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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Stad voll Diener halte/ daß er nur unter die geringsten wil eingeschrieben seyn? O nein/
ich halte nicht/ daß sie jemahl einen einzigen in Bestallung genommen habe. Ich wider-
spreche diesem gar nicht/ antwortete er/ und merke dannoch mit freuden/ daß/ ob das Frauen-
zimmer gleich keine Diener bestellet/ sie doch geträue Dienste nicht ausschlagen/ die aus
gutem Herzen fliessen. Ein solches erfodert die Erbarkeit und unsere Notturfft/ die vieler
Hülffe und Beystandes benöhtiget ist/ sagte Fr. Sophia/ aber dannoch gläube ich nicht/
daß meine Frl. Schwester sich von vielen bedienen lasse. Sibylla wolte die angebohtene
Dienstwilligkeit selber beantworten/ und fing also an: Tapferer Herr Herkules/ seine mir
erzeigete Woltaht ist so beschaffen/ daß ich deren weniger als meiner selbst vergessen wer-
de/ ich auch keine andere Ursach habe/ als ihn an die seite meiner allernähesten Blutsver-
wanten hinbey zusetzen; dann weil Ehr und Leben in gleichem Gewicht hangen/ weiß ich
schon/ daß ich jhm nähst meinen Eltern verpflichtet bin. Er nam diese Antwort mit son-
derlicher Ehrerbietung auff/ und wünschete/ das Vermögen der Erkäntniß so hohes er-
bietens von Gott zuerlangen. In dem wurden sie zur Mahlzeit gefodert/ da im hingehen
Fr. Sophia jhre Wasen fragete/ wie jhr Herkules nach seiner Art und Leben gefiele; sie a-
ber seine freundliche Geberden/ artige Geschikligkeit und demühtige Reden so hoch rüh-
mete/ daß sie auch wünschete/ die Götter ihr einen solchen Bruder hätten gönnen mögen.

Diese und folgende Tage wurden mit fröligkeit zugebracht/ biß am sechsten nach be-
stürmung des Raubnestes sich der obgedachten dreyen Städte abgeordente angeben lies-
sen/ eine schöne Dank- und Lobrede an unsere Helden ablegeten/ und hernach bahten/ sie
möchten sich hochgünstig gefallen lassen mit ihnen in den Unter Plaz zugehen/ woselbst drey
treffliche Gutschen von Blauen/ Grünen und Purpur Sammet mit güldenen Borten
verbremet hielten/ und vor jeder acht muhtige Pferde in gleichem Zeuge/ wie die Gutschen/
bespannet wahren/ hinter denen hielten XXIV treffliche Reit Pferde mit köstlich gesticketen
Satteln und Silbern Gebiß/ deren jedes von zween freygegebenen Leibeigenen/ in Blau-
en/ Grünen/ und Purpur Sammet gekleidet/ geleitet ward; welches alles Herr Zezilius
Antenor im nahmen der zehn nachbar Städte also überliefferte: Hochberühmte Herren
und grosse Freunde/ Herr Herkules und Herr Ladisla; vorerwähneter Städte Raht und
Bürgerschafft haben sich gescheuhet/ mit blossen und leeren Worten die gebührliche Dank-
sagung/ wegen des zu störeten Raubnestes abzustatten; übersenden diese Gutschen/ Pfer-
de und LIV Teutsche Leibeigene freygekauffte Knechte/ mit dem was dabey mag gefunden
werden/ zum Zeichen ihrer Dankbegierigkeit/ unter der ungezweiffelten Zuversicht/ sie
werden solches von ihrer Hand gutwillig annehmen/ da ihnen zugleich alhie zu Padua/
Mantua und Ravenna eine Herren Wohnung sol erbauet/ und inwendig jahresfrist fertig
überlieffert werden/ mit diesem Anhange/ daß sie vor die höchsten Geschlechter dieser
Städte/ und nähesten Beysitzer des herschenden Bürgemeisters öffentlich erkläret/ und
außgeruffen werden sollen; auch/ so bald Römische Käyserl. Hocheit ihre weitere anord-
nung allergnädigst einkommen lassen wird/ werden die Städte ein mehres von ihnen als
hochgewogenen Herren zu bitten/ Kühnheit nehmen. Unsere Helden entsetzeten sich der
Liefferung nicht so viel/ als des angeheffteten Erbietens/ und gab ihnen Ladisla zur Ant-
wort; Hochansehnliche Herren; die gar zu starke Uberladung ihrer Freygebigkeit/ benimt

