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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
ten/ daß sie dieses mit solchem Eyfer vorbrachte/ ohn Fulvius begunte den Auffzug zumer-
ken/ und schwur im Herzen/ ihr solches bald ersten tages seiner Heyraht mit schwerem
Wucher einzubringen. Herr Emilius fürchtete sehr/ es dürffte dieser Scherz einen gro-
ben unglüklichen Ernst verursachen/ welchem vorzubauen/ er Fulvius zuredete; Er zwei-
felte nicht/ seine hohe Vernunfft würde des Frauenzimmers kurzweilige Scherzreden im
besten vermerken; fragete darauff/ ob die Ritterlichen Ubungen zu Rom stark im schwan-
ge gingen/ und die Strassen sicher zu reisen währen. Welches er beantwortete: Man hät-
te eine Zeither nichts von Mordtahten vernommen/ ohn daß ohngefehr vor acht oder neun
Wochen vier statliche Ritter gutes Römischen Adels/ von vier verwägenen Strassenräu-
bern über fallen/ ermordet/ und nacket außgezogen währen; nennete sie auch bey nahmen/
daß Ladisla eigendlich hörete/ er redete von denen/ welche er und Herkules im Kampff ni-
dergelegt hatten/ gedachte demnach/ dieses fügen die Götter also zu des lügeners Straffe;
gab ihm auch diese Antwort: Der Herr verzeihe mir; ich komme auch von Rom/ und
weiß sehr wol umb diese Begebnis/ daß gedachte vier Ritter nicht von vier Räubern oder
Mördern/ sondern von zween fremden Rittern im auffrichtigen Kampffe/ durch eine
rechtmässige Nohtwehr erleget sind/ weil sie diese mit räuberischer Faust angriffen/ und
ihnen eine Beute abzujagen sich unterstunden. Fulvius antwortete: Er währe ganz un-
recht berichtet; die Sache währe ihm gar zuwol bewust/ hätte auch der Ermordeten gute
Kundschafft gehabt/ und würde es nimmer mehr gutheissen/ so jemand/ wer der auch
währe/ solche ehrliche Ritter vor Strassenräuber außruffen wolte; wüste aber ungezwei-
felt/ daß sie von solchen unredlichen Buben schelmischer Weise ermordet währen. Herr
bedenket euch was ihr redet/ sagte Ladisla/ es könte etwa einer in dieser ehrlichen Gesel-
schafft seyn/ der von diesen vier Räubern angefallen/ und ihnen ihren Lohn erteilet hätte.
Wann ich solches wissen könte/ antwortete Fulvius/ müste der bübische Mörder den See-
len der erschlagenen zum Versöhnopffer mit meinem Schwerte abgeschlachtet werden.
Ladisla kunte den Zorn nicht länger verbergen/ und sagte: Höret Fulvius/ gedenket ihr
dieses zuhandhaben? ja/ antwortete er/ gegen jederman den es gelüstet. Ey wolan/ sagte
jener; so gestehe ich vor dieser löblichen Geselschafft/ daß mein Freund Herkules und ich/
von diesen vier Räubern auff freier Strasse ohn alle gegebene Ursach überfallen sind/ und
wir ihnen den Lohn ihres Frevels in einem offenen Kampffe zugestellet haben/ welchen sie
billiger von des Büttels Hand empfangen hätten. Weil ihr dann Fulvius meinen Freund
und mich ohn alle Ursach vor Räuber/ Schelmen und Buben scheltet/ wil ich unser bey-
der Ehre/ dafern ihr keinen Wiederruff thut/ wieder euch handhaben/ schiebe die Schmach
in euren eigenen Busem/ sage euch auff Leib und Leben ab/ und fodere euch zum offentlichen
Kampff aus/ auff daß ihr sehen lasset/ ob ihr so wol fechten als schänden könnet. Das an-
wesende Frauenzimmer erschrak über die masse/ als sie Ladisla so reden höreten/ und seine
feurige Augen sahen/ die ihm im Häupte funkelten; keiner aber von den Anwesenden kun-
te ihm solches vor übel halten/ daß auch der junge Fabius zu Fulvius sagete: Herr ihr han-
delt nicht ritterlich an diesem Helden/ welches ich mit meinem Schwerte behäupten wil.
