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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
les in prächtiger Kleidung finden lies/ tummelte sein Pferddermassen/ daß aller anwesen-
den Augen sich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er sich/ zwar zur Lust und
in Geselschaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen
andern weit zuvor taht/ schikte jhm das Frauenzimmer einen schönen Blumen Kranz mit
köstlichen Perlen und ädlensteinen ümbwunden/ welchen er mit höflicher Ehrerbietung
an den rechten Arm steckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/
welcher des ersten Tages nebest Leches den höchsten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei-
ne güldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par güldener Sporen/ und ein par
Steig Bügel auff gleiche art gezieret/ ingesamt am Wert 4000 Kronen. Dieser hätte un-
sers Herkules Kundschafft gerne gehabt/ weil er jhm über die masse gewogen wahr; nach-
dem er aber eine schleunige Reise fortzusetzen hatte/ ritte er nach geendigter übung zu jhm
hin/ und redete jhn also an: Hochberümter Ritter und Herr; ich dieses Orts ein Fremder
auch Ausländischer/ möchte wünschen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demselben in bessere
Kundschafft/ und da ichs wert seyn könte/ vertraulichere Freundschafft einzutreten/ als
welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geschätzet wird; weil aber
die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reise straks Angesichts fortzusetzen/ bitte ich sehr/
mein Herr wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Persen/ unter die Zahl seiner auff-
richtigen Diener und geträuen Freunde auffnehmen/ und bey diesem schlechten Ringe
(welchen er jhm reichete/ und über 3000 Kronen wert wahr) meiner stets eingedenke seyn/
da dann meine höchste Vergnügung seyn würde/ meinem Herrn der eins angenehme Dien-
ste leisten zu können. Herkules bedankete sich dessen mit sonderlicher Freundligkeit/ und sa-
gete: Mein Herr/ ich schätze mich ganz unwirdig des gesprochenen Lobes; Die verheisse-
ne Freundschafft ist mir tausendmahl angenehmer/ trage meinem Herrn ein gleichmässi-
ges aus redlichem Herzen auff/ und möchte sich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor-
genländer besuchete/ da seinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergessen seyn werde/
wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben könte; reichete jhm auch einen
Ring ein/ köstlicher als der empfangene/ und nöhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu-
kehren. Dieser nam die Gedächtniß mit hohem Dank zu sich/ dabey anzeigend/ sein Nah-
me währe bey den Fürsten Höfen in Assyrien/ Susiana/ Persen/ Meden/ und andern mehr/
auch in der Parthischen Hauptstad selbst zimlicher massen bekant/ wann man nur fragete
nach Pharnabazus des Persen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau-
lich an/ es würden in kurzer Zeit solche Verenderungen und Begebnissen in den Morgen-
ländern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhöret währen/ und dafern
er/ Herkules/ belieben trüge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerstreiten/ würde in
der ganzen Welt ihm bessere Gelegenheit nicht zustossen/ wolte ihn auch bey seiner Redlig-
keit versichern/ daß an Persischer seiten ihm seine Kriegsdienste dergestalt solten ersetzet
werden/ als er würde wünschen können. Daß er aber nach seinem begehren mit ihm vor
dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte seine höchste Eile/ worauff vieler tausend Seelen
Wolfahrt hafftete/ und er sich hieselbst/ bloß aus Begierde feiner Kundschafft/ schon zu
lange auffgehalten hätte/ welches er mit Nachtreisen einbringen müste; nam hiemit Ab-
scheid/ baht/ das eröffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigsten Fürsten Herrn
Ladisla untertähnig zu grüssen. Herkules kunte ihn wider seinen Willen nicht auffhalten/

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H h iij

Erſtes Buch.
