Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

Flügel auszubreiten und im Felde die Aufschrift NEICOY":
Köhler S. 192; Mariette, Cat. Crozat p. 43, n. 713; Winckelm.
Descr. II, 48; Mon. in. t. 9; Pierres gr. du Duc d'Orleans
II, pl. 23; Raspe 962; pl. 18; Cades I, A, 65; Millin Gal.
myth. t. XI, f. 38; Müller Denkm. II, n. 24; C. I. 7224. Von
der Inschrift sagt Köhler: "Diese Buchstaben sind weder
schön von Gestalt, noch sauber ausgeführt; sie sind vielmehr
so grob und plump geschnitten, als man sie auf keinem an-
dern Steine in Stosch's und Bracci's Folge finden kann. Sie
besitzen nichts, was veranlassen könnte, sie für den Namen
eines alten Steinschneiders zu halten. Ueberdies sind sie
völlig anspruchslos und ungesucht eingeschnitten, dergestalt,
dass dieser Nisos, wie es scheint, zwar nie den Namen des
Künstlers, wie Crozat glaubte, aber beinahe eben so wenig
den des Besitzers hat bezeichnen können. Ich zweifle an
dem Alterthum dieser Aufschrift." Dieser Auseinander-
setzung gebricht es vor allem an Klarheit: die Inschrift soll
weder den Künstler noch den Besitzer bezeichnen; was aber
dann? Sie soll völlig anspruchslos und ungesucht einge-
schnitten sein und doch eine Fälschung? Und wie wäre ein
Fälscher gerade auf diesen Namen gefallen? Allerdings hat
auch Bracci II, p. 284 den Künstler Neisos unter die ver-
dächtigen gesetzt; vielleicht aber nur, weil er den Namen
"Nicus" las. Stephani dagegen (bei Köhler S. 353), der nach
dem Original urtheilen konnte, entscheidet sich nicht nur un-
bedingt für die Echtheit der Inschrift, sondern auch für ihre
Gleichzeitigkeit mit dem Bilde; und demnach wird es erlaubt
sein, dem Neisos seine Stelle unter den Steinschneidern zu
wahren. -- Dubois bei Clarac S. 242 erwähnt ausserdem
einen Jaspis (iaspis noir onyx) der Roger'schen Sammlung
mit der Darstellung eines Hahns auf einem von zwei Ratten
gezogenen Wagen und der fragmentirten Inschrift NEI ...
als ein altes Werk, über welches ich mir nach dieser kurzen
Notiz kein Urtheil anmaasse.

Nikandros.

Ein Amethyst, dessen Besitz zwischen einem Engländer. De-
ringh, einem Spanier Horcasita und endlich dem Herzog
von Marlborough gewechselt hat, zeigt das Brustbild der
Julia, der Tochter des Titus, und hinter ihrem Halse die In-
schrift [fremdsprachliches Material - fehlt]: Bracci II, t. 86, wo aus Ver-

