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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
der redet/ dann ich wil/ wie gesagt/ durchauß meinen Willen haben. Sie er schrak zwar
dieser Rede auffs hefftigste/ durffte aber nicht widersprechen/ nur daß sie zur antwort gab:
das Fräulein währe seine Tochter/ und würde er nach seiner Weißheit und angebehrnen
Güte wol mit ihr verfahren. Ja/ sagte er; sie hat ein trotziges halsstarriges Gemüht/ wie
ich heut zum ersten mahl erfahren; aber ich werde versuchen/ ob das Reiß mir schon ent-
wachsen sey/ daß ichs nicht mehr beugen könne. Der Diener meldete ihm H. Ladisla wie-
derkunfft an/ der auch ungefoderthinauff trat/ und nach beschehener Ehrerbietung zu dem
Stathalter sagete: Mein Herr/ nach dem ich Ehrenhalben anders nicht gekunt/ als dem
Schänder Fulvius das Haupt zubieten/ die Götter auch der Unschuld sich angenommen/
und mir den sieg verlihen; als bitte dienstlich/ mich des ungebührlichen Aufflaufs großgeneigt
entschuldiget zu nehmen. Mein Herr/ antwortete er/ ich habe euren harten Kampf durch ein
klares Durchsicht/ oben auf meinem Turm gar eben angesehen; kan wegen geschehener Eh-
renrettung ihm nichts verübeln/ nur daß mir leid ist/ daß Fulvius sich so mutwillig in sein
Verderben gestürzet/ an dem gleichwol Rom nicht einen verzagten Ritter verlohren hat.
Baht hierauff Herrn Kornelius und Emilius/ sie möchten ein halb stündichen allein zu
seyn/ sich nicht verdriessen lassen/ weil Ladisla nach Herkules ging/ und er mit seinen Kin-
dern und Gemahl etwas zu reden hätte/ daß ihm gleich jetzo unter die Hand gefallen wäh-
re; ging alsbald mit denselben auf ein besonderes Gemach/ und nam die Tochter also vor:
Liebes Kind/ du hast diese beyden Tage sehr grosse Widerwertigkeit und Anfechtung aus-
stehen müssen/ und solches doch nicht umb Missetaht/ sondern um deiner Tugend und Ga-
ben willen. Gestern haben dich die Räuber in ihren händen gehabt; heut ist der treflichste
Ritter aus Rom/ Herr Fulvius deinet/ ja bloß deinet wegen erschlagen. Nun bin ich aber
nicht bedacht/ solcher gefahr hinfüro mehr gewärtig zu seyn; viel weniger noch/ meinen
einmahl gefasseten Schluß zu endern/ sondern was ich in meinem Herzen geschworen ha-
be/ sol und muß diesen Tag erfüllet werden/ nehmlich daß du diesen Abend einem/ den ich
mir alsbald nach geendigtem Kampffe außersehen/ ehelich beygeleget werdest; ist dann der
Bräutigam gleich nicht auß Rom/ so finden sich auch noch zu Padua gnug-ädle Herren/
die dein wert sind/ und ich denselben schon weiß/ welcher dir gefallen sol und muß; hüte dich
aber bey straffe meiner Ungnade/ daß du mir mit deiner heutigen Leir nicht wieder aufge-
zogen kommest/ mit welcher du dir selbst diesen Tanz gefidelt hast/ und ich sonst so eilig mit
dir zu verfahren nicht gemeynet war. Hier befand sich das Frl. in den höchsten nöhten/
darinnen sie jemals gewesen war/ und kunte vor Herzensprast kein Wort sagen/ deßwegen er
also fort fuhr: jezt wir ich in demer Mutter und deines Bruders gegenwart kurzum von dir
wissen/ ob du gehorsamen wollest; wo nicht/ werde ich schon mein Vaterrecht mit zu hülffe
nehmen. Nicht viel fehlete/ ihr wäre vor Angst geschwunden; sie stund zitternd vor ihm/ weil
er sie ohn unterlaß zur antwort antrieb/ da sie endlich ihren Bruder kläglich ansahe/ und mit
einem Wink zuverstehen gab/ er möchte ihre Stelle zur Antwort vertreten; wie er dann
von ihm selber schon des willens wahr. Aber der Vater hies ihn schweigen/ und sagete:
Was hastu dich weiter einzumischen/ als ich dichs heisse? hat sie selber nicht Mauls gnug?
heut über Tische kunte sie ja den ansehnlichen Herrn Fulvius trotzig gnug/ und mit höhni-
schen reden über das Maul fahren/ daß mich dessen Geduld groß Wunder nahm; wie ist

