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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
da soltu das Versprochene schon finden. Kehrete sich drauff zu Fabius und sagte: Ich
werde meinem Herkules müssen gehorsamen/ und die Nachfolge etliche Tage einstellen/
wil inzwischen mich bedenken/ wie ichs best anzugreiffen habe; und halte vor gut/ daß wir
stündlich uns nach Padua erheben/ den unsern Zeitung zubringen. Fabius ließ alsbald
den Reutern ansagen/ sich fertig zuhalten/ dessen sich niemand so sehr freuete als Leches/
welcher seiner geliebeten so viel in den Ohren lag/ daß sie ihm eine Stelle auff der Fräu-
lein Gutsche neben sich gönnete/ und ward sehr geeilet/ weil sie gegen Mitternacht zu Pa-
dua bey den ihren zu seyn bedacht wahren; woselbst eine überaus grosse Traurigkeit und
Angst entstund/ so daß wenig fehlete/ Fr. Sophia hätte sich selbst umbs Leben gebracht;
Dann es ward desselben Tages eine fliegende Zeitung/ die aus Irtuhm herrührete/ in der
Stad außgesprenget/ wie eine Reuter Schaar/ welche sie meineten aus Padua geritten
seyn/ in einem Flecken angegriffen/ und alle miteinander erschlagen währen/ ohn daß ein
einziger junger Ritter/ mit gelben Haaren und zartem Angesicht/ durch seine ungläubliche
Mannheit sich so lange gewehret/ biß ihm Lebensfreyheit zugesaget währe; worauff er end-
lich sich gefangen hinweg führen lassen. Dieses erzählete Herren Emilius Haußhalter in
beysein Frl. Helenen/ wie ers auff der Gasse gehöret hatte. Selbe hinterbrachte es ihrem
Vater/ welcher den Haußhalter eigentlich befragete/ und ging bald hernach zu dem Stat-
halter/ ihm anzeigend/ es gingen böse Zeitungen umb/ und fürchtete/ die Außgerittenen hät-
ten einen Ansal erlitten; wolte ihn zwar ungerne betrüben/ könte aber nicht umbhin/ es zu
melden/ daß eine Schaar Reuter von XL Pferden in einem Flecken gänzlich/ auff einen
einzigen nahe/ solten erschlagen seyn. Herr Fabius entsetzete sich darüber zum hefftigsten/
fragete nach dem Zeitungs-bringer/ und sendete alsbald etliche Diener aus/ dem Geschrey
nachzuforschen; welche bald wieder kahmen/ und berichteten/ daß die ganze Stad davon
redete. Inzwischen ging Frl. Helena hin/ ihre Wase Fr. Sophien zu besuchen/ und da ihr
diese Zeitung zukommen währe/ sie in ihrem Unglük zu trösten; fand aber/ daß sie dessen
noch unberichtet wahr/ biß Herr Fabius in das Frauenzimmer trat/ und mit gelinder
Stimme anfing; lieben Kinder/ ich finde/ das ein Geschrey in der Stad erschollen/ ob sol-
ten unsere Leute angegriffen seyn/ und etwas Niderlage erlitten haben; wird demnach
rahtsam seyn/ daß man Reuter außschicke/ umb eigentlich nachzuforschen/ ob sichs also ver-
halte oder nicht. O Herzlieber Herr Vater/ sagete Fr. Sophia mit zitternden Gliedern;
vielleicht sind sie alle miteinander erschlagen. Solches wollen wir nicht hoffen/ antworte-
te er/ vielweniger ohn Ursach muhtmassen; dann das Geschrey pfleget solche und derglei-
chen Lügen offtmahl auff die Beine zusetzen. Ging damit hinweg/ und lies stündlich 500
zu Pferde auffbieten/ vermochte auch Herren Kornelius/ daß er ihr Führer ward/ welcher
mit seinen Leuten schleunig auffbrach/ und die gemeine Landstrasse nach dem Flecken vor
sich nam. Fr. Ursula wahr damahls auff ihrem Zimmer allein/ und hatte ihre Leibdiene-
rin außgesand/ ihr etliche Goldfädem einzukäuffen; diese vernam das Geschrey auff der
Gassen/ lieff ganz unbesonnen zu ihrer Frauen mit grossem geheule/ und sagte; es währe
ihr Gemahl samt Herren Ladisla und allen Reutern erschlagen/ und Herr Herkules ge-
fangen; worüber sie dermassen erschrak daß sie in starke Ohmacht niderfiel/ und weder
Hand noch Fuß mehr regete. Die Magd entsetzete sich hierüber/ lieff nach Fr. Pompeien

und

Anderes Buch.