Dieser antwortete mit greßlichem Gesichte: Ey so wapnet euch ihr junge Bratvögel/ daß
ich bald prüfen möge was ihr auff der Schuele gelernet habet/ nur ist mir leid/ das mein

sieg-

Erſtes Buch.
ten/ daß ſie dieſes mit ſolchem Eyfer vorbrachte/ ohn Fulvius begunte den Auffzug zumer-
ken/ und ſchwur im Herzen/ ihr ſolches bald erſten tages ſeiner Heyraht mit ſchwerem
Wucher einzubringen. Herr Emilius fuͤrchtete ſehr/ es duͤrffte dieſer Scherz einen gro-
ben ungluͤklichen Ernſt verurſachen/ welchem vorzubauen/ er Fulvius zuredete; Er zwei-
felte nicht/ ſeine hohe Vernunfft wuͤrde des Frauenzimmers kurzweilige Scherzreden im
beſten vermerken; fragete darauff/ ob die Ritterlichen Ubungen zu Rom ſtark im ſchwan-
ge gingen/ und die Straſſen ſicher zu reiſen waͤhren. Welches er beantwortete: Man haͤt-
te eine Zeither nichts von Mordtahten vernom̃en/ ohn daß ohngefehr vor acht oder neun
Wochen vier ſtatliche Ritter gutes Roͤmiſchen Adels/ von vier verwaͤgenen Straſſenraͤu-
bern uͤber fallen/ ermordet/ und nacket außgezogen waͤhren; nennete ſie auch bey nahmen/
daß Ladiſla eigendlich hoͤrete/ er redete von denen/ welche er und Herkules im Kampff ni-
dergelegt hatten/ gedachte demnach/ dieſes fuͤgen die Goͤtter alſo zu des luͤgeners Straffe;
gab ihm auch dieſe Antwort: Der Herr verzeihe mir; ich komme auch von Rom/ und
weiß ſehr wol umb dieſe Begebnis/ daß gedachte vier Ritter nicht von vier Raͤubern oder
Moͤrdern/ ſondern von zween fremden Rittern im auffrichtigen Kampffe/ durch eine
rechtmaͤſſige Nohtwehr erleget ſind/ weil ſie dieſe mit raͤuberiſcher Fauſt angriffen/ und
ihnen eine Beute abzujagen ſich unterſtunden. Fulvius antwoꝛtete: Er waͤhre ganz un-
recht berichtet; die Sache waͤhre ihm gar zuwol bewuſt/ haͤtte auch der Ermordeten gute
Kundſchafft gehabt/ und wuͤrde es nimmer mehr gutheiſſen/ ſo jemand/ wer der auch
waͤhre/ ſolche ehrliche Ritter vor Straſſenraͤuber außruffen wolte; wuͤſte aber ungezwei-
felt/ daß ſie von ſolchen unredlichen Buben ſchelmiſcher Weiſe ermordet waͤhren. Herr
bedenket euch was ihr redet/ ſagte Ladiſla/ es koͤnte etwa einer in dieſer ehrlichen Geſel-
ſchafft ſeyn/ der von dieſen vier Raͤubern angefallen/ und ihnen ihren Lohn erteilet haͤtte.
Wann ich ſolches wiſſen koͤnte/ antwortete Fulvius/ muͤſte der buͤbiſche Moͤrdeꝛ den See-
len der erſchlagenen zum Verſoͤhnopffer mit meinem Schwerte abgeſchlachtet werden.
Ladiſla kunte den Zorn nicht laͤnger verbergen/ und ſagte: Hoͤret Fulvius/ gedenket ihr
dieſes zuhandhaben? ja/ antwortete er/ gegen jederman den es geluͤſtet. Ey wolan/ ſagte
jener; ſo geſtehe ich vor dieſer loͤblichen Geſelſchafft/ daß mein Freund Herkules und ich/
von dieſen vier Raͤubern auff freier Straſſe ohn alle gegebene Urſach uͤberfallen ſind/ und
wir ihnen den Lohn ihres Frevels in einem offenen Kampffe zugeſtellet haben/ welchen ſie
billiger von des Buͤttels Hand empfangen haͤtten. Weil ihr dañ Fulvius meinen Freund
und mich ohn alle Urſach vor Raͤuber/ Schelmen und Buben ſcheltet/ wil ich unſer bey-
der Ehre/ dafern ihr keinen Wiederruff thut/ wieder euch handhabẽ/ ſchiebe die Schmach
in euren eigenen Buſem/ ſage euch auff Leib und Leben ab/ und fodere euch zum offentlichẽ
Kampff aus/ auff daß ihr ſehen laſſet/ ob ihr ſo wol fechten als ſchaͤnden koͤnnet. Das an-
weſende Frauenzimmer erſchrak uͤber die maſſe/ als ſie Ladiſla ſo reden hoͤreten/ und ſeine
feurige Augen ſahen/ die ihm im Haͤupte funkelten; keiner aber von den Anweſenden kun-
te ihm ſolches vor uͤbel halten/ daß auch der junge Fabius zu Fulvius ſagete: Herr ihr han-
delt nicht ritterlich an dieſem Helden/ welches ich mit meinem Schwerte behaͤupten wil.
Dieſer antwortete mit greßlichem Geſichte: Ey ſo wapnet euch ihr junge Bratvoͤgel/ daß
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/126>, abgerufen am 30.12.2024.