Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
verschweigen/ was jhr alhie gesehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und
Lutter absonderlich zu sich/ und sagete: Wann ich an euer Träue zweiffel trüge/ würde ich
euch diese eingemachte kostbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein
Schreiben an seine Fr. Mutter/ dieses Inhalts:

Herzall erliebste Fr. Mutter; Ich euer gehorsamer Sohn Herkules/ füge Euer Gn. zu wissen/
was gestalt mein gnädiger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbjährigen Knecht-
schaft entrissen/ sondern so hoch begnadet/ daß ich in meinem vertriebenen Stande mehr Ehr und Gelder
erstritten/ als ich mir in Teutschland vermuhten seyn könte/ wie Zeiger dieses berichten wird. Was
ihre verteufelte Lügen Pfaffen von mir lästern/ wollen sie ja nicht gläuben/ sondern sich versichern/ daß
ich einem so heiligen und reinen Gott diene/ welcher durchaus keine üppigkeit und Unzucht/ oder was
dem anhanget/ dulden noch ungestraffet lassen kan. Bitte kindlich/ meinen allerliebsten/ wiewol/ als
ich vernehme/ ungnädigen Herrn Vater/ zugrüssen/ dessen abgeneigter Wille mich mehr als andere
Unlust schmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich überschicke ich sechs Reitpferde mit allem
Zubehör/ auch einen köstlichen Harnisch/ und nebest sechs Kleinoten 20000 Kronen gemünztes Goldes
zum Beutpfennige/ hoffe/ er werde all er Fürstlichen Tugend und der löblichen Ritterschafft eiferig
nachsetzen/ und sich durch falsche Verleumdungen von Brüderlicher Gewogenheit und Träue nicht ab-
wenden lassen. Was meiner herzlieben Frl. Schwester absonderlich versiegelt ist (dieses wahren
acht herliche Kleinot
) wird meine Gn. Frau Mutter derselben schon einliefern lassen. Befehle sie
hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht geträulich/ lebe auch und sterbe Ihr biß
an Gott gehorsamer Sohn Herkules.

Nach Einhändigung dieses Briefes stellete er jhm die Kleinot in einem ledernen
Beutel zu/ und wurden die Baarschafften auff die sechs Pferde gebunden/ mit erteiletem
gnugsamen Bericht/ wie es mit allem und jedem solte gehalten werden. Hernach ging er
mit Luttern auff sein Schlaffgemach/ und sagete zu ihm: Sihe da/ erinnere dich der Gna-
den/ die ich dir heut erzeige/ und reise nicht von Prag hinweg/ biß du dieses Schreiben samt
beygefügeten Sachen selbst/ und in möglicher Geheim dem Königlichen Fräulein daselbst/
zu sicheren Händen wirst gestellet haben/ als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer
Schwägerin zugeschicket wird; Was du aber zu liefern hast/ ist ein stoltzes Handpferd mit
köstlichem Zeuge/ eine Gutsche mit sechs Pferden/ (wahr die geschenkete blaue) und eine
verschlossene Lade auff derselben. Dieser versprach/ alles geträu und fleissig in acht zuneh-
men und zu bestellen. Darauff teileten Herkules und Ladisla unter den XXX ädelgebohrnen
21000 Kronen aus/ und den übrigen XXVI gen/ 7800 Kronen/ daß sie sich davon rüsten und
beritten machen solten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgerüstetes Pferd/
guten Ritterharnisch/ und noch 1500 Kronen über das vorige/ und als sie von Ladisla ein
Schreiben an seine Fr. Mutter empfangen hatten/ gingen sie in aller Eile fort.

Es wahr dieser der ander Tag/ an welchem unsere Helden der Städte Abgeordneten
zu Gaste hatten/ und sich gar frölich erzeigeten/ in sonderheit Herkules/ welcher viel und offt
an sein Fräulein gedenkend eine sonderliche Vergnügung spüren ließ/ und daher mit Frl.
Sibyllen so viel freundlicher umging; worüber Frl. Helena einen starken Eifer in ihrer
Seele empfand/ weil sie in der furcht stund/ sie würde von jener außgestochen werden; ja/
sagete sie in ihrem Herzen/ wer weiß/ was unter ihnen schon abgeredet ist/ oder sonst vor-
gangen/ weil er sie im freyen Felde allein gefunden/ und einen guten Weg mit sich geführet

hat;

