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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
lius zu Frl. Sibyllen/ zu ihr sagend: Gn. Fräulein/ wo ich nicht irre/ so ist der junge Herr
entweder ihr naher Anverwanter/ oder ihr liebster/ dem ich gerne ein Glük vor andern gön-
nen möchte/ aber bißher solches von ihm nicht erhalten können/ daß ers annehme; seid
demnach gebehten/ und beredet ihn hierzu/ welches ohn zweiffel zu eurem besten mit gerei-
chen wird. Frl. Sibylla antwortete ihm schamhafftig; es währe dieser Herr zwar ihr gu-
ter Freund von gestern her/ aber nicht weiters/ jedoch wolte sie sein Begehren durch ande-
re versuchen; ging zu Fr. Sophien/ und taht es ihr zu wissen. Dieselbe nun baht Herku-
les in Ladislaen Gegenwart/ er möchte sich dessen ferner nicht wegern/ damit kein Schaz
untergeschlagen würde; zu geschweigen/ daß sie als die einige wahre Uhrheber dieses fast
ungläublichen Sieges/ der Beute von rechts wegen zu geniessen hätten. Er aber ent-
schuldigte sich/ um Geizes Verdacht zu meiden/ wolte auch nicht antworten/ biß der Stat-
halter und sein Sohn zuvor Wissenschafft drumb hätten. Hernach ging er hin zu Servi-
lius/ und sagte; Alter/ ihr habt euch wol vorzusehen/ daß ihr ja durch aus kein verborgenes
oder beygelegtes verschweiget/ unter der Hoffnung/ ihr wollet solches schier heut oder
Morgen nachhohlen; dann ich versichere euch/ daß nicht allein dieses Raubnest erstes ta-
ges aus dem Grunde verstöret/ und ihr nicht wieder hieher gelassen werden sollet; sondern
da sich ichtwas finden wird/ dürffte euch solches zu grosser Gefahr gereichen/ welches mir
dann euret wegen Leid seyn würde/ und ich euch doch im geringsten nicht retten könte. Gn.
Herr/ antwortete er/ diese Rechnung habe ich mir leicht zu machen/ und müste meiner Sin-
nen wol beraubet seyn/ wann ich etwas zuverhehlen mich unterstünde; sondern ich suche
Gelegenheit/ daß annoch ungemeldete euer Gn. absonderlich einzuhändigen. Euer Wil-
le mag wol gut seyn/ sagte Herkules/ mir aber ist er nicht angenehm/ weil ich nichts in die-
ser Welt habe/ welches ich mit diesen meinen Freunden nicht gerne teilen wolte. So mag
ich euch/ sagte Servilius/ in diesem Stücke mit unsern gewesenen dreyen Fürsten/ Orge-
torix/ und den beyden/ so im Ritterharnische gestritten/ wol vergleichen; massen dieselben
ihres dinges so einig wahren/ daß keiner vor dem andern Gewalt/ Reichtuhm oder Ehre
begehrete/ sondern alles gemein hatten/ auch vor einen Mann stunden. Aber doch folgen ih-
re Gn. mir allein/ bitte ich sehr/ ob nicht ein oder etliche Stücke seyn möchten/ die er zu sich
nehmen/ und einem guten Freunde oder Freundin zum Beutpfennige liefern könte. Gin-
gen also beyde hin/ öffneten ein verborgenes Tührlein/ welches außwendig mit Brettern
wunderlich vermacht wahr/ daß kein Mensch dessen inne werden mögen. Sehet/ sagte
Servilius/ heut lebet kein Mensch als ich/ der dieses heimliche Gemach weiß; Ja unsere
drey Fürsten und ich haben nur Wissenschafft darumb gehabt; führete ihn hinein/ und zei-
gete ihm zwanzig Laden/ mit Kleinoten so reichlich außgefüllet daß ein König zu diesen zei-
ten es nicht würde bezahlen können/ und fuhr er in seiner Rede also fort: Hier liefere meinen
Herrn ich vorerst die gemeinen Kleinot/ vor Ritmeistere/ Häuptleute und Fähndriche hin-
gelegt/ als 680 par Armbänder/ jedes par zu 140 Kronen am Wert; gleich so viel Halß-
ketten/ jede von 125 Kronen; und so viel Ringe/ jeder zu 60 Kronen; auch 680 Kleinot auf
dem Hute zu tragen/ jedes von 150 Kronen. Dabey liefere ich vor ihre Weiber dergleichen
Sachen/ in eben der Zahl und dem Wert. Welches alles sechs Tonnen Goldes und 46000
Kronen außträget. Vors ander vor XII Obristen zu Roß/ deren jeder 1000 Reuter; und

vor

Erſtes Buch.
