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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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sehr hart an sie setzete/ und sich vernehmen lies/ dafern sie seine ihr bißher erzeigete Liebe und
Träue nicht erkennen wolte/ hätte er noch ein Mittel vor sich/ wodurch er seinen Wunsch
hoffete zuerhalten. Die Jungfer begehrete solches von ihm zu wissen/ sagte im Scherz
(massen sie jhr schon vorgenommen hatte/ sich mit jhm zuversprechen) sie könte nicht ersin-
nen/ was mittel dieses währe/ sintemahl sie ja frey und jhres eigenen willens lebete. Leches
antwortete: Er gedächte auch auff keinen Zwang/ oder was dem ähnlich währe/ nur vor
erst wüste sie/ in was grossen Gnaden sein Vater bey der Fr. Königin stünde; so hätte er
auch einen ganz gnädigen Herrn an seinem Könige Ladisla/ und gleicher gestalt eine gnä-
dige Frau an dessen Gemahl/ welche ihm nach geendigtem Speerbrechen eine güldene
Kette/ und ein Kleinot auff 6000 Kronen wert geschenket. Libussa hörete schon wo er hin-
aus wolte/ taht doch nicht desgleichen/ sondern mit einem Gelächter sagte sie; es währe jhr
seinetwegen lieb/ daß er in diesen Gnaden stünde; aber sagte sie/ was tuht solches bey dieser
Sache/ die in meinem freyen Wilkühr stehet/ so viel das lassen betrift? Ich höre aus dieser
eurer Rede/ mein Vetter/ daß jhr etliche Nachte wenig müsset geschlaffen haben/ weil eur
Gehirn sich etwas verwirret befindet. Dem guten Leches wahren jhre Schwänke wol be-
kant/ und daß in solchem scherzen jhr am besten beyzukommen wahr/ antwortete jhr dem-
nach: Er gestünde gerne/ daß er bißher nun etliche Jahr schon/ mannicher ungereimter
Reden sich gebraucht hätte/ die aus Unruhe des Gemühts herrühreten/ nicht wegenn man-
gel des Schlaffes/ sondern daß sein höchstes Gut je länger je mehr vor ihm flöhe/ und aller
niessung jhn beraubete. Vetter/ antwortete sie/ jhr gerahtet aus dem Tropfen gar in den
Schlagregen; dann wie reimet sich euer vorbringen? Ihr berühmet euch eines höchsten
Gutes/ welches ihr das eure nennet/ und gleichwol klaget ihr/ es fliehe vor euch/ ja ihr seyd
dessen Niessung gar beraubet; kan es aber wol das eure seyn/ wann ihrs weder besitzet noch
geniesset? Meine höchstgeliebete Jungfer sagte er; es ist mein höchstes Gut im wünschen/
aber nicht im geniessen. Auff solche weise/ sagte sie/ wird es keinem Menschen an seinem
höchsten Gute mangeln/ weil ein jeder ihm solches wünschet; doch lasse ich euch dieses hin-
gehen/ ob ich gleich nicht weiß/ von was grossem Gute eure Rede eigentlich zuverstehen
sey; aber ich merke wol/ ihr fuchet ausflüchte/ mir auff das vorige bescheid zugeben. Dem
guten Leches wahr schon entfallen/ was seine vorige Rede wahr/ baht auch jhn deren zuer-
innern; worüber die Jungfer lachens sich nicht enthalten kunte/ und zu ihm sagte: Habe
ich nun nicht wol und wahr geredet/ daß mein Vetter noch nicht ausgeschlaffen/ weil er
ohn Verstand und im Schlaffe geredet hat? Wollet ihrs aber ja wissen/ so frage ich zum
andern mahle/ was die großgerühmete Gnade/ die ich euch doch gerne gönne/ zu dieser Sa-
che tuhn könne. Meine wahre Freundin/ antwortete er; die Götter wissen/ daß ihre Liebe
und deren Niessung/ ich nicht gerne einem andern/ als ihr allein danken wolte. Die bißher
geleistete/ sagte sie/ ist nicht sonderliches dankens wert; aber antwortet/ bitte ich/ auff meine
Frage; ich werde sonst gedenken müssen/ ihr schlaffet noch immerhin. Leches antwortete:
Weil ihr mir dann gebietet/ daß ichs sagen sol/ muß ichs nach gebehtener Verzeihung aus-
drücken/ daß ich des gänzlichen Vorhabens bin/ an meinen Vater zuschreiben/ daß er umb
unsere Heyraht bey unser gnädigsten Königin anwerben möge; inzwischen werde ich nit
schlaffen/ bey meinem Könige und dessen Gemahl umb eben dasselbe inständigst anzuhal-

ten.
