Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

an den Leser.
durch jhr Fuchsschwänzen und alles-gut heissen/ eines Fürsten Leumut verderben und zunichte machen/
wann sie demselben das höchst-schädliche quod libet licet, Thue was dir gefält/ einbilden/ und jhn be-
reden/ sein Wille sey frey und von allen Gesetzen ungebunden/ so daß er nach Belieben machen möge;
worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn
des Fürsten selbst eigene Gefahr und Schaden geschehen möge/ wird Artabanus und Gobares schwe-
rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan Agiß dir einen geträuen Diener seines Herrn darstellen/ der weder
durch Glück noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit sich abziehen lässet/ so hohes Ruhmes wirdig/ als
wenig seines gleichen an Herrn Höfen möge gefunden werden. König Mnata warnet durch seinen Un-
fal alle hohe Häupter/ daß sie keinem Bedieneten zu grosse Gewalt einräumen sollen/ damit sie nicht jhre
Verderbens Schlang in jhrem eigenen Busem nähren. Vor allen Dingen aber wird der Leser gebehten/
die Darstellung der geilen Statiren/ und jhren gedoppelten Ehebruch ohn böse Gedanken zu lesen/ auch
daneben Kleons Unglük zu beklagen/ welcher der Unkeuscheit vor sich selbst nicht zugethan/ aus Furcht
des Todes als ein Heyde/ in solches Laster eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in seiner Frey-
heit nicht allein vor sich meidet/ sondern auch die unzüchtige Statiren zur Busse und Tugend leitet. Vo-
logeses
der älter/ und Pakorus legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an seinem Feinde loben/
aber doch sich durchaus zu keiner Unträu oder Verrähterey wenden/ jedoch auch an seinem eigenen Her-
ren die Boßheit und Untugend hassen/ und solche/ als viel möglich/ hintertreiben und abwenden müsse.
Anderer Anführungen/ deren dieses Buch vol ist/ geliebter Kürze halben zu geschweigen/ weil der Leser
in Verfolg dieser Geschichte sie ohn schwer wird anmerken können; wie dann diese Schrifft eigentlich
zu dem Ende auffgesetzt ist/ daß nebest der Ergezligkeit man auch nüzlich möge erbauet werden; wobey man
gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmischen/ weil solche Verende-
rüng vielen annehmlich ist. Jedoch sol der Leser hiemit Christlich vermahnet seyn/ dieses Buch nicht
dergestelt zu lesen/ daß er nur die weltlichen Begebnissen zur sinlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und
die eingemischeten geistlichen Sachen vorbey gehen wolte; sondern vor allen Dingen die Christlichen
Unterrichtungen wol beobachte/ sie ins Herz schreibe/ und darnach sein Leben zurichten/ jhm lasse angele-
gen seyn/ insonderheit den zum Ende gesezten Begrieff des algemeinen Christlichen Glaubens nach allen
seinen Stücken recht fasse/ als welcher jhm zur Richtschnuhr seines Christentuhms dienen/ und die Er-
käntnis der Christlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand sich gelüsten lassen/ meinen wol-
gemeynten Vorsaz zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchgesetzete geistliche Unterrichtungen zu verwerf-
fen/ als ob sie von schlechter Wichtigkeit/ oder an ungehörige Oerter eingeflochten währen/ der sol wis-
sen/ daß ich jhn nicht als vom guten Geist getrieben/ achten kan/ weil er ungütlich mit mir ümgehet/ und
meine gute Andacht (über welche ich den einigen Herzenkündiger zum Zeugen ruffe) zu verargen suchet/
die doch einig nur des Nähesten Besserung/ auch daselbst jhr lässet angelegen seyn/ und zwar zur himli-
schen Seligkeit/ wo vor diesem noch kein ander (als viel mir bewust) sich darumb groß bemühet hat; und
ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt b[e]flissen/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen
Zeiten noch schlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende
Herzen es zu lesen nicht scheu tragen mögen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un-
gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher Leser/ wann ers selber nicht meynet/ zur geistlichen
Besserung wird gerühret werden; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die grösseste Vergnügung seyn
wird. Solten auch hohe Leute und Fürsten Standes diß mein Buch zulesen wirdigen/ wird jhnen viel-
leicht ein ziemlicher Abriß vorgestellet seyn/ daher sie jhre gebührliche Vollkommenheit anzumercken/ und
jhr Lobwürdiges fortzusetzen/ das Unständige aber abzulegen Anlaß nehmen können.

