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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
außdrüklich zu dem Ende auff diese Reise begeben/ daß ich meiner Frl. Schwester bey ih-
rem Hochzeitfest möge auffwärtig und bedienet seyn. Hier bekam nun Herkules grosse
Reue/ seiner ertichteten Anmuhtung/ küssete ihr die Hand und sagete: Durchleuchtiges
Fräulein/ ist dann Fr. Sophia Fabia ihre so nahe Anverwantin? Ja mein Herr/ antwor-
tete sie; Wir sind zweer Brüder Kinder/ und ist mein Nahme Sibylla Fabia. Hochge-
bohrnes Fräulein/ sagte hierauff Herkules: Der wahre Gott Himmels und Erden ist mein
Zeuge/ daß Zeit meines Lebens ich keinem einigen Weibsbilde Ungebühr zugemuhtet/ auch
gegen ihre Durchl. dessen im allergeringsten nicht gesinnet bin/ sondern meine Reden sind
eines teils zum Scherze/ andern teils dahin gemeinet/ daß weil ich lebe/ ich euer Vortreflig-
keit ergebener Knecht und Diener seyn und bleiben wil; und ist mir herzlich leid/ daß sie
meine Worte ungleich auffgenommen/ oder wegen dieses Abweges Argwohn gefasset hat/
welchen ich aber bloß/ der Gefahr zuentgehen/ und sie in Sicherheit zu angenehmer Ge-
selschaft hinzuführen/ vorgenommen habe/ weil ich befürchte/ des erschlagenen Miträuber
dürfften dem gemeinen Wege bald folgen; weil ich mich auch unwirdig erkenne/ ein so
hohes Fräulein vor mir auff dem Pferde zu führen/ wil ich willig absteigen/ und neben ihr
zu fusse herlauffen. Ach nein/ mein Herr/ antwortete sie; so währe ich das unhöflichste Wei-
besbild/ wann ich meinen Erlöser vom Pferde stossen/ und an seine stelle mich drauff setzen
würde. Ich bedanke mich aber von herzen vor das hoheerbieten/ vernehme daher sein ehr-
liebendes Gemüht/ welches ich weit höher als seine Tapfferkeit schätze/ und ich die meinen
auch dahin vermahnen wil/ ihm alle mögliche Dankbarkeit zu erzeigen. Aber mein Herr/
vielleicht ist er selbst deren einer/ die meine Fr. Schwester von den Räubern erlöset haben.
Ich bin meiner Fräulein/ wie auch ihrer Fr. Schwester stets ergebener Knecht/ antwor-
tete er; und jenes Gebäu/ welches dort vor uns liget/ ist der ort/ woselbst mein Frl. in Gesel-
schaft eines hochädlen Frauenzimmers zur Nachtherberge großgünstig vorlieb nehmen wird.

Frr. Ursul und Sophia gingen haussen vor dem Vorwerke/ umb zu sehen/ ob Her-
kules mit dem fremden Fräulein/ wovon ihnen Klodius gesagt hatte/ bald kommen würde;
Und als sie ihn von ferne erblicketen/ lieffen sie ihm frölich entgegen/ da ihm Fr. Sophia
zurieff: Mein Herr Bruder/ Herr Herkules/ was vor ein schönes zahmes habt ihr ge-
fangen/ und seid nur dem Wilde nach geritten? Das Fräulein erkennete alsbald ihre Stim-
me/ und sagte zu Herkules: Ach mein Herr/ warumb hat er sich mir nicht wollen zuerken-
nen geben/ daß ich ihm die gebührliche Ehre geleistet hätte/ nachdem sein hochberümter
Nahme aus meiner Fr. Schwester Schreiben mir wolbekant ist? Er aber stieg vom Pfer-
de/ und huhb sie herab/ über welche die beyde Frauen sich zum höchsten verwunderten/ sie
freundlich umbfingen/ und zu ihr sageten: O Herzen Schwesterchen/ wie sehen wir euch
so unvermuhtlich/ und ohn Geselschafft? diese antwortete: Sie währe vor wenig stunden
von dem schnöden Silvan geraubet/ hätte auch ohn zweiffel Ehr und Leben einbüssen müs-
sen/ wann dieser tapffere Ritter und Herr sie nicht errettet und den Räuber erschlagen
hätte. Worauff Fr. Sophia sagte: Muß dann Herr Herkules den Fabier Töchtern zum
Heyl und ihrer ehren Rettung gebohren seyn? O wie hoch ist ihm Herr M. Fabius hier-
umb verbunden/ weiler nur dieses einige Kind hat/ durch deren Verlust alle seine Freude
zugleich mit würde verschwunden seyn. Herkules antwortete; seine schlechte Dienste wäh-

