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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
ten. Nun/ sagte sie/ gehet mein Vetter mit solchen Gedanken schwanger/ werden ihm die-
selben kein höchstes Gut/ wie ers ja täuffet/ zuwege bringen; dann was währe ihm mit ei-
ner gezwungenen Liebe gedienet? Gezwungene? sagte er; davor wolte ich eines schnöden
Todes sterben; Ich suche ja keinen Zwang/ sondern nur eine kräfftige Vorbitte. Ach ja
doch/ sagte sie; gleich als wann ihr nicht wüstet/ daß der Könige Bitte an ihre Untertah-
nen ein lauter Zwang ist; wil demnach nimmermehr hoffen/ daß ihr solcher gestalt/ und
zwar in der Fremde mit mir verfahren werdet/ da ich gar keinen Beystand habe. Hier
fing nun Leches an/ alle seine Wolredenheit außzuschütten/ und ihr so viel liebliches din-
ges vorzuschwatzen/ wie er ihr so träulich dienen/ auch niemand als sie in sein Herz auff-
nehmen wolte; daß sie endlich sich erklärete/ er möchte sich gedulden/ biß auff ihrer Gn.
Fräulein Wiederkunfft; wann dann dieselbe gnädigst darein gehehlen könte/ solte ihm
seine bißher erzeigete Gewogenheit und Träue ehrengebührlich vergolten werden. Le-
ches nam dieses vor eine unbedingete Erklärung an/ bedankete sich höchlich/ und steckete
ihr einen schönen Ring an den Finger/ welchen anzunehmen sie sich anfangs wegerte/ und
ihn endlich noch behielt/ wiewol mit vor angezogenem Bedinge/ welches sie doch selbst nit
in zweiffel zog/ weil das Fräulein/ deren Leches Liebe bewust wahr/ sie schon etlichemahl
vermahnet hatte/ diese gute Heyraht nicht außzuschlagen/ als wodurch sie in Königliche
Verwandschafft auffgenommen würde. Gleich als diese Beredung geschehen wahr/ er-
ging Ladisla Befehl zum Auffsatteln; muste also Leches von dem liebes Gespräch abbre-
chen/ und sich umb ander ding bekümmern. Fabius aber redete Ladislaen ein/ in dieser
Späte nicht so eilig auffzubrechen/ sondern zuvor eine kurze Bedenkzeit zu nehmen zu ei-
ner beständigen Erklärung; und wohin wollen wir reiten? sagte er/ da wir keinen Weg
wissen/ auch Herr Herkules/ in betrachtung seiner eile nach dem Meer/ sich zweiffels ohn
schon wird auff ein Schiff begeben haben. Ladisla gab zur Antwort; er hoffete nicht/ daß
einiger Mensch ihm an der Nachfolge seines Freundes würde hinderlich seyn. Eben des
sinnes bin ich auch/ sagte Fabius; aber die finstere Nacht/ der unbekante Weg/ und daß ich
zum ersten melden sol/ die Unbesonnenheit/ werden uns zu unserm Vorhaben wenig die-
nen. Und ob wir den Zeitungsbringer zu uns nehmen wolten/ so weis er ja so wenig/ wo
Herr Herkules zu suchen ist/ als wir selbst; zu geschweigen/ daß er wegen seiner Wunden
und tödlichen Schwacheit auff der Streu lieget/ und nicht weiter fort kan. Libussa kam
darzu/ mit vermelden/ der sehr schwache Bote hätte an König Ladisla eine sonderliche Wer-
bung abzulegen; deßwegen er bald zu ihm ging/ und fragete/ was sein Anliegen währe.
Mein Herr/ sagte dieser; der so mich hergeschicket/ hat mir sehr ernstlich eingebunden/
dem Herren anzumelden/ daß wo er ihn liebe/ er ihm ja nicht folge/ biß er Schreiben von
ihm haben wird/ welches in kurzen geschehen solle/ und weil ich leider bekennen muß/ daß
ich von der Räuber Geselschafft bin/ hat euer Freund mir Leben und Freyheit/ auch von
euch eine Viertel Jahrs Bestallung seines ädlen ritterlichen Dieners versprochen/ da ich
diese Werbung abzulegen fleiß anwenden würde. Ladisla fragete den Wund Arzt/ der ihn
gleich verbunden hatte/ ob er genesen würde; Und als derselbe guten Trost gab/ sagte er
weiter zu dem Kranken: Guter Geselle laß dein wolpflegen/ wozu ich dir alsbald XXX
Kronen einreichen wil; und nach erlangeter Gesundheit gib dich zu Padua bey mir an/

da

Anderes Buch.