sie

Erſtes Buch.
der redet/ dann ich wil/ wie geſagt/ durchauß meinen Willen haben. Sie er ſchrak zwar
dieſer Rede auffs hefftigſte/ durffte aber nicht widerſprechen/ nur daß ſie zur antwort gab:
das Fraͤulein waͤhre ſeine Tochter/ und wuͤrde er nach ſeiner Weißheit und angebehrnen
Guͤte wol mit ihr verfahren. Ja/ ſagte er; ſie hat ein trotziges halsſtarriges Gemuͤht/ wie
ich heut zum erſten mahl erfahren; aber ich werde verſuchen/ ob das Reiß mir ſchon ent-
wachſen ſey/ daß ichs nicht mehr beugen koͤnne. Der Diener meldete ihm H. Ladiſla wie-
derkunfft an/ der auch ungefoderthinauff trat/ und nach beſchehener Ehrerbietung zu dem
Stathalter ſagete: Mein Herr/ nach dem ich Ehrenhalben anders nicht gekunt/ als dem
Schaͤnder Fulvius das Haupt zubieten/ die Goͤtter auch der Unſchuld ſich angenom̃en/
uñ mir den ſieg verlihen; als bitte dienſtlich/ mich des ungebuͤhꝛlichẽ Aufflaufs gꝛoßgeneigt
entſchuldiget zu nehmẽ. Mein Herꝛ/ antwortete er/ ich habe euren harten Kampf durch ein
klares Durchſicht/ oben auf meinem Turm gar eben angeſehen; kan wegẽ geſchehener Eh-
renrettung ihm nichts veruͤbeln/ nur daß mir leid iſt/ daß Fulvius ſich ſo mutwillig in ſein
Verderben geſtuͤrzet/ an dem gleichwol Rom nicht einen verzagten Ritter verlohren hat.
Baht hierauff Herrn Kornelius und Emilius/ ſie moͤchten ein halb ſtuͤndichen allein zu
ſeyn/ ſich nicht verdrieſſen laſſen/ weil Ladiſla nach Herkules ging/ und er mit ſeinen Kin-
dern und Gemahl etwas zu reden haͤtte/ daß ihm gleich jetzo unter die Hand gefallen waͤh-
re; ging alsbald mit denſelben auf ein beſonderes Gemach/ und nam die Tochter alſo vor:
Liebes Kind/ du haſt dieſe beyden Tage ſehr groſſe Widerwertigkeit und Anfechtung aus-
ſtehen muͤſſen/ und ſolches doch nicht umb Miſſetaht/ ſondern um deiner Tugend und Ga-
ben willen. Geſtern haben dich die Raͤuber in ihren haͤnden gehabt; heut iſt der treflichſte
Ritter aus Rom/ Herr Fulvius deinet/ ja bloß deinet wegen erſchlagen. Nun bin ich aber
nicht bedacht/ ſolcher gefahr hinfuͤro mehr gewaͤrtig zu ſeyn; viel weniger noch/ meinen
einmahl gefaſſeten Schluß zu endern/ ſondern was ich in meinem Herzen geſchworen ha-
be/ ſol und muß dieſen Tag erfuͤllet werden/ nehmlich daß du dieſen Abend einem/ den ich
mir alsbald nach geendigtem Kampffe außerſehen/ ehelich beygeleget werdeſt; iſt dann deꝛ
Braͤutigam gleich nicht auß Rom/ ſo finden ſich auch noch zu Padua gnug-aͤdle Herren/
die dein wert ſind/ und ich denſelben ſchon weiß/ welcher dir gefallen ſol und muß; huͤte dich
aber bey ſtraffe meiner Ungnade/ daß du mir mit deiner heutigen Leir nicht wieder aufge-
zogen kommeſt/ mit welcher du dir ſelbſt dieſen Tanz gefidelt haſt/ und ich ſonſt ſo eilig mit
dir zu verfahren nicht gemeynet war. Hier befand ſich das Frl. in den hoͤchſten noͤhten/
dariñen ſie jemals geweſen war/ und kunte vor Herzenspraſt kein Wort ſagen/ deßwegẽ er
alſo fort fuhr: jezt wir ich in demer Mutter uñ deines Bruders gegenwart kuꝛzum von diꝛ
wiſſen/ ob du gehorſamen wolleſt; wo nicht/ werde ich ſchon mein Vaterrecht mit zu huͤlffe
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er ſie ohn unterlaß zur antwoꝛt antꝛieb/ da ſie endlich ihren Brudeꝛ klaͤglich anſahe/ uñ mit
einem Wink zuverſtehen gab/ er moͤchte ihre Stelle zur Antwort vertreten; wie er dann
von ihm ſelber ſchon des willens wahr. Aber der Vater hies ihn ſchweigen/ und ſagete:
Was haſtu dich weiter einzumiſchen/ als ich dichs heiſſe? hat ſie ſelber nicht Mauls gnug?
heut uͤber Tiſche kunte ſie ja den anſehnlichen Herrn Fulvius trotzig gnug/ und mit hoͤhni-
ſchen reden uͤber das Maul fahren/ daß mich deſſen Geduld groß Wunder nahm; wie iſt

ſie
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/132>, abgerufen am 17.05.2024.