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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
steghafftes Schwert ich auff solche Laffen zücken sol. Hunde können nichts als rasen; und
Narren/ als großsprechen/ sagte Ladisla; biß aber versichert/ daß ich dessen eine Reue in
dich bringen werde. Frl. Sophia redete mit ein/ und sagte zu Fulvius; O ihr boßhaffter
ehrendiebischer Ritter/ was vor Unglük richtet ihr mit eurem Lügenmaule an. Der Stat-
halter hatte sich in seinem nahen Zimmer biß daher stille gehalten/ und alles angehöret/
als er aber den Aufflauff vernam/ sprang er in den Saal/ und geboht Friede zuhalten/ oder
er würde sich seines Haußrechts nebest haben der Römischer Gewalt zugebrauchen wis-
sen. Ladisla lieff ihm entgegen/ und gab zur Antwort: Mein hochwerter Herr als Vater/
ich beruffe mich auff diese ehrliche Geselschafft/ daß ich gezwungen werde/ mit der Götter
Hülffe darzuthun/ daß mein Geselle und ich des Lasters unschuldig seyn/ deß uns dieser
Verleumder zeihet/ oder eines ehrlichen todes zusterben. Ihr könnet nicht wol anders
sagte der Stathalter/ demnach ichs selber angehöret/ wie nahe mans euch geleget hat/
zweiffele nicht/ die Götter werden der Unschuld beystehen.

Inzwischen wahr Fulvius hinunter gelauffen/ seine Reuter zusamlen/ und lies der
junge Fabius das verabredete Zeichen mit der Tromete geben/ da seine Leute fast im Au-
genblik beysammen wahren/ und zum Hintertohr hinein drungen. Ladisla aber machte
sich hin zu Herkules und gab ihm daß verlauffene kürzlich zuverstehen; der sich unlustig
befand/ daß er dem Streit nicht beywohnen/ noch seine Ehre selberretten kunte. Der jun-
ge Fabius folgete ihm auff dem Fusse nach/ und erboht sich gegen Herkules/ vor ihm die
Stelle zu vertreten; aber Ladisla gab zur antwort: Er möchte sich gedulden/ den Schän-
der würde der Frevel in kurzem gereuen. Nun wahr ihm des vorigen Tages sein Schild
und Harnisch von den Räubern übel zugerichtet/ daher ließ der junge Fabius ihm trefliche
gute Waffen bringen/ mit welchener sich fertig machete. Er ward aber der Reuter im
Platze gewahr/ und fragete/ was diese wolten? da ihn Fabius berichtete: weil Fulvius mit
einer starken Reuter Schaar ankommen/ und ihm bald anfangs nichts gutes geträumet/
hätte er auch eine Mannschafft auffgebohten/ daß man im sall der noht bestand seyn kön-
te/ wie ers wählen würde. Ladisla sprang dessen vor freuden auff/ weil er bübischer hinter-
list sich nicht zu befürchten hatte. Sein Fräulein kam auch darzu/ und klagete/ wie der
Schänder zum Abzuge sie vor eine leichtfertige junge Metze gescholten/ und möchte sie
wünschen/ daß dieser Schimpf zugleich mit könte gerochen werden; Worauf er antwor-
tete: Mein Fräulein/ traget nur ein wenig Geduld/ ich wil meiner eigenen Schmach ver-
gessen/ biß die ihre wird gerochen seyn; nur bitte ich/ mir eine Gunst mitzuteilen/ unter de-
ren Krafft und Wirkung ich desto geherzter fechten möge. Sie sahe umb sich/ uud als sie
merkete/ daß sie viere nur daselbst wahren/ trat sie zu ihm/ küssete ihn freundlich/ und sa-
gete: Ich hoffe nicht/ daß H. Herkules und mein Bruder mir dieses zur Leichtfertigkeit
auß deuten werden. Fabius antwortete: So werde aber ich dirs nicht zugute halten/ es
sey dann/ daß du deinem Liebsten noch einen Kuß/ und äusserliches Gunstzeichen mitteilest/
welches er seinem feinde aufm Helme zeigen könne. Meinem Liebsten? sagte sie; so müste
ich ja meinen H. Vater küssen; jedoch/ weil derselbe abwesend/ mag H. Ladisla/ da es ihm
gefällig/ dessen stelle vor dißmahl vertreten; also verrichtete sie ihres Bruders Befehl zu
dreyen mahlen/ und empfing gleiche Münze zur Bezahlung. Hernach spannete sie eine

