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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erinnerung an den Leser.
Griechen und Römern nichts bevor geben würden/ wann sie auffgezeichnet währen. Wer wolte mirs dann
verargen/ daß aus diesen Landschafften ich etliche wenige hervor gesuchet/ die uns an statt einer Entwerf-
fung dienen können/ Ungeachtet der Spanische Hochtrab/ die Italiänische Ruhmrähtigkeit und der Fran-
zösische eingebildete Vorzug (ich rede nicht von allen/ viel weniger einigen zu verunglimpfen) die Nase
drüber rumpfen/ und den groben Ländern/ wie fie meynen/ solches Lob nit gönnen möchten/ da sie doch wi-
der jhren Willen gestehen müssen/ daß dieser streitbaren Völcker Einigkeit gnug währe/ des Türken/ Tar-
tern und Persen Hochmuht und Gewalt zu dämpfen; Und wolte Gott/ daß die Teutsche und Schwedische
Macht/ von so viel Jahren her zu unserm eigenen Verderben angewand/ die Ungläubigen getroffen hätte;
Konstantinopel/ Griechen Land und ganz Natolien solte/ menschlicher weise davon zu reden/ wider Christ-
lich/ und der Erbfeind daraus vertilget seyn. Was würde dann werden/ wann ich die angewendete Macht
von der ersten Weissen-Berges-Schlacht her rechnen wolte?

Aber den begierigen Leser nicht länger auffzuhalten/ noch dessen Gedult zu mißbrauchen/ wird der-
selbe gebührlich ersuchet und gebehten/ keinen Verdruß an dieses Werkes Weitläufftigkeit zu tragen/
weil es außdrüklich die Gestalt einer außführlichen Geschichte hat haben sollen.

Ich wil mich hieselbst nicht mit vielen Worten entschuldigen/ warumm ich an statt des unteutschen
Wortes Majestät/ das Wort Hochheit gebrauchet habe/ noch mit denen mich zanken/ welche meynen/ daß
dieses Wort der grossen Könige Vortrefligkeit zu melden gar zu geringe sey. Wer ein besseres und beque-
meres hat/ kan es anzeigen/ obs etwa in Ubung gebracht werden wolte; Ich nehme dieses eben so hoch als
jenes Unteutsche/ hätte auch lieber die ümschweiffende Benennungen/ Eure Königl. Hochheit; Eure
Groß Fürstl. Durchleuchtigkeit/
und dergleichen/ gar gemieden/ wann sie bey uns Teutschen nicht so gar
die Oberhand genommen hätten; welches mit wenigem anzudeuten/ ich vor nöhtig erachtet habe.

Solte aber sonsten etwas versehen seyn/ welches menschlicher Schwach heit/ sonderlich denen leicht
begegnen kan/ die nöhtigere Sachen zu treiben haben/ und ein so grosses Weck nur bey einzelnen Ruhe-
Stunden auff setzen/ zweifele ich nicht an des gutherzigen Lesers günstiger Verzeihung/ welchen ich dem
Schuz Gottes zu aller Leibes und Seelen Wolfahrt hiemit empfele/ etc.



An den Nase-Klügling.
Was wolgemeynt/ und zur Erbauung dienet/
Das fichte nicht mit Läster-Reden an.
Wer sich so leicht zum Tadeln entkühnet/
Und keine Schrifft ohn Schmähung lassen kan;
Der wisse/ daß sein Straffe-Lohn schon grünet/
Sein Geifer wird verflucht von jederman.


Kurtzer Inhalt des Christlichen Teutschen Herkules.
Demnach nicht gezweifelt wird/ es werde der Leser den kurzen Begrieff dieser weitläufftigen Geschichte gerne wissen wollen/
umb einen Vorschmak dessen zu haben/ was in diesen Acht Büchern eigentlich gehandelt wird/ und aber solches durch
das ganze Werk verstecket ist; als hat man dessen Begierde ganz gerne ein Genügen thun/ und den Inhalt auffs kürzeste-
anhero setzen wollen/ wie folget.

