmuht len-
kete. Das Pferd wegerte sich abermahl/ aber er gab ihm die Sporn und zwang es mit
Macht fortzugehen/ sagte auch zu ihm: Harre bistu da zubrochen/ daß du dich vor den
Bäumen entsetzest/ werde ich dich bald abschaffen und ein anders an deine Stelle kauffen.
Aber es wahr des Pferdes Schuld nicht/ sondern ein Zeichen des bevorstehenden Un-
glüks. Sie ritten unter den lustigen Bäumen im gewünschten Schatten fort/ und gedach-
te Valikules an keine Verrähterey/ sondern hielten ihr Gespräch immer fort/ und da sie
des Waldes Ende schier erreichet hatten/ sahen sie einen Bauren mit einem fuder Holz
quehr durch den Wald daher fahren/ und ihnen nachfolgen/ da sie in einem engen Fahrwe-
ge ritten/ welcher an beyden Seiten hohe Ufer hatte. Valikules sagte zu dem Ritter; hie
ist gar ein schlimmer Ort/ und wann noch ein Wagen auff uns zu stossen solte/ könten wir
weder hinter noch vor uns kommen. Der Ritter gab ihm zuverstehen/ es währe ein kurzer
Weg/ da diese Enge auffhörete/ und weil es ein schattigter Ort wahr taht er den Helm ab/
sich zuerkühlen/ vermahnete auch Valikules der frischen Lufft sich zu blössen; dessen er sich
wegerte/ weil man in solchen Schlupflöchern nicht zu sicher seyn dürffte. Er hatte die Wor-
te kaum außgeredet/ da hörete er ein geklapper der Waffen/ und sahe bald darauff in die 50
Mann/ teils geharnischt/ teils gepantzert/ mit Hellebarten und Schlacht Schwertern in
zimlicher Ordnung gegen sie daher treten. Valikules fragete den Ritter/ was dieses be-
deutete; es ginge ja keine öffentliche Fehde in dieser Landschafft vor; bekam aber so kalte

Ant-

Anderes Buch.
ſein blutiges Schwert abwiſchen/ hat er gleich die Wahrheit gewaͤhnet/ und den dreyen
jeztgemeldeten es weinend geklaget/ welche alsbald zu ihm hin ein gedrungen/ und mit vie-
len Stichen und hieben ihn nidergemacht haben; ſind darauff davon geritten/ und haben
die Sache uͤberdz anhaͤngig gemacht/ da Timoleons/ ſonſt ehemahls des Phorbas Knecht
alles hat muͤſſen auß ſagen/ welcher auch darauff des Landes verwieſen iſt. Timoleons tu-
gendreiches Weib/ als ſie allen Verlauff erfahren/ hat ſie ihres Ehe Junkern Tod heftig
beweinet/ iſt bald hernach auffgefahren/ und hat anfangs ihrem eigenen Kinde/ aus Eifer
wie der den Betrieger Phorbas/ den Hals umbgedrehet/ und hernach ſich ſelbſt von der
Hoͤhe herunter zu tode geſtuͤrzet; welches ihrer Mutter ſo ſehr zuherzen gangen/ daß ſie
in der Ohmacht verſchieden iſt. Aber hiemit hat dieſe Streitigkeit noch kein aufhoͤren/ ſon-
dern Timoleons Schwiegervater hat ſich mit einer Gegenklage wieder die Moͤrder ſeines
Schwiegerſohns geſetzet/ und gibt dieſe Sache den Richtern nicht wenig zuſchaffen/ wie
ſie darin ſprechen ſollen/ daß der heiligen Gerechtigkeit ein Genuͤgen geſchehe. Valikules
gab zur Antwort/ es waͤhre ein zumahl klaͤglicher Fal/ und dafern nicht kluge Richter den-
ſelben zueroͤrtern bekaͤhmen/ koͤnte der Gerechtigkeit leicht eintrag geſchehen. Da es umb
den Mittag kam/ ſahen ſie einen Weg nach der Rechten zu/ von der Landſtraſſe auff ein Ge-
hoͤlze gehen/ welchen der Ritter vor ſich nam/ vorgebend/ er ginge viel richtiger nach Ko-
rinth/ und laͤge ein kleiner Flecken hinter dem gehoͤlze/ in welchem ſie Mahlzeit halten/ und
die Hitze etwas vorbey gehen laſſen koͤnten. Valikules ſagete; er hielte ſich allemahl lieber
auff der Heerſtraſſe/ weil die Nebenwege von Moͤrdern und Raͤubern nicht ſo gar ſicher
waͤhren/ je doch wolte er ihm folgen. Als ſie vor das Gehoͤlze kahmen/ ſtraͤube te ſich ſein
Pferd mit ganzer Gewalt/ und wolte nicht hinein; uñ wie ein guter Reuter er ſonſt wahr/
muſte er doch dem Pferde vordiſmahl ſeinen Lauff goͤnnen/ biß ers mit Sanfftmuht len-
kete. Das Pferd wegerte ſich abermahl/ aber er gab ihm die Sporn und zwang es mit
Macht fortzugehen/ ſagte auch zu ihm: Harre biſtu da zubrochen/ daß du dich vor den
Baͤumen entſetzeſt/ werde ich dich bald abſchaffen und ein anders an deine Stelle kauffen.
Aber es wahr des Pferdes Schuld nicht/ ſondern ein Zeichen des bevorſtehenden Un-
gluͤks. Sie ritten unter den luſtigen Baͤumen im gewuͤnſchten Schatten fort/ uñ gedach-
te Valikules an keine Verraͤhterey/ ſondern hielten ihr Geſpraͤch immer fort/ und da ſie
des Waldes Ende ſchier erreichet hatten/ ſahen ſie einen Bauren mit einem fuder Holz
quehr durch den Wald daher fahren/ und ihnen nachfolgen/ da ſie in einem engen Fahrwe-
ge ritten/ welcher an beyden Seiten hohe Ufer hatte. Valikules ſagte zu dem Ritter; hie
iſt gar ein ſchlimmer Ort/ und wann noch ein Wagen auff uns zu ſtoſſen ſolte/ koͤnten wir
weder hinter noch vor uns kommen. Der Ritter gab ihm zuverſtehen/ es waͤhre ein kurzer
Weg/ da dieſe Enge auffhoͤrete/ und weil es ein ſchattigter Ort wahr taht er den Helm ab/
ſich zuerkuͤhlen/ vermahnete auch Valikules der friſchen Lufft ſich zu bloͤſſen; deſſen er ſich
wegerte/ weil man in ſolchẽ Schlupfloͤchern nicht zu ſicher ſeyn duͤrffte. Er hatte die Wor-
te kaum außgeredet/ da hoͤrete er ein geklapper der Waffen/ und ſahe bald darauff in die 50
Mann/ teils geharniſcht/ teils gepantzert/ mit Hellebarten und Schlacht Schwertern in
zimlicher Ordnung gegen ſie daher treten. Valikules fragete den Ritter/ was dieſes be-
deutete; es ginge ja keine oͤffentliche Fehde in dieſer Landſchafft vor; bekam aber ſo kalte

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/404>, abgerufen am 26.06.2024.