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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
mehres gefolget werden. Als Gallus solches hörete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht
ümb Christus willen/ er möchte jhn nicht von sich stossen/ dann sein höchster Wunsch wäh-
re/ bey jhm zu leben und zusterben; er wolte sich in seinen Diensten dergestalt verhalten/ daß
er ob Gott wil/ damit könte begnüget seyn. Valikules hatte Zeugnis gnug seiner Träue/
weil er ungeachtet des grossen Geldes jhn nicht lassen wolte/ und sagete zu jhm: Mein Gal-
lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir über Meer zu folgen bedacht währet/ weil ich nun eure
Meinung verstanden/ sol mir zu dieser Reise kein Mensch lieber seyn als jhr/ weil ich euch
als einem Christen am sichersten Trauen kan; also wil ich euch nun meiner Heimligkeiten
mehr vertrauen/ als ich meinen allerbesten Freunden nicht tuhn würde/ und wisset dem-
nach/ daß der gefangene Jüngling inwarheit ein gebohrnes Königliches Fräulein/ mir
nicht allein mit Blutfreundschafft verwand/ sondern auch meine verlobete Braut ist/ und
Herrn Ladisla/ von dem ich heut geschieden bin/ leibliche Schwester; die Jungfer welche
bey jhr ist/ wie auch die erlösete/ sind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdienerinnen; wor-
aus jhr abnehmen möget/ ob ich nicht Ursach habe/ mich jhrer Erlösung anzunehmen. Gal-
lus erschrak dossen/ verstund hieraus/ wes Standes sein Herr wahr/ und sagte: Durch-
leuchtigster Fürst/ eure Durchl. bitte ich untertähnigst ümb verzeihung/ daß derselben die
gebührliche Ehre nicht geleistet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ sol dieselbe
bey mir sterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ sol euch auch
zu seiner zeit vielfältig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich
durchaus nicht höher ehret/ als einen schlechten Herrn Standes/ und weil es euch gefält
in meinen Diensten zubleiben/ werden wir uns im Namen unsers Gottes/ und dessen Schuz
und Anführung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ sagte er/ wiewol mein
geringer Raht währe/ wir gingen zuvor in die Höhle/ und nähmen etwas Speise zu uns/
unsere Kräfte zustärken/ ümb/ den bevorstehenden Weg desto frischer wanderen zukönnen.
Er lies sich hierzu bereden/ weil es schon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene
kalte Speisen/ davon sie mit guter Begierde assen; hernach durchsuchete Gallus alle be-
kante Winkel/ sahe wol daß sie rechtschaffen ausgeplündert wahren/ fand aber doch noch
ein verborgen Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er sich nicht
wenig freuete/ brachte alles seinem Herrn/ und sagte: Er zweiffelte nicht/ Gott hätte jhnen
dieses auff die bevorstehende Reise bescheret. Herkules aber versicherte jhn/ er solte wegen
der Zehrungs kosten jhm keine Gedanken machen/ sein heimlicher Schaz den er an Klei-
noten bey sich führete/ währe zehnmal grösser/ als dieses gefundene/ wiewol es jhnen auch
zustatten kommen könte; solte jhnen aber ein mehres nöhtig seyn/ könte er durch Wechsel
von Padua haben/ so viel er wünschete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austrüge. Hier-
auff rief er den verwundeten Räuber zu sich/ hieß jhn Speise nehmen/ stillete jhm das Blut
mit seinem köstlichen Steine/ verband jhm seine Wunden/ und sagte zu jhm: Guter Freund/
nim jezt deines Glückes wahr/ welches dir blühet/ und verrichte mir einen kleinen Dienst/
der sol dir zu statten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach
dem Flecken/ woselbst der Jüngling gestern geraubet ist/ da wirstu etliche Herren antreffen/
denen bringe Bericht zu/ alles was sich hieselbst zugetragen hat/ und daß Gallus mit sei-
nem Gefärten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen sey/ da sie auf ein

Schiff
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Anderes Buch.
