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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
Ja mein Herr/ antwortete Servilius; währe diese Höhle noch ein viertel Jahr verborgen
blieben/ würden 50000 Mann sich in einer Woche eingestellet/ und das Gewehr empfan-
gen haben; und werden eure Gefangene unter scharffer frage wol bekennen müssen/ was
vor ein Anschlag über ganz Italien gemacht worden. Der Stathalter foderte Dinten und
Papier/ schrieb einen Brieff nach Padua/ und begehrete an den Raht/ daß sie 1500 Mann
mit 200 oder mehr Wagen/ straks Angesichts herschicken solten/ und muste der eine un-
verwundete Reuter nach eingenommener gnugsamer Labung das Schreiben überbrin-
gen/ da Servilius ihm anleitung gab/ er würde im nähesten Dorffe ein Pferd in der Schen-
ke mit allem Zubehör finden/ das solte er nur im Namen Klaudius Bessus (welches ein
ertichteter Nahme währe) abfodern/ und auffs schnelleste fort reiten; Er aber ging mit un-
ser Geselschafft in der Höhle sudwarz/ öffnete ihnen eine grosse Kammer/ die mit seidenen
Waaren/ Purpur/ Silber und Güldenen Stücken dermassen erfüllet wahr/ daß man eine
kleine Messe damit hätte auffschlagen mögen. Sehet meine Herren/ sagte er/ hie werdet
ihr auff zwanzig Tonnen Goldes die allerköstlichsten Waaren finden/ die von allen Ecken
her zusammen geraubet und gestohlen sind. Das Frauenzimmer entsetzete sich über dieser
Menge/ aber Herkules befahl Servilius von den schönsten Sachen alles vierdoppelt auß-
zusuchen/ welches dem Frauenzimmer zur ersten Außbeute eingeliefert ward/ so daß ein je-
der seinem Gemahl/ Herkules aber Frl. Sibyllen solches einhändigte/ die sich dessen aller-
seits bedanketen. Hier machte sich nun der Alte abermahl an Herkules allein/ und sagte:
Mein Herr/ ich erachte das bißher gelieferte gnug zu seyn/ wobey eure Gesellen zu gleicher
Teilung gehen/ deßwegen/ da es euch geliebet/ so gehet mit mir unvermerket an einen Ort/
woselbst euer Glük vorbehalten wird. Er aber antwortete: Eure Gewogenheit/ mein
Freund/ habe ich gnug verspüret/ ist aber noch etwas übrig/ so lassets diese Herren zugleich
mit wissen; dann ich werde hinter ihnen her mir nichts zuwenden lassen. Mein Herr be-
denke sich/ sagte er; rieff die andern herzu/ und baht/ mit ihm Nordwerz zugehen/ und ihm
eine Tühr helffen zu öffnen/ welche mit acht dicken eisern Stäben verriegelt/ mit so viel star-
ken Mahl Schlössern verwahret/ und mit groben Brettern außwendig überzogen wahr/
daß kein Mensch sich daselbst eines Gemaches hätte können vermuhten seyn. Sie hatten
Mühe gnug/ dieselbe auffzumachen/ und da sie hinein traten/ funden sie zwölff mit grobem
Eisen beschlagene Kasten/ die mit gemünzetem Silber und Golde gefüllet waren/ und trug
dieser Schatz sechzig Tonnen Goldes auß; wobey Servilius berichtete/ daß vor zwölff
Wochen den Werbern zehn Tonnen Goldes zugestellet währen/ die anjezt in Teutschland/
Pannonien/ Gallien/ Spanien und Griechenland Reuter und Fußvolk bestelleten. O ihr
Götter/ rieff der Stathalter/ wie kan das Römische Reich euch vor diese gnädige Rettung
gnug danken/ oder diesen Helden gebührliche Vergeltung legen? Freylich gebühret den
Göttern Dank/ antwortete Ladisla/ aber unser Vermögen ist zu geringe/ daß man sich deß-
wegen umb einige Vergeltung bekümmern wolte. Ja meine Herren/ sagte der Stathal-
ter/ ich zweifele nicht/ Rom werde noch Leute vom Verstande haben/ davon wir dißmahl
weiters nicht reden wollen.