Halß-
M

Erſtes Buch.
ſteghafftes Schwert ich auff ſolche Laffen zuͤcken ſol. Hunde koͤnnen nichts als raſen; und
Narren/ als großſprechen/ ſagte Ladiſla; biß aber verſichert/ daß ich deſſen eine Reue in
dich bringen werde. Frl. Sophia redete mit ein/ und ſagte zu Fulvius; O ihr boßhaffter
ehrendiebiſcher Ritter/ was vor Ungluͤk richtet ihr mit eurem Luͤgenmaule an. Der Stat-
halter hatte ſich in ſeinem nahen Zimmer biß daher ſtille gehalten/ und alles angehoͤret/
als er aber den Aufflauff vernam/ ſprang er in den Saal/ und geboht Friede zuhalten/ oder
er wuͤrde ſich ſeines Haußrechts nebeſt haben der Roͤmiſcher Gewalt zugebrauchen wiſ-
ſen. Ladiſla lieff ihm entgegen/ und gab zur Antwort: Mein hochwerter Herr als Vater/
ich beruffe mich auff dieſe ehrliche Geſelſchafft/ daß ich gezwungen werde/ mit der Goͤtter
Huͤlffe darzuthun/ daß mein Geſelle und ich des Laſters unſchuldig ſeyn/ deß uns dieſer
Verleumder zeihet/ oder eines ehrlichen todes zuſterben. Ihr koͤnnet nicht wol anders
ſagte der Stathalter/ demnach ichs ſelber angehoͤret/ wie nahe mans euch geleget hat/
zweiffele nicht/ die Goͤtter werden der Unſchuld beyſtehen.

Inzwiſchen wahr Fulvius hinunter gelauffen/ ſeine Reuter zuſamlen/ und lies der
junge Fabius das verabredete Zeichen mit der Tromete geben/ da ſeine Leute faſt im Au-
genblik beyſammen wahren/ und zum Hintertohr hinein drungen. Ladiſla aber machte
ſich hin zu Herkules und gab ihm daß verlauffene kuͤrzlich zuverſtehen; der ſich unluſtig
befand/ daß er dem Streit nicht beywohnen/ noch ſeine Ehre ſelberretten kunte. Der jun-
ge Fabius folgete ihm auff dem Fuſſe nach/ und erboht ſich gegen Herkules/ vor ihm die
Stelle zu vertreten; aber Ladiſla gab zur antwort: Er moͤchte ſich gedulden/ den Schaͤn-
der wuͤrde der Frevel in kurzem gereuen. Nun wahr ihm des vorigen Tages ſein Schild
und Harniſch von den Raͤubern uͤbel zugerichtet/ daher ließ der junge Fabius ihm trefliche
gute Waffen bringen/ mit welchener ſich fertig machete. Er ward aber der Reuter im
Platze gewahr/ und fragete/ was dieſe wolten? da ihn Fabius berichtete: weil Fulvius mit
einer ſtarken Reuter Schaar ankommen/ und ihm bald anfangs nichts gutes getraͤumet/
haͤtte er auch eine Mannſchafft auffgebohten/ daß man im ſall der noht beſtand ſeyn koͤn-
te/ wie ers waͤhlen wuͤrde. Ladiſla ſprang deſſen vor freuden auff/ weil er buͤbiſcher hinter-
liſt ſich nicht zu befuͤrchten hatte. Sein Fraͤulein kam auch darzu/ und klagete/ wie der
Schaͤnder zum Abzuge ſie vor eine leichtfertige junge Metze geſcholten/ und moͤchte ſie
wuͤnſchen/ daß dieſer Schimpf zugleich mit koͤnte gerochen werden; Worauf er antwor-
tete: Mein Fraͤulein/ traget nur ein wenig Geduld/ ich wil meiner eigenen Schmach ver-
geſſen/ biß die ihre wird gerochen ſeyn; nur bitte ich/ mir eine Gunſt mitzuteilen/ unter de-
ren Krafft und Wirkung ich deſto geherzter fechten moͤge. Sie ſahe umb ſich/ uud als ſie
merkete/ daß ſie viere nur daſelbſt wahren/ trat ſie zu ihm/ kuͤſſete ihn freundlich/ und ſa-
gete: Ich hoffe nicht/ daß H. Herkules und mein Bruder mir dieſes zur Leichtfertigkeit
auß deuten werden. Fabius antwortete: So werde aber ich dirs nicht zugute halten/ es
ſey dann/ daß du deinem Liebſten noch einen Kuß/ und aͤuſſerliches Gunſtzeichen mitteileſt/
welches er ſeinem feinde aufm Helme zeigen koͤnne. Meinem Liebſten? ſagte ſie; ſo muͤſte
ich ja meinen H. Vater kuͤſſen; jedoch/ weil derſelbe abweſend/ mag H. Ladiſla/ da es ihm
gefaͤllig/ deſſen ſtelle vor dißmahl vertreten; alſo verrichtete ſie ihres Bruders Befehl zu
dreyen mahlen/ und empfing gleiche Muͤnze zur Bezahlung. Hernach ſpannete ſie eine