da ſoltu das Veꝛſprochene ſchon finden. Kehrete ſich drauff zu Fabius und ſagte: Ich
werde meinem Herkules muͤſſen gehorſamen/ und die Nachfolge etliche Tage einſtellen/
wil inzwiſchen mich bedenken/ wie ichs beſt anzugreiffen habe; und halte vor gut/ daß wir
ſtuͤndlich uns nach Padua erheben/ den unſern Zeitung zubringen. Fabius ließ alsbald
den Reutern anſagen/ ſich fertig zuhalten/ deſſen ſich niemand ſo ſehr freuete als Leches/
welcher ſeiner geliebeten ſo viel in den Ohren lag/ daß ſie ihm eine Stelle auff der Fraͤu-
lein Gutſche neben ſich goͤnnete/ und ward ſehr geeilet/ weil ſie gegen Mitternacht zu Pa-
dua bey den ihren zu ſeyn bedacht wahren; woſelbſt eine uͤberaus groſſe Traurigkeit und
Angſt entſtund/ ſo daß wenig fehlete/ Fr. Sophia haͤtte ſich ſelbſt umbs Leben gebracht;
Dann es ward deſſelben Tages eine fliegende Zeitung/ die aus Irtuhm herruͤhrete/ in der
Stad außgeſprenget/ wie eine Reuter Schaar/ welche ſie meineten aus Padua geritten
ſeyn/ in einem Flecken angegriffen/ und alle miteinander erſchlagen waͤhren/ ohn daß ein
einziger junger Ritter/ mit gelben Haaren und zartem Angeſicht/ durch ſeine unglaͤubliche
Mannheit ſich ſo lange gewehret/ biß ihm Lebensfreyheit zugeſaget waͤhre; woꝛauff er end-
lich ſich gefangen hinweg fuͤhren laſſen. Dieſes erzaͤhlete Herren Emilius Haußhalter in
beyſein Frl. Helenen/ wie ers auff der Gaſſe gehoͤret hatte. Selbe hinterbrachte es ihrem
Vater/ welcher den Haußhalter eigentlich befragete/ und ging bald hernach zu dem Stat-
halter/ ihm anzeigend/ es gingen boͤſe Zeitungen umb/ und fuͤrchtete/ die Außgerittenen haͤt-
ten einen Anſal erlitten; wolte ihn zwar ungerne betruͤben/ koͤnte aber nicht umbhin/ es zu
melden/ daß eine Schaar Reuter von XL Pferden in einem Flecken gaͤnzlich/ auff einen
einzigen nahe/ ſolten erſchlagen ſeyn. Herr Fabius entſetzete ſich daruͤber zum hefftigſten/
fragete nach dem Zeitungs-bringer/ und ſendete alsbald etliche Diener aus/ dem Geſchrey
nachzuforſchen; welche bald wieder kahmen/ und berichteten/ daß die ganze Stad davon
redete. Inzwiſchen ging Frl. Helena hin/ ihre Waſe Fr. Sophien zu beſuchen/ und da ihr
dieſe Zeitung zukommen waͤhre/ ſie in ihrem Ungluͤk zu troͤſten; fand aber/ daß ſie deſſen
noch unberichtet wahr/ biß Herr Fabius in das Frauenzimmer trat/ und mit gelinder
Stimme anfing; lieben Kinder/ ich finde/ das ein Geſchrey in der Stad erſchollen/ ob ſol-
ten unſere Leute angegriffen ſeyn/ und etwas Niderlage erlitten haben; wird demnach
rahtſam ſeyn/ daß man Reuter außſchicke/ umb eigentlich nachzuforſchen/ ob ſichs alſo ver-
halte oder nicht. O Herzlieber Herr Vater/ ſagete Fr. Sophia mit zitternden Gliedern;
vielleicht ſind ſie alle miteinander erſchlagen. Solches wollen wir nicht hoffen/ antworte-
te er/ vielweniger ohn Urſach muhtmaſſen; dann das Geſchrey pfleget ſolche und derglei-
chen Luͤgen offtmahl auff die Beine zuſetzen. Ging damit hinweg/ und lies ſtuͤndlich 500
zu Pferde auffbieten/ vermochte auch Herren Kornelius/ daß er ihr Fuͤhrer ward/ welcher
mit ſeinen Leuten ſchleunig auffbrach/ und die gemeine Landſtraſſe nach dem Flecken vor
ſich nam. Fr. Urſula wahr damahls auff ihrem Zimmer allein/ und hatte ihre Leibdiene-
rin außgeſand/ ihr etliche Goldfaͤdem einzukaͤuffen; dieſe vernam das Geſchrey auff der
Gaſſen/ lieff ganz unbeſonnen zu ihrer Frauen mit groſſem geheule/ und ſagte; es waͤhre
ihr Gemahl ſamt Herren Ladiſla und allen Reutern erſchlagen/ und Herr Herkules ge-
fangen; woruͤber ſie dermaſſen erſchrak daß ſie in ſtarke Ohmacht niderfiel/ und weder
Hand noch Fuß mehr regete. Die Magd entſetzete ſich hieruͤber/ lieff nach Fr. Pompeien

und
