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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
tig- und Höfligkeit gefunden werde? Und als Ladisla solches bestendig bejahete/ mit dem
Anhange/ daß er drey Jahr weniger vier Wochen und vier Tage älter als Herkules wäh-
re; sagte Herr Fabius: O ihr Götter/ so erhaltet doch dieses Wunder der Welt/ daß es
nicht in der ersten Blüte vergehen/ sondern der Erdbodem seiner herlichen Früchte noch
manniche Zeit geniessen möge. Ladisla kam auff sein voriges/ und ließ sich heraus/ daß er
auff Herkules versprochenes Schreiben zum längsten noch zehn Tage warten wolte. Weil
solches dieses Orts vorging/ wolte Libussa ihrer/ Herkules getahnen Zusage nachkommen/
welches sie durch Frl. Sibyllen Vorschub hoffete ins Werk zurichten/ deren sie sich gar
diensthafft und ehrerbietig erzeigete/ und aus allen ihren Reden spürete/ daß sie eine sonder-
liche Neigung gegen ihn trug; gab ihr demnach zuvernehmen/ wie dieser Fürst es vor gut
angesehen/ daß sie zu Padua verbliebe/ biß sie von seiner Durchl. oder von dem Königl.
Fräulein schrifftliche Zeitung hätte; nur wüste sie nicht/ ob ihre gnädigste Königin Frau
Sophia darein gehehlen würde. Aber diese gab zur Antwort: Machet ihr euch deswegen
wol einige Gedanken? ich versichere euch/ meine Freundin/ daß meiner Frau Schwester
nichts angenehmers begegnen wird/ als wann sie hören sol/ dz sie euch in ihrer Geselschaft
mag behalten/ umb von der Königl. Fräulein bessern Bericht einzunehmen.

Die Böhmischen Gesanten/ als sie desselben Morgens mit ihrem Könige viel und
mannicherley geredet hatten/ hielten untertähnigst umb Abfertigung an/ mit Bitte/ ihre
Gn. gegen ihre Fr. Mutter sich schrifftlich erklären möchte/ wie es mit des Reichs Be-
herschung ferner solte gehalten werden. Ladisla willigte in ihren Abzug/ und berichtete die
Königin im Briefe auffs glimpflichste/ wz gestalt seine Frl. Schwester durch etliche Räu-
ber entführet währe/ denen aber Herkulesschon gefolget/ sie zu retten; und daß solches um
so viel gewisser geschehen möchte/ währe er willens/ mit einer ansehnlichen Manschafft
auch fortzugehen/ weil sie gewisse Kundschafft hätten/ daß sie nicht allein annoch im Leben/
sond'n auch alsein verstelleter Jüngling ausse Gefahr ihrer Ehren währe. Endlich meldete
er/ daß bey Zeigern Ihren Gesanten er 600000 Kronen überschickete/ wovon 400000
Kronen denen/ welche aus gutem Herzen die zu seiner Reise verordneten Gelder zusammen
geschossen/ solten ausgeteilet werden/ so daß ein jeder den vierden Pfennig überschuß zu-
geniessen hätte; dz übrige würde sie zur Besserung der Festungen anzuwenden wissen. Ehe
er den Brieff endigte/ gaben die Gesanten sich bey ihm an/ und brachten vor/ was gestalt
vor weniger Zeit der junge Königliche Großfürst der Franken und Sikambern in Gallien/
umb Frl. Valisken Heyraht sehr inständige Anwerbung getahn/ worin sie aber durchaus
nicht einwilligen/ noch einige Geschenke von dem Gesanten annehmen wollen/ alles unter
dem Vorschutz/ sie hätte ihrem Herr Bruder äidliche Verheissung getahn/ ohn sein Vor-
wissen und ausdrükliche Bewilligung sich weder zuverheyrahten noch zuverloben/ dz dem-
nach der Gesanter mit solcher Antwort hätte müssen abzihen/ welcher ohn zweiffel sich bald
wieder einstellen würde/ umb bessere Erklärung zu hohlen. Ladisla verwunderte sich über
dieser Erzählung/ und weil das Fräulein solche Verheissung nicht getahn/ er sie auch von
ihr nie begehret hatte/ muhtmassete er daher gänzlich/ sie würde mit Herkules in heimlicher
Liebe stehen/ und sich zu ihm versehen/ daß er sie demselben am liebsten gönnete; sagete dem-
nach zu den Gesanten: Meine Frl. Schwester hat löblich gehandelt/ daß sie ihres mir teur

gelei-
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Anderes Buch.