Erſtes Buch.
verſchweigen/ was jhr alhie geſehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und
Lutter abſonderlich zu ſich/ und ſagete: Wann ich an euer Traͤue zweiffel truͤge/ wuͤrde ich
euch dieſe eingemachte koſtbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein
Schreiben an ſeine Fr. Mutter/ dieſes Inhalts:

Herzall erliebſte Fr. Mutter; Ich euer gehorſamer Sohn Herkules/ fuͤge Euer Gn. zu wiſſen/
was geſtalt mein gnaͤdiger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbjaͤhrigen Knecht-
ſchaft entriſſen/ ſondern ſo hoch begnadet/ daß ich in meinem vertriebenẽ Stande mehr Ehr und Gelder
erſtritten/ als ich mir in Teutſchland vermuhten ſeyn koͤnte/ wie Zeiger dieſes berichten wird. Was
ihre verteufelte Luͤgen Pfaffen von mir laͤſtern/ wollen ſie ja nicht glaͤuben/ ſondern ſich verſichern/ daß
ich einem ſo heiligen und reinen Gott diene/ welcher durchaus keine uͤppigkeit und Unzucht/ oder was
dem anhanget/ dulden noch ungeſtraffet laſſen kan. Bitte kindlich/ meinen allerliebſten/ wiewol/ als
ich vernehme/ ungnaͤdigen Herrn Vater/ zugruͤſſen/ deſſen abgeneigter Wille mich mehr als andere
Unluſt ſchmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich uͤberſchicke ich ſechs Reitpferde mit allem
Zubehoͤr/ auch einen koͤſtlichen Harniſch/ und nebeſt ſechs Kleinoten 20000 Kronen gemuͤnztes Goldes
zum Beutpfennige/ hoffe/ er werde all er Fuͤrſtlichen Tugend und der loͤblichen Ritterſchafft eiferig
nachſetzen/ und ſich durch falſche Verleumdungen von Bruͤderlicher Gewogenheit und Traͤue nicht ab-
wenden laſſen. Was meiner herzlieben Frl. Schweſter abſonderlich verſiegelt iſt (dieſes wahren
acht herliche Kleinot
) wird meine Gn. Frau Mutter derſelben ſchon einliefern laſſen. Befehle ſie
hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht getraͤulich/ lebe auch und ſterbe Ihr biß
an Gott gehorſamer Sohn Herkules.

Nach Einhaͤndigung dieſes Briefes ſtellete er jhm die Kleinot in einem ledernen
Beutel zu/ und wurden die Baarſchafftẽ auff die ſechs Pferde gebunden/ mit erteiletem
gnugſamen Bericht/ wie es mit allem und jedem ſolte gehalten werden. Hernach ging er
mit Luttern auff ſein Schlaffgemach/ und ſagete zu ihm: Sihe da/ erinnere dich der Gna-
den/ die ich dir heut erzeige/ uñ reiſe nicht von Prag hinweg/ biß du dieſes Schreiben ſamt
beygefuͤgeten Sachen ſelbſt/ uñ in moͤglicher Geheim dem Koͤniglichen Fraͤulein daſelbſt/
zu ſicheren Haͤnden wirſt geſtellet haben/ als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer
Schwaͤgerin zugeſchicket wird; Was du aber zu liefern haſt/ iſt ein ſtoltzes Handpferd mit
koͤſtlichem Zeuge/ eine Gutſche mit ſechs Pferden/ (wahr die geſchenkete blaue) und eine
verſchloſſene Lade auff derſelben. Dieſer verſprach/ alles getraͤu und fleiſſig in acht zuneh-
men und zu beſtellen. Darauff teileten Herkules und Ladiſla unter den XXX aͤdelgebohrnẽ
21000 Kronen aus/ und den uͤbrigen XXVI gen/ 7800 Kronen/ daß ſie ſich davon ruͤſten uñ
beritten machen ſolten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgeruͤſtetes Pfeꝛd/
guten Ritterharniſch/ und noch 1500 Kronen uͤber das vorige/ und als ſie von Ladiſla ein
Schreiben an ſeine Fr. Mutter empfangen hatten/ gingen ſie in aller Eile fort.