Flügel auszubreiten und im Felde die Aufschrift NEICOY‟:
Köhler S. 192; Mariette, Cat. Crozat p. 43, n. 713; Winckelm.
Descr. II, 48; Mon. in. t. 9; Pierres gr. du Duc d’Orléans
II, pl. 23; Raspe 962; pl. 18; Cades I, A, 65; Millin Gal.
myth. t. XI, f. 38; Müller Denkm. II, n. 24; C. I. 7224. Von
der Inschrift sagt Köhler: „Diese Buchstaben sind weder
schön von Gestalt, noch sauber ausgeführt; sie sind vielmehr
so grob und plump geschnitten, als man sie auf keinem an-
dern Steine in Stosch’s und Bracci’s Folge finden kann. Sie
besitzen nichts, was veranlassen könnte, sie für den Namen
eines alten Steinschneiders zu halten. Ueberdies sind sie
völlig anspruchslos und ungesucht eingeschnitten, dergestalt,
dass dieser Nisos, wie es scheint, zwar nie den Namen des
Künstlers, wie Crozat glaubte, aber beinahe eben so wenig
den des Besitzers hat bezeichnen können. Ich zweifle an
dem Alterthum dieser Aufschrift.‟ Dieser Auseinander-
setzung gebricht es vor allem an Klarheit: die Inschrift soll
weder den Künstler noch den Besitzer bezeichnen; was aber
dann? Sie soll völlig anspruchslos und ungesucht einge-
schnitten sein und doch eine Fälschung? Und wie wäre ein
Fälscher gerade auf diesen Namen gefallen? Allerdings hat
auch Bracci II, p. 284 den Künstler Neisos unter die ver-
dächtigen gesetzt; vielleicht aber nur, weil er den Namen
„Nicus‟ las. Stephani dagegen (bei Köhler S. 353), der nach
dem Original urtheilen konnte, entscheidet sich nicht nur un-
bedingt für die Echtheit der Inschrift, sondern auch für ihre
Gleichzeitigkeit mit dem Bilde; und demnach wird es erlaubt
sein, dem Neisos seine Stelle unter den Steinschneidern zu
wahren. — Dubois bei Clarac S. 242 erwähnt ausserdem
einen Jaspis (iaspis noir onyx) der Roger’schen Sammlung
mit der Darstellung eines Hahns auf einem von zwei Ratten
gezogenen Wagen und der fragmentirten Inschrift NEI
als ein altes Werk, über welches ich mir nach dieser kurzen
Notiz kein Urtheil anmaasse.

Nikandros.