HErkules sehr zierlicher Gestalt/ ein Ebenbild der wahren Herzhaftigkeit/ Tugend und Gottes furcht/
im Jahr nach unsers Heylandes Geburt CCIV, am XV Tage des April Monats/ von dem Groß-
Fürsten der Freyen Teutschen Herren Henrich/ und Frau Gertrud/ König Ragwalds in Schweden
Tochter ehelich gezeuget/ gibt in seinen kindlichen Jahren durch Erleg- und Fahung etlicher Wölffe/ sei-
ne Herzhaftigkeit an den Tag. (Wird im dritten Buch erzehlet)

Als er VII Jahr und XIX Wochen alt ist/ wird jhm seines Herr Vaters Schwester Sohn Ladisla
der junge Fürst aus Böhmen (welcher dazumal X Jahr und XIV Wochen alt) zugesellet/ welcher nach-
gebends von jhm durch kein Mittel hat können lebendig abgetrennet werden/ daher man sie zusammen ge-
lassen/ und sind in fleissiger Lernung der Sprachen und allerhand Fürstlichen Ubungen aufferzogen wor-
den. Herkules da er XV Jahr alt/ erleget vor der Faust einen Teutschen Ritter Nahmens Ingevon/ wel-
cher ein armes Bauren Mägdlein nohtzüchtigen wolte/ geräht darüber (weil alles Balgen verbohten

wahr)

Erinnerung an den Leſer.
Griechen und Roͤmern nichts bevor geben wuͤrden/ wañ ſie auffgezeichnet waͤhren. Wer wolte mirs dañ
verargen/ daß aus dieſen Landſchafften ich etliche wenige hervor geſuchet/ die uns an ſtatt einer Entwerf-
fung dienen koͤnnen/ Ungeachtet der Spaniſche Hochtrab/ die Italiaͤniſche Ruhmraͤhtigkeit und der Fran-
zoͤſiſche eingebildete Vorzug (ich rede nicht von allen/ viel weniger einigen zu verunglimpfen) die Naſe
druͤber rumpfen/ und den groben Laͤndern/ wie fie meynen/ ſolches Lob nit goͤnnen moͤchten/ da ſie doch wi-
der jhren Willen geſtehen muͤſſen/ daß dieſer ſtreitbaren Voͤlcker Einigkeit gnug waͤhre/ des Tuͤrken/ Tar-
tern und Perſen Hochmuht und Gewalt zu daͤmpfen; Und wolte Gott/ daß die Teutſche und Schwediſche
Macht/ von ſo viel Jahren her zu unſerm eigenen Verderben angewand/ die Unglaͤubigen getroffen haͤtte;
Konſtantinopel/ Griechen Land uñ ganz Natolien ſolte/ menſchlicher weiſe davon zu reden/ wider Chriſt-
lich/ und der Erbfeind daraus vertilget ſeyn. Was wuͤrde dann werden/ wañ ich die angewendete Macht
von der erſten Weiſſen-Berges-Schlacht her rechnen wolte?

Aber den begierigen Leſer nicht laͤnger auffzuhalten/ noch deſſen Gedult zu mißbrauchen/ wird der-
ſelbe gebuͤhrlich erſuchet und gebehten/ keinen Verdruß an dieſes Werkes Weitlaͤufftigkeit zu tragen/
weil es außdruͤklich die Geſtalt einer außfuͤhrlichen Geſchichte hat haben ſollen.

Ich wil mich hieſelbſt nicht mit vielen Worten entſchuldigen/ warum̃ ich an ſtatt des unteutſchen
Wortes Majeſtaͤt/ das Wort Hochheit gebrauchet habe/ noch mit denen mich zanken/ welche meynẽ/ daß
dieſes Wort der groſſen Koͤnige Vortrefligkeit zu melden gar zu geringe ſey. Wer ein beſſeres und beque-
meres hat/ kan es anzeigen/ obs etwa in Ubung gebracht werden wolte; Ich nehme dieſes eben ſo hoch als
jenes Unteutſche/ haͤtte auch lieber die uͤmſchweiffende Benennungen/ Eure Koͤnigl. Hochheit; Eure
Groß Fuͤrſtl. Durchleuchtigkeit/
und dergleichen/ gar gemieden/ wañ ſie bey uns Teutſchen nicht ſo gar
die Oberhand genommen haͤtten; welches mit wenigem anzudeuten/ ich vor noͤhtig erachtet habe.

Solte aber ſonſten etwas verſehen ſeyn/ welches menſchlicher Schwach heit/ ſonderlich denen leicht
begegnen kan/ die noͤhtigere Sachen zu treiben haben/ und ein ſo groſſes Weck nur bey einzelnen Ruhe-
Stunden auff ſetzen/ zweifele ich nicht an des gutherzigen Leſers guͤnſtiger Verzeihung/ welchen ich dem
Schuz Gottes zu aller Leibes und Seelen Wolfahrt hiemit empfele/ ꝛc.



