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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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genehm gewesen/ möchten wünschen/ daß sie Gelegenheit hätten/ von dergleichen Fragen
sich offt mit ihm zu bereden/ weil sie gar eine andere Art der Auflösung und Beantwor-
tung bey ihm merketen/ als in ihren Schuelen üblich währe. Nach endigung dieses/ ma-
chete Gallus draussen mit dem Wirt bessere Kundschaft/ bezeichnete ihm ihre vorige Her-
berge und fragete nach desselben wirts Gelegenheit. Dieser antwortete ihm; es währe
vor wenig Jahren daß vornemste Wirtshauß gewesen/ aber eine Zeit her hätte man dem
guten Manne etwas nachgeredet/ dessen er verhoffentlich unschuldig währe; nicht desto-
weniger tähte es ihm nicht geringen Schaden/ und wolte fast niemand bey ihm einkehren.
Herr Wirt/ sagte Gallus/ ich halte euch vor einen Bidermann/ und hoffe/ da ich euch et-
was vertraue/ werdet ihr mich nicht in Unglük bringen; mag euch also nicht bergen/ daß
ich heut diesen Morgen angehöret/ wie derselbe Wirt mit seinem Knechte anlegte/ meinen
Herren diese Nacht zuermorden; vernam auch so viel/ daß sie noch eine erschlagene Frau
im Keller liegen hätten; wollet deßwegen redliche Leute vor dieser Herberge warnen helf-
fen. Der Wirt erschrak dessen höchlich/ und erinnerte ihn/ ob er irgend aus alter Feind-
schafft ihm solches nachredete; Und als er vernam/ daß er vor diesem ihn niemahls gese-
hen noch ichtwas von ihm gehöret hätte/ baht er ihn/ solches niemand mehr zuvertrauen;
suchte auch Gelegenheit von ihm zu gehen/ weil solche Taht zu verschweigen wieder sein
Gewissen lieff/ nachdem er ein Rahtsverwanter wahr; machte sich demnach/ ungeach-
tet es schon gegen den Abend ging/ nach dem Rahtsmeister/ ihm anzeigend/ was er gehö-
ret hatte. Derselbe sendete als bald etliche seines Mittels zu dem träulosen Wirte/ mit be-
gehren/ er möchte dem Raht seinen Keller auff wenige Zeit verheuren/ sie wolten etliche
Weine dahin legen/ welche in kurzer frist solten weiter fortgeschiffet werden. Dieser we-
gerte sich/ den Keller zu öffnen/ weil er ihn/ seinem vorgeben nach/ schon an etliche Kauff-
leute vermietet/ und Gelder darauff empfangen hätte. Nachdem aber diese der Gemeinen
Stad vorzug ihm vorhielten/ kunte er sich länger nicht wegern/ und baht sie/ nur ein we-
nig zuverzihen/ biß er ihn durch seinen Haußknecht hätte außräumen lassen; Und weil
diese Außflucht auch nicht helffen wolte/ ging er nach dem Hintergebäu/ vorgebend/ den
Schlüssel zu hohlen; da ihm zween gleich auff dem Fusse nachfolgeten/ und inzwischen
der dritte einen Schlösser gleich gegen über wohnend herein rieff/ den Keller zu öffnen;
ging mit seinem Gefärten hinein/ und funden eines nacket außgezogenen Weibes Leich-
nam/ traten bald wieder heraus/ und liessen die Bewehrete/ so haussen auffwarteten her-
ein ruffen/ folgeten dem Wirt/ der in nachsuchung der unverlohrnen Schlüssel noch be-
mühet wahr/ und sageten; es währe ihnen eilig/ und weil die Schlüssel verlegt/ möchte er
seinem Haußknecht ruffen/ daß derselbe ihnen in der Nachbarschafft einen andern Keller
verhörete. Dieser ward dessen froh/ ließ seinen Kallias bald kommen/ und erzeigete sich
frölich; aber die Gewapneten traten zu ihm/ und redete der Vornehmste von den Abge-
ordenten ihn also an: Akusilaus/ ihr müsset euch samt eurem Knecht der Obrigkeit stellen/
nachdem man mit euch etlicher Sachen halber zu reden hat/ die sehr wichtig sind. Dieser
fühlete sein nagendes Gewissen/ stellete sich doch geherzt/ nur daß er zuwissen begehrete/
was man mit ihm so spät und eilig wolte/ uud was solche Gewapnete Schaar zu bedeuten
hätte; warum man ihm nicht nach Stad Gebrauch einen Rahtsdiener geschikt/ und ihn

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Anderes Buch.
genehm geweſen/ moͤchten wuͤnſchen/ daß ſie Gelegenheit haͤtten/ von dergleichen Fragen
ſich offt mit ihm zu bereden/ weil ſie gar eine andere Art der Aufloͤſung und Beantwor-
tung bey ihm merketen/ als in ihren Schuelen uͤblich waͤhre. Nach endigung dieſes/ ma-
chete Gallus drauſſen mit dem Wirt beſſere Kundſchaft/ bezeichnete ihm ihre vorige Her-
berge und fragete nach deſſelben wirts Gelegenheit. Dieſer antwortete ihm; es waͤhre
vor wenig Jahren daß vornemſte Wirtshauß geweſen/ aber eine Zeit her haͤtte man dem
guten Manne etwas nachgeredet/ deſſen er verhoffentlich unſchuldig waͤhre; nicht deſto-
weniger taͤhte es ihm nicht geringen Schaden/ und wolte faſt niemand bey ihm einkehꝛen.