Ein Amethyst, dessen Besitz zwischen einem Engländer. De-
ringh, einem Spanier Horcasita und endlich dem Herzog
von Marlborough gewechselt hat, zeigt das Brustbild der
Julia, der Tochter des Titus, und hinter ihrem Halse die In-
schrift [fremdsprachliches Material – fehlt]: Bracci II, t. 86, wo aus Ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0535" n="518"/>
Flügel auszubreiten und im Felde die Aufschrift <hi rendition="#i">NEICOY</hi>&#x201F;:<lb/>
Köhler S. 192; Mariette, Cat. Crozat p. 43, n. 713; Winckelm.<lb/>
Descr. II, 48; Mon. in. t. 9; Pierres gr. du Duc d&#x2019;Orléans<lb/>
II, pl. 23; Raspe 962; pl. 18; Cades I, A, 65; Millin Gal.<lb/>
myth. t. XI, f. 38; Müller Denkm. II, n. 24; C. I. 7224. Von<lb/>
der Inschrift sagt Köhler: &#x201E;Diese Buchstaben sind weder<lb/>
schön von Gestalt, noch sauber ausgeführt; sie sind vielmehr<lb/>
so grob und plump geschnitten, als man sie auf keinem an-<lb/>
dern Steine in Stosch&#x2019;s und Bracci&#x2019;s Folge finden kann. Sie<lb/>
besitzen nichts, was veranlassen könnte, sie für den Namen<lb/>
eines alten Steinschneiders zu halten. Ueberdies sind sie<lb/>
völlig anspruchslos und ungesucht eingeschnitten, dergestalt,<lb/>
dass dieser Nisos, wie es scheint, zwar nie den Namen des<lb/>
Künstlers, wie Crozat glaubte, aber beinahe eben so wenig<lb/>
den des Besitzers hat bezeichnen können. Ich zweifle an<lb/>
dem Alterthum dieser Aufschrift.&#x201F; Dieser Auseinander-<lb/>
setzung gebricht es vor allem an Klarheit: die Inschrift soll<lb/>
weder den Künstler noch den Besitzer bezeichnen; was aber<lb/>
dann? Sie soll völlig anspruchslos und ungesucht einge-<lb/>
schnitten sein und doch eine Fälschung? Und wie wäre ein<lb/>
Fälscher gerade auf diesen Namen gefallen? Allerdings hat<lb/>
auch Bracci II, p. 284 den Künstler Neisos unter die ver-<lb/>
dächtigen gesetzt; vielleicht aber nur, weil er den Namen<lb/>
&#x201E;Nicus&#x201F; las. Stephani dagegen (bei Köhler S. 353), der nach<lb/>
dem Original urtheilen konnte, entscheidet sich nicht nur un-<lb/>
bedingt für die Echtheit der Inschrift, sondern auch für ihre<lb/>
Gleichzeitigkeit mit dem Bilde; und demnach wird es erlaubt<lb/>
sein, dem Neisos seine Stelle unter den Steinschneidern zu<lb/>
wahren. &#x2014; Dubois bei Clarac S. 242 erwähnt ausserdem<lb/>
einen Jaspis (iaspis noir onyx) der Roger&#x2019;schen Sammlung<lb/>
mit der Darstellung eines Hahns auf einem von zwei Ratten<lb/>
gezogenen Wagen und der fragmentirten Inschrift <hi rendition="#i">NEI</hi> &#x2026;<lb/>
als ein altes Werk, über welches ich mir nach dieser kurzen<lb/>
Notiz kein Urtheil anmaasse.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Nikandros</hi>.</p><lb/>
              <p>Ein Amethyst, dessen Besitz zwischen einem Engländer. De-<lb/>
ringh, einem Spanier Horcasita und endlich dem Herzog<lb/>
von Marlborough gewechselt hat, zeigt das Brustbild der<lb/>
Julia, der Tochter des Titus, und hinter ihrem Halse die In-<lb/>
schrift <foreign xml:lang="gre"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>: Bracci II, t. 86, wo aus Ver-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518/0535] Flügel auszubreiten und im Felde die Aufschrift NEICOY‟: Köhler S. 192; Mariette, Cat. Crozat p. 43, n. 713; Winckelm. Descr. II, 48; Mon. in. t. 9; Pierres gr. du Duc d’Orléans II, pl. 23; Raspe 962; pl. 18; Cades I, A, 65; Millin Gal. myth. t. XI, f. 38; Müller Denkm. II, n. 24; C. I. 7224. Von der Inschrift sagt Köhler: „Diese Buchstaben sind weder schön von Gestalt, noch sauber ausgeführt; sie sind vielmehr so grob und plump geschnitten, als man sie auf keinem an- dern Steine in Stosch’s und Bracci’s Folge finden kann. Sie besitzen nichts, was veranlassen könnte, sie für den Namen eines alten Steinschneiders zu halten. Ueberdies sind sie völlig anspruchslos und ungesucht eingeschnitten, dergestalt, dass dieser Nisos, wie es scheint, zwar nie den Namen des Künstlers, wie Crozat glaubte, aber beinahe eben so wenig den des Besitzers hat bezeichnen können. Ich zweifle an dem Alterthum dieser Aufschrift.‟ Dieser Auseinander- setzung gebricht es vor allem an Klarheit: die Inschrift soll weder den Künstler noch den Besitzer bezeichnen; was aber dann? Sie soll völlig anspruchslos und ungesucht einge- schnitten sein und doch eine Fälschung? Und wie wäre ein Fälscher gerade auf diesen Namen gefallen? Allerdings hat auch Bracci II, p. 284 den Künstler Neisos unter die ver- dächtigen gesetzt; vielleicht aber nur, weil er den Namen „Nicus‟ las. Stephani dagegen (bei Köhler S. 353), der nach dem Original urtheilen konnte, entscheidet sich nicht nur un- bedingt für die Echtheit der Inschrift, sondern auch für ihre Gleichzeitigkeit mit dem Bilde; und demnach wird es erlaubt sein, dem Neisos seine Stelle unter den Steinschneidern zu wahren. — Dubois bei Clarac S. 242 erwähnt ausserdem einen Jaspis (iaspis noir onyx) der Roger’schen Sammlung mit der Darstellung eines Hahns auf einem von zwei Ratten gezogenen Wagen und der fragmentirten Inschrift NEI … als ein altes Werk, über welches ich mir nach dieser kurzen Notiz kein Urtheil anmaasse. Nikandros. Ein Amethyst, dessen Besitz zwischen einem Engländer. De- ringh, einem Spanier Horcasita und endlich dem Herzog von Marlborough gewechselt hat, zeigt das Brustbild der Julia, der Tochter des Titus, und hinter ihrem Halse die In- schrift _ : Bracci II, t. 86, wo aus Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/535
Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/535>, abgerufen am 24.11.2024.