Zum schließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande diesen Christlichen Teut-
schen Herkules
in meiner Seele gebildet und außgebrütet/ wie dann ohn zweifel unser Teutschland
mannichen tapffern Held und Fürsten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteutschen N[e]id/
und Mangel der Geschicht Schreiber unterdrücket/ und der Vergessenheit gewidmet hat. So haben auch
die Böhmen/ Gothen/ Schweden/ Dänen/ und andere Nordische Völcker nicht lauter wilde Säue und
Bähren/ sondern mannichen trefflichen Fürsten und Ritter unter sich gehabt/ deren löblichen Tahten den

Grie-
(o) ij

an den Leſer.
durch jhr Fuchsſchwaͤnzen und alles-gut heiſſen/ eines Fuͤrſten Leumut verderben und zunichte machen/
wann ſie demſelben das hoͤchſt-ſchaͤdliche quod libet licet, Thue was dir gefaͤlt/ einbilden/ und jhn be-
reden/ ſein Wille ſey frey und von allen Geſetzen ungebunden/ ſo daß er nach Belieben machen moͤge;
worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn
des Fuͤrſten ſelbſt eigene Gefahr und Schaden geſchehen moͤge/ wird Artabanus und Gobares ſchwe-
rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan Agiß dir einen getraͤuen Diener ſeines Herꝛn darſtellen/ der weder
durch Gluͤck noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit ſich abziehen laͤſſet/ ſo hohes Ruhmes wirdig/ als
wenig ſeines gleichen an Herrn Hoͤfen moͤge gefunden werden. Koͤnig Mnata warnet durch ſeinen Un-
fal alle hohe Haͤupter/ daß ſie keinem Bedieneten zu groſſe Gewalt einraͤumen ſollen/ damit ſie nicht jhre
Verderbens Schlang in jhrem eigenen Buſem naͤhren. Vor allen Dingen aber wird der Leſer gebehten/
die Darſtellung der geilen Statiren/ und jhren gedoppelten Ehebruch ohn boͤſe Gedanken zu leſen/ auch
daneben Kleons Ungluͤk zu beklagen/ welcher der Unkeuſcheit vor ſich ſelbſt nicht zugethan/ aus Furcht
des Todes als ein Heyde/ in ſolches Laſter eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in ſeiner Frey-
heit nicht allein vor ſich meidet/ ſondern auch die unzuͤchtige Statiren zur Buſſe und Tugend leitet. Vo-
logeſes
der aͤlter/ und Pakorus legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an ſeinem Feinde loben/
aber doch ſich durchaus zu keiner Untraͤu oder Verraͤhterey wenden/ jedoch auch an ſeinem eigenen Her-
ren die Boßheit und Untugend haſſen/ und ſolche/ als viel moͤglich/ hintertreiben und abwenden muͤſſe.