An den Naſe-Kluͤgling.
Was wolgemeynt/ und zur Erbauung dienet/
Das fichte nicht mit Laͤſter-Reden an.
Wer ſich ſo leicht zum Tadeln entkuͤhnet/
Und keine Schrifft ohn Schmaͤhung laſſen kan;
Der wiſſe/ daß ſein Straffe-Lohn ſchon gruͤnet/
Sein Geifer wird verflucht von jederman.


Kurtzer Inhalt des Chriſtlichen Teutſchen Herkules.
Demnach nicht gezweifelt wird/ es werde der Leſer den kurzen Begrieff dieſer weitlaͤufftigen Geſchichte gerne wiſſen wollen/
umb einen Vorſchmak deſſen zu haben/ was in dieſen Acht Buͤchern eigentlich gehandelt wird/ und aber ſolches durch
das ganze Werk verſtecket iſt; als hat man deſſen Begierde ganz gerne ein Genuͤgen thun/ und den Inhalt auffs kuͤrzeſte-
anhero ſetzen wollen/ wie folget.

HErkules ſehr zierlicher Geſtalt/ ein Ebenbild der wahren Herzhaftigkeit/ Tugend uñ Gottes furcht/
im Jahr nach unſers Heylandes Geburt CCIV, am XV Tage des April Monats/ von dem Groß-
Fuͤrſten der Freyen Teutſchen Herren Henrich/ und Frau Gertrud/ Koͤnig Ragwalds in Schweden
Tochter ehelich gezeuget/ gibt in ſeinen kindlichen Jahren durch Erleg- und Fahung etlicher Woͤlffe/ ſei-
ne Herzhaftigkeit an den Tag. (Wird im dritten Buch erzehlet)

Als er VII Jahr und XIX Wochen alt iſt/ wird jhm ſeines Herꝛ Vaters Schweſter Sohn Ladiſla
der junge Fuͤrſt aus Boͤhmen (welcher dazumal X Jahr und XIV Wochen alt) zugeſellet/ welcher nach-
gebends von jhm durch kein Mittel hat koͤnnen lebendig abgetrennet werden/ daher man ſie zuſam̃en ge-
laſſen/ und ſind in fleiſſiger Lernung der Sprachen und allerhand Fuͤrſtlichen Ubungen aufferzogen wor-
den. Herkules da er XV Jahr alt/ erleget vor der Fauſt einen Teutſchen Ritter Nahmens Ingevon/ wel-
cher ein armes Bauren Maͤgdlein nohtzuͤchtigen wolte/ geraͤht daruͤber (weil alles Balgen verbohten