les in praͤchtiger Kleidung finden lies/ tummelte ſein Pferddermaſſen/ daß aller anweſen-
den Augen ſich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er ſich/ zwar zur Luſt und
in Geſelſchaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen
andern weit zuvor taht/ ſchikte jhm das Frauenzimmer einen ſchoͤnen Blumen Kranz mit
koͤſtlichen Perlen und aͤdlenſteinen uͤmbwunden/ welchen er mit hoͤflicher Ehrerbietung
an den rechten Arm ſteckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/
welcher des erſten Tages nebeſt Leches den hoͤchſten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei-
ne guͤldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par guͤldener Sporen/ und ein par
Steig Buͤgel auff gleiche art gezieret/ ingeſamt am Wert 4000 Kronen. Dieſer haͤtte un-
ſers Herkules Kundſchafft gerne gehabt/ weil er jhm uͤber die maſſe gewogen wahr; nach-
dem er aber eine ſchleunige Reiſe fortzuſetzen hatte/ ritte er nach geendigter uͤbung zu jhm
hin/ und redete jhn alſo an: Hochberuͤmter Ritter und Herꝛ; ich dieſes Orts ein Fremder
auch Auslaͤndiſcher/ moͤchte wuͤnſchen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demſelben in beſſere
Kundſchafft/ und da ichs wert ſeyn koͤnte/ vertraulichere Freundſchafft einzutreten/ als
welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geſchaͤtzet wird; weil aber
die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reiſe ſtraks Angeſichts fortzuſetzen/ bitte ich ſehr/
mein Herꝛ wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Perſen/ unter die Zahl ſeiner auff-
richtigen Diener und getraͤuen Freunde auffnehmen/ und bey dieſem ſchlechten Ringe
(welchen er jhm reichete/ uñ uͤber 3000 Kronen wert wahr) meiner ſtets eingedenke ſeyn/
da dañ meine hoͤchſte Veꝛgnuͤgung ſeyn wuͤrde/ meinem Herꝛn deꝛ eins angenehme Dien-
ſte leiſten zu koͤnnen. Herkules bedankete ſich deſſen mit ſonderlicher Freundligkeit/ und ſa-
gete: Mein Herꝛ/ ich ſchaͤtze mich ganz unwirdig des geſprochenen Lobes; Die verheiſſe-
ne Freundſchafft iſt mir tauſendmahl angenehmer/ trage meinem Herꝛn ein gleichmaͤſſi-
ges aus redlichem Herzen auff/ uñ moͤchte ſich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor-
genlaͤnder beſuchete/ da ſeinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergeſſen ſeyn werde/
wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben koͤnte; reichete jhm auch einen
Ring ein/ koͤſtlicher als der empfangene/ und noͤhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu-
kehren. Dieſer nam die Gedaͤchtniß mit hohem Dank zu ſich/ dabey anzeigend/ ſein Nah-
me waͤhre bey den Fuͤrſten Hoͤfen in Aſſyrien/ Suſiana/ Perſen/ Meden/ uñ andern mehꝛ/
auch in der Parthiſchen Hauptſtad ſelbſt zimlicher maſſen bekant/ wann man nur fragete
nach Pharnabazus des Perſen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau-
lich an/ es wuͤrden in kurzer Zeit ſolche Verenderungen und Begebniſſen in den Morgen-
laͤndern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhoͤret waͤhren/ und dafern
er/ Herkules/ belieben truͤge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerſtreiten/ wuͤrde in
der ganzen Welt ihm beſſere Gelegenheit nicht zuſtoſſen/ wolte ihn auch bey ſeiner Redlig-
keit verſichern/ daß an Perſiſcher ſeiten ihm ſeine Kriegsdienſte dergeſtalt ſolten erſetzet
werden/ als er wuͤrde wuͤnſchen koͤnnen. Daß er aber nach ſeinem begehren mit ihm vor
dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte ſeine hoͤchſte Eile/ worauff vieler tauſend Seelen
Wolfahrt hafftete/ und er ſich hieſelbſt/ bloß aus Begierde feiner Kundſchafft/ ſchon zu
lange auffgehalten haͤtte/ welches er mit Nachtreiſen einbringen muͤſte; nam hiemit Ab-
ſcheid/ baht/ das eroͤffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigſten Fuͤrſten Herrn
Ladiſla untertaͤhnig zu gruͤſſen. Herkules kunte ihn wider ſeinen Willen nicht auffhalten/