Anderer Anfuͤhrungen/ deren dieſes Buch vol iſt/ geliebter Kuͤrze halben zu geſchweigen/ weil der Leſer
in Verfolg dieſer Geſchichte ſie ohn ſchwer wird anmerken koͤnnen; wie dann dieſe Schrifft eigentlich
zu dem Ende auffgeſetzt iſt/ daß nebeſt der Ergezligkeit man auch nuͤzlich moͤge erbauet werdẽ; wobey man
gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmiſchen/ weil ſolche Verende-
ruͤng vielen annehmlich iſt. Jedoch ſol der Leſer hiemit Chriſtlich vermahnet ſeyn/ dieſes Buch nicht
dergeſtelt zu leſen/ daß er nur die weltlichen Begebniſſen zur ſinlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und
die eingemiſcheten geiſtlichen Sachen vorbey gehen wolte; ſondern vor allen Dingen die Chriſtlichen
Unterrichtungen wol beobachte/ ſie ins Herz ſchreibe/ und darnach ſein Leben zurichten/ jhm laſſe angele-
gen ſeyn/ inſonderheit den zum Ende geſezten Begrieff des algemeinen Chriſtlichen Glaubens nach allen
ſeinen Stuͤcken recht faſſe/ als welcher jhm zur Richtſchnuhr ſeines Chriſtentuhms dienen/ und die Er-
kaͤntnis der Chriſtlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand ſich geluͤſten laſſen/ meinen wol-
gemeynten Vorſaz zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchgeſetzete geiſtliche Unterrichtungen zu verwerf-
fen/ als ob ſie von ſchlechter Wichtigkeit/ oder an ungehoͤrige Oerter eingeflochten waͤhren/ der ſol wiſ-
ſen/ daß ich jhn nicht als vom guten Geiſt getrieben/ achten kan/ weil er unguͤtlich mit mir uͤmgehet/ und
meine gute Andacht (uͤber welche ich den einigen Herzenkuͤndiger zum Zeugen ruffe) zu verargen ſuchet/
die doch einig nur des Naͤheſten Beſſerung/ auch daſelbſt jhr laͤſſet angelegen ſeyn/ und zwar zur himli-
ſchen Seligkeit/ wo vor dieſem noch kein ander (als viel mir bewuſt) ſich darumb groß bemuͤhet hat; und
ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt b[e]fliſſen/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen
Zeiten noch ſchlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende
Herzen es zu leſen nicht ſcheu tragen moͤgen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un-
gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher Leſer/ wann ers ſelber nicht meynet/ zur geiſtlichen
Beſſerung wird geruͤhret werdē; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die groͤſſeſte Vergnuͤgung ſeyn
wird. Solten auch hohe Leute und Fuͤrſten Standes diß mein Buch zuleſen wirdigen/ wird jhnen viel-
leicht ein ziemlicher Abriß vorgeſtellet ſeyn/ daher ſie jhre gebuͤhrliche Vollkommenheit anzumercken/ und
jhr Lobwuͤrdiges fortzuſetzen/ das Unſtaͤndige aber abzulegen Anlaß nehmen koͤnnen.

Zum ſchließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande dieſen Chriſtlichen Teut-
ſchen Herkules
in meiner Seele gebildet und außgebruͤtet/ wie dann ohn zweifel unſer Teutſchland
mannichen tapffern Held und Fuͤrſten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteutſchen N[e]id/
und Mangel der Geſchicht Schreiber unterdruͤcket/ und der Vergeſſenheit gewidmet hat. So haben auch
die Boͤhmen/ Gothen/ Schweden/ Daͤnen/ und andere Nordiſche Voͤlcker nicht lauter wilde Saͤue und
Baͤhren/ ſondern mannichen trefflichen Fuͤrſten und Ritter unter ſich gehabt/ deren loͤblichen Tahten den