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[287/0325] Anderes Buch. da ſoltu das Veꝛſprochene ſchon finden. Kehrete ſich drauff zu Fabius und ſagte: Ich werde meinem Herkules muͤſſen gehorſamen/ und die Nachfolge etliche Tage einſtellen/ wil inzwiſchen mich bedenken/ wie ichs beſt anzugreiffen habe; und halte vor gut/ daß wir ſtuͤndlich uns nach Padua erheben/ den unſern Zeitung zubringen. Fabius ließ alsbald den Reutern anſagen/ ſich fertig zuhalten/ deſſen ſich niemand ſo ſehr freuete als Leches/ welcher ſeiner geliebeten ſo viel in den Ohren lag/ daß ſie ihm eine Stelle auff der Fraͤu- lein Gutſche neben ſich goͤnnete/ und ward ſehr geeilet/ weil ſie gegen Mitternacht zu Pa- dua bey den ihren zu ſeyn bedacht wahren; woſelbſt eine uͤberaus groſſe Traurigkeit und Angſt entſtund/ ſo daß wenig fehlete/ Fr. Sophia haͤtte ſich ſelbſt umbs Leben gebracht; Dann es ward deſſelben Tages eine fliegende Zeitung/ die aus Irtuhm herruͤhrete/ in der Stad außgeſprenget/ wie eine Reuter Schaar/ welche ſie meineten aus Padua geritten ſeyn/ in einem Flecken angegriffen/ und alle miteinander erſchlagen waͤhren/ ohn daß ein einziger junger Ritter/ mit gelben Haaren und zartem Angeſicht/ durch ſeine unglaͤubliche Mannheit ſich ſo lange gewehret/ biß ihm Lebensfreyheit zugeſaget waͤhre; woꝛauff er end- lich ſich gefangen hinweg fuͤhren laſſen. Dieſes erzaͤhlete Herren Emilius Haußhalter in beyſein Frl. Helenen/ wie ers auff der Gaſſe gehoͤret hatte. Selbe hinterbrachte es ihrem Vater/ welcher den Haußhalter eigentlich befragete/ und ging bald hernach zu dem Stat- halter/ ihm anzeigend/ es gingen boͤſe Zeitungen umb/ und fuͤrchtete/ die Außgerittenen haͤt- ten einen Anſal erlitten; wolte ihn zwar ungerne betruͤben/ koͤnte aber nicht umbhin/ es zu melden/ daß eine Schaar Reuter von XL Pferden in einem Flecken gaͤnzlich/ auff einen einzigen nahe/ ſolten erſchlagen ſeyn. Herr Fabius entſetzete ſich daruͤber zum hefftigſten/ fragete nach dem Zeitungs-bringer/ und ſendete alsbald etliche Diener aus/ dem Geſchrey nachzuforſchen; welche bald wieder kahmen/ und berichteten/ daß die ganze Stad davon redete. Inzwiſchen ging Frl. Helena hin/ ihre Waſe Fr. Sophien zu beſuchen/ und da ihr dieſe Zeitung zukommen waͤhre/ ſie in ihrem Ungluͤk zu troͤſten; fand aber/ daß ſie deſſen noch unberichtet wahr/ biß Herr Fabius in das Frauenzimmer trat/ und mit gelinder Stimme anfing; lieben Kinder/ ich finde/ das ein Geſchrey in der Stad erſchollen/ ob ſol- ten unſere Leute angegriffen ſeyn/ und etwas Niderlage erlitten haben; wird demnach rahtſam ſeyn/ daß man Reuter außſchicke/ umb eigentlich nachzuforſchen/ ob ſichs alſo ver- halte oder nicht. O Herzlieber Herr Vater/ ſagete Fr. Sophia mit zitternden Gliedern; vielleicht ſind ſie alle miteinander erſchlagen. Solches wollen wir nicht hoffen/ antworte- te er/ vielweniger ohn Urſach muhtmaſſen; dann das Geſchrey pfleget ſolche und derglei- chen Luͤgen offtmahl auff die Beine zuſetzen. Ging damit hinweg/ und lies ſtuͤndlich 500 zu Pferde auffbieten/ vermochte auch Herren Kornelius/ daß er ihr Fuͤhrer ward/ welcher mit ſeinen Leuten ſchleunig auffbrach/ und die gemeine Landſtraſſe nach dem Flecken vor ſich nam. Fr. Urſula wahr damahls auff ihrem Zimmer allein/ und hatte ihre Leibdiene- rin außgeſand/ ihr etliche Goldfaͤdem einzukaͤuffen; dieſe vernam das Geſchrey auff der Gaſſen/ lieff ganz unbeſonnen zu ihrer Frauen mit groſſem geheule/ und ſagte; es waͤhre ihr Gemahl ſamt Herren Ladiſla und allen Reutern erſchlagen/ und Herr Herkules ge- fangen; woruͤber ſie dermaſſen erſchrak daß ſie in ſtarke Ohmacht niderfiel/ und weder Hand noch Fuß mehr regete. Die Magd entſetzete ſich hieruͤber/ lieff nach Fr. Pompeien und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/325>, abgerufen am 21.12.2024.