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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
lich zu erkennen/ als dann werde ich meine Sachen darnach anzustellen haben/ damit ich
bey Ehren meiner Zusage bleibe/ und alles Unheil vermieden werde; gaben hiemit ihrem
Gespräch die Endschafft/ und nahmen die Ruhe ein. Frl. Sophia hörete alles an/ und
nam es vor eine sonderliche Schickung der Götter auff/ dann sie hätte ihr nimmermehr
einbilden können/ daß ihr Unglük so nahe vor der Tühr hielte; doch ließ sie sich nichts mer-
ken/ lag und dachte fleissig nach/ wessen sie gegen ihre Fr. Mutter sich erklären wolte/ wofern
sie der Abrede nachkommen würde/ und als sie ihres Schlusses gewiß wahr/ schlieff sie frö-
lich ein. Kurz vor der Sonnen Auffgang kam ihr im Schlaffe vor/ wie ein schändlicher
Bähre sie anftele und zureissen wolte; worüber sie in solche Angst geriet/ dz sie im Schlaffe
überlaut schrihe: O Herr Ladisla/ errettet die eure von dem grausamen Bähren/ und ver-
lasset mich nicht in dieser äussersten Noht. Ihr Vater wahr gleich erwachet/ hörete ihr
Gefchrey/ und störete sie doch nicht/ biß sie über eine kurze weile sagete: Ey Gott lob/ mein
Schaz/ daß der Bähre tod/ und ihr unbeschädiget seyd; da rieff er sie mit Nahmen/ und
was sie im Schlaffe zu plaudern hätte. Sie aber fuhr auf/ und dankete sehr/ daß er sie durch
Auffweckung aus der Angst eines bösen Traums gerissen hätte/ und hielte sie davor/ es fiele
ihr der gestrige Schrecken im Schlaffe wieder ein; wie wol ihr Vater an der rechten Deu-
tung nicht umb ein Haar fehlete.

Als Ladisla des Morgens erwachte/ fragte er seinen Herkules/ wie er geruhet/ und
sich wegen seiner Wunde befünde; der ihm anzeigete/ es währe zimlich schlecht bestellet/
fühlete nicht geringe Schmerzen/ und befahrete sich eines Fiebers/ daß er diesen und et-
liche Tage wol des Bettes würde hüten müssen. Ladisla hatte ihm des Abends alles an-
gezeiget/ wie er sich in das Fräulein verliebet/ und auff sein hefftiges anhalten ihre Ein-
willigung zur künfftigen Ehe erhalten/ jedoch mit dem Bedinge/ daß sie seines Standes
und Wesens zuvor wolte berichtet seyn/ hätte ihm doch äydlich angelobet/ solches keinem
Menschen ohn seinen außdrüklichen Befehl zu offenbahren. Welches ihm Herkules
nach getahner Glükwunschung gerne Einwilligte/ doch daß er von ihm nichts eigentli-
ches melden/ noch in ehelicher Ansuchung die Eltern vorbey gehen möchte. Dieser da er
seines lieben Freundes Schwacheit vernommen/ lies er den Wund Arzt alsbald hohlen/
der aus Herkules Farbe ein schlimmes Zeichen nam/ auch nach besichtigung des Scha-
dens/ ihm vorhielt; er hätte ohn zweiffel die gestrige Erinnerung aus der acht gelassen;
machete nach Gewohnheit dieser Leute den Schaden sehr gefährlich; es währe leicht ge-
schehen/ daß eine Sehnader anginge; die Halßwunden währen ohn daß nicht zuverach-
ten/ und könte mannicher durch eine geringe versehrung an diesem Orte umb seine Ge-
sundheit/ ja umb Leib und Leben kommen. Ladisla geriet hieduch in grössere Angst als er
selbst/ und taht den Vorschlag/ er wolte einen erfahrnen hochgelarten Meister der Arzney
herhohlen lassen/ damit ja nichts verabseumet würde. Aber dieser/ sich befürchtend/ sein
wort würde mehr vor einen andern als vor sich selbst gesprochen seyn/ wolte ungerne dar-
ein willigen/ wante vor/ diese hochgelarten Leute währen den Wundärzten gemeiniglich
in der Heilung zuwider/ braucheten kostbahre sachen/ die wenig nützeten/ und nähmen ihm
der Mühe Belohnung vor demm Maule hinweg. Worauff Ladisla ihm zur Antwort gab:
Er hätte sich darumb nichts zu bekümmern/ und solte nur alsbald sagen/ was er vor seine