ten. Nun/ ſagte ſie/ gehet mein Vetter mit ſolchen Gedanken ſchwanger/ werden ihm die-
ſelben kein hoͤchſtes Gut/ wie ers ja taͤuffet/ zuwege bringen; dann was waͤhre ihm mit ei-
ner gezwungenen Liebe gedienet? Gezwungene? ſagte er; davor wolte ich eines ſchnoͤden
Todes ſterben; Ich ſuche ja keinen Zwang/ ſondern nur eine kraͤfftige Vorbitte. Ach ja
doch/ ſagte ſie; gleich als wann ihr nicht wuͤſtet/ daß der Koͤnige Bitte an ihre Untertah-
nen ein lauter Zwang iſt; wil demnach nimmermehr hoffen/ daß ihr ſolcher geſtalt/ und
zwar in der Fremde mit mir verfahren werdet/ da ich gar keinen Beyſtand habe. Hier
fing nun Leches an/ alle ſeine Wolredenheit außzuſchuͤtten/ und ihr ſo viel liebliches din-
ges voꝛzuſchwatzen/ wie er ihr ſo traͤulich dienen/ auch niemand als ſie in ſein Herz auff-
nehmen wolte; daß ſie endlich ſich erklaͤrete/ er moͤchte ſich gedulden/ biß auff ihrer Gn.
Fraͤulein Wiederkunfft; wann dann dieſelbe gnaͤdigſt darein gehehlen koͤnte/ ſolte ihm
ſeine bißher erzeigete Gewogenheit und Traͤue ehrengebuͤhrlich vergolten werden. Le-
ches nam dieſes vor eine unbedingete Erklaͤrung an/ bedankete ſich hoͤchlich/ und ſteckete
ihr einen ſchoͤnen Ring an den Finger/ welchen anzunehmen ſie ſich anfangs wegerte/ und
ihn endlich noch behielt/ wiewol mit vor angezogenem Bedinge/ welches ſie doch ſelbſt nit
in zweiffel zog/ weil das Fraͤulein/ deren Leches Liebe bewuſt wahr/ ſie ſchon etlichemahl
vermahnet hatte/ dieſe gute Heyraht nicht außzuſchlagen/ als wodurch ſie in Koͤnigliche
Verwandſchafft auffgenommen wuͤrde. Gleich als dieſe Beredung geſchehen wahr/ er-
ging Ladiſla Befehl zum Auffſatteln; muſte alſo Leches von dem liebes Geſpraͤch abbre-
chen/ und ſich umb ander ding bekuͤmmern. Fabius aber redete Ladiſlaen ein/ in dieſer
Spaͤte nicht ſo eilig auffzubrechen/ ſondern zuvor eine kurze Bedenkzeit zu nehmen zu ei-
ner beſtaͤndigen Erklaͤrung; und wohin wollen wir reiten? ſagte er/ da wir keinen Weg
wiſſen/ auch Herr Herkules/ in betrachtung ſeiner eile nach dem Meer/ ſich zweiffels ohn
ſchon wird auff ein Schiff begeben haben. Ladiſla gab zur Antwort; er hoffete nicht/ daß
einiger Menſch ihm an der Nachfolge ſeines Freundes wuͤrde hinderlich ſeyn. Eben des
ſinnes bin ich auch/ ſagte Fabius; aber die finſtere Nacht/ der unbekante Weg/ und daß ich
zum erſten melden ſol/ die Unbeſonnenheit/ werden uns zu unſerm Vorhaben wenig die-
nen. Und ob wir den Zeitungsbringer zu uns nehmen wolten/ ſo weis er ja ſo wenig/ wo
Herr Herkules zu ſuchen iſt/ als wir ſelbſt; zu geſchweigen/ daß er wegen ſeiner Wunden
und toͤdlichen Schwacheit auff der Streu lieget/ und nicht weiter fort kan. Libuſſa kam
darzu/ mit vermeldẽ/ der ſehr ſchwache Bote haͤtte an Koͤnig Ladiſla eine ſonderliche Wer-
bung abzulegen; deßwegen er bald zu ihm ging/ und fragete/ was ſein Anliegen waͤhre.