Herr Wirt/ ſagte Gallus/ ich halte euch vor einen Bidermann/ und hoffe/ da ich euch et-
was vertraue/ werdet ihr mich nicht in Ungluͤk bringen; mag euch alſo nicht bergen/ daß
ich heut dieſen Morgen angehoͤret/ wie derſelbe Wirt mit ſeinem Knechte anlegte/ meinen
Herren dieſe Nacht zuermorden; vernam auch ſo viel/ daß ſie noch eine erſchlagene Frau
im Keller liegen haͤtten; wollet deßwegen redliche Leute vor dieſer Herberge warnen helf-
fen. Der Wirt erſchrak deſſen hoͤchlich/ und erinnerte ihn/ ob er irgend aus alter Feind-
ſchafft ihm ſolches nachredete; Und als er vernam/ daß er vor dieſem ihn niemahls geſe-
hen noch ichtwas von ihm gehoͤret haͤtte/ baht er ihn/ ſolches niemand mehr zuvertrauen;
ſuchte auch Gelegenheit von ihm zu gehen/ weil ſolche Taht zu verſchweigen wieder ſein
Gewiſſen lieff/ nachdem er ein Rahtsverwanter wahr; machte ſich demnach/ ungeach-
tet es ſchon gegen den Abend ging/ nach dem Rahtsmeiſter/ ihm anzeigend/ was er gehoͤ-
ret hatte. Derſelbe ſendete als bald etliche ſeines Mittels zu dem traͤuloſen Wirte/ mit be-
gehren/ er moͤchte dem Raht ſeinen Keller auff wenige Zeit verheuren/ ſie wolten etliche
Weine dahin legen/ welche in kurzer friſt ſolten weiter fortgeſchiffet werden. Dieſer we-
gerte ſich/ den Keller zu oͤffnen/ weil er ihn/ ſeinem vorgeben nach/ ſchon an etliche Kauff-
leute vermietet/ und Gelder darauff empfangen haͤtte. Nachdem aber dieſe der Gemeinen
Stad vorzug ihm vorhielten/ kunte er ſich laͤnger nicht wegern/ und baht ſie/ nur ein we-
nig zuverzihen/ biß er ihn durch ſeinen Haußknecht haͤtte außraͤumen laſſen; Und weil
dieſe Außflucht auch nicht helffen wolte/ ging er nach dem Hintergebaͤu/ vorgebend/ den
Schluͤſſel zu hohlen; da ihm zween gleich auff dem Fuſſe nachfolgeten/ und inzwiſchen
der dritte einen Schloͤſſer gleich gegen uͤber wohnend herein rieff/ den Keller zu oͤffnen;
ging mit ſeinem Gefaͤrten hinein/ und funden eines nacket außgezogenen Weibes Leich-
nam/ traten bald wieder heraus/ und lieſſen die Bewehrete/ ſo hauſſen auffwarteten her-
ein ruffen/ folgeten dem Wirt/ der in nachſuchung der unverlohrnen Schluͤſſel noch be-
muͤhet wahr/ und ſageten; es waͤhre ihnen eilig/ und weil die Schluͤſſel verlegt/ moͤchte er
ſeinem Haußknecht ruffen/ daß derſelbe ihnen in der Nachbarſchafft einen andern Keller
verhoͤrete. Dieſer ward deſſen froh/ ließ ſeinen Kallias bald kommen/ und erzeigete ſich
froͤlich; aber die Gewapneten traten zu ihm/ und redete der Vornehmſte von den Abge-
ordenten ihn alſo an: Akuſilaus/ ihr muͤſſet euch ſamt eurem Knecht der Obrigkeit ſtellen/
nachdem man mit euch etlicher Sachen halber zu reden hat/ die ſehr wichtig ſind. Dieſer
fuͤhlete ſein nagendes Gewiſſen/ ſtellete ſich doch geherzt/ nur daß er zuwiſſen begehrete/
was man mit ihm ſo ſpaͤt und eilig wolte/ uud was ſolche Gewapnete Schaar zu bedeuten
haͤtte; warum man ihm nicht nach Stad Gebrauch einen Rahtsdiener geſchikt/ und ihn

