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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
boht sich nach diesem zu allem Gehorsam/ als viel einem Gemahl zu leisten möglich wäh-
re/ und sagte hernach: Wir haben den Göttern hoch zu danken/ vor ihre uns erzeigete
Gnade/ aber die jetzige freude ist mir vor einer Stunde dergestalt besalzen/ dz ich des schree-
kens in einem Monat nicht vergessen werde/ angesehen ich mich dem Tode schon ergeben/
und den Halß dem Richtschwerte willig dargebohten hatte; erzählete hiemit kürzlich/ wie
der Vater mit ihr geberdet/ und nach Anzeige ihrer Frau Mutter/ bloß allein zur straffe/
daß sie ohn der Eltern Vorwissen und Bewilligung so kühn gewesen/ sich ehelich mit ihm
zu versprechen. Ladisla klagete ihr sein übergestandenes auch/ welches ohn zweifel jhm auß
eben der Ursach begegnet währe/ und er doch gerne verschmerzen wolte/ ungeachtet er dem
Tode sich nie so ängstig als dißmahl ergeben hätte; aber/ sagte er/ diß sind gar zu traurige
Gespräche/ und reimen sich nicht zu unser Wollust. Das Fräulein erinnerte ihn/ sie wür-
den vor dißmahl nicht lange zeit zum Gespräch haben/ sondern er würde sich gefallen las-
sen/ die täglichen Kleider abzulegen/ weil ihre Verwanten sich bald zur Vermählung ein-
stellen würden; daher er nach freundlich genommenem Abscheide hin zu Herkules ging/
und ihm seinen Zustand zuwissen taht/ der ihm Glük und Gottes Segen darzu wünschete.
In zwischen wählete er aus seinen vier Kleidern eines von Silberstük gemacht/ daß er dem
Fräulein möchte gleich gekleidet seyn; steckete einen langen schneweissen Federbusch auff
den Huet/ an dem ein Kleinot in Gestalt eines Löuen der ein Schäfflein im Rachen trug/
gehefftet wahr. Das Feldzeichen/ in welchem er einen leichten vergüldeten Degen trug/
wahr purpurfarbe/ mit schönen morgenländischen Perlen hin und wieder als mit Träh-
nen behefftet. Er legte auch eine köstliche Demant Kette umb den Huet/ und ein par Arm-
bänder/ von gleicher Art umb die Arme; wickelte zwölff stücke der zierlichsten Kleinot in
ein schneweisses seidenes Tüchlein/ und sendete sie dem Fräulein bey Tullius seinem Leib-
knaben/ welche sie in Gegenwart ihrer Eltern empfing/ und sich sämptlich verwunderten/
daß ein umbschweiffender Ritter solche sachen bey sich führete. Bald darauff stelleten sich
die erbehtenen Anverwanten ein/ denen es fremde wahr/ daß in ihren besten Kleidern zu
erscheinen sie ersuchet wahren.

Der junge Fabius baht seine Schwester/ daß sie mit Frl. Ursulen auff ein Nebenge-
mach gehen möchte/ woselbst er mit ihr absonderlich zureden hätte; Wie er dann folgen-
der gestalt sich daselbst herauß ließ: Herzliebe Schwester/ wie hefftig mir deine heutige
Angst zu Herzen gangen/ so hoch erfreue ich mich deines jetzigen Glückes/ worauß ich die-
ses zur Lehre fasse/ daß die Götter uns Menschen wunderselten eine Vergnügung gönnen/
bevor sie uns den bittern Leidensbecher zu trincken geben; wünsche dir aber Glük und den
himlischen Segen zu deiner instehenden Heyraht/ und kan nicht umb hin/ dir meine biß-
her verschwiegene Heimligkeit zu entdecken/ wie ich nunmehr in die zwey Jahr mit mei-
nem herzgeliebten Fräulein gegenwärtig/ in vertraulicher Liebe gelebet/ so daß wir nicht als
durch den Tod mögen gescheiden werden; Wann du nun bey unfern Eltern durch deine
Vorbitte erhalten köntest/ daß unser Beylager zugleich mit deinem fortginge müsten wir
dir deßwegen höchlich verpflichtet seyn. Frl. Sophia fahe ihre Wasen an und lächelte; wel-
che Fabius Reden gerne geleugnet hätte; weil sie aber keine Zeit zum langen Gespräch ü-
brig hatten/ bekam der Bruder die Verheissung von der Schwester/ sie wolte sein Beyla-

