Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Erstes Buch. verschweigen/ was jhr alhie gesehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich undLutter absonderlich zu sich/ und sagete: Wann ich an euer Träue zweiffel trüge/ würde ich euch diese eingemachte kostbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein Schreiben an seine Fr. Mutter/ dieses Inhalts: Herzall erliebste Fr. Mutter; Ich euer gehorsamer Sohn Herkules/ füge Euer Gn. zu wissen/ Nach Einhändigung dieses Briefes stellete er jhm die Kleinot in einem ledernen Es wahr dieser der ander Tag/ an welchem unsere Helden der Städte Abgeordneten hat;
Erſtes Buch. verſchweigen/ was jhr alhie geſehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich undLutter abſonderlich zu ſich/ und ſagete: Wann ich an euer Traͤue zweiffel truͤge/ wuͤrde ich euch dieſe eingemachte koſtbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein Schreiben an ſeine Fr. Mutter/ dieſes Inhalts: Herzall erliebſte Fr. Mutter; Ich euer gehorſamer Sohn Herkules/ fuͤge Euer Gn. zu wiſſen/ Nach Einhaͤndigung dieſes Briefes ſtellete er jhm die Kleinot in einem ledernen Es wahr dieſer der ander Tag/ an welchem unſere Helden der Staͤdte Abgeordnetẽ hat;
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Erſtes Buch.
verſchweigen/ was jhr alhie geſehen und erfahren habet. Hernach rief er Friederich und
Lutter abſonderlich zu ſich/ und ſagete: Wann ich an euer Traͤue zweiffel truͤge/ wuͤrde ich
euch dieſe eingemachte koſtbahre Kleinot nicht anvertrauen; gab hiemit Friedrichen ein
Schreiben an ſeine Fr. Mutter/ dieſes Inhalts:
Herzall erliebſte Fr. Mutter; Ich euer gehorſamer Sohn Herkules/ fuͤge Euer Gn. zu wiſſen/
was geſtalt mein gnaͤdiger allein wahrer Gott mich nicht allein meiner anderthalbjaͤhrigen Knecht-
ſchaft entriſſen/ ſondern ſo hoch begnadet/ daß ich in meinem vertriebenẽ Stande mehr Ehr und Gelder
erſtritten/ als ich mir in Teutſchland vermuhten ſeyn koͤnte/ wie Zeiger dieſes berichten wird. Was
ihre verteufelte Luͤgen Pfaffen von mir laͤſtern/ wollen ſie ja nicht glaͤuben/ ſondern ſich verſichern/ daß
ich einem ſo heiligen und reinen Gott diene/ welcher durchaus keine uͤppigkeit und Unzucht/ oder was
dem anhanget/ dulden noch ungeſtraffet laſſen kan. Bitte kindlich/ meinen allerliebſten/ wiewol/ als
ich vernehme/ ungnaͤdigen Herrn Vater/ zugruͤſſen/ deſſen abgeneigter Wille mich mehr als andere
Unluſt ſchmertzet; Meinem geliebeten Bruder Baldrich uͤberſchicke ich ſechs Reitpferde mit allem
Zubehoͤr/ auch einen koͤſtlichen Harniſch/ und nebeſt ſechs Kleinoten 20000 Kronen gemuͤnztes Goldes
zum Beutpfennige/ hoffe/ er werde all er Fuͤrſtlichen Tugend und der loͤblichen Ritterſchafft eiferig
nachſetzen/ und ſich durch falſche Verleumdungen von Bruͤderlicher Gewogenheit und Traͤue nicht ab-
wenden laſſen. Was meiner herzlieben Frl. Schweſter abſonderlich verſiegelt iſt (dieſes wahren
acht herliche Kleinot) wird meine Gn. Frau Mutter derſelben ſchon einliefern laſſen. Befehle ſie
hiermit alle meines wahren Gottes und Heylandes Obacht getraͤulich/ lebe auch und ſterbe Ihr biß
an Gott gehorſamer Sohn Herkules.
Nach Einhaͤndigung dieſes Briefes ſtellete er jhm die Kleinot in einem ledernen
Beutel zu/ und wurden die Baarſchafftẽ auff die ſechs Pferde gebunden/ mit erteiletem
gnugſamen Bericht/ wie es mit allem und jedem ſolte gehalten werden. Hernach ging er
mit Luttern auff ſein Schlaffgemach/ und ſagete zu ihm: Sihe da/ erinnere dich der Gna-
den/ die ich dir heut erzeige/ uñ reiſe nicht von Prag hinweg/ biß du dieſes Schreiben ſamt
beygefuͤgeten Sachen ſelbſt/ uñ in moͤglicher Geheim dem Koͤniglichen Fraͤulein daſelbſt/
zu ſicheren Haͤnden wirſt geſtellet haben/ als welches alles jhr von Fr. Sophien ihrer
Schwaͤgerin zugeſchicket wird; Was du aber zu liefern haſt/ iſt ein ſtoltzes Handpferd mit
koͤſtlichem Zeuge/ eine Gutſche mit ſechs Pferden/ (wahr die geſchenkete blaue) und eine
verſchloſſene Lade auff derſelben. Dieſer verſprach/ alles getraͤu und fleiſſig in acht zuneh-
men und zu beſtellen. Darauff teileten Herkules und Ladiſla unter den XXX aͤdelgebohrnẽ
21000 Kronen aus/ und den uͤbrigen XXVI gen/ 7800 Kronen/ daß ſie ſich davon ruͤſten uñ
beritten machen ſolten; aber Friedrich und Lutter bekahmen jeder ein wolgeruͤſtetes Pfeꝛd/
guten Ritterharniſch/ und noch 1500 Kronen uͤber das vorige/ und als ſie von Ladiſla ein
Schreiben an ſeine Fr. Mutter empfangen hatten/ gingen ſie in aller Eile fort.
Es wahr dieſer der ander Tag/ an welchem unſere Helden der Staͤdte Abgeordnetẽ
zu Gaſte hatten/ und ſich gar fꝛoͤlich erzeigeten/ in ſonderheit Herkules/ welcher viel uñ offt
an ſein Fraͤulein gedenkend eine ſonderliche Vergnuͤgung ſpuͤren ließ/ und daher mit Frl.
Sibyllen ſo viel freundlicher umging; woruͤber Frl. Helena einen ſtarken Eifer in ihrer
Seele empfand/ weil ſie in der furcht ſtund/ ſie wuͤrde von jener außgeſtochen werden; ja/
ſagete ſie in ihrem Herzen/ wer weiß/ was unter ihnen ſchon abgeredet iſt/ oder ſonſt vor-
gangen/ weil er ſie im freyen Felde allein gefunden/ und einen guten Weg mit ſich gefuͤhret
hat;
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