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[4/0026] Erinnerung an den Leſer. Griechen und Roͤmern nichts bevor geben wuͤrden/ wañ ſie auffgezeichnet waͤhren. Wer wolte mirs dañ verargen/ daß aus dieſen Landſchafften ich etliche wenige hervor geſuchet/ die uns an ſtatt einer Entwerf- fung dienen koͤnnen/ Ungeachtet der Spaniſche Hochtrab/ die Italiaͤniſche Ruhmraͤhtigkeit und der Fran- zoͤſiſche eingebildete Vorzug (ich rede nicht von allen/ viel weniger einigen zu verunglimpfen) die Naſe druͤber rumpfen/ und den groben Laͤndern/ wie fie meynen/ ſolches Lob nit goͤnnen moͤchten/ da ſie doch wi- der jhren Willen geſtehen muͤſſen/ daß dieſer ſtreitbaren Voͤlcker Einigkeit gnug waͤhre/ des Tuͤrken/ Tar- tern und Perſen Hochmuht und Gewalt zu daͤmpfen; Und wolte Gott/ daß die Teutſche und Schwediſche Macht/ von ſo viel Jahren her zu unſerm eigenen Verderben angewand/ die Unglaͤubigen getroffen haͤtte; Konſtantinopel/ Griechen Land uñ ganz Natolien ſolte/ menſchlicher weiſe davon zu reden/ wider Chriſt- lich/ und der Erbfeind daraus vertilget ſeyn. Was wuͤrde dann werden/ wañ ich die angewendete Macht von der erſten Weiſſen-Berges-Schlacht her rechnen wolte? Aber den begierigen Leſer nicht laͤnger auffzuhalten/ noch deſſen Gedult zu mißbrauchen/ wird der- ſelbe gebuͤhrlich erſuchet und gebehten/ keinen Verdruß an dieſes Werkes Weitlaͤufftigkeit zu tragen/ weil es außdruͤklich die Geſtalt einer außfuͤhrlichen Geſchichte hat haben ſollen. Ich wil mich hieſelbſt nicht mit vielen Worten entſchuldigen/ warum̃ ich an ſtatt des unteutſchen Wortes Majeſtaͤt/ das Wort Hochheit gebrauchet habe/ noch mit denen mich zanken/ welche meynẽ/ daß dieſes Wort der groſſen Koͤnige Vortrefligkeit zu melden gar zu geringe ſey. Wer ein beſſeres und beque- meres hat/ kan es anzeigen/ obs etwa in Ubung gebracht werden wolte; Ich nehme dieſes eben ſo hoch als jenes Unteutſche/ haͤtte auch lieber die uͤmſchweiffende Benennungen/ Eure Koͤnigl. Hochheit; Eure Groß Fuͤrſtl. Durchleuchtigkeit/ und dergleichen/ gar gemieden/ wañ ſie bey uns Teutſchen nicht ſo gar die Oberhand genommen haͤtten; welches mit wenigem anzudeuten/ ich vor noͤhtig erachtet habe. Solte aber ſonſten etwas verſehen ſeyn/ welches menſchlicher Schwach heit/ ſonderlich denen leicht begegnen kan/ die noͤhtigere Sachen zu treiben haben/ und ein ſo groſſes Weck nur bey einzelnen Ruhe- Stunden auff ſetzen/ zweifele ich nicht an des gutherzigen Leſers guͤnſtiger Verzeihung/ welchen ich dem Schuz Gottes zu aller Leibes und Seelen Wolfahrt hiemit empfele/ ꝛc. An den Naſe-Kluͤgling. Was wolgemeynt/ und zur Erbauung dienet/ Das fichte nicht mit Laͤſter-Reden an. Wer ſich ſo leicht zum Tadeln entkuͤhnet/ Und keine Schrifft ohn Schmaͤhung laſſen kan; Der wiſſe/ daß ſein Straffe-Lohn ſchon gruͤnet/ Sein Geifer wird verflucht von jederman. Kurtzer Inhalt des Chriſtlichen Teutſchen Herkules. Demnach nicht gezweifelt wird/ es werde der Leſer den kurzen Begrieff dieſer weitlaͤufftigen Geſchichte gerne wiſſen wollen/ umb einen Vorſchmak deſſen zu haben/ was in dieſen Acht Buͤchern eigentlich gehandelt wird/ und aber ſolches durch das ganze Werk verſtecket iſt; als hat man deſſen Begierde ganz gerne ein Genuͤgen thun/ und den Inhalt auffs kuͤrzeſte- anhero ſetzen wollen/ wie folget. HErkules ſehr zierlicher Geſtalt/ ein Ebenbild der wahren Herzhaftigkeit/ Tugend uñ Gottes furcht/ im Jahr nach unſers Heylandes Geburt CCIV, am XV Tage des April Monats/ von dem Groß- Fuͤrſten der Freyen Teutſchen Herren Henrich/ und Frau Gertrud/ Koͤnig Ragwalds in Schweden Tochter ehelich gezeuget/ gibt in ſeinen kindlichen Jahren durch Erleg- und Fahung etlicher Woͤlffe/ ſei- ne Herzhaftigkeit an den Tag. (Wird im dritten Buch erzehlet) Als er VII Jahr und XIX Wochen alt iſt/ wird jhm ſeines Herꝛ Vaters Schweſter Sohn Ladiſla der junge Fuͤrſt aus Boͤhmen (welcher dazumal X Jahr und XIV Wochen alt) zugeſellet/ welcher nach- gebends von jhm durch kein Mittel hat koͤnnen lebendig abgetrennet werden/ daher man ſie zuſam̃en ge- laſſen/ und ſind in fleiſſiger Lernung der Sprachen und allerhand Fuͤrſtlichen Ubungen aufferzogen wor- den. Herkules da er XV Jahr alt/ erleget vor der Fauſt einen Teutſchen Ritter Nahmens Ingevon/ wel- cher ein armes Bauren Maͤgdlein nohtzuͤchtigen wolte/ geraͤht daruͤber (weil alles Balgen verbohten wahr)

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/26>, abgerufen am 27.11.2024.