N n iij

Anderes Buch.
ſehr hart an ſie ſetzete/ und ſich vernehmen lies/ dafern ſie ſeine ihr bißher erzeigete Liebe und
Traͤue nicht erkennen wolte/ haͤtte er noch ein Mittel vor ſich/ wodurch er ſeinen Wunſch
hoffete zuerhalten. Die Jungfer begehrete ſolches von ihm zu wiſſen/ ſagte im Scherz
(maſſen ſie jhr ſchon vorgenommen hatte/ ſich mit jhm zuverſprechen) ſie koͤnte nicht eꝛſin-
nen/ was mittel dieſes waͤhre/ ſintemahl ſie ja frey und jhres eigenen willens lebete. Leches
antwortete: Er gedaͤchte auch auff keinen Zwang/ oder was dem aͤhnlich waͤhre/ nur vor
erſt wuͤſte ſie/ in was groſſen Gnaden ſein Vater bey der Fr. Koͤnigin ſtuͤnde; ſo haͤtte er
auch einen ganz gnaͤdigen Herꝛn an ſeinem Koͤnige Ladiſla/ und gleicher geſtalt eine gnaͤ-
dige Frau an deſſen Gemahl/ welche ihm nach geendigtem Speerbrechen eine guͤldene
Kette/ und ein Kleinot auff 6000 Kronen wert geſchenket. Libuſſa hoͤrete ſchon wo er hin-
aus wolte/ taht doch nicht desgleichen/ ſondern mit einem Gelaͤchter ſagte ſie; es waͤhꝛe jhr
ſeinetwegen lieb/ daß er in dieſen Gnaden ſtuͤnde; aber ſagte ſie/ was tuht ſolches bey dieſer
Sache/ die in meinem freyen Wilkuͤhr ſtehet/ ſo viel das laſſen betrift? Ich hoͤre aus dieſer
eurer Rede/ mein Vetter/ daß jhr etliche Nachte wenig muͤſſet geſchlaffen haben/ weil eur
Gehirn ſich etwas verwirret befindet. Dem guten Leches wahren jhre Schwaͤnke wol be-
kant/ und daß in ſolchem ſcherzen jhr am beſten beyzukommen wahr/ antwortete jhr dem-
nach: Er geſtuͤnde gerne/ daß er bißher nun etliche Jahr ſchon/ mannicher ungereimter
Reden ſich gebraucht haͤtte/ die aus Unruhe des Gemuͤhts herruͤhreten/ nicht wegẽn man-
gel des Schlaffes/ ſondern daß ſein hoͤchſtes Gut je laͤnger je mehr vor ihm floͤhe/ und aller
nieſſung jhn beraubete. Vetter/ antwortete ſie/ jhr gerahtet aus dem Tropfen gar in den
Schlagregen; dann wie reimet ſich euer vorbringen? Ihr beruͤhmet euch eines hoͤchſten
Gutes/ welches ihr das eure nennet/ und gleichwol klaget ihr/ es fliehe vor euch/ ja ihr ſeyd
deſſen Nieſſung gar beraubet; kan es aber wol das eure ſeyn/ wann ihrs weder beſitzet noch
genieſſet? Meine hoͤchſtgeliebete Jungfer ſagte er; es iſt mein hoͤchſtes Gut im wuͤnſchen/
aber nicht im genieſſen. Auff ſolche weiſe/ ſagte ſie/ wird es keinem Menſchen an ſeinem
hoͤchſten Gute mangeln/ weil ein jeder ihm ſolches wuͤnſchet; doch laſſe ich euch dieſes hin-
gehen/ ob ich gleich nicht weiß/ von was groſſem Gute eure Rede eigentlich zuverſtehen
ſey; aber ich merke wol/ ihr fuchet ausfluͤchte/ mir auff das vorige beſcheid zugeben. Dem
