t. 7) übereinstimmt. Aber schon die Abweichung in der An- ordnung des Haares, dessen Umriss auf der Fläche des Re- liefs nicht zusammengehalten ist, sondern sich in einzelne Partieen auflöst, erscheint mehr modern als antik; eben so der in der Statue mangelnde herabhängende Theil der Chla- mys. Ganz ungeschickt wird das Schwert, statt wie der Caduceus im Arm zu ruhen, hinter den Arm gehalten. Wenn nun aber die ganze Figur darauf angelegt ist, dass der rechte Arm in die Seite gestützt sein soll, so ist nicht nur dieses Motiv gänzlich verkannt, indem die Rechte auf den hochge- stellten Schild gelegt ist, sondern dieser Arm ist auch in der Ausführung vollständig misglückt; und es wird schliesslich nur noch der Hinweisung auf das unklar und überladen dis- ponirte Beiwerk bedürfen, um die Ueberzeugung zu begrün- den, dass der Stein mit Hülfe der fragmentirten Statue, also in neuerer Zeit gearbeitet ist. -- Eine Replik des Stei- nes nebst der Inschrift, ein Carneol einst dem Museum Me- dina zu Livorno (n. 111), später dem Herzog von Marlborough angehörig, ist nach Bracci (II, p. 27) eine Arbeit des Flavio Sirleti, oder nach Raspe 8868 des Torricelli oder Natter.
"Lippert (III, N. 324) giebt eine liegende Leda auf einem Carneole für eine Arbeit des Dioskurides aus, weil dessen Name unten im Abschnitt stehe. Dass letzterer von neuer Hand herrühre, ist unnöthig zu erinnern. Dasselbe gilt auch von der Vorstellung": Köhler S. 161.
"Casanova (Discorso sopra gli Antichi p. III) erzählt, dass er zu Rom einen schönen Cameo mit dem Kopfe des Caligula gesehen, in den nachher der Händler Amidei den Namen des Dioskurides von Pichler hatte einschneiden las- sen, der ihn dann um das Vierfache des vorher dafür gefor- derten Preises verkaufte": Köhler S. 161. Dazu bemerkt Stephani S. 329, dass "dies offenbar derselbe Stein sei, den Winckelmann bei Jenkins (Werke II, 188) und dann bei Ge- neral Wallmoden (V, 127; VI, 236) sah. Auch er kannte den modernen Betrug, so wie nach Raspe's Zeugniss (n. 11288) der Besitzer." Abdrücke auch bei Cades V, 370.
Unter den Cades'schen Abdrücken finden sich zwei frag- mentirte Steine: III, A, 16, ein Amethyst der Beverley'schen Sammlung, darstellend den untern Theil des gewöhnlich Iole oder Omphale genannten Kopfes; vor dem Hals die Inschrift
t. 7) übereinstimmt. Aber schon die Abweichung in der An- ordnung des Haares, dessen Umriss auf der Fläche des Re- liefs nicht zusammengehalten ist, sondern sich in einzelne Partieen auflöst, erscheint mehr modern als antik; eben so der in der Statue mangelnde herabhängende Theil der Chla- mys. Ganz ungeschickt wird das Schwert, statt wie der Caduceus im Arm zu ruhen, hinter den Arm gehalten. Wenn nun aber die ganze Figur darauf angelegt ist, dass der rechte Arm in die Seite gestützt sein soll, so ist nicht nur dieses Motiv gänzlich verkannt, indem die Rechte auf den hochge- stellten Schild gelegt ist, sondern dieser Arm ist auch in der Ausführung vollständig misglückt; und es wird schliesslich nur noch der Hinweisung auf das unklar und überladen dis- ponirte Beiwerk bedürfen, um die Ueberzeugung zu begrün- den, dass der Stein mit Hülfe der fragmentirten Statue, also in neuerer Zeit gearbeitet ist. — Eine Replik des Stei- nes nebst der Inschrift, ein Carneol einst dem Museum Me- dina zu Livorno (n. 111), später dem Herzog von Marlborough angehörig, ist nach Bracci (II, p. 27) eine Arbeit des Flavio Sirleti, oder nach Raspe 8868 des Torricelli oder Natter.