lius zu Frl. Sibyllen/ zu ihr ſagend: Gn. Fraͤulein/ wo ich nicht irre/ ſo iſt der junge Herr
entweder ihr naher Anverwanter/ oder ihr liebſter/ dem ich gerne ein Gluͤk vor andern goͤn-
nen moͤchte/ aber bißher ſolches von ihm nicht erhalten koͤnnen/ daß ers annehme; ſeid
demnach gebehten/ und beredet ihn hierzu/ welches ohn zweiffel zu eurem beſten mit gerei-
chen wird. Frl. Sibylla antwortete ihm ſchamhafftig; es waͤhre dieſer Herr zwar ihr gu-
ter Freund von geſtern her/ aber nicht weiters/ jedoch wolte ſie ſein Begehren durch ande-
re verſuchen; ging zu Fr. Sophien/ und taht es ihr zu wiſſen. Dieſelbe nun baht Herku-
les in Ladiſlaen Gegenwart/ er moͤchte ſich deſſen ferner nicht wegern/ damit kein Schaz
untergeſchlagen wuͤrde; zu geſchweigen/ daß ſie als die einige wahre Uhrheber dieſes faſt
unglaͤublichen Sieges/ der Beute von rechts wegen zu genieſſen haͤtten. Er aber ent-
ſchuldigte ſich/ um Geizes Verdacht zu meiden/ wolte auch nicht antwortẽ/ biß der Stat-
halter und ſein Sohn zuvor Wiſſenſchafft drumb haͤtten. Hernach ging er hin zu Servi-
lius/ und ſagte; Alter/ ihr habt euch wol vorzuſehen/ daß ihr ja durch aus kein verborgenes
oder beygelegtes verſchweiget/ unter der Hoffnung/ ihr wollet ſolches ſchier heut oder
Morgen nachhohlen; dann ich verſichere euch/ daß nicht allein dieſes Raubneſt erſtes ta-
ges aus dem Grunde verſtoͤret/ und ihr nicht wieder hieher gelaſſen werden ſollet; ſondern
da ſich ichtwas finden wird/ duͤrffte euch ſolches zu groſſer Gefahr gereichen/ welches mir
dann euret wegen Leid ſeyn wuͤrde/ und ich euch doch im geringſten nicht retten koͤnte. Gn.
Herr/ antwortete er/ dieſe Rechnung habe ich mir leicht zu machen/ uñ muͤſte meiner Sin-
nen wol beraubet ſeyn/ wann ich etwas zuverhehlen mich unterſtuͤnde; ſondern ich ſuche
Gelegenheit/ daß annoch ungemeldete euer Gn. abſonderlich einzuhaͤndigen. Euer Wil-
le mag wol gut ſeyn/ ſagte Herkules/ mir aber iſt er nicht angenehm/ weil ich nichts in die-
ſer Welt habe/ welches ich mit dieſen meinen Freunden nicht gerne teilen wolte. So mag
ich euch/ ſagte Servilius/ in dieſem Stuͤcke mit unſern geweſenen dreyen Fuͤrſten/ Orge-
torix/ und den beyden/ ſo im Ritterharniſche geſtritten/ wol vergleichen; maſſen dieſelben
ihres dinges ſo einig wahren/ daß keiner vor dem andern Gewalt/ Reichtuhm oder Ehre
begehrete/ ſondern alles gemein hatten/ auch vor einen Mann ſtunden. Aber doch folgen ih-
re Gn. mir allein/ bitte ich ſehr/ ob nicht ein oder etliche Stuͤcke ſeyn moͤchten/ die er zu ſich
nehmen/ und einem guten Freunde oder Freundin zum Beutpfennige liefern koͤnte. Gin-
gen alſo beyde hin/ oͤffneten ein verborgenes Tuͤhrlein/ welches außwendig mit Brettern
wunderlich vermacht wahr/ daß kein Menſch deſſen inne werden moͤgen. Sehet/ ſagte
Servilius/ heut lebet kein Menſch als ich/ der dieſes heimliche Gemach weiß; Ja unſere
drey Fuͤrſten und ich haben nur Wiſſenſchafft darumb gehabt; fuͤhrete ihn hinein/ uñ zei-
gete ihm zwanzig Laden/ mit Kleinoten ſo reichlich außgefuͤllet daß ein Koͤnig zu dieſen zei-
ten es nicht wuͤrde bezahlen koͤnnen/ und fuhr er in ſeiner Rede alſo fort: Hier liefere meinẽ
Herrn ich vorerſt die gemeinen Kleinot/ vor Ritmeiſtere/ Haͤuptleute uñ Faͤhndriche hin-
gelegt/ als 680 par Armbaͤnder/ jedes par zu 140 Kronen am Wert; gleich ſo viel Halß-
ketten/ jede von 125 Kronen; und ſo viel Ringe/ jeder zu 60 Kronen; auch 680 Kleinot auf
dem Hute zu tragen/ jedes von 150 Kronen. Dabey liefere ich vor ihre Weiber dergleichen
Sachen/ in eben der Zahl und dem Wert. Welches alles ſechs Toñen Goldes uñ 46000
Kronen außtraͤget. Vors ander vor XII Obriſten zu Roß/ deren jeder 1000 Reuter; und

