Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Erstes Buch. meine geringfügigkeit mir wol bewust ist/ und ich von den hohen Tugend-volkommenenRittern und Herren mir keine Hoffnung zu machen habe. Der Tanz verstörete dieses Ge- spräch/ weil Herkules ein vornehmes Paduanisches Fräulein zugeführet ward/ mit wel- cher er einen zierlichen Tanz hielt/ kam hernach mit dem Stathalter ins Gespräch/ wel- cher von ihm zu wissen begehrete/ wie bald er die Reise nach Rom fortsetzen würde; dem er zur Antwort gab; er wolte inwendig acht Tagen mit schnellen Pferden fortgehen/ Käy- serl. Hocheit untertähnigst auffzuwarten/ und bald darauff eine höchstnötige Reise vor- nehmen; welche Antwort den Stathalter nicht wenig befremdete/ als welcher ihm viel andere Gedanken eingebildet hatte. Herkules redete ihm zwar die Warheit seines Vor- satzes/ welchen er diese Nacht bey sich beschlossen hatte/ dz nach abgel[e]gter Reife nach Rom/ er Ladisla (unter dem Schein einen Christlichen Ort seinem Gelübde nach/ allein zubesu- chen) zu Padua verlassen/ und in geheim nach Böhmen reiten wolte/ in dem nähesten Städlein bey Prag sich auffhalten/ seine Anwesenheit dem Fräulein zuwissen machen/ und durch seine Gegenwart und mündliche Unterredung einen festen Schluß ihrer künfftigen Ehe setzen/ welche er nach zweier Jahre verlauff (die er in den Morgenländern durch Rit- terschafft zubringen wolte) zu volzihen Hoffnung fassete. Aber Gott schikte es viel anders/ wie in folgenden Büchern wir werden zuvernehmen haben. Diese Nacht erhub in unserer Helden Marstalle sich ein gräuliches gepölter/ daß die An diesem dritten Tage ward ein Ringel rennen gehalten/ bey welchem sich Herku- les
Erſtes Buch. meine geringfuͤgigkeit mir wol bewuſt iſt/ und ich von den hohen Tugend-volkommenenRittern und Herren mir keine Hoffnung zu machen habe. Der Tanz verſtoͤrete dieſes Ge- ſpraͤch/ weil Herkules ein vornehmes Paduaniſches Fraͤulein zugefuͤhret ward/ mit wel- cher er einen zierlichen Tanz hielt/ kam hernach mit dem Stathalter ins Geſpraͤch/ wel- cher von ihm zu wiſſen begehrete/ wie bald er die Reiſe nach Rom fortſetzen wuͤrde; dem er zur Antwort gab; er wolte inwendig acht Tagen mit ſchnellen Pferden fortgehen/ Kaͤy- ſerl. Hocheit untertaͤhnigſt auffzuwarten/ und bald darauff eine hoͤchſtnoͤtige Reiſe vor- nehmen; welche Antwort den Stathalter nicht wenig befremdete/ als welcher ihm viel andere Gedanken eingebildet hatte. Herkules redete ihm zwar die Warheit ſeines Vor- ſatzes/ welchẽ er dieſe Nacht bey ſich beſchloſſen hatte/ dz nach abgel[e]gter Reife nach Rom/ er Ladiſla (unter dem Schein einen Chriſtlichen Ort ſeinem Geluͤbde nach/ allein zubeſu- chen) zu Padua verlaſſen/ und in geheim nach Boͤhmen reiten wolte/ in dem naͤheſten Staͤdlein bey Prag ſich auffhalten/ ſeine Anweſenheit dem Fraͤulein zuwiſſen machen/ und durch ſeine Gegenwart uñ muͤndliche Unterredung einen feſten Schluß ihrer kuͤnfftigen Ehe ſetzen/ welche er nach zweier Jahre verlauff (die er in den Morgenlaͤndern durch Rit- terſchafft zubringen wolte) zu volzihen Hoffnung faſſete. Aber Gott ſchikte es viel anders/ wie in folgenden Buͤchern wir werden zuvernehmen haben. Dieſe Nacht erhub in unſerer Helden Marſtalle ſich ein graͤuliches gepoͤlter/ daß die An dieſem dritten Tage ward ein Ringel rennen gehalten/ bey welchem ſich Herku- les
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Erſtes Buch.