Mühe

Erſtes Buch.
lich zu erkennen/ als dann werde ich meine Sachen darnach anzuſtellen haben/ damit ich
bey Ehren meiner Zuſage bleibe/ und alles Unheil vermieden werde; gaben hiemit ihrem
Geſpraͤch die Endſchafft/ und nahmen die Ruhe ein. Frl. Sophia hoͤrete alles an/ und
nam es vor eine ſonderliche Schickung der Goͤtter auff/ dann ſie haͤtte ihr nimmermehr
einbilden koͤnnen/ daß ihr Ungluͤk ſo nahe vor der Tuͤhr hielte; doch ließ ſie ſich nichts mer-
ken/ lag und dachte fleiſſig nach/ weſſen ſie gegen ihre Fr. Mutter ſich erklaͤren wolte/ wofeꝛn
ſie der Abrede nachkommen wuͤrde/ und als ſie ihres Schluſſes gewiß wahr/ ſchlieff ſie froͤ-
lich ein. Kurz vor der Sonnen Auffgang kam ihr im Schlaffe vor/ wie ein ſchaͤndlicher
Baͤhre ſie anftele und zureiſſen wolte; woruͤber ſie in ſolche Angſt geriet/ dz ſie im Schlaffe
uͤberlaut ſchrihe: O Herr Ladiſla/ errettet die eure von dem grauſamen Baͤhren/ und ver-
laſſet mich nicht in dieſer aͤuſſerſten Noht. Ihr Vater wahr gleich erwachet/ hoͤrete ihr
Gefchrey/ und ſtoͤrete ſie doch nicht/ biß ſie uͤber eine kurze weile ſagete: Ey Gott lob/ mein
Schaz/ daß der Baͤhre tod/ und ihr unbeſchaͤdiget ſeyd; da rieff er ſie mit Nahmen/ und
was ſie im Schlaffe zu plaudeꝛn haͤtte. Sie aber fuhr auf/ und dankete ſehr/ daß er ſie durch
Auffweckung aus der Angſt eines boͤſen Traums geriſſen haͤtte/ und hielte ſie davor/ es fiele
ihr der geſtrige Schrecken im Schlaffe wieder ein; wie wol ihr Vater an der rechten Deu-
tung nicht umb ein Haar fehlete.

Als Ladiſla des Morgens erwachte/ fragte er ſeinen Herkules/ wie er geruhet/ uñ
ſich wegen ſeiner Wunde befuͤnde; der ihm anzeigete/ es waͤhre zimlich ſchlecht beſtellet/
fuͤhlete nicht geringe Schmerzen/ und befahrete ſich eines Fiebers/ daß er dieſen und et-
liche Tage wol des Bettes wuͤrde huͤten muͤſſen. Ladiſla hatte ihm des Abends alles an-
gezeiget/ wie er ſich in das Fraͤulein verliebet/ und auff ſein hefftiges anhalten ihre Ein-
willigung zur kuͤnfftigen Ehe erhalten/ jedoch mit dem Bedinge/ daß ſie ſeines Standes
und Weſens zuvor wolte berichtet ſeyn/ haͤtte ihm doch aͤydlich angelobet/ ſolches keinem
Menſchen ohn ſeinen außdruͤklichen Befehl zu offenbahren. Welches ihm Herkules
nach getahner Gluͤkwunſchung gerne Einwilligte/ doch daß er von ihm nichts eigentli-
ches melden/ noch in ehelicher Anſuchung die Eltern vorbey gehen moͤchte. Dieſer da er
ſeines lieben Freundes Schwacheit vernommen/ lies er den Wund Arzt alsbald hohlen/
der aus Herkules Farbe ein ſchlimmes Zeichen nam/ auch nach beſichtigung des Scha-
dens/ ihm vorhielt; er haͤtte ohn zweiffel die geſtrige Erinnerung aus der acht gelaſſen;
machete nach Gewohnheit dieſer Leute den Schaden ſehr gefaͤhrlich; es waͤhre leicht ge-
ſchehen/ daß eine Sehnader anginge; die Halßwunden waͤhren ohn daß nicht zuverach-
ten/ und koͤnte mannicher durch eine geringe verſehrung an dieſem Orte umb ſeine Ge-
ſundheit/ ja umb Leib und Leben kommen. Ladiſla geriet hieduch in groͤſſere Angſt als er
ſelbſt/ und taht den Vorſchlag/ er wolte einen erfahrnen hochgelarten Meiſter der Arzney
herhohlen laſſen/ damit ja nichts verabſeumet wuͤrde. Aber dieſer/ ſich befuͤrchtend/ ſein
wort wuͤrde mehr vor einen andern als vor ſich ſelbſt geſprochen ſeyn/ wolte ungerne dar-
ein willigen/ wante vor/ dieſe hochgelarten Leute waͤhren den Wundaͤrzten gemeiniglich
in der Heilung zuwider/ braucheten koſtbahre ſachen/ die wenig nuͤtzeten/ und naͤhmen ihm
der Muͤhe Belohnung vor dem̃ Maule hinweg. Worauff Ladiſla ihm zur Antwort gab:
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Muͤhe
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/109>, abgerufen am 21.12.2024.