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[143/0181] Erſtes Buch. lius zu Frl. Sibyllen/ zu ihr ſagend: Gn. Fraͤulein/ wo ich nicht irre/ ſo iſt der junge Herr entweder ihr naher Anverwanter/ oder ihr liebſter/ dem ich gerne ein Gluͤk vor andern goͤn- nen moͤchte/ aber bißher ſolches von ihm nicht erhalten koͤnnen/ daß ers annehme; ſeid demnach gebehten/ und beredet ihn hierzu/ welches ohn zweiffel zu eurem beſten mit gerei- chen wird. Frl. Sibylla antwortete ihm ſchamhafftig; es waͤhre dieſer Herr zwar ihr gu- ter Freund von geſtern her/ aber nicht weiters/ jedoch wolte ſie ſein Begehren durch ande- re verſuchen; ging zu Fr. Sophien/ und taht es ihr zu wiſſen. Dieſelbe nun baht Herku- les in Ladiſlaen Gegenwart/ er moͤchte ſich deſſen ferner nicht wegern/ damit kein Schaz untergeſchlagen wuͤrde; zu geſchweigen/ daß ſie als die einige wahre Uhrheber dieſes faſt unglaͤublichen Sieges/ der Beute von rechts wegen zu genieſſen haͤtten. Er aber ent- ſchuldigte ſich/ um Geizes Verdacht zu meiden/ wolte auch nicht antwortẽ/ biß der Stat- halter und ſein Sohn zuvor Wiſſenſchafft drumb haͤtten. Hernach ging er hin zu Servi- lius/ und ſagte; Alter/ ihr habt euch wol vorzuſehen/ daß ihr ja durch aus kein verborgenes oder beygelegtes verſchweiget/ unter der Hoffnung/ ihr wollet ſolches ſchier heut oder Morgen nachhohlen; dann ich verſichere euch/ daß nicht allein dieſes Raubneſt erſtes ta- ges aus dem Grunde verſtoͤret/ und ihr nicht wieder hieher gelaſſen werden ſollet; ſondern da ſich ichtwas finden wird/ duͤrffte euch ſolches zu groſſer Gefahr gereichen/ welches mir dann euret wegen Leid ſeyn wuͤrde/ und ich euch doch im geringſten nicht retten koͤnte. Gn. Herr/ antwortete er/ dieſe Rechnung habe ich mir leicht zu machen/ uñ muͤſte meiner Sin- nen wol beraubet ſeyn/ wann ich etwas zuverhehlen mich unterſtuͤnde; ſondern ich ſuche Gelegenheit/ daß annoch ungemeldete euer Gn. abſonderlich einzuhaͤndigen. Euer Wil- le mag wol gut ſeyn/ ſagte Herkules/ mir aber iſt er nicht angenehm/ weil ich nichts in die- ſer Welt habe/ welches ich mit dieſen meinen Freunden nicht gerne teilen wolte. So mag ich euch/ ſagte Servilius/ in dieſem Stuͤcke mit unſern geweſenen dreyen Fuͤrſten/ Orge- torix/ und den beyden/ ſo im Ritterharniſche geſtritten/ wol vergleichen; maſſen dieſelben ihres dinges ſo einig wahren/ daß keiner vor dem andern Gewalt/ Reichtuhm oder Ehre begehrete/ ſondern alles gemein hatten/ auch vor einen Mann ſtunden. Aber doch folgen ih- re Gn. mir allein/ bitte ich ſehr/ ob nicht ein oder etliche Stuͤcke ſeyn moͤchten/ die er zu ſich nehmen/ und einem guten Freunde oder Freundin zum Beutpfennige liefern koͤnte. Gin- gen alſo beyde hin/ oͤffneten ein verborgenes Tuͤhrlein/ welches außwendig mit Brettern wunderlich vermacht wahr/ daß kein Menſch deſſen inne werden moͤgen. Sehet/ ſagte Servilius/ heut lebet kein Menſch als ich/ der dieſes heimliche Gemach weiß; Ja unſere drey Fuͤrſten und ich haben nur Wiſſenſchafft darumb gehabt; fuͤhrete ihn hinein/ uñ zei- gete ihm zwanzig Laden/ mit Kleinoten ſo reichlich außgefuͤllet daß ein Koͤnig zu dieſen zei- ten es nicht wuͤrde bezahlen koͤnnen/ und fuhr er in ſeiner Rede alſo fort: Hier liefere meinẽ Herrn ich vorerſt die gemeinen Kleinot/ vor Ritmeiſtere/ Haͤuptleute uñ Faͤhndriche hin- gelegt/ als 680 par Armbaͤnder/ jedes par zu 140 Kronen am Wert; gleich ſo viel Halß- ketten/ jede von 125 Kronen; und ſo viel Ringe/ jeder zu 60 Kronen; auch 680 Kleinot auf dem Hute zu tragen/ jedes von 150 Kronen. Dabey liefere ich vor ihre Weiber dergleichen Sachen/ in eben der Zahl und dem Wert. Welches alles ſechs Toñen Goldes uñ 46000 Kronen außtraͤget. Vors ander vor XII Obriſten zu Roß/ deren jeder 1000 Reuter; und vor

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/181>, abgerufen am 21.12.2024.