Grie-
(o) ij
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
durch jhr Fuchs&#x017F;chwa&#x0364;nzen und alles-gut hei&#x017F;&#x017F;en/ eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten Leumut verderben und zunichte machen/<lb/>
wann &#x017F;ie dem&#x017F;elben das ho&#x0364;ch&#x017F;t-&#x017F;cha&#x0364;dliche <hi rendition="#aq">quod libet licet,</hi> <hi rendition="#fr">Thue was dir gefa&#x0364;lt/</hi> einbilden/ und jhn be-<lb/>
reden/ &#x017F;ein Wille &#x017F;ey frey und von allen Ge&#x017F;etzen ungebunden/ &#x017F;o daß er nach Belieben machen mo&#x0364;ge;<lb/>
worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn<lb/>
des Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t eigene Gefahr und Schaden ge&#x017F;chehen mo&#x0364;ge/ wird <hi rendition="#fr">Artabanus</hi> und <hi rendition="#fr">Gobares</hi> &#x017F;chwe-<lb/>
rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan <hi rendition="#fr">Agiß</hi> dir einen getra&#x0364;uen Diener &#x017F;eines Her&#xA75B;n dar&#x017F;tellen/ der weder<lb/>
durch Glu&#x0364;ck noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit &#x017F;ich abziehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;o hohes Ruhmes wirdig/ als<lb/>
wenig &#x017F;eines gleichen an Herrn Ho&#x0364;fen mo&#x0364;ge gefunden werden. Ko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">Mnata</hi> warnet durch &#x017F;einen Un-<lb/>
fal alle hohe Ha&#x0364;upter/ daß &#x017F;ie keinem Bedieneten zu gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt einra&#x0364;umen &#x017F;ollen/ damit &#x017F;ie nicht jhre<lb/>
Verderbens Schlang in jhrem eigenen Bu&#x017F;em na&#x0364;hren. Vor allen Dingen aber wird der <hi rendition="#fr">Le&#x017F;er</hi> gebehten/<lb/>
die Dar&#x017F;tellung der geilen <hi rendition="#fr">Statiren/</hi> und jhren gedoppelten Ehebruch ohn bo&#x0364;&#x017F;e Gedanken zu le&#x017F;en/ auch<lb/>
daneben <hi rendition="#fr">Kleons</hi> Unglu&#x0364;k zu beklagen/ welcher der Unkeu&#x017F;cheit vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht zugethan/ aus Furcht<lb/>
des Todes als ein Heyde/ in &#x017F;olches La&#x017F;ter eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in &#x017F;einer Frey-<lb/>
heit nicht allein vor &#x017F;ich meidet/ &#x017F;ondern auch die unzu&#x0364;chtige Statiren zur Bu&#x017F;&#x017F;e und Tugend leitet. <hi rendition="#fr">Vo-<lb/>
loge&#x017F;es</hi> der a&#x0364;lter/ und <hi rendition="#fr">Pakorus</hi> legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an &#x017F;einem Feinde loben/<lb/>
aber doch &#x017F;ich durchaus zu keiner Untra&#x0364;u oder Verra&#x0364;hterey wenden/ jedoch auch an &#x017F;einem eigenen Her-<lb/>
ren die Boßheit und Untugend ha&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;olche/ als viel mo&#x0364;glich/ hintertreiben und abwenden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Anderer Anfu&#x0364;hrungen/ deren die&#x017F;es Buch vol i&#x017F;t/ geliebter Ku&#x0364;rze halben zu ge&#x017F;chweigen/ weil der <hi rendition="#fr">Le&#x017F;er</hi><lb/>
in Verfolg die&#x017F;er Ge&#x017F;chichte &#x017F;ie ohn &#x017F;chwer wird anmerken ko&#x0364;nnen; wie dann die&#x017F;e Schrifft eigentlich<lb/>
