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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
des elenden/ des faulen und nichtigen Trostes! solte es auch wol einem Kinde Trost brin-
gen/ daß sein Vater ihm weder rahten noch helffen kan/ wann es in schwerer Krankheit dar-
nieder lieget? Kein Witziger redet so unwitzig. Oder solte einem Untertahnen es tröst-
lich seyn/ daß seine Obrigkeit ihn vor seinen Feinden/ die fein Verderben suchen/ nicht
schützen kan? das muß auff gut Plinisch freylich ein sonderbahrer Trost seyn. Wer aber
den Sachen vernünfftig nachsinnet/ wird ohn zweifel gerade das Gegenspiel vor wahr hal-
ten; nehmlich/ der vornehmste Trost des Menschen in allen seinen Nöhten sey/ daß sein
liebreicher Gott alles könne/ und ihm durchauß kein Ding unmöglich sey. Dann wer an
Gottes Allmacht zweifelt/ wie kan derselbe ichtwas vertraulich von Gott bitten? muß er
nicht auff gut beraht behten/ unter der Furcht/ obs auch in Gottes Macht stehe/ ihm zuge-
ben was er bittet? Also hat dieser elende Mensch ihm einen Trost gemacht auß eitelem
Schrecken/ und wie ein alter Jüdischer König von den Gottlosen spricht: Sie fürchten sich
da nichts zu fürchten ist; Also tröstet sich dieser/ da nichts weniger als Trost sich eräuget. Zwar
ein gottloses Weltkind/ möchte vielleicht auß Gottes Unmacht einen Trost fassen/ und sa-
gen: Was schadet mirs dann endlich/ oder was sol ich mich groß drum bekümmern/ daß
ich dieses oder jenes gute/ welches mir zwar wol anstünde/ nicht leisten kan? Kan doch Gott
selbst nicht alles/ wie solte ich dann alles können? Aber was dieser Trost ihm nützen werde/
wird sein künfftiges Ach und Weh offenbahr machen/ in welches er durch diesen greuli-
chen Lästerungstrost sich selbst stürzet. Höretnun weiter/ auß was Gründen der Lästerer
Gottes Allmacht bestürme: Gott kan ihm selbst den Tod nicht antuhn/ ob er gleich wolte; spricht
er vorerst: Ist eben so viel gesagt: Der Demant verbrennet nicht im Feur/ wie Stoppeln;
schmelzet nicht/ wie Butter an der Sonnen; vergehet nicht/ wie der Rauch; derwegen ist
er nicht so standfest/ hart und daurhafft als diese Dinge. Ja ein tiefersinneter Schluß!
Oder/ als wann ich sagen wolte: Die Sonne verleuret sich nicht wie der Staub/ darumb
ist sie nicht so kräfftig. Wer solte diese Blindheit nicht beklagen/ daß eben auß der grössesten
Macht Gottes/ dieser unwitziger/ Gottes Unmacht und Gebrechen erzwingen wil? Je kön-
te Gott sterben/ so währe er nicht Gott/ so währe er nicht allmächtig/ sondern der Tod wä-
re mächtiger dann er/ währe sein Gott und sein Meister. Weil es nun eine allerdinge
lautere Unmögligkeit ist/ daß Gott sterben könne/ so solte Plinius vielmehr also geschlossen
haben: Gott kan nicht sterben/ deßwegen ist er allmächtig; nehmlich/ es ist keine äusserliche
noch innerliche Macht/ welche Gott den HErrn könte zu nichte machen. Das Drachen-
schwänzlein/ so er hinan hänget/ da er spricht: Ob Gott gleich wolte/ könne er ihm doch den
Tod nicht antuhn; Ist nicht eine geringe Lästerung; Dann wie wolte das allerhöchste
und vollkommenste Gut wollen/ daß es stürbe; und wie kan das sterben wollen/ das von E-
wigkeit her/ und das Leben selber ist? Es ist aber dem Plinius noch nicht gnug an diesem
Unwitze/ sondern tuht noch hinzu: Der Mensch in seinem grossen Lebensunglük habe diß/
als das beste Mittel von GOTT/ bekommen/ daß er sich selbst entleiben kan. O der Gottlo-
figkeit! Hat dann GOTT dem Menschen die wirkliche Sterbligkeit anerschaffen/
oder ihm gut geheissen und befohlen/ sich selbst des Lebens zuberauben? Nein/ O Nein!
Die Sünde/ die Sünde hat ihm dieses Leid zur harten Straffe zu wegen gebracht.