Nach dieser Besichtigung setzeten sie sich nieder zum Trunke/ hielten mannicherley
Unterredung von dem grausamen Vornehmen dieser Räuber/ und verfügete sich Servi-

lius

Erſtes Buch.
Ja mein Herr/ antwortete Servilius; waͤhre dieſe Hoͤhle noch ein viertel Jahr verborgen
blieben/ wuͤrden 50000 Mann ſich in einer Woche eingeſtellet/ und das Gewehr empfan-
gen haben; und werden eure Gefangene unter ſcharffer frage wol bekennen muͤſſen/ was
vor ein Anſchlag uͤber ganz Italien gemacht worden. Der Stathalter foderte Dinten und
Papier/ ſchrieb einen Brieff nach Padua/ und begehrete an den Raht/ daß ſie 1500 Mañ
mit 200 oder mehr Wagen/ ſtraks Angeſichts herſchicken ſolten/ und muſte der eine un-
verwundete Reuter nach eingenommener gnugſamer Labung das Schreiben uͤberbrin-
gen/ da Servilius ihm anleitung gab/ er würde im naͤheſtẽ Dorffe ein Pferd in der Schen-
ke mit allem Zubehoͤr finden/ das ſolte er nur im Namen Klaudius Beſſus (welches ein
ertichteter Nahme waͤhre) abfodern/ und auffs ſchnelleſte fort reiten; Er aber ging mit un-
ſer Geſelſchafft in der Hoͤhle ſudwarz/ oͤffnete ihnen eine groſſe Kammer/ die mit ſeidenen
Waaren/ Purpur/ Silber und Guͤldenen Stuͤcken dermaſſen erfuͤllet wahr/ daß man eine
kleine Meſſe damit haͤtte auffſchlagen moͤgen. Sehet meine Herren/ ſagte er/ hie werdet
ihr auff zwanzig Tonnen Goldes die allerkoͤſtlichſten Waaren finden/ die von allen Ecken
her zuſammen geraubet und geſtohlen ſind. Das Frauenzimmer entſetzete ſich uͤber dieſer
Menge/ aber Herkules befahl Servilius von den ſchoͤnſten Sachen alles vieꝛdoppelt auß-
zuſuchen/ welches dem Frauenzimmer zur erſten Außbeute eingeliefert ward/ ſo daß ein je-
der ſeinem Gemahl/ Herkules aber Frl. Sibyllen ſolches einhaͤndigte/ die ſich deſſen aller-
ſeits bedanketen. Hier machte ſich nun der Alte abermahl an Herkules allein/ und ſagte:
Mein Herr/ ich erachte das bißher gelieferte gnug zu ſeyn/ wobey eure Geſellen zu gleicher
Teilung gehen/ deßwegen/ da es euch geliebet/ ſo gehet mit mir unvermerket an einen Ort/
woſelbſt euer Gluͤk vorbehalten wird. Er aber antwortete: Eure Gewogenheit/ mein
Freund/ habe ich gnug verſpuͤret/ iſt aber noch etwas uͤbrig/ ſo laſſets dieſe Herren zugleich
mit wiſſen; dann ich werde hinter ihnen her mir nichts zuwenden laſſen. Mein Herr be-
denke ſich/ ſagte er; rieff die andern herzu/ und baht/ mit ihm Nordwerz zugehen/ und ihm
eine Tuͤhr helffen zu oͤffnen/ welche mit acht dicken eiſern Staͤben verriegelt/ mit ſo viel ſtaꝛ-
ken Mahl Schloͤſſern verwahret/ und mit groben Brettern außwendig uͤberzogen wahr/
daß kein Menſch ſich daſelbſt eines Gemaches haͤtte koͤnnen vermuhten ſeyn. Sie hatten
Muͤhe gnug/ dieſelbe auffzumachen/ und da ſie hinein traten/ funden ſie zwoͤlff mit grobem
Eiſen beſchlagene Kaſten/ die mit gemuͤnzetem Silber und Golde gefuͤllet waren/ und trug
dieſer Schatz ſechzig Tonnen Goldes auß; wobey Servilius berichtete/ daß vor zwoͤlff
Wochen den Werbern zehn Tonnen Goldes zugeſtellet waͤhren/ die anjezt in Teutſchland/
Pannonien/ Gallien/ Spanien und Griechenland Reuter und Fußvolk beſtelleten. O ihr
Goͤtter/ rieff der Stathalter/ wie kan das Roͤmiſche Reich euch vor dieſe gnaͤdige Rettung
gnug danken/ oder dieſen Helden gebuͤhrliche Vergeltung legen? Freylich gebuͤhret den
Goͤttern Dank/ antwortete Ladiſla/ aber unſer Vermoͤgen iſt zu geringe/ daß man ſich deß-
wegen umb einige Vergeltung bekuͤmmern wolte. Ja meine Herren/ ſagte der Stathal-
ter/ ich zweifele nicht/ Rom werde noch Leute vom Verſtande haben/ davon wir dißmahl
weiters nicht reden wollen.