ger

Erſtes Buch.
boht ſich nach dieſem zu allem Gehorſam/ als viel einem Gemahl zu leiſten moͤglich waͤh-
re/ und ſagte hernach: Wir haben den Goͤttern hoch zu danken/ vor ihre uns erzeigete
Gnade/ aber die jetzige freude iſt mir vor einer Stunde dergeſtalt beſalzen/ dz ich des ſchree-
kens in einem Monat nicht vergeſſen werde/ angeſehen ich mich dem Tode ſchon ergeben/
und den Halß dem Richtſchwerte willig dargebohten hatte; erzaͤhlete hiemit kuͤrzlich/ wie
der Vater mit ihr geberdet/ und nach Anzeige ihreꝛ Frau Mutter/ bloß allein zur ſtraffe/
daß ſie ohn der Eltern Vorwiſſen und Bewilligung ſo kuͤhn geweſen/ ſich ehelich mit ihm
zu verſprechen. Ladiſla klagete ihr ſein uͤbergeſtandenes auch/ welches ohn zweifel jhm auß
eben der Urſach begegnet waͤhre/ und er doch gerne verſchmerzen wolte/ ungeachtet er dem
Tode ſich nie ſo aͤngſtig als dißmahl ergeben haͤtte; aber/ ſagte er/ diß ſind gar zu traurige
Geſpraͤche/ und reimen ſich nicht zu unſer Wolluſt. Das Fraͤulein erinnerte ihn/ ſie wuͤr-
den vor dißmahl nicht lange zeit zum Geſpraͤch haben/ ſondern er wuͤrde ſich gefallen laſ-
ſen/ die taͤglichen Kleider abzulegen/ weil ihre Verwanten ſich bald zur Vermaͤhlung ein-
ſtellen wuͤrden; daher er nach freundlich genommenem Abſcheide hin zu Herkules ging/
und ihm ſeinen Zuſtand zuwiſſen taht/ der ihm Gluͤk und Gottes Segen darzu wuͤnſchete.
In zwiſchen waͤhlete er aus ſeinen vier Kleidern eines von Silberſtuͤk gemacht/ daß er dem
Fraͤulein moͤchte gleich gekleidet ſeyn; ſteckete einen langen ſchneweiſſen Federbuſch auff
den Huet/ an dem ein Kleinot in Geſtalt eines Loͤuen der ein Schaͤfflein im Rachen trug/
gehefftet wahr. Das Feldzeichen/ in welchem er einen leichten verguͤldeten Degen trug/
wahr purpurfarbe/ mit ſchoͤnen morgenlaͤndiſchen Perlen hin und wieder als mit Traͤh-
nen behefftet. Er legte auch eine koͤſtliche Demant Kette umb den Huet/ und ein par Arm-
baͤnder/ von gleicher Art umb die Arme; wickelte zwoͤlff ſtuͤcke der zierlichſten Kleinot in
ein ſchneweiſſes ſeidenes Tuͤchlein/ und ſendete ſie dem Fraͤulein bey Tullius ſeinem Leib-
knaben/ welche ſie in Gegenwart ihrer Eltern empfing/ und ſich ſaͤmptlich verwunderten/
daß ein umbſchweiffender Ritter ſolche ſachen bey ſich fuͤhrete. Bald darauff ſtelleten ſich
die erbehtenen Anverwanten ein/ denen es fremde wahr/ daß in ihren beſten Kleidern zu
erſcheinen ſie erſuchet wahren.

Der junge Fabius baht ſeine Schweſter/ daß ſie mit Frl. Urſulen auff ein Nebenge-
mach gehen moͤchte/ woſelbſt er mit ihr abſonderlich zureden haͤtte; Wie er dann folgen-
der geſtalt ſich daſelbſt herauß ließ: Herzliebe Schweſter/ wie hefftig mir deine heutige
Angſt zu Herzen gangen/ ſo hoch erfreue ich mich deines jetzigen Gluͤckes/ worauß ich die-
ſes zur Lehre faſſe/ daß die Goͤtter uns Menſchen wunderſelten eine Vergnuͤgung goͤnnen/
bevor ſie uns den bittern Leidensbecher zu trincken geben; wuͤnſche dir aber Gluͤk und den
himliſchen Segen zu deiner inſtehenden Heyraht/ und kan nicht umb hin/ dir meine biß-
her verſchwiegene Heimligkeit zu entdecken/ wie ich nunmehr in die zwey Jahr mit mei-
nem herzgeliebten Fraͤulein gegenwaͤrtig/ in vertraulicher Liebe gelebet/ ſo daß wir nicht als
durch den Tod moͤgen geſcheiden werden; Wann du nun bey unfern Eltern durch deine
Vorbitte erhalten koͤnteſt/ daß unſer Beylager zugleich mit deinem fortginge muͤſten wir
dir deßwegen hoͤchlich verpflichtet ſeyn. Frl. Sophia fahe ihre Waſen an uñ laͤchelte; wel-
che Fabius Reden gerne geleugnet haͤtte; weil ſie aber keine Zeit zum langen Geſpraͤch uͤ-
brig hatten/ bekam der Bruder die Verheiſſung von der Schweſter/ ſie wolte ſein Beyla-