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[89/0127] Erſtes Buch. ſteghafftes Schwert ich auff ſolche Laffen zuͤcken ſol. Hunde koͤnnen nichts als raſen; und Narren/ als großſprechen/ ſagte Ladiſla; biß aber verſichert/ daß ich deſſen eine Reue in dich bringen werde. Frl. Sophia redete mit ein/ und ſagte zu Fulvius; O ihr boßhaffter ehrendiebiſcher Ritter/ was vor Ungluͤk richtet ihr mit eurem Luͤgenmaule an. Der Stat- halter hatte ſich in ſeinem nahen Zimmer biß daher ſtille gehalten/ und alles angehoͤret/ als er aber den Aufflauff vernam/ ſprang er in den Saal/ und geboht Friede zuhalten/ oder er wuͤrde ſich ſeines Haußrechts nebeſt haben der Roͤmiſcher Gewalt zugebrauchen wiſ- ſen. Ladiſla lieff ihm entgegen/ und gab zur Antwort: Mein hochwerter Herr als Vater/ ich beruffe mich auff dieſe ehrliche Geſelſchafft/ daß ich gezwungen werde/ mit der Goͤtter Huͤlffe darzuthun/ daß mein Geſelle und ich des Laſters unſchuldig ſeyn/ deß uns dieſer Verleumder zeihet/ oder eines ehrlichen todes zuſterben. Ihr koͤnnet nicht wol anders ſagte der Stathalter/ demnach ichs ſelber angehoͤret/ wie nahe mans euch geleget hat/ zweiffele nicht/ die Goͤtter werden der Unſchuld beyſtehen. Inzwiſchen wahr Fulvius hinunter gelauffen/ ſeine Reuter zuſamlen/ und lies der junge Fabius das verabredete Zeichen mit der Tromete geben/ da ſeine Leute faſt im Au- genblik beyſammen wahren/ und zum Hintertohr hinein drungen. Ladiſla aber machte ſich hin zu Herkules und gab ihm daß verlauffene kuͤrzlich zuverſtehen; der ſich unluſtig befand/ daß er dem Streit nicht beywohnen/ noch ſeine Ehre ſelberretten kunte. Der jun- ge Fabius folgete ihm auff dem Fuſſe nach/ und erboht ſich gegen Herkules/ vor ihm die Stelle zu vertreten; aber Ladiſla gab zur antwort: Er moͤchte ſich gedulden/ den Schaͤn- der wuͤrde der Frevel in kurzem gereuen. Nun wahr ihm des vorigen Tages ſein Schild und Harniſch von den Raͤubern uͤbel zugerichtet/ daher ließ der junge Fabius ihm trefliche gute Waffen bringen/ mit welchener ſich fertig machete. Er ward aber der Reuter im Platze gewahr/ und fragete/ was dieſe wolten? da ihn Fabius berichtete: weil Fulvius mit einer ſtarken Reuter Schaar ankommen/ und ihm bald anfangs nichts gutes getraͤumet/ haͤtte er auch eine Mannſchafft auffgebohten/ daß man im ſall der noht beſtand ſeyn koͤn- te/ wie ers waͤhlen wuͤrde. Ladiſla ſprang deſſen vor freuden auff/ weil er buͤbiſcher hinter- liſt ſich nicht zu befuͤrchten hatte. Sein Fraͤulein kam auch darzu/ und klagete/ wie der Schaͤnder zum Abzuge ſie vor eine leichtfertige junge Metze geſcholten/ und moͤchte ſie wuͤnſchen/ daß dieſer Schimpf zugleich mit koͤnte gerochen werden; Worauf er antwor- tete: Mein Fraͤulein/ traget nur ein wenig Geduld/ ich wil meiner eigenen Schmach ver- geſſen/ biß die ihre wird gerochen ſeyn; nur bitte ich/ mir eine Gunſt mitzuteilen/ unter de- ren Krafft und Wirkung ich deſto geherzter fechten moͤge. Sie ſahe umb ſich/ uud als ſie merkete/ daß ſie viere nur daſelbſt wahren/ trat ſie zu ihm/ kuͤſſete ihn freundlich/ und ſa- gete: Ich hoffe nicht/ daß H. Herkules und mein Bruder mir dieſes zur Leichtfertigkeit auß deuten werden. Fabius antwortete: So werde aber ich dirs nicht zugute halten/ es ſey dann/ daß du deinem Liebſten noch einen Kuß/ und aͤuſſerliches Gunſtzeichen mitteileſt/ welches er ſeinem feinde aufm Helme zeigen koͤnne. Meinem Liebſten? ſagte ſie; ſo muͤſte ich ja meinen H. Vater kuͤſſen; jedoch/ weil derſelbe abweſend/ mag H. Ladiſla/ da es ihm gefaͤllig/ deſſen ſtelle vor dißmahl vertreten; alſo verrichtete ſie ihres Bruders Befehl zu dreyen mahlen/ und empfing gleiche Muͤnze zur Bezahlung. Hernach ſpannete ſie eine Halß- M

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/127>, abgerufen am 21.12.2024.