meine geringfuͤgigkeit mir wol bewuſt iſt/ und ich von den hohen Tugend-volkommenen
Rittern und Herren mir keine Hoffnung zu machen habe. Der Tanz verſtoͤrete dieſes Ge-
ſpraͤch/ weil Herkules ein vornehmes Paduaniſches Fraͤulein zugefuͤhret ward/ mit wel-
cher er einen zierlichen Tanz hielt/ kam hernach mit dem Stathalter ins Geſpraͤch/ wel-
cher von ihm zu wiſſen begehrete/ wie bald er die Reiſe nach Rom fortſetzen wuͤrde; dem
er zur Antwort gab; er wolte inwendig acht Tagen mit ſchnellen Pferden fortgehen/ Kaͤy-
ſerl. Hocheit untertaͤhnigſt auffzuwarten/ und bald darauff eine hoͤchſtnoͤtige Reiſe vor-
nehmen; welche Antwort den Stathalter nicht wenig befremdete/ als welcher ihm viel
andere Gedanken eingebildet hatte. Herkules redete ihm zwar die Warheit ſeines Vor-
ſatzes/ welchẽ er dieſe Nacht bey ſich beſchloſſen hatte/ dz nach abgelegter Reife nach Rom/
er Ladiſla (unter dem Schein einen Chriſtlichen Ort ſeinem Geluͤbde nach/ allein zubeſu-
chen) zu Padua verlaſſen/ und in geheim nach Boͤhmen reiten wolte/ in dem naͤheſten
Staͤdlein bey Prag ſich auffhalten/ ſeine Anweſenheit dem Fraͤulein zuwiſſen machen/ und
durch ſeine Gegenwart uñ muͤndliche Unterredung einen feſten Schluß ihrer kuͤnfftigen
Ehe ſetzen/ welche er nach zweier Jahre verlauff (die er in den Morgenlaͤndern durch Rit-
terſchafft zubringen wolte) zu volzihen Hoffnung faſſete. Aber Gott ſchikte es viel anders/
wie in folgenden Buͤchern wir werden zuvernehmen haben.
Dieſe Nacht erhub in unſerer Helden Marſtalle ſich ein graͤuliches gepoͤlter/ daß die
Pferde vor Angſt ſtrampfeten/ und die Knechte aus Furcht ſich verbergeten; welches des
folgenden Morgens angemeldet/ und daraus gemuhtmaſſet ward/ es wuͤrde heut beym
Stechen ſcharff daher gehen; welches aber nicht erfolgete/ ſondern gelinder als das vori-
ge wahr/ ohn das zween Ritter im herunter fallen das Genik abſtuͤrzeten/ und einer von ſei-
nem Pferde geſchleiffet ward/ daß er des dritten Tages hernach die Seele ausbließ. Die
Preißtraͤger des vorigen Tages/ lieſſen ſich heut nicht gebrauchen/ daher jener mit dem
Uhr Ochſen den erſten Dank/ eine Huhtſchnur von Demanten auf 1000 Kronen; Klodi-
us den andern/ einen Federpuſch mit einem Kleinot/ auf 800 Kronen; Und Markus den
dritten/ ein Kaͤyſerl: Bruſtbilde mit Demanten eingefaſſet/ auf 600 Kronen/ davon brach-
ten. Dieſe Nacht hielt die Spuͤkerey in dem Marſtalle an/ und wahr heftiger dann vorhin
ſo daß die Pferde ſprungen/ ſchlugen uñ wrinſcheten/ daß kein Diener hinzu nahen durfte/
welches Herkules anfangs vor ein ſolches Werk des Teufels hielt/ durch welches derſelbe
jhm eine mißglaͤubige Furcht einjagen wolte; Verfuͤgete ſich auch zimlich fruͤh nach dem
Obriſten Chriſtlichen Lehrer daſelbſt/ es mit jhm zu bereden/ welcher es auf gleiche Weiſe
auslegete/ und ſich erbot/ mit der ganzen Chriſtlichen Gemeine es in ſein andaͤchtiges Ge-
beht zu nehmen/ und Gott den Herꝛn inbruͤnſtig anzuruffen/ daß er des Teufels Werk zer-
ſtoͤren/ nnd alles Ungluͤk gnaͤdig abwenden wolte. Ladiſla nam es auch ſehr zu Herzen/ und
durch Fr. Sophien lies er die heidniſchen Pfaffen erſuchen/ den Goͤttern Opfer zu ſchlach-
ten/ welche nicht allein ſolches uͤber ſich nahmen/ ſondern auch ohn Herkules Vorbewuſt
(der es ſonſt nicht wuͤrde eingewilliget haben) allerhand Raͤuchwerk und andeꝛe abeꝛglaͤu-
biſche Dinge in dem Stalle verrichteten/ mit dem vorgeben/ dafern dieſe Nacht ſichs nicht
enderte/ muͤſte man auff vier Wochen den Stal raͤumen/ das Pflaſter uͤmkehren und das
Dach mit neuen Steinen belegen.
An dieſem dritten Tage ward ein Ringel rennen gehalten/ bey welchem ſich Herku-
les
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