tig- und Hoͤfligkeit gefunden werde? Und als Ladiſla ſolches beſtendig bejahete/ mit dem
Anhange/ daß er drey Jahr weniger vier Wochen und vier Tage aͤlter als Herkules waͤh-
re; ſagte Herr Fabius: O ihr Goͤtter/ ſo erhaltet doch dieſes Wunder der Welt/ daß es
nicht in der erſten Bluͤte vergehen/ ſondern der Erdbodem ſeiner herlichen Fruͤchte noch
manniche Zeit genieſſen moͤge. Ladiſla kam auff ſein voriges/ und ließ ſich heraus/ daß er
auff Herkules verſprochenes Schreiben zum laͤngſten noch zehn Tage warten wolte. Weil
ſolches dieſes Orts vorging/ wolte Libuſſa ihrer/ Herkules getahnen Zuſage nachkommen/
welches ſie durch Frl. Sibyllen Vorſchub hoffete ins Werk zurichten/ deren ſie ſich gar
dienſthafft und ehrerbietig erzeigete/ und aus allen ihren Reden ſpuͤrete/ daß ſie eine ſondeꝛ-
liche Neigung gegen ihn trug; gab ihr demnach zuvernehmen/ wie dieſer Fuͤrſt es vor gut
angeſehen/ daß ſie zu Padua verbliebe/ biß ſie von ſeiner Durchl. oder von dem Koͤnigl.
Fraͤulein ſchrifftliche Zeitung haͤtte; nur wuͤſte ſie nicht/ ob ihre gnaͤdigſte Koͤnigin Frau
Sophia darein gehehlen wuͤrde. Aber dieſe gab zur Antwort: Machet ihr euch deswegen
wol einige Gedanken? ich verſichere euch/ meine Freundin/ daß meiner Frau Schweſter
nichts angenehmers begegnen wird/ als wann ſie hoͤren ſol/ dz ſie euch in ihrer Geſelſchaft
mag behalten/ umb von der Koͤnigl. Fraͤulein beſſern Bericht einzunehmen.

Die Boͤhmiſchen Geſanten/ als ſie deſſelben Morgens mit ihrem Koͤnige viel und
mannicherley geredet hatten/ hielten untertaͤhnigſt umb Abfertigung an/ mit Bitte/ ihre
Gn. gegen ihre Fr. Mutter ſich ſchrifftlich erklaͤren moͤchte/ wie es mit des Reichs Be-
herſchung ferner ſolte gehalten werden. Ladiſla willigte in ihren Abzug/ und berichtete die
Koͤnigin im Briefe auffs glimpflichſte/ wz geſtalt ſeine Frl. Schweſter durch etliche Raͤu-
ber entfuͤhret waͤhre/ denen aber Herkulesſchon gefolget/ ſie zu retten; und daß ſolches um
ſo viel gewiſſer geſchehen moͤchte/ waͤhre er willens/ mit einer anſehnlichen Manſchafft
auch fortzugehen/ weil ſie gewiſſe Kundſchafft haͤtten/ daß ſie nicht allein annoch im Lebẽ/
ſond’n auch alsein verſtelleteꝛ Juͤngling auſſe Gefahr ihrer Ehren waͤhre. Endlich meldete
er/ daß bey Zeigern Ihren Geſanten er 600000 Kronen uͤberſchickete/ wovon 400000
Kronen denen/ welche aus gutem Herzen die zu ſeiner Reiſe verordneten Gelder zuſam̃en
geſchoſſen/ ſolten ausgeteilet werden/ ſo daß ein jeder den vierden Pfennig uͤberſchuß zu-
genieſſen haͤtte; dz uͤbrige wuͤrde ſie zur Beſſerung der Feſtungen anzuwenden wiſſen. Ehe
er den Brieff endigte/ gaben die Geſanten ſich bey ihm an/ und brachten vor/ was geſtalt
vor weniger Zeit der junge Koͤnigliche Großfuͤrſt der Franken und Sikambern in Galliẽ/
umb Frl. Valiſken Heyraht ſehr inſtaͤndige Anwerbung getahn/ worin ſie aber durchaus
nicht einwilligen/ noch einige Geſchenke von dem Geſanten annehmen wollen/ alles unter
dem Vorſchutz/ ſie haͤtte ihrem Herr Bruder aͤidliche Verheiſſung getahn/ ohn ſein Vor-
wiſſen und ausdruͤkliche Bewilligung ſich weder zuverheyrahten noch zuverloben/ dz dem-
nach der Geſanter mit ſolcher Antwort haͤtte muͤſſen abzihẽ/ welcher ohn zweiffel ſich bald
wieder einſtellen wuͤrde/ umb beſſere Erklaͤrung zu hohlen. Ladiſla verwunderte ſich uͤber
dieſer Erzaͤhlung/ und weil das Fraͤulein ſolche Verheiſſung nicht getahn/ er ſie auch von
ihr nie begehret hatte/ muhtmaſſete er daher gaͤnzlich/ ſie wuͤrde mit Herkules in heimlicheꝛ
Liebe ſtehen/ und ſich zu ihm verſehen/ daß er ſie demſelben am liebſten goͤñete; ſagete dem-
nach zu den Geſanten: Meine Frl. Schweſter hat loͤblich gehandelt/ daß ſie ihꝛes mir teur

