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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 43. Die Leges Wisigothorum.

Die Pariser Fragmente sind herausgegeben von Bluhme u. d. T.: Reccaredi Wi-
sigothorum regis antiqua legum collectio, 1847 (auch als Beilage zu dessen Textkritik
des Westgotenrechts 1872). Dazu Anschütz, Der Palimpsest der Lex Wisigothorum,
in Pertz' Archiv XI 215. Für die Lex Wisig. fehlt es an einer kritischen Ausgabe.
Von den vorhandenen Ausgaben sind zu erwähnen P. Pithous, Codicis legum Wisi-
gothicarum libri XII, Paris 1579, die in Lindenbrogs Codex legum antiquarum,
1613, die bei Bouquet, Recueil des historiens des Gaules tom. IV, die Madrider
Ausgabe, Fuero Juzgo en Latin y Castellano 1815, durch unerhebliche Zuthaten
vermehrt in Portugaliae Monumenta historica, Leges vol. I, Olisiponae 1856. Am
leichtesten zugänglich ist der Abdruck bei Walter, Corpus iur. germ. I 417.
Über den Wert oder vielmehr Unwert der vorliegenden Ausgaben s. Bluhme,
Textkritik. -- Eine bisher unbekannte westgotische Rechtsquelle edierte A. Gau-
denzi,
Un antica compilazione di diritto Romano e Visigoto con alcuni frammenti
delle legge di Eurico, 1886, abgedruckt im NA XII 390.
Litteratur: A. Helfferich, Entstehung u. Gesch. des Westgothenrechts, 1858.
Merkel bei Savigny, Gesch. des röm. Rechts VII 42 ff.; derselbe in der Z f.
DR XII 281. Gaupp, Über das älteste geschriebene Recht der Westgothen, in
dessen germanist. Abhandl., 1853, S 27. Hänel in seiner Ausg. der Lex Rom.
Visig. S XCVI. De Petigny, De l'origine et des differentes redactions de la loi des
Wisigoths, in Revue hist. de droit francais et etr. I 209. Bluhme, Zur Textkritik
des Westgothenrechts, 1872. Dahn, Westgoth. Studien, 1874. v. Bethmann-
Hollweg,
Civilprozess IV 208. Waitz, Die Redaction der Lex Wisig. von König
Chindasuinth, in den Nachr. der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1875 Nr 15.
Schmeltzer, Die Redactionen des Westgothenrechts durch die Könige Chindasuinth
und Reccessuinth, Z2 f. RG II 123. A. Gaudenzi, Un antica compilazione.
Zeumer, Eine neu entdeckte westgoth. Rechtsquelle, NA XII 389.

Die Lex Wisigothorum ist eine amtliche Sammlung westgotischer
Königsgesetze, welche in Bücher, Titel und Kapitel zerfällt. Die
einzelnen Kapitel haben Überschriften (inscriptiones), worin die Her-
kunft der darin enthaltenen Gesetze bezeichnet wird. Diese In-
skriptionen sind zweifacher Art. Entweder nennen sie den Namen
des Königs, von welchem die Lex herrührt, oder sie bezeichnen die
Lex als Antiqua oder Antiqua noviter emendata. Der Unterschied
markiert den Gegensatz einer älteren und einer jüngeren Periode
der westgotischen Gesetzgebung, welche die folgende Darstellung
auseinander zu halten hat.

1. Die Pariser Fragmente und die Leges antiquae. In
einem Pariser Palimpsest sind uns 55 teilweise verstümmelte Kapitel
einer westgotischen Gesetzsammlung erhalten 1. Dieselbe muss ziem-

1 Paris, St. Germain 1278, ehemals zu Corbie. Die neuere Schrift enthält
den Hieronymus und Gennadius, De viris illustribus, in merowingischer Kursive vom
Ende des 7. Jahrh. Pertz, Archiv VII 718.
§ 43. Die Leges Wisigothorum.

Die Pariser Fragmente sind herausgegeben von Bluhme u. d. T.: Reccaredi Wi-
sigothorum regis antiqua legum collectio, 1847 (auch als Beilage zu dessen Textkritik
des Westgotenrechts 1872). Dazu Anschütz, Der Palimpsest der Lex Wisigothorum,
in Pertz’ Archiv XI 215. Für die Lex Wisig. fehlt es an einer kritischen Ausgabe.
Von den vorhandenen Ausgaben sind zu erwähnen P. Pithous, Codicis legum Wisi-
gothicarum libri XII, Paris 1579, die in Lindenbrogs Codex legum antiquarum,
1613, die bei Bouquet, Recueil des historiens des Gaules tom. IV, die Madrider
Ausgabe, Fuero Juzgo en Latin y Castellano 1815, durch unerhebliche Zuthaten
vermehrt in Portugaliae Monumenta historica, Leges vol. I, Olisiponae 1856. Am
leichtesten zugänglich ist der Abdruck bei Walter, Corpus iur. germ. I 417.
Über den Wert oder vielmehr Unwert der vorliegenden Ausgaben s. Bluhme,
Textkritik. — Eine bisher unbekannte westgotische Rechtsquelle edierte A. Gau-
denzi,
Un antica compilazione di diritto Romano e Visigoto con alcuni frammenti
delle legge di Eurico, 1886, abgedruckt im NA XII 390.
Litteratur: A. Helfferich, Entstehung u. Gesch. des Westgothenrechts, 1858.
Merkel bei Savigny, Gesch. des röm. Rechts VII 42 ff.; derselbe in der Z f.
DR XII 281. Gaupp, Über das älteste geschriebene Recht der Westgothen, in
dessen germanist. Abhandl., 1853, S 27. Hänel in seiner Ausg. der Lex Rom.
Visig. S XCVI. De Pétigny, De l’origine et des différentes rédactions de la loi des
Wisigoths, in Revue hist. de droit français et étr. I 209. Bluhme, Zur Textkritik
des Westgothenrechts, 1872. Dahn, Westgoth. Studien, 1874. v. Bethmann-
Hollweg,
Civilprozeſs IV 208. Waitz, Die Redaction der Lex Wisig. von König
Chindasuinth, in den Nachr. der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1875 Nr 15.
Schmeltzer, Die Redactionen des Westgothenrechts durch die Könige Chindasuinth
und Reccessuinth, Z2 f. RG II 123. A. Gaudenzi, Un antica compilazione.
Zeumer, Eine neu entdeckte westgoth. Rechtsquelle, NA XII 389.