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[245/0283] Erſtes Buch. les in praͤchtiger Kleidung finden lies/ tummelte ſein Pferddermaſſen/ daß aller anweſen- den Augen ſich nach jhm kehreten. Bey dem Rennen bedingete er ſich/ zwar zur Luſt und in Geſelſchaft mit zumachen/ aber keinen Teil am Gewinn zu haben. Weil ers dann allen andern weit zuvor taht/ ſchikte jhm das Frauenzimmer einen ſchoͤnen Blumen Kranz mit koͤſtlichen Perlen und aͤdlenſteinen uͤmbwunden/ welchen er mit hoͤflicher Ehrerbietung an den rechten Arm ſteckete. Der ordentliche Siegesdanck ward dem fremden zuerkennet/ welcher des erſten Tages nebeſt Leches den hoͤchſten Gewinn erhalten hatte; nehmlich/ ei- ne guͤldene Speer Spitze mit Rubinen eingelegt/ ein par guͤldener Sporen/ und ein par Steig Buͤgel auff gleiche art gezieret/ ingeſamt am Wert 4000 Kronen. Dieſer haͤtte un- ſers Herkules Kundſchafft gerne gehabt/ weil er jhm uͤber die maſſe gewogen wahr; nach- dem er aber eine ſchleunige Reiſe fortzuſetzen hatte/ ritte er nach geendigter uͤbung zu jhm hin/ und redete jhn alſo an: Hochberuͤmter Ritter und Herꝛ; ich dieſes Orts ein Fremder auch Auslaͤndiſcher/ moͤchte wuͤnſchen/ die Gelegenheit zu haben/ mit demſelben in beſſere Kundſchafft/ und da ichs wert ſeyn koͤnte/ vertraulichere Freundſchafft einzutreten/ als welcher vor Ritters Ehr und Zier nicht unbillich von jederman geſchaͤtzet wird; weil aber die Nohtwendigkeit mir befihlet/ meine Reiſe ſtraks Angeſichts fortzuſetzen/ bitte ich ſehr/ mein Herꝛ wolle mich/ Nahmens Pharnabazus aus Perſen/ unter die Zahl ſeiner auff- richtigen Diener und getraͤuen Freunde auffnehmen/ und bey dieſem ſchlechten Ringe (welchen er jhm reichete/ uñ uͤber 3000 Kronen wert wahr) meiner ſtets eingedenke ſeyn/ da dañ meine hoͤchſte Veꝛgnuͤgung ſeyn wuͤrde/ meinem Herꝛn deꝛ eins angenehme Dien- ſte leiſten zu koͤnnen. Herkules bedankete ſich deſſen mit ſonderlicher Freundligkeit/ und ſa- gete: Mein Herꝛ/ ich ſchaͤtze mich ganz unwirdig des geſprochenen Lobes; Die verheiſſe- ne Freundſchafft iſt mir tauſendmahl angenehmer/ trage meinem Herꝛn ein gleichmaͤſſi- ges aus redlichem Herzen auff/ uñ moͤchte ſich wol begeben/ daß ich die abgelegenen Mor- genlaͤnder beſuchete/ da ſeinem lieben Nahmen nachzufragen/ ich unvergeſſen ſeyn werde/ wann ich nur des Orts etwas genauere Nachricht haben koͤnte; reichete jhm auch einen Ring ein/ koͤſtlicher als der empfangene/ und noͤhtigte ihn/ bey dem Stathalter mit einzu- kehren. Dieſer nam die Gedaͤchtniß mit hohem Dank zu ſich/ dabey anzeigend/ ſein Nah- me waͤhre bey den Fuͤrſten Hoͤfen in Aſſyrien/ Suſiana/ Perſen/ Meden/ uñ andern mehꝛ/ auch in der Parthiſchen Hauptſtad ſelbſt zimlicher maſſen bekant/ wann man nur fragete nach Pharnabazus des Perſen Artaxerxes Oheim. Nachgehends meldete er ihm vertrau- lich an/ es wuͤrden in kurzer Zeit ſolche Verenderungen und Begebniſſen in den Morgen- laͤndern vorgehen/ dergleichen in mehr als 400 Jahren nicht erhoͤret waͤhren/ und dafern er/ Herkules/ belieben truͤge/ in fremden Kriegen/ Lob/ Ehr und Gut zuerſtreiten/ wuͤrde in der ganzen Welt ihm beſſere Gelegenheit nicht zuſtoſſen/ wolte ihn auch bey ſeiner Redlig- keit verſichern/ daß an Perſiſcher ſeiten ihm ſeine Kriegsdienſte dergeſtalt ſolten erſetzet werden/ als er wuͤrde wuͤnſchen koͤnnen. Daß er aber nach ſeinem begehren mit ihm vor dißmahl nicht einkehrete/ verhinderte ſeine hoͤchſte Eile/ worauff vieler tauſend Seelen Wolfahrt hafftete/ und er ſich hieſelbſt/ bloß aus Begierde feiner Kundſchafft/ ſchon zu lange auffgehalten haͤtte/ welches er mit Nachtreiſen einbringen muͤſte; nam hiemit Ab- ſcheid/ baht/ das eroͤffnete ingeheim zuhalten/ und den Durchleuchtigſten Fuͤrſten Herrn Ladiſla untertaͤhnig zu gruͤſſen. Herkules kunte ihn wider ſeinen Willen nicht auffhalten/ wuͤn- H h iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/283>, abgerufen am 21.12.2024.