Mein Herr/ ſagte dieſer; der ſo mich hergeſchicket/ hat mir ſehr ernſtlich eingebunden/
dem Herren anzumelden/ daß wo er ihn liebe/ er ihm ja nicht folge/ biß er Schreiben von
ihm haben wird/ welches in kurzen geſchehen ſolle/ und weil ich leider bekennen muß/ daß
ich von der Raͤuber Geſelſchafft bin/ hat euer Freund mir Leben und Freyheit/ auch von
euch eine Viertel Jahrs Beſtallung ſeines aͤdlen ritterlichen Dieners verſprochen/ da ich
dieſe Werbung abzulegen fleiß anwenden wuͤrde. Ladiſla fragete den Wund Arzt/ der ihn
gleich verbunden hatte/ ob er geneſen wuͤrde; Und als derſelbe guten Troſt gab/ ſagte er
weiter zu dem Kranken: Guter Geſelle laß dein wolpflegen/ wozu ich dir alsbald XXX
Kronen einreichen wil; und nach erlangeter Geſundheit gib dich zu Padua bey mir an/

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[286/0324] Anderes Buch. ten. Nun/ ſagte ſie/ gehet mein Vetter mit ſolchen Gedanken ſchwanger/ werden ihm die- ſelben kein hoͤchſtes Gut/ wie ers ja taͤuffet/ zuwege bringen; dann was waͤhre ihm mit ei- ner gezwungenen Liebe gedienet? Gezwungene? ſagte er; davor wolte ich eines ſchnoͤden Todes ſterben; Ich ſuche ja keinen Zwang/ ſondern nur eine kraͤfftige Vorbitte. Ach ja doch/ ſagte ſie; gleich als wann ihr nicht wuͤſtet/ daß der Koͤnige Bitte an ihre Untertah- nen ein lauter Zwang iſt; wil demnach nimmermehr hoffen/ daß ihr ſolcher geſtalt/ und zwar in der Fremde mit mir verfahren werdet/ da ich gar keinen Beyſtand habe. Hier fing nun Leches an/ alle ſeine Wolredenheit außzuſchuͤtten/ und ihr ſo viel liebliches din- ges voꝛzuſchwatzen/ wie er ihr ſo traͤulich dienen/ auch niemand als ſie in ſein Herz auff- nehmen wolte; daß ſie endlich ſich erklaͤrete/ er moͤchte ſich gedulden/ biß auff ihrer Gn. Fraͤulein Wiederkunfft; wann dann dieſelbe gnaͤdigſt darein gehehlen koͤnte/ ſolte ihm ſeine bißher erzeigete Gewogenheit und Traͤue ehrengebuͤhrlich vergolten werden. Le- ches nam dieſes vor eine unbedingete Erklaͤrung an/ bedankete ſich hoͤchlich/ und ſteckete ihr einen ſchoͤnen Ring an den Finger/ welchen anzunehmen ſie ſich anfangs wegerte/ und ihn endlich noch behielt/ wiewol mit vor angezogenem Bedinge/ welches ſie doch ſelbſt nit in zweiffel zog/ weil das Fraͤulein/ deren Leches Liebe bewuſt wahr/ ſie ſchon etlichemahl vermahnet hatte/ dieſe gute Heyraht nicht außzuſchlagen/ als wodurch ſie in Koͤnigliche Verwandſchafft auffgenommen wuͤrde. Gleich als dieſe Beredung geſchehen wahr/ er- ging Ladiſla Befehl zum Auffſatteln; muſte alſo Leches von dem liebes Geſpraͤch abbre- chen/ und ſich umb ander ding bekuͤmmern. Fabius aber redete Ladiſlaen ein/ in dieſer Spaͤte nicht ſo eilig auffzubrechen/ ſondern zuvor eine kurze Bedenkzeit zu nehmen zu ei- ner beſtaͤndigen Erklaͤrung; und wohin wollen wir reiten? ſagte er/ da wir keinen Weg wiſſen/ auch Herr Herkules/ in betrachtung ſeiner eile nach dem Meer/ ſich zweiffels ohn ſchon wird auff ein Schiff begeben haben. Ladiſla gab zur Antwort; er hoffete nicht/ daß einiger Menſch ihm an der Nachfolge ſeines Freundes wuͤrde hinderlich ſeyn. Eben des ſinnes bin ich auch/ ſagte Fabius; aber die finſtere Nacht/ der unbekante Weg/ und daß ich zum erſten melden ſol/ die Unbeſonnenheit/ werden uns zu unſerm Vorhaben wenig die- nen. Und ob wir den Zeitungsbringer zu uns nehmen wolten/ ſo weis er ja ſo wenig/ wo Herr Herkules zu ſuchen iſt/ als wir ſelbſt; zu geſchweigen/ daß er wegen ſeiner Wunden und toͤdlichen Schwacheit auff der Streu lieget/ und nicht weiter fort kan. Libuſſa kam darzu/ mit vermeldẽ/ der ſehr ſchwache Bote haͤtte an Koͤnig Ladiſla eine ſonderliche Wer- bung abzulegen; deßwegen er bald zu ihm ging/ und fragete/ was ſein Anliegen waͤhre. Mein Herr/ ſagte dieſer; der ſo mich hergeſchicket/ hat mir ſehr ernſtlich eingebunden/ dem Herren anzumelden/ daß wo er ihn liebe/ er ihm ja nicht folge/ biß er Schreiben von ihm haben wird/ welches in kurzen geſchehen ſolle/ und weil ich leider bekennen muß/ daß ich von der Raͤuber Geſelſchafft bin/ hat euer Freund mir Leben und Freyheit/ auch von euch eine Viertel Jahrs Beſtallung ſeines aͤdlen ritterlichen Dieners verſprochen/ da ich dieſe Werbung abzulegen fleiß anwenden wuͤrde. Ladiſla fragete den Wund Arzt/ der ihn gleich verbunden hatte/ ob er geneſen wuͤrde; Und als derſelbe guten Troſt gab/ ſagte er weiter zu dem Kranken: Guter Geſelle laß dein wolpflegen/ wozu ich dir alsbald XXX Kronen einreichen wil; und nach erlangeter Geſundheit gib dich zu Padua bey mir an/ da

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/324>, abgerufen am 21.12.2024.