zu dem Ende auffge&#x017F;etzt i&#x017F;t/ daß nebe&#x017F;t der Ergezligkeit man auch nu&#x0364;zlich mo&#x0364;ge erbauet werde&#x0303;; wobey man<lb/>
gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmi&#x017F;chen/ weil &#x017F;olche Verende-<lb/>
ru&#x0364;ng vielen annehmlich i&#x017F;t. Jedoch &#x017F;ol der <hi rendition="#fr">Le&#x017F;er</hi> hiemit Chri&#x017F;tlich vermahnet &#x017F;eyn/ die&#x017F;es Buch nicht<lb/>
derge&#x017F;telt zu le&#x017F;en/ daß er nur die weltlichen Begebni&#x017F;&#x017F;en zur &#x017F;inlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und<lb/>
die eingemi&#x017F;cheten gei&#x017F;tlichen Sachen vorbey gehen wolte; &#x017F;ondern vor allen Dingen die Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Unterrichtungen wol beobachte/ &#x017F;ie ins Herz &#x017F;chreibe/ und darnach &#x017F;ein Leben zurichten/ jhm la&#x017F;&#x017F;e angele-<lb/>
gen &#x017F;eyn/ in&#x017F;onderheit den zum Ende ge&#x017F;ezten Begrieff des algemeinen Chri&#x017F;tlichen Glaubens nach allen<lb/>
&#x017F;einen Stu&#x0364;cken recht fa&#x017F;&#x017F;e/ als welcher jhm zur Richt&#x017F;chnuhr &#x017F;eines Chri&#x017F;tentuhms dienen/ und die Er-<lb/>
ka&#x0364;ntnis der Chri&#x017F;tlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand &#x017F;ich gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en/ meinen wol-<lb/>
gemeynten Vor&#x017F;az zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchge&#x017F;etzete gei&#x017F;tliche Unterrichtungen zu verwerf-<lb/>
fen/ als ob &#x017F;ie von &#x017F;chlechter Wichtigkeit/ oder an ungeho&#x0364;rige Oerter eingeflochten wa&#x0364;hren/ der &#x017F;ol wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ daß ich jhn nicht als vom guten Gei&#x017F;t getrieben/ achten kan/ weil er ungu&#x0364;tlich mit mir u&#x0364;mgehet/ und<lb/>
meine gute Andacht (u&#x0364;ber welche ich den einigen Herzenku&#x0364;ndiger zum Zeugen ruffe) zu verargen &#x017F;uchet/<lb/>
die doch einig nur des Na&#x0364;he&#x017F;ten Be&#x017F;&#x017F;erung/ auch da&#x017F;elb&#x017F;t jhr la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et angelegen &#x017F;eyn/ und zwar zur himli-<lb/>
&#x017F;chen Seligkeit/ wo vor die&#x017F;em noch kein ander (als viel mir bewu&#x017F;t) &#x017F;ich darumb groß bemu&#x0364;het hat; und<lb/>
ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt b<supplied>e</supplied>fli&#x017F;&#x017F;en/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen<lb/>
Zeiten noch &#x017F;chlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende<lb/>
Herzen es zu le&#x017F;en nicht &#x017F;cheu tragen mo&#x0364;gen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un-<lb/>
gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher <hi rendition="#fr">Le&#x017F;er/</hi> wann ers &#x017F;elber nicht meynet/ zur gei&#x017F;tlichen<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;erung wird geru&#x0364;hret werde&#x0304;; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Vergnu&#x0364;gung &#x017F;eyn<lb/>
wird. Solten auch hohe Leute und Fu&#x0364;r&#x017F;ten Standes diß mein Buch zule&#x017F;en wirdigen/ wird jhnen viel-<lb/>