uns
V iij

Erſtes Buch.
Stad voll Diener halte/ daß er nur unter die geringſten wil eingeſchrieben ſeyn? O nein/
ich halte nicht/ daß ſie jemahl einen einzigen in Beſtallung genommen habe. Ich wider-
ſpreche dieſem gar nicht/ antwortete er/ uñ merke dañoch mit freuden/ daß/ ob das Frauen-
zimmer gleich keine Diener beſtellet/ ſie doch getraͤue Dienſte nicht ausſchlagen/ die aus
gutem Herzen flieſſen. Ein ſolches erfodert die Erbarkeit und unſere Notturfft/ die vieler
Huͤlffe und Beyſtandes benoͤhtiget iſt/ ſagte Fr. Sophia/ aber dannoch glaͤube ich nicht/
daß meine Frl. Schweſter ſich von vielen bedienen laſſe. Sibylla wolte die angebohtene
Dienſtwilligkeit ſelber beantworten/ und fing alſo an: Tapferer Herr Herkules/ ſeine mir
erzeigete Woltaht iſt ſo beſchaffen/ daß ich deren weniger als meiner ſelbſt vergeſſen wer-
de/ ich auch keine andere Urſach habe/ als ihn an die ſeite meiner allernaͤheſten Blutsver-
wanten hinbey zuſetzen; dann weil Ehr und Leben in gleichem Gewicht hangen/ weiß ich
ſchon/ daß ich jhm naͤhſt meinen Eltern verpflichtet bin. Er nam dieſe Antwort mit ſon-
derlicher Ehrerbietung auff/ und wuͤnſchete/ das Vermoͤgen der Erkaͤntniß ſo hohes er-
bietens von Gott zuerlangen. In dem wurden ſie zur Mahlzeit gefodert/ da im hingehen
Fr. Sophia jhre Waſen fragete/ wie jhr Herkules nach ſeiner Art und Leben gefiele; ſie a-
ber ſeine freundliche Geberden/ artige Geſchikligkeit und demuͤhtige Reden ſo hoch ruͤh-
mete/ daß ſie auch wuͤnſchete/ die Goͤtter ihr einen ſolchen Bruder haͤtten goͤnnen moͤgen.

Dieſe und folgende Tage wurden mit froͤligkeit zugebracht/ biß am ſechſten nach be-
ſtuͤrmung des Raubneſtes ſich der obgedachten dreyen Staͤdte abgeordente angeben lieſ-
ſen/ eine ſchoͤne Dank- und Lobrede an unſere Helden ablegeten/ und hernach bahten/ ſie
moͤchten ſich hochguͤnſtig gefallen laſſen mit ihnen in den Unter Plaz zugehen/ woſelbſt drey
treffliche Gutſchen von Blauen/ Gruͤnen und Purpur Sammet mit guͤldenen Borten
verbremet hielten/ und vor jeder acht muhtige Pferde in gleichem Zeuge/ wie die Gutſchẽ/
beſpannet wahren/ hinter denen hielten XXIV treffliche Reit Pferde mit koͤſtlich geſticketẽ
Satteln und Silbern Gebiß/ deren jedes von zween freygegebenen Leibeigenen/ in Blau-
en/ Gruͤnen/ und Purpur Sammet gekleidet/ geleitet ward; welches alles Herr Zezilius
Antenor im nahmen der zehn nachbar Staͤdte alſo uͤberliefferte: Hochberuͤhmte Herren
und groſſe Freunde/ Herr Herkules und Herr Ladiſla; vorerwaͤhneter Staͤdte Raht und
Buͤrgerſchafft haben ſich geſcheuhet/ mit bloſſen uñ leeren Worten die gebuͤhꝛliche Dank-
ſagung/ wegen des zu ſtoͤreten Raubneſtes abzuſtatten; uͤberſenden dieſe Gutſchen/ Pfer-
de und LIV Teutſche Leibeigene freygekauffte Knechte/ mit dem was dabey mag gefunden
werden/ zum Zeichen ihrer Dankbegierigkeit/ unter der ungezweiffelten Zuverſicht/ ſie
werden ſolches von ihrer Hand gutwillig annehmen/ da ihnen zugleich alhie zu Padua/
Mantua und Ravenna eine Herren Wohnung ſol erbauet/ und inwendig jahresfriſt fertig
uͤberlieffert werden/ mit dieſem Anhange/ daß ſie vor die hoͤchſten Geſchlechter dieſer
Staͤdte/ und naͤheſten Beyſitzer des herſchenden Buͤrgemeiſters oͤffentlich erklaͤret/ und
außgeruffen werden ſollen; auch/ ſo bald Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit ihre weitere anord-
nung allergnaͤdigſt einkommen laſſen wird/ werden die Staͤdte ein mehres von ihnen als
hochgewogenen Herren zu bitten/ Kuͤhnheit nehmen. Unſere Helden entſetzeten ſich der
Liefferung nicht ſo viel/ als des angeheffteten Erbietens/ und gab ihnen Ladiſla zur Ant-
wort; Hochanſehnliche Herren; die gar zu ſtarke Uberladung ihrer Freygebigkeit/ benimt

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/195>, abgerufen am 19.05.2024.