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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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den von Lippert und Raspe gegebenen Kopf "dem von Spon
gelieferten nicht ganz unähnlich." Wie dem aber auch sei,
so ist gewiss, dass sich ein Stein mit Mykon's Namen im
Besitz des Ursinus befand. Wenn nun Köhler vermuthet,
der Name sei in neuerer (des Ursinus) Zeit hinzugefügt, um
den Kopf als das Bild des Malers Micon zu bezeichnen, so
ist diese Annahme nicht besser begründet, als die verwand-
ten Behauptungen über Action, Hellen, Hyllos u. a.; und auch
in dem vorliegenden Falle wäre wiederum nicht abzusehen,
was den Anlass gegeben haben sollte, in diesem Kopfe das
Bild des verhältnissmässig doch wenig berühmten Malers zu
vermuthen. -- Auch der Anstoss, der darin zu liegen scheint,
dass die Form Mykon der früher üblichen irrthümlichen
Schreibung des Namens des Malers ihren Ursprung verdan-
ken möge, wird dadurch gehoben, dass neben Mikon auch
Mykon wenigstens einmal bei Pausanias (6, 2, 9) als Name
eines Samiers vorkömmt.

Ein kleiner Onyx, früher im Besitz der Caroline Murat,
dann des Barons von Magnoncourt: Amor auf einem Löwen
reitend, darüber die Inschrift [fremdsprachliches Material - fehlt], wird zwar von
Clarac (p. 150) für antik gehalten. Doch möchte nach Cla-
rac's Worten: m'a paru antique ainsi que le nom, eine er-
neute Prüfung seiner Echtheit nicht überflüssig sein. -- Ein
Cades'scher Abdruck eines Hyacinths, angeblich im Museum
zu Florenz, zeigt eine sitzende, halbbekleidete weibliche (?)
Figur, mit einer Schriftrolle in der Linken, während sie die
Rechte wie demonstrirend erhebt und zugleich eine vor ihr
auf einer Säule aufgestellte Maske betrachtet; hinter ihr
[fremdsprachliches Material - fehlt]. Die Arbeit ist ohne besonderes Verdienst, und
es wäre schwer zu begreifen, selbst wenn sie alt sein sollte,
dass ein Künstler ihr seinen Namen beigefügt hätte.

Neisos.

"Auf einem vortrefflichen morgenländischen Carneole von
grösserem Umfange, als die gewöhnlichen Ringsteine, der aus
der Sammlung des grossen Kunstliebhabers Crozat in die
des Duc d'Orleans und mit dieser in die kaiserlich Russische
kam, ist der unbärtige unbekleidete Zeus gebildet. Um den
linken Arm hat er die Aegis gewickelt und stützt sich ein
wenig auf einen Schild; mit der Rechten hält er den Blitz.
Zu seinen Füssen steht der Adler, der im Begriff ist, seine

den von Lippert und Raspe gegebenen Kopf „dem von Spon
gelieferten nicht ganz unähnlich.‟ Wie dem aber auch sei,
so ist gewiss, dass sich ein Stein mit Mykon’s Namen im
Besitz des Ursinus befand. Wenn nun Köhler vermuthet,
der Name sei in neuerer (des Ursinus) Zeit hinzugefügt, um
den Kopf als das Bild des Malers Micon zu bezeichnen, so
ist diese Annahme nicht besser begründet, als die verwand-
ten Behauptungen über Action, Hellen, Hyllos u. a.; und auch
in dem vorliegenden Falle wäre wiederum nicht abzusehen,
was den Anlass gegeben haben sollte, in diesem Kopfe das
Bild des verhältnissmässig doch wenig berühmten Malers zu
vermuthen. — Auch der Anstoss, der darin zu liegen scheint,
dass die Form Mykon der früher üblichen irrthümlichen
Schreibung des Namens des Malers ihren Ursprung verdan-
ken möge, wird dadurch gehoben, dass neben Mikon auch
Mykon wenigstens einmal bei Pausanias (6, 2, 9) als Name
eines Samiers vorkömmt.