Es wahr dieſer der ander Tag/ an welchem unſere Helden der Staͤdte Abgeordnetẽ
zu Gaſte hatten/ und ſich gar fꝛoͤlich erzeigeten/ in ſonderheit Herkules/ welcher viel uñ offt
an ſein Fraͤulein gedenkend eine ſonderliche Vergnuͤgung ſpuͤren ließ/ und daher mit Frl.
Sibyllen ſo viel freundlicher umging; woruͤber Frl. Helena einen ſtarken Eifer in ihrer
Seele empfand/ weil ſie in der furcht ſtund/ ſie wuͤrde von jener außgeſtochen werden; ja/
ſagete ſie in ihrem Herzen/ wer weiß/ was unter ihnen ſchon abgeredet iſt/ oder ſonſt vor-
gangen/ weil er ſie im freyen Felde allein gefunden/ und einen guten Weg mit ſich gefuͤhret

hat;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0198" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;chweigen/ was jhr alhie ge&#x017F;ehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und<lb/>
Lutter ab&#x017F;onderlich zu &#x017F;ich/ und &#x017F;agete: Wann ich an euer Tra&#x0364;ue zweiffel tru&#x0364;ge/ wu&#x0364;rde ich<lb/>
euch die&#x017F;e eingemachte ko&#x017F;tbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein<lb/>
Schreiben an &#x017F;eine Fr. Mutter/ die&#x017F;es Inhalts:</p><lb/>
        <p>Herzall erlieb&#x017F;te Fr. Mutter; Ich euer gehor&#x017F;amer Sohn Herkules/ fu&#x0364;ge Euer Gn. zu wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
was ge&#x017F;talt mein gna&#x0364;diger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbja&#x0364;hrigen Knecht-<lb/>
&#x017F;chaft entri&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern &#x017F;o hoch begnadet/ daß ich in meinem vertriebene&#x0303; Stande mehr Ehr und Gelder<lb/>
er&#x017F;tritten/ als ich mir in Teut&#x017F;chland vermuhten &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ wie Zeiger die&#x017F;es berichten wird. Was<lb/>
ihre verteufelte Lu&#x0364;gen Pfaffen von mir la&#x0364;&#x017F;tern/ wollen &#x017F;ie ja nicht gla&#x0364;uben/ &#x017F;ondern &#x017F;ich ver&#x017F;ichern/ daß<lb/>
ich einem &#x017F;o heiligen und reinen Gott diene/ welcher durchaus keine u&#x0364;ppigkeit und Unzucht/ oder was<lb/>
dem anhanget/ dulden noch unge&#x017F;traffet la&#x017F;&#x017F;en kan. Bitte kindlich/ meinen allerlieb&#x017F;ten/ wiewol/ als<lb/>
ich vernehme/ ungna&#x0364;digen Herrn Vater/ zugru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ de&#x017F;&#x017F;en abgeneigter Wille mich mehr als andere<lb/>
Unlu&#x017F;t &#x017F;chmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich u&#x0364;ber&#x017F;chicke ich &#x017F;echs Reitpferde mit allem<lb/>
Zubeho&#x0364;r/ auch einen ko&#x0364;&#x017F;tlichen Harni&#x017F;ch/ und nebe&#x017F;t &#x017F;echs Kleinoten 20000 Kronen gemu&#x0364;nztes Goldes<lb/>
zum Beutpfennige/ hoffe/ er werde all er Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Tugend und der lo&#x0364;blichen Ritter&#x017F;chafft eiferig<lb/>
nach&#x017F;etzen/ und &#x017F;ich durch fal&#x017F;che Verleumdungen von Bru&#x0364;derlicher Gewogenheit und Tra&#x0364;ue nicht ab-<lb/>
wenden la&#x017F;&#x017F;en. Was meiner herzlieben Frl. Schwe&#x017F;ter ab&#x017F;onderlich ver&#x017F;iegelt i&#x017F;t (<hi rendition="#fr">die&#x017F;es wahren<lb/>
acht herliche Kleinot</hi>) wird meine Gn. Frau Mutter der&#x017F;elben &#x017F;chon einliefern la&#x017F;&#x017F;en. Befehle &#x017F;ie<lb/>
hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht getra&#x0364;ulich/ lebe auch und &#x017F;terbe Ihr biß<lb/>
an Gott gehor&#x017F;amer Sohn Herkules.</p><lb/>