„Lippert (III, N. 324) giebt eine liegende Leda auf einem Carneole für eine Arbeit des Dioskurides aus, weil dessen Name unten im Abschnitt stehe. Dass letzterer von neuer Hand herrühre, ist unnöthig zu erinnern. Dasselbe gilt auch von der Vorstellung‟: Köhler S. 161.
„Casanova (Discorso sopra gli Antichi p. III) erzählt, dass er zu Rom einen schönen Cameo mit dem Kopfe des Caligula gesehen, in den nachher der Händler Amidei den Namen des Dioskurides von Pichler hatte einschneiden las- sen, der ihn dann um das Vierfache des vorher dafür gefor- derten Preises verkaufte‟: Köhler S. 161. Dazu bemerkt Stephani S. 329, dass „dies offenbar derselbe Stein sei, den Winckelmann bei Jenkins (Werke II, 188) und dann bei Ge- neral Wallmoden (V, 127; VI, 236) sah. Auch er kannte den modernen Betrug, so wie nach Raspe’s Zeugniss (n. 11288) der Besitzer.‟ Abdrücke auch bei Cades V, 370.
Unter den Cades’schen Abdrücken finden sich zwei frag- mentirte Steine: III, A, 16, ein Amethyst der Beverley’schen Sammlung, darstellend den untern Theil des gewöhnlich Iole oder Omphale genannten Kopfes; vor dem Hals die Inschrift
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t. 7) übereinstimmt. Aber schon die Abweichung in der An-
ordnung des Haares, dessen Umriss auf der Fläche des Re-
liefs nicht zusammengehalten ist, sondern sich in einzelne
Partieen auflöst, erscheint mehr modern als antik; eben so
der in der Statue mangelnde herabhängende Theil der Chla-
mys. Ganz ungeschickt wird das Schwert, statt wie der
Caduceus im Arm zu ruhen, hinter den Arm gehalten. Wenn
nun aber die ganze Figur darauf angelegt ist, dass der rechte
Arm in die Seite gestützt sein soll, so ist nicht nur dieses
Motiv gänzlich verkannt, indem die Rechte auf den hochge-
stellten Schild gelegt ist, sondern dieser Arm ist auch in der
Ausführung vollständig misglückt; und es wird schliesslich
nur noch der Hinweisung auf das unklar und überladen dis-
ponirte Beiwerk bedürfen, um die Ueberzeugung zu begrün-
den, dass der Stein mit Hülfe der fragmentirten Statue,
also in neuerer Zeit gearbeitet ist. — Eine Replik des Stei-
nes nebst der Inschrift, ein Carneol einst dem Museum Me-
dina zu Livorno (n. 111), später dem Herzog von Marlborough
angehörig, ist nach Bracci (II, p. 27) eine Arbeit des Flavio
Sirleti, oder nach Raspe 8868 des Torricelli oder Natter.
„Lippert (III, N. 324) giebt eine liegende Leda auf einem
Carneole für eine Arbeit des Dioskurides aus, weil dessen
Name unten im Abschnitt stehe. Dass letzterer von neuer
Hand herrühre, ist unnöthig zu erinnern. Dasselbe gilt auch
von der Vorstellung‟: Köhler S. 161.
„Casanova (Discorso sopra gli Antichi p. III) erzählt,
dass er zu Rom einen schönen Cameo mit dem Kopfe des
Caligula gesehen, in den nachher der Händler Amidei den
Namen des Dioskurides von Pichler hatte einschneiden las-
sen, der ihn dann um das Vierfache des vorher dafür gefor-
derten Preises verkaufte‟: Köhler S. 161. Dazu bemerkt
Stephani S. 329, dass „dies offenbar derselbe Stein sei, den
Winckelmann bei Jenkins (Werke II, 188) und dann bei Ge-
neral Wallmoden (V, 127; VI, 236) sah. Auch er kannte
den modernen Betrug, so wie nach Raspe’s Zeugniss (n.
11288) der Besitzer.‟ Abdrücke auch bei Cades V, 370.
Unter den Cades’schen Abdrücken finden sich zwei frag-
mentirte Steine: III, A, 16, ein Amethyst der Beverley’schen
Sammlung, darstellend den untern Theil des gewöhnlich Iole
oder Omphale genannten Kopfes; vor dem Hals die Inschrift
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/511>, abgerufen am 24.11.2024.
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