leicht ein ziemlicher Abriß vorge&#x017F;tellet &#x017F;eyn/ daher &#x017F;ie jhre gebu&#x0364;hrliche Vollkommenheit anzumercken/ und<lb/>
jhr Lobwu&#x0364;rdiges fortzu&#x017F;etzen/ das Un&#x017F;ta&#x0364;ndige aber abzulegen Anlaß nehmen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Zum &#x017F;chließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande die&#x017F;en <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tlichen Teut-<lb/>
&#x017F;chen Herkules</hi> in meiner Seele gebildet und außgebru&#x0364;tet/ wie dann ohn zweifel un&#x017F;er Teut&#x017F;chland<lb/>
mannichen tapffern Held und Fu&#x0364;r&#x017F;ten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteut&#x017F;chen N<supplied>e</supplied>id/<lb/>
und Mangel der Ge&#x017F;chicht Schreiber unterdru&#x0364;cket/ und der Verge&#x017F;&#x017F;enheit gewidmet hat. So haben auch<lb/>
die Bo&#x0364;hmen/ Gothen/ Schweden/ Da&#x0364;nen/ und andere Nordi&#x017F;che Vo&#x0364;lcker nicht lauter wilde Sa&#x0364;ue und<lb/>
Ba&#x0364;hren/ &#x017F;ondern mannichen trefflichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Ritter unter &#x017F;ich gehabt/ deren lo&#x0364;blichen Tahten den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">(o)</hi> ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Grie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[3/0025] an den Leſer. durch jhr Fuchsſchwaͤnzen und alles-gut heiſſen/ eines Fuͤrſten Leumut verderben und zunichte machen/ wann ſie demſelben das hoͤchſt-ſchaͤdliche quod libet licet, Thue was dir gefaͤlt/ einbilden/ und jhn be- reden/ ſein Wille ſey frey und von allen Geſetzen ungebunden/ ſo daß er nach Belieben machen moͤge; worauff nichts anders als Landesverderb/ und aller Tugend Untergang folgen kan; welches ob es ohn des Fuͤrſten ſelbſt eigene Gefahr und Schaden geſchehen moͤge/ wird Artabanus und Gobares ſchwe- rer Fall Zeugnis geben. Hingegen kan Agiß dir einen getraͤuen Diener ſeines Herꝛn darſtellen/ der weder durch Gluͤck noch Gefahr von redlicher Auffrichtigkeit ſich abziehen laͤſſet/ ſo hohes Ruhmes wirdig/ als wenig ſeines gleichen an Herrn Hoͤfen moͤge gefunden werden. Koͤnig Mnata warnet durch ſeinen Un- fal alle hohe Haͤupter/ daß ſie keinem Bedieneten zu groſſe Gewalt einraͤumen ſollen/ damit ſie nicht jhre Verderbens Schlang in jhrem eigenen Buſem naͤhren. Vor allen Dingen aber wird der Leſer gebehten/ die Darſtellung der geilen Statiren/ und jhren gedoppelten Ehebruch ohn boͤſe Gedanken zu leſen/ auch daneben Kleons Ungluͤk zu beklagen/ welcher der Unkeuſcheit vor ſich ſelbſt nicht zugethan/ aus Furcht des Todes als ein Heyde/ in ſolches Laſter eingewilliget/ welches er gleichwol nach gehends in ſeiner Frey- heit nicht allein vor ſich meidet/ ſondern auch die unzuͤchtige Statiren zur Buſſe und Tugend leitet. Vo- logeſes der aͤlter/ und Pakorus legen an den Tag/ daß man die Tugend auch an ſeinem Feinde loben/ aber doch ſich durchaus zu keiner Untraͤu oder Verraͤhterey wenden/ jedoch auch an ſeinem eigenen Her- ren die Boßheit und Untugend haſſen/ und ſolche/ als viel moͤglich/ hintertreiben und abwenden muͤſſe. Anderer Anfuͤhrungen/ deren dieſes Buch vol iſt/ geliebter Kuͤrze halben zu geſchweigen/ weil der Leſer in Verfolg