guten Leches wahr ſchon entfallen/ was ſeine vorige Rede wahr/ baht auch jhn deren zuer-
innern; woruͤber die Jungfer lachens ſich nicht enthalten kunte/ und zu ihm ſagte: Habe
ich nun nicht wol und wahr geredet/ daß mein Vetter noch nicht ausgeſchlaffen/ weil er
ohn Verſtand und im Schlaffe geredet hat? Wollet ihrs aber ja wiſſen/ ſo frage ich zum
andern mahle/ was die großgeruͤhmete Gnade/ die ich euch doch gerne goͤnne/ zu dieſer Sa-
che tuhn koͤnne. Meine wahre Freundin/ antwortete er; die Goͤtter wiſſen/ daß ihre Liebe
und deren Nieſſung/ ich nicht gerne einem andern/ als ihr allein danken wolte. Die bißher
geleiſtete/ ſagte ſie/ iſt nicht ſonderliches dankens wert; aber antwortet/ bitte ich/ auff meine
Frage; ich werde ſonſt gedenken muͤſſen/ ihr ſchlaffet noch immerhin. Leches antwortete:
Weil ihr mir dann gebietet/ daß ichs ſagen ſol/ muß ichs nach gebehtener Veꝛzeihung aus-
druͤcken/ daß ich des gaͤnzlichen Vorhabens bin/ an meinen Vater zuſchreiben/ daß er umb
unſere Heyraht bey unſer gnaͤdigſten Koͤnigin anwerben moͤge; inzwiſchen werde ich nit
ſchlaffen/ bey meinem Koͤnige und deſſen Gemahl umb eben daſſelbe inſtaͤndigſt anzuhal-

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[285/0323] Anderes Buch. ſehr hart an ſie ſetzete/ und ſich vernehmen lies/ dafern ſie ſeine ihr bißher erzeigete Liebe und Traͤue nicht erkennen wolte/ haͤtte er noch ein Mittel vor ſich/ wodurch er ſeinen Wunſch hoffete zuerhalten. Die Jungfer begehrete ſolches von ihm zu wiſſen/ ſagte im Scherz (maſſen ſie jhr ſchon vorgenommen hatte/ ſich mit jhm zuverſprechen) ſie koͤnte nicht eꝛſin- nen/ was mittel dieſes waͤhre/ ſintemahl ſie ja frey und jhres eigenen willens lebete. Leches antwortete: Er gedaͤchte auch auff keinen Zwang/ oder was dem aͤhnlich waͤhre/ nur vor erſt wuͤſte ſie/ in was groſſen Gnaden ſein Vater bey der Fr. Koͤnigin ſtuͤnde; ſo haͤtte er auch einen ganz gnaͤdigen Herꝛn an ſeinem Koͤnige Ladiſla/ und gleicher geſtalt eine gnaͤ- dige Frau an deſſen Gemahl/ welche ihm nach geendigtem Speerbrechen eine guͤldene Kette/ und ein Kleinot auff 6000 Kronen wert geſchenket. Libuſſa hoͤrete ſchon wo er hin- aus wolte/ taht doch nicht desgleichen/ ſondern mit einem Gelaͤchter ſagte ſie; es waͤhꝛe jhr ſeinetwegen lieb/ daß er in dieſen Gnaden ſtuͤnde; aber ſagte ſie/ was tuht ſolches bey dieſer Sache/ die in meinem freyen Wilkuͤhr ſtehet/ ſo viel das laſſen betrift? Ich hoͤre aus dieſer eurer Rede/ mein Vetter/ daß jhr etliche Nachte wenig muͤſſet geſchlaffen