Dann
P iij

Erſtes Buch.
des elenden/ des faulen und nichtigen Troſtes! ſolte es auch wol einem Kinde Troſt brin-
gen/ daß ſein Vater ihm weder rahten noch helffen kan/ wañ es in ſchwerer Krankheit dar-
nieder lieget? Kein Witziger redet ſo unwitzig. Oder ſolte einem Untertahnen es troͤſt-
lich ſeyn/ daß ſeine Obrigkeit ihn vor ſeinen Feinden/ die fein Verderben ſuchen/ nicht
ſchuͤtzen kan? das muß auff gut Pliniſch freylich ein ſonderbahrer Troſt ſeyn. Wer aber
den Sachen vernuͤnfftig nachſiñet/ wird ohn zweifel gerade das Gegenſpiel vor wahr hal-
ten; nehmlich/ der vornehmſte Troſt des Menſchen in allen ſeinen Noͤhten ſey/ daß ſein
liebreicher Gott alles koͤnne/ und ihm durchauß kein Ding unmoͤglich ſey. Dann wer an
Gottes Allmacht zweifelt/ wie kan derſelbe ichtwas vertraulich von Gott bitten? muß er
nicht auff gut beraht behten/ unter der Furcht/ obs auch in Gottes Macht ſtehe/ ihm zuge-
ben was er bittet? Alſo hat dieſer elende Menſch ihm einen Troſt gemacht auß eitelem
Schrecken/ und wie ein alter Juͤdiſcher Koͤnig von den Gottloſen ſpricht: Sie fuͤrchten ſich
da nichts zu fuͤrchtẽ iſt; Alſo troͤſtet ſich dieſer/ da nichts weniger als Troſt ſich eraͤuget. Zwar
ein gottloſes Weltkind/ moͤchte vielleicht auß Gottes Unmacht einen Troſt faſſen/ und ſa-
gen: Was ſchadet mirs dann endlich/ oder was ſol ich mich groß drum bekuͤmmern/ daß
ich dieſes oder jenes gute/ welches mir zwar wol anſtuͤnde/ nicht leiſten kan? Kan doch Gott
ſelbſt nicht alles/ wie ſolte ich dann alles koͤnnen? Aber was dieſer Troſt ihm nuͤtzen werde/
wird ſein kuͤnfftiges Ach und Weh offenbahr machen/ in welches er durch dieſen greuli-
chen Laͤſterungstroſt ſich ſelbſt ſtuͤrzet. Hoͤretnun weiter/ auß was Gruͤnden der Laͤſterer
Gottes Allmacht beſtuͤrme: Gott kan ihm ſelbſt den Tod nicht antuhn/ ob er gleich wolte; ſpricht
er vorerſt: Iſt eben ſo viel geſagt: Der Demant verbrennet nicht im Feur/ wie Stoppeln;
ſchmelzet nicht/ wie Butter an der Sonnen; vergehet nicht/ wie der Rauch; derwegen iſt
er nicht ſo ſtandfeſt/ hart und daurhafft als dieſe Dinge. Ja ein tieferſinneter Schluß!
Oder/ als wann ich ſagen wolte: Die Sonne verleuret ſich nicht wie der Staub/ darumb
iſt ſie nicht ſo kraͤfftig. Wer ſolte dieſe Blindheit nicht beklagen/ daß eben auß der groͤſſeſten
Macht Gottes/ dieſer unwitziger/ Gottes Unmacht und Gebrechen erzwingen wil? Je koͤn-
te Gott ſterben/ ſo waͤhre er nicht Gott/ ſo waͤhre er nicht allmaͤchtig/ ſondern der Tod waͤ-
re maͤchtiger dann er/ waͤhre ſein Gott und ſein Meiſter. Weil es nun eine allerdinge
lautere Unmoͤgligkeit iſt/ daß Gott ſterben koͤnne/ ſo ſolte Plinius vielmehr alſo geſchloſſen
haben: Gott kan nicht ſterben/ deßwegen iſt er allmaͤchtig; nehmlich/ es iſt keine aͤuſſerliche
noch innerliche Macht/ welche Gott den HErrn koͤnte zu nichte machen. Das Drachen-
ſchwaͤnzlein/ ſo er hinan haͤnget/ da er ſpricht: Ob Gott gleich wolte/ koͤnne er ihm doch den
Tod nicht antuhn; Iſt nicht eine geringe Laͤſterung; Dann wie wolte das allerhoͤchſte
und vollkommenſte Gut wollen/ daß es ſtuͤrbe; und wie kan das ſterben wollen/ das von E-
wigkeit her/ und das Leben ſelber iſt? Es iſt aber dem Plinius noch nicht gnug an dieſem
Unwitze/ ſondern tuht noch hinzu: Der Menſch in ſeinem groſſen Lebensungluͤk habe diß/
als das beſte Mittel von GOTT/ bekommen/ daß er ſich ſelbſt entleiben kan. O der Gottlo-
figkeit! Hat dann GOTT dem Menſchen die wirkliche Sterbligkeit anerſchaffen/
oder ihm gut geheiſſen und befohlen/ ſich ſelbſt des Lebens zuberauben? Nein/ O Nein!
Die Suͤnde/ die Suͤnde hat ihm dieſes Leid zur harten Straffe zu wegen gebracht.