        <p>Nach Einha&#x0364;ndigung die&#x017F;es Briefes &#x017F;tellete er jhm die Kleinot in einem ledernen<lb/>
Beutel zu/ und wurden die Baar&#x017F;chaffte&#x0303; auff die &#x017F;echs Pferde gebunden/ mit erteiletem<lb/>
gnug&#x017F;amen Bericht/ wie es mit allem und jedem &#x017F;olte gehalten werden. Hernach ging er<lb/>
mit Luttern auff &#x017F;ein Schlaffgemach/ und &#x017F;agete zu ihm: Sihe da/ erinnere dich der Gna-<lb/>
den/ die ich dir heut erzeige/ un&#x0303; rei&#x017F;e nicht von Prag hinweg/ biß du die&#x017F;es Schreiben &#x017F;amt<lb/>
beygefu&#x0364;geten Sachen &#x017F;elb&#x017F;t/ un&#x0303; in mo&#x0364;glicher Geheim dem Ko&#x0364;niglichen Fra&#x0364;ulein da&#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
zu &#x017F;icheren Ha&#x0364;nden wir&#x017F;t ge&#x017F;tellet haben/ als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer<lb/>
Schwa&#x0364;gerin zuge&#x017F;chicket wird; Was du aber zu liefern ha&#x017F;t/ i&#x017F;t ein &#x017F;toltzes Handpferd mit<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlichem Zeuge/ eine Gut&#x017F;che mit &#x017F;echs Pferden/ (wahr die ge&#x017F;chenkete blaue) und eine<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Lade auff der&#x017F;elben. Die&#x017F;er ver&#x017F;prach/ alles getra&#x0364;u und flei&#x017F;&#x017F;ig in acht zuneh-<lb/>
men und zu be&#x017F;tellen. Darauff teileten Herkules und Ladi&#x017F;la unter den <hi rendition="#aq">XXX</hi> a&#x0364;delgebohrne&#x0303;<lb/>
21000 Kronen aus/ und den u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">XXVI</hi> gen/ 7800 Kronen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich davon ru&#x0364;&#x017F;ten un&#x0303;<lb/>
beritten machen &#x017F;olten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgeru&#x0364;&#x017F;tetes Pfe&#xA75B;d/<lb/>
guten Ritterharni&#x017F;ch/ und noch 1500 Kronen u&#x0364;ber das vorige/ und als &#x017F;ie von Ladi&#x017F;la ein<lb/>
Schreiben an &#x017F;eine Fr. Mutter empfangen hatten/ gingen &#x017F;ie in aller Eile fort.</p><lb/>
        <p>Es wahr die&#x017F;er der ander Tag/ an welchem un&#x017F;ere Helden der Sta&#x0364;dte Abgeordnete&#x0303;<lb/>
zu Ga&#x017F;te hatten/ und &#x017F;ich gar f&#xA75B;o&#x0364;lich erzeigeten/ in &#x017F;onderheit Herkules/ welcher viel un&#x0303; offt<lb/>
an &#x017F;ein Fra&#x0364;ulein gedenkend eine &#x017F;onderliche Vergnu&#x0364;gung &#x017F;pu&#x0364;ren ließ/ und daher mit Frl.<lb/>
Sibyllen &#x017F;o viel freundlicher umging; woru&#x0364;ber Frl. Helena einen &#x017F;tarken Eifer in ihrer<lb/>
Seele empfand/ weil &#x017F;ie in der furcht &#x017F;tund/ &#x017F;ie wu&#x0364;rde von jener außge&#x017F;tochen werden; ja/<lb/>
&#x017F;agete &#x017F;ie in ihrem Herzen/ wer weiß/ was unter ihnen &#x017F;chon abgeredet i&#x017F;t/ oder &#x017F;on&#x017F;t vor-<lb/>
gangen/ weil er &#x017F;ie im freyen Felde allein gefunden/ und einen guten Weg mit &#x017F;ich gefu&#x0364;hret<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat;</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0198] Erſtes Buch. verſchweigen/ was jhr alhie geſehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und Lutter abſonderlich zu ſich/ und ſagete: Wann ich an euer Traͤue zweiffel truͤge/ wuͤrde ich euch dieſe eingemachte koſtbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein Schreiben an ſeine Fr. Mutter/ dieſes Inhalts: Herzall erliebſte Fr. Mutter; Ich euer gehorſamer Sohn Herkules/ fuͤge Euer Gn. zu wiſſen/ was geſtalt mein