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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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und als römischer Kaiser.
850 als solcher vom Papste gesalbt33. In einem Schreiben an den
oströmischen Kaiser Basilius führt Ludwig II. seine Kaiserwürde auf
die päpstliche Salbung zurück. Kaiser würden, so schreibt er, die-
jenigen genannt, die vom römischen Pontifex mit dem heiligen Öle
gesalbt worden seien34. Nach dem Tode Ludwigs II. gelangte durch
einen Rechtsbruch Johanns VIII. nicht die berechtigte Linie Ludwigs
des Deutschen, sondern Karl II. zur Kaiserwürde, indem er 875 vom
Papste gesalbt und gekrönt wurde. Auch damals sah man auf kaiser-
licher und päpstlicher Seite in der Salbung den die Kaiserwürde
konstituierenden Akt35. Als Karl III. (881), Wido (891), Lambert
(892) und Arnulf (896) das Kaisertum erlangten, empfingen sie es
gleichfalls aus der Hand des Papstes. Dass auch in diesen Fällen
nach der officiellen Auffassung der kirchlichen Kreise die Salbung als
massgebend angesehen wurde, zeigen die Akten eines römischen Kon-
zils von 898, welches die vom Papst Formosus vollzogene Salbung
Lamberts für ewige Zeiten bestätigt, dagegen die Salbung Arnulfs
verwirft36. Doch hat allerdings in den Augen von Zeitgenossen die
Krönung bereits eine der Salbung mindestens ebenbürtige Bedeutung37.

So war es in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts Dank
den im karolingischen Hause eingetretenen Spaltungen der römischen
Kurie gelungen, die Prätension, dass die Kaiserwürde nur durch die
Hand des Papstes erworben werden könne38, zur Anerkennung zu

33 Eine Krönung von Seite des Papstes fand 872 statt. Annales Bertiniani
z. J. 872. Schon 844 war Ludwig vom Papst zum König der Langobarden gesalbt
und gekrönt worden. Diese Krönung und die Salbung zum Kaiser unterscheidet
deutlich Jaffe Nr. 2774 (2104) v. J. 864.
34 Mühlbacher Nr. 1213.
35 Synod. Pontigon. LL I 533: sicut domnus Johannes .. sacra unctione
constituit. Johann VIII., Dümmler, Gesch. des ostfränk. Reichs II 398, Anm.:
dignitatem imperialem per impositionem manuum nostrarum adeptus est.
36 Mansi XVIII 224 (c. 6): unctionem sacri chrismatis in spiritalem filium
nostrum .. Lambertum .. actam firmam et in aeternum stabilitam esse .. decer-
nimus. Illam vero barbaricam, quae per subreptionem extorta est, omnimodis ab-
dicamus. Dümmler III 429.
37 Erchamberti Cont. MG SS II 330 über Karl III.: a pontifice Romano de
thesauro S. Petri apostoli corona capiti imposita ad imperium consecratus. Regi-
non. Chron. z. J. 894 über Lambert: Romam veniens diadema imperii a presule
sedis apostolicae sibi imponi fecit. Von Arnulf a. O. z. J. 896: a Formoso ..
ante confessionem sancti Petri coronatus imperator creatur. Nachmals fällt der
Schwerpunkt des Weiheaktes entschieden in die Krönung durch die Hand des
Papstes, während die ihr vorausgehende Salbung durch einen Kardinal geschieht.
Waitz, Formeln der .. Kaiserkrönung S. 63.
38 'Eugenius Vulgarius führt ... an, dass niemand nisi perfectus pontifex

und als römischer Kaiser.
850 als solcher vom Papste gesalbt33. In einem Schreiben an den
oströmischen Kaiser Basilius führt Ludwig II. seine Kaiserwürde auf
die päpstliche Salbung zurück. Kaiser würden, so schreibt er, die-
jenigen genannt, die vom römischen Pontifex mit dem heiligen Öle
gesalbt worden seien34. Nach dem Tode Ludwigs II. gelangte durch
einen Rechtsbruch Johanns VIII. nicht die berechtigte Linie Ludwigs
des Deutschen, sondern Karl II. zur Kaiserwürde, indem er 875 vom
Papste gesalbt und gekrönt wurde. Auch damals sah man auf kaiser-
licher und päpstlicher Seite in der Salbung den die Kaiserwürde
konstituierenden Akt35. Als Karl III. (881), Wido (891), Lambert
(892) und Arnulf (896) das Kaisertum erlangten, empfingen sie es
gleichfalls aus der Hand des Papstes. Daſs auch in diesen Fällen
nach der officiellen Auffassung der kirchlichen Kreise die Salbung als
maſsgebend angesehen wurde, zeigen die Akten eines römischen Kon-
zils von 898, welches die vom Papst Formosus vollzogene Salbung
Lamberts für ewige Zeiten bestätigt, dagegen die Salbung Arnulfs
verwirft36. Doch hat allerdings in den Augen von Zeitgenossen die
Krönung bereits eine der Salbung mindestens ebenbürtige Bedeutung37.