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[299/0337] Anderes Buch. tig- und Hoͤfligkeit gefunden werde? Und als Ladiſla ſolches beſtendig bejahete/ mit dem Anhange/ daß er drey Jahr weniger vier Wochen und vier Tage aͤlter als Herkules waͤh- re; ſagte Herr Fabius: O ihr Goͤtter/ ſo erhaltet doch dieſes Wunder der Welt/ daß es nicht in der erſten Bluͤte vergehen/ ſondern der Erdbodem ſeiner herlichen Fruͤchte noch manniche Zeit genieſſen moͤge. Ladiſla kam auff ſein voriges/ und ließ ſich heraus/ daß er auff Herkules verſprochenes Schreiben zum laͤngſten noch zehn Tage warten wolte. Weil ſolches dieſes Orts vorging/ wolte Libuſſa ihrer/ Herkules getahnen Zuſage nachkommen/ welches ſie durch Frl. Sibyllen Vorſchub hoffete ins Werk zurichten/ deren ſie ſich gar dienſthafft und ehrerbietig erzeigete/ und aus allen ihren Reden ſpuͤrete/ daß ſie eine ſondeꝛ- liche Neigung gegen ihn trug; gab ihr demnach zuvernehmen/ wie dieſer Fuͤrſt es vor gut angeſehen/ daß ſie zu Padua verbliebe/ biß ſie von ſeiner Durchl. oder von dem Koͤnigl. Fraͤulein ſchrifftliche Zeitung haͤtte; nur wuͤſte ſie nicht/ ob ihre gnaͤdigſte Koͤnigin Frau Sophia darein gehehlen wuͤrde. Aber dieſe gab zur Antwort: Machet ihr euch deswegen wol einige Gedanken? ich verſichere euch/ meine Freundin/ daß meiner Frau Schweſter nichts angenehmers begegnen wird/ als wann ſie hoͤren ſol/ dz ſie euch in ihrer Geſelſchaft mag behalten/ umb von der Koͤnigl. Fraͤulein beſſern Bericht einzunehmen. Die Boͤhmiſchen Geſanten/ als ſie deſſelben Morgens mit ihrem Koͤnige viel und mannicherley geredet hatten/ hielten untertaͤhnigſt umb Abfertigung an/ mit Bitte/ ihre Gn. gegen ihre Fr. Mutter ſich ſchrifftlich erklaͤren moͤchte/ wie es mit des Reichs Be- herſchung ferner ſolte gehalten werden. Ladiſla willigte in ihren Abzug/ und berichtete die Koͤnigin im Briefe auffs glimpflichſte/ wz geſtalt ſeine Frl. Schweſter durch etliche Raͤu- ber entfuͤhret waͤhre/ denen aber Herkulesſchon gefolget/ ſie zu retten; und daß ſolches um ſo viel gewiſſer geſchehen moͤchte/ waͤhre er willens/ mit einer anſehnlichen Manſchafft auch fortzugehen/ weil ſie gewiſſe Kundſchafft haͤtten/ daß ſie nicht allein annoch im Lebẽ/ ſond’n auch alsein verſtelleteꝛ Juͤngling auſſe Gefahr ihrer Ehren waͤhre. Endlich meldete er/ daß bey Zeigern Ihren Geſanten er 600000 Kronen uͤberſchickete/ wovon 400000 Kronen denen/ welche aus gutem Herzen die zu ſeiner Reiſe verordneten Gelder zuſam̃en geſchoſſen/ ſolten ausgeteilet werden/ ſo daß ein jeder den vierden Pfennig uͤberſchuß zu- genieſſen haͤtte; dz uͤbrige wuͤrde ſie zur Beſſerung der Feſtungen anzuwenden wiſſen. Ehe er den Brieff endigte/ gaben die Geſanten ſich bey ihm an/ und brachten vor/ was geſtalt vor weniger Zeit der junge Koͤnigliche Großfuͤrſt der Franken und Sikambern in Galliẽ/ umb Frl. Valiſken Heyraht ſehr inſtaͤndige Anwerbung getahn/ worin ſie aber durchaus nicht einwilligen/ noch einige Geſchenke von dem Geſanten annehmen wollen/ alles unter dem Vorſchutz/ ſie haͤtte ihrem Herr Bruder aͤidliche Verheiſſung getahn/ ohn ſein Vor- wiſſen und ausdruͤkliche Bewilligung ſich weder zuverheyrahten noch zuverloben/ dz dem- nach der Geſanter mit ſolcher Antwort haͤtte muͤſſen abzihẽ/ welcher ohn zweiffel ſich bald wieder einſtellen wuͤrde/ umb beſſere Erklaͤrung zu hohlen. Ladiſla verwunderte ſich uͤber dieſer Erzaͤhlung/ und weil das Fraͤulein ſolche Verheiſſung nicht getahn/ er ſie auch von ihr nie begehret hatte/ muhtmaſſete er daher gaͤnzlich/ ſie wuͤrde mit Herkules in heimlicheꝛ Liebe ſtehen/ und ſich zu ihm verſehen/ daß er ſie demſelben am liebſten goͤñete; ſagete dem- nach zu den Geſanten: Meine Frl. Schweſter hat loͤblich gehandelt/ daß ſie ihꝛes mir teur gelei- P p ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/337>, abgerufen am 27.07.2024.