ren

Erſtes Buch.
außdruͤklich zu dem Ende auff dieſe Reiſe begeben/ daß ich meiner Frl. Schweſter bey ih-
rem Hochzeitfeſt moͤge auffwaͤrtig und bedienet ſeyn. Hier bekam nun Herkules groſſe
Reue/ ſeiner ertichteten Anmuhtung/ kuͤſſete ihr die Hand und ſagete: Durchleuchtiges
Fraͤulein/ iſt dann Fr. Sophia Fabia ihre ſo nahe Anverwantin? Ja mein Herr/ antwor-
tete ſie; Wir ſind zweer Bruͤder Kinder/ und iſt mein Nahme Sibylla Fabia. Hochge-
bohrnes Fraͤulein/ ſagte hierauff Herkules: Der wahre Gott Him̃els und Erden iſt mein
Zeuge/ daß Zeit meines Lebens ich keinem einigen Weibsbilde Ungebuͤhr zugemuhtet/ auch
gegen ihre Durchl. deſſen im allergeringſten nicht geſinnet bin/ ſondern meine Reden ſind
eines teils zum Scherze/ andern teils dahin gemeinet/ daß weil ich lebe/ ich euer Vortreflig-
keit ergebener Knecht und Diener ſeyn und bleiben wil; und iſt mir herzlich leid/ daß ſie
meine Worte ungleich auffgenommen/ oder wegen dieſes Abweges Argwohn gefaſſet hat/
welchen ich aber bloß/ der Gefahr zuentgehen/ und ſie in Sicherheit zu angenehmer Ge-
ſelſchaft hinzufuͤhren/ vorgenommen habe/ weil ich befuͤrchte/ des erſchlagenen Mitraͤuber
duͤrfften dem gemeinen Wege bald folgen; weil ich mich auch unwirdig erkenne/ ein ſo
hohes Fraͤulein vor mir auff dem Pferde zu fuͤhren/ wil ich willig abſteigen/ und neben ihr
zu fuſſe herlauffen. Ach nein/ mein Herr/ antwortete ſie; ſo waͤhre ich das unhoͤflichſte Wei-
besbild/ wann ich meinen Erloͤſer vom Pferde ſtoſſen/ und an ſeine ſtelle mich drauff ſetzen
wuͤrde. Ich bedanke mich aber von herzen vor das hoheerbieten/ vernehme daher ſein ehr-
liebendes Gemuͤht/ welches ich weit hoͤher als ſeine Tapfferkeit ſchaͤtze/ und ich die meinen
auch dahin vermahnen wil/ ihm alle moͤgliche Dankbarkeit zu erzeigen. Aber mein Herr/
vielleicht iſt er ſelbſt deren einer/ die meine Fr. Schweſter von den Raͤubern erloͤſet habẽ.
Ich bin meiner Fraͤulein/ wie auch ihrer Fr. Schweſter ſtets ergebener Knecht/ antwor-
tete er; uñ jenes Gebaͤu/ welches dort vor uns liget/ iſt der ort/ woſelbſt mein Frl. in Geſel-
ſchaft eines hochaͤdlen Frauenzim̃ers zur Nachtherberge großguͤnſtig vorlieb nehmẽ wird.