Nach dieſer Beſichtigung ſetzeten ſie ſich nieder zum Trunke/ hielten mannicherley
Unterredung von dem grauſamen Vornehmen dieſer Raͤuber/ und verfuͤgete ſich Servi-

lius
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[142/0180] Erſtes Buch. Ja mein Herr/ antwortete Servilius; waͤhre dieſe Hoͤhle noch ein viertel Jahr verborgen blieben/ wuͤrden 50000 Mann ſich in einer Woche eingeſtellet/ und das Gewehr empfan- gen haben; und werden eure Gefangene unter ſcharffer frage wol bekennen muͤſſen/ was vor ein Anſchlag uͤber ganz Italien gemacht worden. Der Stathalter foderte Dinten und Papier/ ſchrieb einen Brieff nach Padua/ und begehrete an den Raht/ daß ſie 1500 Mañ mit 200 oder mehr Wagen/ ſtraks Angeſichts herſchicken ſolten/ und muſte der eine un- verwundete Reuter nach eingenommener gnugſamer Labung das Schreiben uͤberbrin- gen/ da Servilius ihm anleitung gab/ er würde im naͤheſtẽ Dorffe ein Pferd in der Schen- ke mit allem Zubehoͤr finden/ das ſolte er nur im Namen Klaudius Beſſus (welches ein ertichteter Nahme waͤhre) abfodern/ und auffs ſchnelleſte fort reiten; Er aber ging mit un- ſer Geſelſchafft in der Hoͤhle ſudwarz/ oͤffnete ihnen eine groſſe Kammer/ die mit ſeidenen Waaren/ Purpur/ Silber und Guͤldenen Stuͤcken dermaſſen erfuͤllet wahr/ daß man eine kleine Meſſe damit haͤtte auffſchlagen moͤgen. Sehet meine Herren/ ſagte er/ hie werdet ihr auff zwanzig Tonnen Goldes die allerkoͤſtlichſten Waaren finden/ die von allen Ecken her zuſammen geraubet und geſtohlen ſind. Das Frauenzimmer entſetzete ſich uͤber dieſer Menge/ aber Herkules befahl Servilius von den ſchoͤnſten Sachen alles vieꝛdoppelt auß- zuſuchen/ welches dem Frauenzimmer zur erſten Außbeute eingeliefert ward/ ſo daß ein je- der ſeinem Gemahl/ Herkules aber Frl. Sibyllen ſolches einhaͤndigte/ die ſich deſſen aller- ſeits bedanketen. Hier machte ſich nun der Alte abermahl an Herkules allein/ und ſagte: Mein Herr/ ich erachte das bißher gelieferte gnug zu ſeyn/ wobey eure Geſellen zu gleicher Teilung gehen/ deßwegen/ da es euch geliebet/ ſo gehet mit mir unvermerket an einen Ort/ woſelbſt euer Gluͤk vorbehalten wird. Er aber antwortete: Eure Gewogenheit/ mein Freund/ habe ich gnug verſpuͤret/ iſt aber noch etwas uͤbrig/ ſo laſſets dieſe Herren zugleich mit wiſſen; dann ich werde hinter ihnen her mir nichts zuwenden laſſen. Mein Herr be- denke ſich/ ſagte er; rieff die andern herzu/ und baht/ mit ihm Nordwerz zugehen/ und ihm eine Tuͤhr helffen zu oͤffnen/ welche mit acht dicken eiſern Staͤben verriegelt/ mit ſo viel ſtaꝛ- ken Mahl Schloͤſſern verwahret/ und mit groben Brettern außwendig uͤberzogen wahr/ daß kein Menſch ſich daſelbſt eines Gemaches haͤtte koͤnnen vermuhten ſeyn. Sie hatten Muͤhe gnug/ dieſelbe auffzumachen/ und da ſie hinein traten/ funden ſie zwoͤlff mit grobem Eiſen beſchlagene Kaſten/ die mit gemuͤnzetem Silber und Golde gefuͤllet waren/ und trug dieſer Schatz ſechzig Tonnen Goldes auß; wobey Servilius berichtete/ daß vor zwoͤlff Wochen den Werbern zehn Tonnen Goldes zugeſtellet waͤhren/ die anjezt in Teutſchland/ Pannonien/ Gallien/ Spanien und Griechenland Reuter und Fußvolk beſtelleten. O ihr Goͤtter/ rieff der Stathalter/ wie kan das Roͤmiſche Reich euch vor dieſe gnaͤdige Rettung gnug danken/ oder dieſen Helden gebuͤhrliche Vergeltung legen? Freylich gebuͤhret den Goͤttern Dank/ antwortete Ladiſla/ aber unſer Vermoͤgen iſt zu geringe/ daß man ſich deß- wegen umb einige Vergeltung bekuͤmmern wolte. Ja meine Herren/ ſagte der Stathal- ter/ ich zweifele nicht/ Rom werde noch Leute vom Verſtande haben/ davon wir dißmahl weiters nicht reden wollen. Nach dieſer Beſichtigung ſetzeten ſie ſich nieder zum Trunke/ hielten mannicherley Unterredung von dem grauſamen Vornehmen dieſer Raͤuber/ und verfuͤgete ſich Servi- lius

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/180>, abgerufen am 05.10.2024.