haben/ weil eur Gehirn ſich etwas verwirret befindet. Dem guten Leches wahren jhre Schwaͤnke wol be- kant/ und daß in ſolchem ſcherzen jhr am beſten beyzukommen wahr/ antwortete jhr dem- nach: Er geſtuͤnde gerne/ daß er bißher nun etliche Jahr ſchon/ mannicher ungereimter Reden ſich gebraucht haͤtte/ die aus Unruhe des Gemuͤhts herruͤhreten/ nicht wegẽn man- gel des Schlaffes/ ſondern daß ſein hoͤchſtes Gut je laͤnger je mehr vor ihm floͤhe/ und aller nieſſung jhn beraubete. Vetter/ antwortete ſie/ jhr gerahtet aus dem Tropfen gar in den Schlagregen; dann wie reimet ſich euer vorbringen? Ihr beruͤhmet euch eines hoͤchſten Gutes/ welches ihr das eure nennet/ und gleichwol klaget ihr/ es fliehe vor euch/ ja ihr ſeyd deſſen Nieſſung gar beraubet; kan es aber wol das eure ſeyn/ wann ihrs weder beſitzet noch genieſſet? Meine hoͤchſtgeliebete Jungfer ſagte er; es iſt mein hoͤchſtes Gut im wuͤnſchen/ aber nicht im genieſſen. Auff ſolche weiſe/ ſagte ſie/ wird es keinem Menſchen an ſeinem hoͤchſten Gute mangeln/ weil ein jeder ihm ſolches wuͤnſchet; doch laſſe ich euch dieſes hin- gehen/ ob ich gleich nicht weiß/ von was groſſem Gute eure Rede eigentlich zuverſtehen ſey; aber ich merke wol/ ihr fuchet ausfluͤchte/ mir auff das vorige beſcheid zugeben. Dem guten Leches wahr ſchon entfallen/ was ſeine vorige Rede wahr/ baht auch jhn deren zuer- innern; woruͤber die Jungfer lachens ſich nicht enthalten kunte/ und zu ihm ſagte: Habe ich nun nicht wol und wahr geredet/ daß mein Vetter noch nicht ausgeſchlaffen/ weil er ohn Verſtand und im Schlaffe geredet hat? Wollet ihrs aber ja wiſſen/ ſo frage ich zum andern mahle/ was die großgeruͤhmete Gnade/ die ich euch doch gerne goͤnne/ zu dieſer Sa- che tuhn koͤnne. Meine wahre Freundin/ antwortete er; die Goͤtter wiſſen/ daß ihre Liebe und deren Nieſſung/ ich nicht gerne einem andern/ als ihr allein danken wolte. Die bißher geleiſtete/ ſagte ſie/ iſt nicht ſonderliches dankens wert; aber antwortet/ bitte ich/ auff meine Frage; ich werde ſonſt gedenken muͤſſen/ ihr ſchlaffet noch immerhin. Leches antwortete: Weil ihr mir dann gebietet/ daß ichs ſagen ſol/ muß ichs nach gebehtener Veꝛzeihung aus- druͤcken/ daß ich des gaͤnzlichen Vorhabens bin/ an meinen Vater zuſchreiben/ daß er umb unſere Heyraht bey unſer gnaͤdigſten Koͤnigin anwerben moͤge; inzwiſchen werde ich nit ſchlaffen/ bey meinem Koͤnige und deſſen Gemahl umb eben daſſelbe inſtaͤndigſt anzuhal- ten. N n iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/323>, abgerufen am 21.12.2024.