Frr. Urſul und Sophia gingen hauſſen vor dem Vorwerke/ umb zu ſehen/ ob Her-
kules mit dem fremden Fraͤulein/ wovon ihnen Klodius geſagt hatte/ bald kommen wuͤrde;
Und als ſie ihn von ferne erblicketen/ lieffen ſie ihm froͤlich entgegen/ da ihm Fr. Sophia
zurieff: Mein Herr Bruder/ Herr Herkules/ was vor ein ſchoͤnes zahmes habt ihr ge-
fangen/ und ſeid nur dem Wilde nach gerittẽ? Das Fraͤulein erkeñete alsbald ihre Stim-
me/ und ſagte zu Herkules: Ach mein Herr/ warumb hat er ſich mir nicht wollen zuerken-
nen geben/ daß ich ihm die gebuͤhrliche Ehre geleiſtet haͤtte/ nachdem ſein hochberuͤmter
Nahme aus meiner Fr. Schweſter Schreiben mir wolbekant iſt? Er aber ſtieg vom Pfer-
de/ und huhb ſie herab/ uͤber welche die beyde Frauen ſich zum hoͤchſten verwunderten/ ſie
freundlich umbfingen/ und zu ihr ſageten: O Herzen Schweſterchen/ wie ſehen wir euch
ſo unvermuhtlich/ und ohn Geſelſchafft? dieſe antwortete: Sie waͤhre vor wenig ſtunden
von dem ſchnoͤden Silvan geraubet/ haͤtte auch ohn zweiffel Ehr und Leben einbuͤſſen muͤſ-
ſen/ wann dieſer tapffere Ritter und Herr ſie nicht errettet und den Raͤuber erſchlagen
haͤtte. Worauff Fr. Sophia ſagte: Muß dann Herr Herkules den Fabier Toͤchtern zum
Heyl und ihrer ehren Rettung gebohren ſeyn? O wie hoch iſt ihm Herr M. Fabius hier-
umb verbunden/ weiler nur dieſes einige Kind hat/ durch deren Verluſt alle ſeine Freude
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[126/0164] Erſtes Buch. außdruͤklich zu dem Ende auff dieſe Reiſe begeben/ daß ich meiner Frl. Schweſter bey ih- rem Hochzeitfeſt moͤge auffwaͤrtig und bedienet ſeyn. Hier bekam nun Herkules groſſe Reue/ ſeiner ertichteten Anmuhtung/ kuͤſſete ihr die Hand und ſagete: Durchleuchtiges Fraͤulein/ iſt dann Fr. Sophia Fabia ihre ſo nahe Anverwantin? Ja mein Herr/ antwor- tete ſie; Wir ſind zweer Bruͤder Kinder/ und iſt mein Nahme Sibylla Fabia. Hochge- bohrnes Fraͤulein/ ſagte hierauff Herkules: Der wahre Gott Him̃els und Erden iſt mein Zeuge/ daß Zeit meines Lebens ich keinem einigen Weibsbilde Ungebuͤhr zugemuhtet/ auch gegen ihre Durchl. deſſen im allergeringſten nicht geſinnet bin/ ſondern meine Reden ſind eines teils zum Scherze/ andern teils dahin gemeinet/ daß weil ich lebe/ ich euer Vortreflig- keit ergebener Knecht und Diener ſeyn und bleiben wil; und iſt mir herzlich leid/ daß ſie meine Worte ungleich auffgenommen/ oder wegen dieſes Abweges Argwohn gefaſſet hat/ welchen ich aber bloß/ der Gefahr zuentgehen/ und ſie in Sicherheit zu angenehmer Ge- ſelſchaft hinzufuͤhren/ vorgenommen habe/ weil ich befuͤrchte/ des erſchlagenen Mitraͤuber duͤrfften dem gemeinen Wege bald folgen; weil ich mich auch unwirdig erkenne/ ein ſo hohes Fraͤulein vor mir auff dem Pferde zu fuͤhren/ wil ich willig abſteigen/ und neben ihr zu fuſſe herlauffen. Ach nein/ mein Herr/ antwortete ſie; ſo waͤhre ich das unhoͤflichſte Wei- besbild/ wann ich meinen Erloͤſer vom Pferde ſtoſſen/ und an ſeine ſtelle mich drauff ſetzen wuͤrde. Ich bedanke mich aber von herzen vor das hoheerbieten/ vernehme daher ſein ehr- liebendes Gemuͤht/ welches ich weit hoͤher als ſeine Tapfferkeit ſchaͤtze/ und ich die meinen auch dahin vermahnen wil/ ihm alle moͤgliche Dankbarkeit zu erzeigen. Aber mein Herr/ vielleicht iſt er ſelbſt deren einer/ die meine Fr. Schweſter von den Raͤubern erloͤſet habẽ. Ich bin meiner Fraͤulein/ wie auch ihrer Fr. Schweſter ſtets ergebener Knecht/ antwor- tete er; uñ jenes Gebaͤu/ welches dort vor uns liget/ iſt der ort/ woſelbſt mein Frl. in Geſel- ſchaft eines hochaͤdlen Frauenzim̃ers zur Nachtherberge großguͤnſtig vorlieb nehmẽ wird. Frr. Urſul und Sophia gingen hauſſen vor dem Vorwerke/ umb zu ſehen/ ob Her- kules mit dem fremden Fraͤulein/ wovon ihnen Klodius geſagt hatte/ bald kommen wuͤrde; Und als ſie ihn von ferne erblicketen/ lieffen ſie ihm froͤlich entgegen/ da ihm Fr. Sophia zurieff: Mein Herr Bruder/ Herr Herkules/ was vor ein ſchoͤnes zahmes habt ihr ge- fangen/ und ſeid nur dem Wilde nach gerittẽ? Das Fraͤulein erkeñete alsbald ihre Stim- me/ und ſagte zu Herkules: Ach mein Herr/ warumb hat er ſich mir nicht wollen zuerken- nen geben/ daß ich ihm die gebuͤhrliche Ehre geleiſtet haͤtte/ nachdem ſein hochberuͤmter Nahme aus meiner Fr. Schweſter Schreiben mir wolbekant iſt? Er aber ſtieg vom Pfer- de/ und huhb ſie herab/ uͤber welche die beyde Frauen ſich zum hoͤchſten verwunderten/ ſie freundlich umbfingen/ und zu ihr ſageten: O Herzen Schweſterchen/ wie ſehen wir euch ſo unvermuhtlich/ und ohn Geſelſchafft? dieſe antwortete: Sie waͤhre vor wenig ſtunden von dem ſchnoͤden Silvan geraubet/ haͤtte auch ohn zweiffel Ehr und Leben einbuͤſſen muͤſ- ſen/ wann dieſer tapffere Ritter und Herr ſie nicht errettet und den Raͤuber erſchlagen haͤtte. Worauff Fr. Sophia ſagte: Muß dann Herr Herkules den Fabier Toͤchtern zum Heyl und ihrer ehren Rettung gebohren ſeyn? O wie hoch iſt ihm Herr M. Fabius hier- umb verbunden/ weiler nur dieſes einige Kind hat/ durch deren Verluſt alle ſeine Freude zugleich mit wuͤrde verſchwundẽ ſeyn. Herkules antwortete; ſeine ſchlechte Dienſte waͤh- ren

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/164>, abgerufen am 09.10.2024.