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[106/0144] Erſtes Buch. boht ſich nach dieſem zu allem Gehorſam/ als viel einem Gemahl zu leiſten moͤglich waͤh- re/ und ſagte hernach: Wir haben den Goͤttern hoch zu danken/ vor ihre uns erzeigete Gnade/ aber die jetzige freude iſt mir vor einer Stunde dergeſtalt beſalzen/ dz ich des ſchree- kens in einem Monat nicht vergeſſen werde/ angeſehen ich mich dem Tode ſchon ergeben/ und den Halß dem Richtſchwerte willig dargebohten hatte; erzaͤhlete hiemit kuͤrzlich/ wie der Vater mit ihr geberdet/ und nach Anzeige ihreꝛ Frau Mutter/ bloß allein zur ſtraffe/ daß ſie ohn der Eltern Vorwiſſen und Bewilligung ſo kuͤhn geweſen/ ſich ehelich mit ihm zu verſprechen. Ladiſla klagete ihr ſein uͤbergeſtandenes auch/ welches ohn zweifel jhm auß eben der Urſach begegnet waͤhre/ und er doch gerne verſchmerzen wolte/ ungeachtet er dem Tode ſich nie ſo aͤngſtig als dißmahl ergeben haͤtte; aber/ ſagte er/ diß ſind gar zu traurige Geſpraͤche/ und reimen ſich nicht zu unſer Wolluſt. Das Fraͤulein erinnerte ihn/ ſie wuͤr- den vor dißmahl nicht lange zeit zum Geſpraͤch haben/ ſondern er wuͤrde ſich gefallen laſ- ſen/ die taͤglichen Kleider abzulegen/ weil ihre Verwanten ſich bald zur Vermaͤhlung ein- ſtellen wuͤrden; daher er nach freundlich genommenem Abſcheide hin zu Herkules ging/ und ihm ſeinen Zuſtand zuwiſſen taht/ der ihm Gluͤk und Gottes Segen darzu wuͤnſchete. In zwiſchen waͤhlete er aus ſeinen vier Kleidern eines von Silberſtuͤk gemacht/ daß er dem Fraͤulein moͤchte gleich gekleidet ſeyn; ſteckete einen langen ſchneweiſſen Federbuſch auff den Huet/ an dem ein Kleinot in Geſtalt eines Loͤuen der ein Schaͤfflein im Rachen trug/ gehefftet wahr. Das Feldzeichen/ in welchem er einen leichten verguͤldeten Degen trug/ wahr purpurfarbe/ mit ſchoͤnen morgenlaͤndiſchen Perlen hin und wieder als mit Traͤh- nen behefftet. Er legte auch eine koͤſtliche Demant Kette umb den Huet/ und ein par Arm- baͤnder/ von gleicher Art umb die Arme; wickelte zwoͤlff ſtuͤcke der zierlichſten Kleinot in ein ſchneweiſſes ſeidenes Tuͤchlein/ und ſendete ſie dem Fraͤulein bey Tullius ſeinem Leib- knaben/ welche ſie in Gegenwart ihrer Eltern empfing/ und ſich ſaͤmptlich verwunderten/ daß ein umbſchweiffender Ritter ſolche ſachen bey ſich fuͤhrete. Bald darauff ſtelleten ſich die erbehtenen Anverwanten ein/ denen es fremde wahr/ daß in ihren beſten Kleidern zu erſcheinen ſie erſuchet wahren. Der junge Fabius baht ſeine Schweſter/ daß ſie mit Frl. Urſulen auff ein Nebenge- mach gehen moͤchte/ woſelbſt er mit ihr abſonderlich zureden haͤtte; Wie er dann folgen- der geſtalt ſich daſelbſt herauß ließ: Herzliebe Schweſter/ wie hefftig mir deine heutige Angſt zu Herzen gangen/ ſo hoch erfreue ich mich deines jetzigen Gluͤckes/ worauß ich die- ſes zur Lehre faſſe/ daß die Goͤtter uns Menſchen wunderſelten eine Vergnuͤgung goͤnnen/ bevor ſie uns den bittern Leidensbecher zu trincken geben; wuͤnſche dir aber Gluͤk und den himliſchen Segen zu deiner inſtehenden Heyraht/ und kan nicht umb hin/ dir meine biß- her verſchwiegene Heimligkeit zu entdecken/ wie ich nunmehr in die zwey Jahr mit mei- nem herzgeliebten Fraͤulein gegenwaͤrtig/ in vertraulicher Liebe gelebet/ ſo daß wir nicht als durch den Tod moͤgen geſcheiden werden; Wann du nun bey unfern Eltern durch deine Vorbitte erhalten koͤnteſt/ daß unſer Beylager zugleich mit deinem fortginge muͤſten wir dir deßwegen hoͤchlich verpflichtet ſeyn. Frl. Sophia fahe ihre Waſen an uñ laͤchelte; wel- che Fabius Reden gerne geleugnet haͤtte; weil ſie aber keine Zeit zum langen Geſpraͤch uͤ- brig hatten/ bekam der Bruder die Verheiſſung von der Schweſter/ ſie wolte ſein Beyla- ger

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/144>, abgerufen am 17.05.2024.