Die Lex Wisigothorum ist eine amtliche Sammlung westgotischer
Königsgesetze, welche in Bücher, Titel und Kapitel zerfällt. Die
einzelnen Kapitel haben Überschriften (inscriptiones), worin die Her-
kunft der darin enthaltenen Gesetze bezeichnet wird. Diese In-
skriptionen sind zweifacher Art. Entweder nennen sie den Namen
des Königs, von welchem die Lex herrührt, oder sie bezeichnen die
Lex als Antiqua oder Antiqua noviter emendata. Der Unterschied
markiert den Gegensatz einer älteren und einer jüngeren Periode
der westgotischen Gesetzgebung, welche die folgende Darstellung
auseinander zu halten hat.

1. Die Pariser Fragmente und die Leges antiquae. In
einem Pariser Palimpsest sind uns 55 teilweise verstümmelte Kapitel
einer westgotischen Gesetzsammlung erhalten 1. Dieselbe muſs ziem-

1 Paris, St. Germain 1278, ehemals zu Corbie. Die neuere Schrift enthält
den Hieronymus und Gennadius, De viris illustribus, in merowingischer Kursive vom
Ende des 7. Jahrh. Pertz, Archiv VII 718.
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[320/0338] § 43. Die Leges Wisigothorum. Die Pariser Fragmente sind herausgegeben von Bluhme u. d. T.: Reccaredi Wi- sigothorum regis antiqua legum collectio, 1847 (auch als Beilage zu dessen Textkritik des Westgotenrechts 1872). Dazu Anschütz, Der Palimpsest der Lex Wisigothorum, in Pertz’ Archiv XI 215. Für die Lex Wisig. fehlt es an einer kritischen Ausgabe. Von den vorhandenen Ausgaben sind zu erwähnen P. Pithous, Codicis legum Wisi- gothicarum libri XII, Paris 1579, die in Lindenbrogs Codex legum antiquarum, 1613, die bei Bouquet, Recueil des historiens des Gaules tom. IV, die Madrider Ausgabe, Fuero Juzgo en Latin y Castellano 1815, durch unerhebliche Zuthaten vermehrt in Portugaliae Monumenta historica, Leges vol. I, Olisiponae 1856. Am leichtesten zugänglich ist der Abdruck bei Walter, Corpus iur. germ. I 417. Über den Wert oder vielmehr Unwert der vorliegenden Ausgaben s. Bluhme, Textkritik. — Eine bisher unbekannte westgotische Rechtsquelle edierte A. Gau- denzi, Un antica compilazione di diritto Romano e Visigoto con alcuni frammenti delle legge di Eurico, 1886, abgedruckt im NA XII 390. Litteratur: A. Helfferich, Entstehung u. Gesch. des Westgothenrechts, 1858. Merkel bei Savigny, Gesch. des röm. Rechts VII 42 ff.; derselbe in der Z f. DR XII 281. Gaupp, Über das älteste geschriebene Recht der Westgothen, in dessen germanist. Abhandl., 1853, S 27. Hänel in seiner Ausg. der Lex Rom. Visig. S XCVI. De Pétigny, De l’origine et des différentes rédactions de la loi des Wisigoths, in Revue hist. de droit français et étr. I 209. Bluhme, Zur Textkritik des Westgothenrechts, 1872. Dahn, Westgoth. Studien, 1874. v. Bethmann- Hollweg, Civilprozeſs IV 208. Waitz, Die Redaction der Lex Wisig. von König Chindasuinth, in den Nachr. der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1875 Nr 15. Schmeltzer, Die Redactionen des Westgothenrechts durch die Könige Chindasuinth und Reccessuinth, Z2 f. RG II 123. A. Gaudenzi, Un antica compilazione. Zeumer, Eine neu entdeckte westgoth. Rechtsquelle, NA XII 389. Die Lex Wisigothorum ist eine amtliche Sammlung westgotischer Königsgesetze, welche in Bücher, Titel und Kapitel zerfällt. Die einzelnen Kapitel haben Überschriften (inscriptiones), worin die Her- kunft der darin enthaltenen Gesetze bezeichnet wird. Diese In- skriptionen sind zweifacher Art. Entweder nennen sie den Namen des Königs, von welchem die Lex herrührt, oder sie bezeichnen die Lex als Antiqua oder Antiqua noviter emendata. Der Unterschied markiert den Gegensatz einer älteren und einer jüngeren Periode der westgotischen Gesetzgebung, welche die folgende Darstellung auseinander zu halten hat. 1. Die Pariser Fragmente und die Leges antiquae. In einem Pariser Palimpsest sind uns 55 teilweise verstümmelte Kapitel einer westgotischen Gesetzsammlung erhalten 1. Dieselbe muſs ziem- 1 Paris, St. Germain 1278, ehemals zu Corbie. Die neuere Schrift enthält den Hieronymus und Gennadius, De viris illustribus, in merowingischer Kursive vom Ende des 7. Jahrh. Pertz, Archiv VII 718.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/338>, abgerufen am 24.11.2024.