mehres gefolget werden. Als Gallus ſolches hoͤrete/ fiel er vor jhm in die Knie/ und baht
uͤmb Chriſtus willen/ er moͤchte jhn nicht von ſich ſtoſſen/ dann ſein hoͤchſter Wunſch waͤh-
re/ bey jhm zu leben und zuſterben; er wolte ſich in ſeinen Dienſten dergeſtalt verhalten/ daß
er ob Gott wil/ damit koͤnte begnuͤget ſeyn. Valikules hatte Zeugnis gnug ſeiner Traͤue/
weil er ungeachtet des groſſen Geldes jhn nicht laſſen wolte/ uñ ſagete zu jhm: Mein Gal-
lus/ ich habe gezweiffelt/ ob jhr mir uͤber Meer zu folgen bedacht waͤhret/ weil ich nun eure
Meinung verſtanden/ ſol mir zu dieſer Reiſe kein Menſch lieber ſeyn als jhr/ weil ich euch
als einem Chriſten am ſicherſten Trauen kan; alſo wil ich euch nun meiner Heimligkeitẽ
mehr vertrauen/ als ich meinen allerbeſten Freunden nicht tuhn wuͤrde/ und wiſſet dem-
nach/ daß der gefangene Juͤngling inwarheit ein gebohrnes Koͤnigliches Fraͤulein/ mir
nicht allein mit Blutfreundſchafft verwand/ ſondern auch meine verlobete Braut iſt/ und
Herꝛn Ladiſla/ von dem ich heut geſchieden bin/ leibliche Schweſter; die Jungfer welche
bey jhr iſt/ wie auch die erloͤſete/ ſind zwar hohes Adels/ aber nur jhre Leibdieneꝛinnen; woꝛ-
aus jhr abnehmen moͤget/ ob ich nicht Urſach habe/ mich jhreꝛ Erloͤſung anzunehmen. Gal-
lus erſchrak doſſen/ verſtund hieraus/ wes Standes ſein Herꝛ wahr/ und ſagte: Durch-
leuchtigſter Fuͤrſt/ eure Durchl. bitte ich untertaͤhnigſt uͤmb verzeihung/ daß derſelben die
gebuͤhrliche Ehre nicht geleiſtet habe; betreffend die anvertrauete Heimligkeit/ ſol dieſelbe
bey mir ſterben. Ich bin mit eurem Erbieten gnug zu frieden/ antwortete er/ ſol euch auch
zu ſeiner zeit vielfaͤltig vergolten werden; ich befehle euch aber vor dißmahl/ daß jhr mich
durchaus nicht hoͤher ehret/ als einen ſchlechten Herꝛn Standes/ und weil es euch gefaͤlt
in meinen Dienſten zubleiben/ weꝛden wir uns im Namen unſers Gottes/ uñ deſſen Schuz
und Anfuͤhrung auff den Weg begeben. Wie es euer Gn. beliebet/ ſagte er/ wiewol mein
geringer Raht waͤhre/ wir gingen zuvor in die Hoͤhle/ und naͤhmen etwas Speiſe zu uns/
unſere Kraͤfte zuſtaͤrken/ uͤmb/ den bevorſtehenden Weg deſto friſcher wanderen zukoͤnnen.
Er lies ſich hierzu bereden/ weil es ſchon weit nach Mittag wahr/ funden etliche gebratene
kalte Speiſen/ davon ſie mit guter Begierde aſſen; hernach durchſuchete Gallus alle be-
kante Winkel/ ſahe wol daß ſie rechtſchaffen ausgepluͤndert wahren/ fand aber doch noch
ein verborgẽ Loch/ in welchem er 800 Kronen antraff/ welches Zehrpfenniges er ſich nicht
wenig freuete/ brachte alles ſeinem Herꝛn/ und ſagte: Eꝛ zweiffelte nicht/ Gott haͤtte jhnen
dieſes auff die bevorſtehende Reiſe beſcheret. Herkules aber verſicherte jhn/ er ſolte wegen
der Zehrungs koſten jhm keine Gedanken machen/ ſein heimlicher Schaz den er an Klei-
noten bey ſich fuͤhrete/ waͤhre zehnmal groͤſſer/ als dieſes gefundene/ wiewol es jhnen auch
zuſtatten kommen koͤnte; ſolte jhnen aber ein mehres noͤhtig ſeyn/ koͤnte er durch Wechſel
von Padua haben/ ſo viel er wuͤnſchete/ obs gleich etliche Tonnen Goldes austruͤge. Hieꝛ-
auff rief er den verwundeten Raͤuber zu ſich/ hieß jhn Speiſe nehmen/ ſtillete jhm das Blut
mit ſeinem koͤſtlichen Steine/ veꝛband jhm ſeine Wunden/ uñ ſagte zu jhm: Guteꝛ Freund/
nim jezt deines Gluͤckes wahr/ welches dir bluͤhet/ und verrichte mir einen kleinen Dienſt/
der ſol dir zu ſtatten kommen; Laß dich deine Schwacheit nicht aufhalten/ und gehe nach
dem Flecken/ woſelbſt der Juͤngling geſtern geraubet iſt/ da wirſtu etliche Herꝛen antreffen/
denen bringe Bericht zu/ alles was ſich hieſelbſt zugetragen hat/ und daß Gallus mit ſei-
nem Gefaͤrten alhie wol ankommen/ auch albereit nach dem Meer gangen ſey/ da ſie auf ein

Schiff
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/319>, abgerufen am 21.12.2024.