So war es in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts Dank
den im karolingischen Hause eingetretenen Spaltungen der römischen
Kurie gelungen, die Prätension, daſs die Kaiserwürde nur durch die
Hand des Papstes erworben werden könne38, zur Anerkennung zu

33 Eine Krönung von Seite des Papstes fand 872 statt. Annales Bertiniani
z. J. 872. Schon 844 war Ludwig vom Papst zum König der Langobarden gesalbt
und gekrönt worden. Diese Krönung und die Salbung zum Kaiser unterscheidet
deutlich Jaffé Nr. 2774 (2104) v. J. 864.
34 Mühlbacher Nr. 1213.
35 Synod. Pontigon. LL I 533: sicut domnus Johannes .. sacra unctione
constituit. Johann VIII., Dümmler, Gesch. des ostfränk. Reichs II 398, Anm.:
dignitatem imperialem per impositionem manuum nostrarum adeptus est.
36 Mansi XVIII 224 (c. 6): unctionem sacri chrismatis in spiritalem filium
nostrum .. Lambertum .. actam firmam et in aeternum stabilitam esse .. decer-
nimus. Illam vero barbaricam, quae per subreptionem extorta est, omnimodis ab-
dicamus. Dümmler III 429.
37 Erchamberti Cont. MG SS II 330 über Karl III.: a pontifice Romano de
thesauro S. Petri apostoli corona capiti imposita ad imperium consecratus. Regi-
non. Chron. z. J. 894 über Lambert: Romam veniens diadema imperii a presule
sedis apostolicae sibi imponi fecit. Von Arnulf a. O. z. J. 896: a Formoso ..
ante confessionem sancti Petri coronatus imperator creatur. Nachmals fällt der
Schwerpunkt des Weiheaktes entschieden in die Krönung durch die Hand des
Papstes, während die ihr vorausgehende Salbung durch einen Kardinal geschieht.
Waitz, Formeln der .. Kaiserkrönung S. 63.
38 ‘Eugenius Vulgarius führt … an, daſs niemand nisi perfectus pontifex
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[91/0109] und als römischer Kaiser. 850 als solcher vom Papste gesalbt 33. In einem Schreiben an den oströmischen Kaiser Basilius führt Ludwig II. seine Kaiserwürde auf die päpstliche Salbung zurück. Kaiser würden, so schreibt er, die- jenigen genannt, die vom römischen Pontifex mit dem heiligen Öle gesalbt worden seien 34. Nach dem Tode Ludwigs II. gelangte durch einen Rechtsbruch Johanns VIII. nicht die berechtigte Linie Ludwigs des Deutschen, sondern Karl II. zur Kaiserwürde, indem er 875 vom Papste gesalbt und gekrönt wurde. Auch damals sah man auf kaiser- licher und päpstlicher Seite in der Salbung den die Kaiserwürde konstituierenden Akt 35. Als Karl III. (881), Wido (891), Lambert (892) und Arnulf (896) das Kaisertum erlangten, empfingen sie es gleichfalls aus der Hand des Papstes. Daſs auch in diesen Fällen nach der officiellen Auffassung der kirchlichen Kreise die Salbung als maſsgebend angesehen wurde, zeigen die Akten eines römischen Kon- zils von 898, welches die vom Papst Formosus vollzogene Salbung Lamberts für ewige Zeiten bestätigt, dagegen die Salbung Arnulfs verwirft 36. Doch hat allerdings in den Augen von Zeitgenossen die Krönung bereits eine der Salbung mindestens ebenbürtige Bedeutung 37. So war es in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts Dank den im karolingischen Hause eingetretenen Spaltungen der römischen Kurie gelungen, die Prätension, daſs die Kaiserwürde nur durch die Hand des Papstes erworben werden könne 38, zur Anerkennung zu 33 Eine Krönung von Seite des Papstes fand 872 statt. Annales Bertiniani z. J. 872. Schon 844 war Ludwig vom Papst zum König der Langobarden gesalbt und gekrönt worden. Diese Krönung und die Salbung zum Kaiser unterscheidet deutlich Jaffé Nr. 2774 (2104) v. J. 864. 34 Mühlbacher Nr. 1213. 35 Synod. Pontigon. LL I 533: sicut domnus Johannes .. sacra unctione constituit. Johann VIII., Dümmler, Gesch. des ostfränk. Reichs II 398, Anm.: dignitatem imperialem per impositionem manuum nostrarum adeptus est. 36 Mansi XVIII 224 (c. 6): unctionem sacri chrismatis in spiritalem filium nostrum .. Lambertum .. actam firmam et in aeternum stabilitam esse .. decer- nimus. Illam vero barbaricam, quae per subreptionem extorta est, omnimodis ab- dicamus. Dümmler III 429. 37 Erchamberti Cont. MG SS II 330 über Karl III.: a pontifice Romano de thesauro S. Petri apostoli corona capiti imposita ad imperium consecratus. Regi- non. Chron. z. J. 894 über Lambert: Romam veniens diadema imperii a presule sedis apostolicae sibi imponi fecit. Von Arnulf a. O. z. J. 896: a Formoso .. ante confessionem sancti Petri coronatus imperator creatur. Nachmals fällt der Schwerpunkt des Weiheaktes entschieden in die Krönung durch die Hand des Papstes, während die ihr vorausgehende Salbung durch einen Kardinal geschieht. Waitz, Formeln der .. Kaiserkrönung S. 63. 38 ‘Eugenius Vulgarius führt … an, daſs niemand nisi perfectus pontifex

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/109>, abgerufen am 24.11.2024.