gnaͤdiger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbjaͤhrigen Knecht- ſchaft entriſſen/ ſondern ſo hoch begnadet/ daß ich in meinem vertriebenẽ Stande mehr Ehr und Gelder erſtritten/ als ich mir in Teutſchland vermuhten ſeyn koͤnte/ wie Zeiger dieſes berichten wird. Was ihre verteufelte Luͤgen Pfaffen von mir laͤſtern/ wollen ſie ja nicht glaͤuben/ ſondern ſich verſichern/ daß ich einem ſo heiligen und reinen Gott diene/ welcher durchaus keine uͤppigkeit und Unzucht/ oder was dem anhanget/ dulden noch ungeſtraffet laſſen kan. Bitte kindlich/ meinen allerliebſten/ wiewol/ als ich vernehme/ ungnaͤdigen Herrn Vater/ zugruͤſſen/ deſſen abgeneigter Wille mich mehr als andere Unluſt ſchmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich uͤberſchicke ich ſechs Reitpferde mit allem Zubehoͤr/ auch einen koͤſtlichen Harniſch/ und nebeſt ſechs Kleinoten 20000 Kronen gemuͤnztes Goldes zum Beutpfennige/ hoffe/ er werde all er Fuͤrſtlichen Tugend und der loͤblichen Ritterſchafft eiferig nachſetzen/ und ſich durch falſche Verleumdungen von Bruͤderlicher Gewogenheit und Traͤue nicht ab- wenden laſſen. Was meiner herzlieben Frl. Schweſter abſonderlich verſiegelt iſt (dieſes wahren acht herliche Kleinot) wird meine Gn. Frau Mutter derſelben ſchon einliefern laſſen. Befehle ſie hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht getraͤulich/ lebe auch und ſterbe Ihr biß an Gott gehorſamer Sohn Herkules. Nach Einhaͤndigung dieſes Briefes ſtellete er jhm die Kleinot in einem ledernen Beutel zu/ und wurden die Baarſchafftẽ auff die ſechs Pferde gebunden/ mit erteiletem gnugſamen Bericht/ wie es mit allem und jedem ſolte gehalten werden. Hernach ging er mit Luttern auff ſein Schlaffgemach/ und ſagete zu ihm: Sihe da/ erinnere dich der Gna- den/ die ich dir heut erzeige/ uñ reiſe nicht von Prag hinweg/ biß du dieſes Schreiben ſamt beygefuͤgeten Sachen ſelbſt/ uñ in moͤglicher Geheim dem Koͤniglichen Fraͤulein daſelbſt/ zu ſicheren Haͤnden wirſt geſtellet haben/ als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer Schwaͤgerin zugeſchicket wird; Was du aber zu liefern haſt/ iſt ein ſtoltzes Handpferd mit koͤſtlichem Zeuge/ eine Gutſche mit ſechs Pferden/ (wahr die geſchenkete blaue) und eine verſchloſſene Lade auff derſelben. Dieſer verſprach/ alles getraͤu und fleiſſig in acht zuneh- men und zu beſtellen. Darauff teileten Herkules und Ladiſla unter den XXX aͤdelgebohrnẽ 21000 Kronen aus/ und den uͤbrigen XXVI gen/ 7800 Kronen/ daß ſie ſich davon ruͤſten uñ beritten machen ſolten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgeruͤſtetes Pfeꝛd/ guten Ritterharniſch/ und noch 1500 Kronen uͤber das vorige/ und als ſie von Ladiſla ein Schreiben an ſeine Fr. Mutter empfangen hatten/ gingen ſie in aller Eile fort. Es wahr dieſer der ander Tag/ an welchem unſere Helden der Staͤdte Abgeordnetẽ zu Gaſte hatten/ und ſich gar fꝛoͤlich erzeigeten/ in ſonderheit Herkules/ welcher viel uñ offt an ſein Fraͤulein gedenkend eine ſonderliche Vergnuͤgung ſpuͤren ließ/ und daher mit Frl. Sibyllen ſo viel freundlicher umging; woruͤber Frl. Helena einen ſtarken Eifer in ihrer Seele empfand/ weil ſie in der furcht ſtund/ ſie wuͤrde von jener außgeſtochen werden; ja/ ſagete ſie in ihrem Herzen/ wer weiß/ was unter ihnen ſchon abgeredet iſt/ oder ſonſt vor- gangen/ weil er ſie im freyen Felde allein gefunden/ und einen guten Weg mit ſich gefuͤhret hat;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/198
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/198>, abgerufen am 11.10.2024.