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[309/0347] Anderes Buch. genehm geweſen/ moͤchten wuͤnſchen/ daß ſie Gelegenheit haͤtten/ von dergleichen Fragen ſich offt mit ihm zu bereden/ weil ſie gar eine andere Art der Aufloͤſung und Beantwor- tung bey ihm merketen/ als in ihren Schuelen uͤblich waͤhre. Nach endigung dieſes/ ma- chete Gallus drauſſen mit dem Wirt beſſere Kundſchaft/ bezeichnete ihm ihre vorige Her- berge und fragete nach deſſelben wirts Gelegenheit. Dieſer antwortete ihm; es waͤhre vor wenig Jahren daß vornemſte Wirtshauß geweſen/ aber eine Zeit her haͤtte man dem guten Manne etwas nachgeredet/ deſſen er verhoffentlich unſchuldig waͤhre; nicht deſto- weniger taͤhte es ihm nicht geringen Schaden/ und wolte faſt niemand bey ihm einkehꝛen. Herr Wirt/ ſagte Gallus/ ich halte euch vor einen Bidermann/ und hoffe/ da ich euch et- was vertraue/ werdet ihr mich nicht in Ungluͤk bringen; mag euch alſo nicht bergen/ daß ich heut dieſen Morgen angehoͤret/ wie derſelbe Wirt mit ſeinem Knechte anlegte/ meinen Herren dieſe Nacht zuermorden; vernam auch ſo viel/ daß ſie noch eine erſchlagene Frau im Keller liegen haͤtten; wollet deßwegen redliche Leute vor dieſer Herberge warnen helf- fen. Der Wirt erſchrak deſſen hoͤchlich/ und erinnerte ihn/ ob er irgend aus alter Feind- ſchafft ihm ſolches nachredete; Und als er vernam/ daß er vor dieſem ihn niemahls geſe- hen noch ichtwas von ihm gehoͤret haͤtte/ baht er ihn/ ſolches niemand mehr zuvertrauen; ſuchte auch Gelegenheit von ihm zu gehen/ weil ſolche Taht zu verſchweigen wieder ſein Gewiſſen lieff/ nachdem er ein Rahtsverwanter wahr; machte ſich demnach/ ungeach- tet es ſchon gegen den Abend ging/ nach dem Rahtsmeiſter/ ihm anzeigend/ was er gehoͤ- ret hatte. Derſelbe ſendete als bald etliche ſeines Mittels zu dem traͤuloſen Wirte/ mit be- gehren/ er moͤchte dem Raht ſeinen Keller auff wenige Zeit verheuren/ ſie wolten etliche Weine dahin legen/ welche in kurzer friſt ſolten weiter fortgeſchiffet werden. Dieſer we- gerte ſich/ den Keller zu oͤffnen/ weil er ihn/ ſeinem vorgeben nach/ ſchon an etliche Kauff- leute vermietet/ und Gelder darauff empfangen haͤtte. Nachdem aber dieſe der Gemeinen Stad vorzug ihm vorhielten/ kunte er ſich laͤnger nicht wegern/ und baht ſie/ nur ein we- nig zuverzihen/ biß er ihn durch ſeinen Haußknecht haͤtte außraͤumen laſſen; Und weil dieſe Außflucht auch nicht helffen wolte/ ging er nach dem Hintergebaͤu/ vorgebend/ den Schluͤſſel zu hohlen; da ihm zween gleich auff dem Fuſſe nachfolgeten/ und inzwiſchen der dritte einen Schloͤſſer gleich gegen uͤber wohnend herein rieff/ den Keller zu oͤffnen; ging mit ſeinem Gefaͤrten hinein/ und funden eines nacket außgezogenen Weibes Leich- nam/ traten bald wieder heraus/ und lieſſen die Bewehrete/ ſo hauſſen auffwarteten her- ein ruffen/ folgeten dem Wirt/ der in nachſuchung der unverlohrnen Schluͤſſel noch be- muͤhet wahr/ und ſageten; es waͤhre ihnen eilig/ und weil die Schluͤſſel verlegt/ moͤchte er ſeinem Haußknecht ruffen/ daß derſelbe ihnen in der Nachbarſchafft einen andern Keller verhoͤrete. Dieſer ward deſſen froh/ ließ ſeinen Kallias bald kommen/ und erzeigete ſich froͤlich; aber die Gewapneten traten zu ihm/ und redete der Vornehmſte von den Abge- ordenten ihn alſo an: Akuſilaus/ ihr muͤſſet euch ſamt eurem Knecht der Obrigkeit ſtellen/ nachdem man mit euch etlicher Sachen halber zu reden hat/ die ſehr wichtig ſind. Dieſer fuͤhlete ſein nagendes Gewiſſen/ ſtellete ſich doch geherzt/ nur daß er zuwiſſen begehrete/ was man mit ihm ſo ſpaͤt und eilig wolte/ uud was ſolche Gewapnete Schaar zu bedeuten haͤtte; warum man ihm nicht nach Stad Gebrauch einen Rahtsdiener geſchikt/ und ihn als Q q iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/347>, abgerufen am 21.12.2024.