dieſer Geſchichte ſie ohn ſchwer wird anmerken koͤnnen; wie dann dieſe Schrifft eigentlich zu dem Ende auffgeſetzt iſt/ daß nebeſt der Ergezligkeit man auch nuͤzlich moͤge erbauet werdẽ; wobey man gleichwol zu Zeiten einen und andern kurzweiligen Auffzug hat wollen einmiſchen/ weil ſolche Verende- ruͤng vielen annehmlich iſt. Jedoch ſol der Leſer hiemit Chriſtlich vermahnet ſeyn/ dieſes Buch nicht dergeſtelt zu leſen/ daß er nur die weltlichen Begebniſſen zur ſinlichen Ergezligkeit heraus nehmen/ und die eingemiſcheten geiſtlichen Sachen vorbey gehen wolte; ſondern vor allen Dingen die Chriſtlichen Unterrichtungen wol beobachte/ ſie ins Herz ſchreibe/ und darnach ſein Leben zurichten/ jhm laſſe angele- gen ſeyn/ inſonderheit den zum Ende geſezten Begrieff des algemeinen Chriſtlichen Glaubens nach allen ſeinen Stuͤcken recht faſſe/ als welcher jhm zur Richtſchnuhr ſeines Chriſtentuhms dienen/ und die Er- kaͤntnis der Chriſtlichen Lehre wol beybringen kan. Solte aber jemand ſich geluͤſten laſſen/ meinen wol- gemeynten Vorſaz zu tadeln/ und die in aller Einfalt durchgeſetzete geiſtliche Unterrichtungen zu verwerf- fen/ als ob ſie von ſchlechter Wichtigkeit/ oder an ungehoͤrige Oerter eingeflochten waͤhren/ der ſol wiſ- ſen/ daß ich jhn nicht als vom guten Geiſt getrieben/ achten kan/ weil er unguͤtlich mit mir uͤmgehet/ und meine gute Andacht (uͤber welche ich den einigen Herzenkuͤndiger zum Zeugen ruffe) zu verargen ſuchet/ die doch einig nur des Naͤheſten Beſſerung/ auch daſelbſt jhr laͤſſet angelegen ſeyn/ und zwar zur himli- ſchen Seligkeit/ wo vor dieſem noch kein ander (als viel mir bewuſt) ſich darumb groß bemuͤhet hat; und ich zu dem Ende mich der lieben Einfalt befliſſen/ auch keine Streitigkeiten der Lehre (als welche zu jenen Zeiten noch ſchlieffen) einmengen wollen/ auff daß auch die Ungelehrten es begreiffen/ und friedliebende Herzen es zu leſen nicht ſcheu tragen moͤgen; deßwegen wird Gott das Gedeyen geben/ wie ich der un- gezweifelten Hoffnung bin/ daß noch mannicher Leſer/ wann ers ſelber nicht meynet/ zur geiſtlichen Beſſerung wird geruͤhret werdē; welches zu erfahren/ dem Uhr Schreiber die groͤſſeſte Vergnuͤgung ſeyn wird. Solten auch hohe Leute und Fuͤrſten Standes diß mein Buch zuleſen wirdigen/ wird jhnen viel- leicht ein ziemlicher Abriß vorgeſtellet ſeyn/ daher ſie jhre gebuͤhrliche Vollkommenheit anzumercken/ und jhr Lobwuͤrdiges fortzuſetzen/ das Unſtaͤndige aber abzulegen Anlaß nehmen koͤnnen. Zum ſchließlichen Nachricht ahne ich/ daß die Liebe zu meinem Vaterlande dieſen Chriſtlichen Teut- ſchen Herkules in meiner Seele gebildet und außgebruͤtet/ wie dann ohn zweifel unſer Teutſchland mannichen tapffern Held und Fuͤrſten auch zu jenen Zeiten gezeuget/ deren Lob der Unteutſchen Neid/ und Mangel der Geſchicht Schreiber unterdruͤcket/ und der Vergeſſenheit gewidmet hat. So haben auch die Boͤhmen/ Gothen/ Schweden/ Daͤnen/ und andere Nordiſche Voͤlcker nicht lauter wilde Saͤue und Baͤhren/ ſondern mannichen trefflichen Fuͤrſten und Ritter unter ſich gehabt/ deren loͤblichen Tahten den Grie- (o) ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/25
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/25>, abgerufen am 27.11.2024.