Dann
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[117/0155] Erſtes Buch. des elenden/ des faulen und nichtigen Troſtes! ſolte es auch wol einem Kinde Troſt brin- gen/ daß ſein Vater ihm weder rahten noch helffen kan/ wañ es in ſchwerer Krankheit dar- nieder lieget? Kein Witziger redet ſo unwitzig. Oder ſolte einem Untertahnen es troͤſt- lich ſeyn/ daß ſeine Obrigkeit ihn vor ſeinen Feinden/ die fein Verderben ſuchen/ nicht ſchuͤtzen kan? das muß auff gut Pliniſch freylich ein ſonderbahrer Troſt ſeyn. Wer aber den Sachen vernuͤnfftig nachſiñet/ wird ohn zweifel gerade das Gegenſpiel vor wahr hal- ten; nehmlich/ der vornehmſte Troſt des Menſchen in allen ſeinen Noͤhten ſey/ daß ſein liebreicher Gott alles koͤnne/ und ihm durchauß kein Ding unmoͤglich ſey. Dann wer an Gottes Allmacht zweifelt/ wie kan derſelbe ichtwas vertraulich von Gott bitten? muß er nicht auff gut beraht behten/ unter der Furcht/ obs auch in Gottes Macht ſtehe/ ihm zuge- ben was er bittet? Alſo hat dieſer elende Menſch ihm einen Troſt gemacht auß eitelem Schrecken/ und wie ein alter Juͤdiſcher Koͤnig von den Gottloſen ſpricht: Sie fuͤrchten ſich da nichts zu fuͤrchtẽ iſt; Alſo troͤſtet ſich dieſer/ da nichts weniger als Troſt ſich eraͤuget. Zwar ein gottloſes Weltkind/ moͤchte vielleicht auß Gottes Unmacht einen Troſt faſſen/ und ſa- gen: Was ſchadet mirs dann endlich/ oder was ſol ich mich groß drum bekuͤmmern/ daß ich dieſes oder jenes gute/ welches mir zwar wol anſtuͤnde/ nicht leiſten kan? Kan doch Gott ſelbſt nicht alles/ wie ſolte ich dann alles koͤnnen? Aber was dieſer Troſt ihm nuͤtzen werde/ wird ſein kuͤnfftiges Ach und Weh offenbahr machen/ in welches er durch dieſen greuli- chen Laͤſterungstroſt ſich ſelbſt ſtuͤrzet. Hoͤretnun weiter/ auß was Gruͤnden der Laͤſterer Gottes Allmacht beſtuͤrme: Gott kan ihm ſelbſt den Tod nicht antuhn/ ob er gleich wolte; ſpricht er vorerſt: Iſt eben ſo viel geſagt: Der Demant verbrennet nicht im Feur/ wie Stoppeln; ſchmelzet nicht/ wie Butter an der Sonnen; vergehet nicht/ wie der Rauch; derwegen iſt er nicht ſo ſtandfeſt/ hart und daurhafft als dieſe Dinge. Ja ein tieferſinneter Schluß! Oder/ als wann ich ſagen wolte: Die Sonne verleuret ſich nicht wie der Staub/ darumb iſt ſie nicht ſo kraͤfftig. Wer ſolte dieſe Blindheit nicht beklagen/ daß eben auß der groͤſſeſten Macht Gottes/ dieſer unwitziger/ Gottes Unmacht und Gebrechen erzwingen wil? Je koͤn- te Gott ſterben/ ſo waͤhre er nicht Gott/ ſo waͤhre er nicht allmaͤchtig/ ſondern der Tod waͤ- re maͤchtiger dann er/ waͤhre ſein Gott und ſein Meiſter. Weil es nun eine allerdinge lautere Unmoͤgligkeit iſt/ daß Gott ſterben koͤnne/ ſo ſolte Plinius vielmehr alſo geſchloſſen haben: Gott kan nicht ſterben/ deßwegen iſt er allmaͤchtig; nehmlich/ es iſt keine aͤuſſerliche noch innerliche Macht/ welche Gott den HErrn koͤnte zu nichte machen. Das Drachen- ſchwaͤnzlein/ ſo er hinan haͤnget/ da er ſpricht: Ob Gott gleich wolte/ koͤnne er ihm doch den Tod nicht antuhn; Iſt nicht eine geringe Laͤſterung; Dann wie wolte das allerhoͤchſte und vollkommenſte Gut wollen/ daß es ſtuͤrbe; und wie kan das ſterben wollen/ das von E- wigkeit her/ und das Leben ſelber iſt? Es iſt aber dem Plinius noch nicht gnug an dieſem Unwitze/ ſondern tuht noch hinzu: Der Menſch in ſeinem groſſen Lebensungluͤk habe diß/ als das beſte Mittel von GOTT/ bekommen/ daß er ſich ſelbſt entleiben kan. O der Gottlo- figkeit! Hat dann GOTT dem Menſchen die wirkliche Sterbligkeit anerſchaffen/ oder ihm gut geheiſſen und befohlen/ ſich ſelbſt des Lebens zuberauben? Nein/ O Nein! Die Suͤnde/ die Suͤnde hat ihm dieſes Leid zur harten Straffe zu wegen gebracht. Dann P iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/155>, abgerufen am 05.10.2024.