Ein kleiner Onyx, früher im Besitz der Caroline Murat,
dann des Barons von Magnoncourt: Amor auf einem Löwen
reitend, darüber die Inschrift [fremdsprachliches Material – fehlt], wird zwar von
Clarac (p. 150) für antik gehalten. Doch möchte nach Cla-
rac’s Worten: m’a paru antique ainsi que le nom, eine er-
neute Prüfung seiner Echtheit nicht überflüssig sein. — Ein
Cades’scher Abdruck eines Hyacinths, angeblich im Museum
zu Florenz, zeigt eine sitzende, halbbekleidete weibliche (?)
Figur, mit einer Schriftrolle in der Linken, während sie die
Rechte wie demonstrirend erhebt und zugleich eine vor ihr
auf einer Säule aufgestellte Maske betrachtet; hinter ihr
[fremdsprachliches Material – fehlt]. Die Arbeit ist ohne besonderes Verdienst, und
es wäre schwer zu begreifen, selbst wenn sie alt sein sollte,
dass ein Künstler ihr seinen Namen beigefügt hätte.

Neisos.

„Auf einem vortrefflichen morgenländischen Carneole von
grösserem Umfange, als die gewöhnlichen Ringsteine, der aus
der Sammlung des grossen Kunstliebhabers Crozat in die
des Duc d’Orléans und mit dieser in die kaiserlich Russische
kam, ist der unbärtige unbekleidete Zeus gebildet. Um den
linken Arm hat er die Aegis gewickelt und stützt sich ein
wenig auf einen Schild; mit der Rechten hält er den Blitz.
Zu seinen Füssen steht der Adler, der im Begriff ist, seine

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[517/0534] den von Lippert und Raspe gegebenen Kopf „dem von Spon gelieferten nicht ganz unähnlich.‟ Wie dem aber auch sei, so ist gewiss, dass sich ein Stein mit Mykon’s Namen im Besitz des Ursinus befand. Wenn nun Köhler vermuthet, der Name sei in neuerer (des Ursinus) Zeit hinzugefügt, um den Kopf als das Bild des Malers Micon zu bezeichnen, so ist diese Annahme nicht besser begründet, als die verwand- ten Behauptungen über Action, Hellen, Hyllos u. a.; und auch in dem vorliegenden Falle wäre wiederum nicht abzusehen, was den Anlass gegeben haben sollte, in diesem Kopfe das Bild des verhältnissmässig doch wenig berühmten Malers zu vermuthen. — Auch der Anstoss, der darin zu liegen scheint, dass die Form Mykon der früher üblichen irrthümlichen Schreibung des Namens des Malers ihren Ursprung verdan- ken möge, wird dadurch gehoben, dass neben Mikon auch Mykon wenigstens einmal bei Pausanias (6, 2, 9) als Name eines Samiers vorkömmt. Ein kleiner Onyx, früher im Besitz der Caroline Murat, dann des Barons von Magnoncourt: Amor auf einem Löwen reitend, darüber die Inschrift _ , wird zwar von Clarac (p. 150) für antik gehalten. Doch möchte nach Cla- rac’s Worten: m’a paru antique ainsi que le nom, eine er- neute Prüfung seiner Echtheit nicht überflüssig sein. — Ein Cades’scher Abdruck eines Hyacinths, angeblich im Museum zu Florenz, zeigt eine sitzende, halbbekleidete weibliche (?) Figur, mit einer Schriftrolle in der Linken, während sie die Rechte wie demonstrirend erhebt und zugleich eine vor ihr auf einer Säule aufgestellte Maske betrachtet; hinter ihr _ . Die Arbeit ist ohne besonderes Verdienst, und es wäre schwer zu begreifen, selbst wenn sie alt sein sollte, dass ein Künstler ihr seinen Namen beigefügt hätte. Neisos. „Auf einem vortrefflichen morgenländischen Carneole von grösserem Umfange, als die gewöhnlichen Ringsteine, der aus der Sammlung des grossen Kunstliebhabers Crozat in die des Duc d’Orléans und mit dieser in die kaiserlich Russische kam, ist der unbärtige unbekleidete Zeus gebildet. Um den linken Arm hat er die Aegis gewickelt und stützt sich ein wenig auf einen Schild; mit der Rechten hält er den Blitz. Zu seinen Füssen steht der Adler, der im Begriff ist, seine

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/534>, abgerufen am 16.06.2024.