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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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tete sich auch in Italien die Aufmerksamkeit auf Gemmen
mit Künstlernamen. Eine grössere Zahl derselben befand
sich damals in den Händen des Florentiners Andreini ver-
einigt, der wenigstens in Italien zuerst die Bedeutung dieser
Inschriften erkannt hatte (Gori Columb. libert. Liviae p. 154).
Von seinen elf bei Gori angeführten Steinen sind allerdings
(von einem abgesehen, der nicht weiter bekannt geworden
ist) nur fünf echt, und eben so viele verdächtig. Aber wenn
es hiernach sich schwer entscheiden lässt, ob Andreini selbst
des Betruges anzuklagen ist oder ob er nur, namentlich durch
den gleichzeitigen Steinschneider Flavio Sirleti, betrogen ward,
so steht doch jedenfalls fest, dass die Fälschung bereits be-
gonnen hatte, noch ehe das Werk von Stosch erschienen war,
in dem zuerst die Gemmen mit Künstlerinschriften aus den
verschiedensten Sammlungen Europa's zusammengestellt wur-
den (1724). Dass darin Echtes und Unechtes vielfach ge-
mischt erscheint, kann uns bei dem damaligen Zustande der
Kritik nicht Wunder nehmen. Von diesem Zugeständniss
ganz unabhängig ist aber die Frage, ob Stosch selbst für die
Existenz der unechten Steine verantwortlich zu machen,
ob die Fälschungen als auf seinen Antrieb veranstaltet zu
betrachten sind. Dass dies der Fall sei, behauptet Köhler:
ihm ist die einfache Thatsache, dass ein Stein zuerst "zur
Zeit des Stosch" bekannt wurde, Grund genug, seinen Ur-
sprung zu verdächtigen. Um ein möglichst unbefangenes Ur-
theil über diese Behauptung zu gewinnen, wird es nicht über-
flüssig sein, eine einfache statistische Uebersicht über das
Stoschische Werk zu geben. Es enthält 70 Gemmenbilder
auf eben so vielen Tafeln. 30 davon werden schon vor Stosch
erwähnt1). Mehrere andere waren offenbar schon vor seiner
Zeit in verschiedenen Sammlungen vorhanden: 17, 57, 62
(Piombino, autrefois appartenant a la maison Buoncompagni);
60, 64 (feu senateur Cerretani); 25 (s. unter Dioskurides).
Nicht verantwortlich ist Stosch zu machen für 46, 54, 68 in
Andreini's Besitz. Eine Tafel, 48, ist gegen des Herausgebers
Willen in das Werk aufgenommen. Als echt, wenn auch

1) Ich citire der Kürze wegen nur die Nummern der Tafeln: 3, 5, 6, 8,
10, 12, 13, 23, 24, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 39, 42, 45, 47, 49,
53, 55, 56, 61, 63, 65, 70.

tete sich auch in Italien die Aufmerksamkeit auf Gemmen
mit Künstlernamen. Eine grössere Zahl derselben befand
sich damals in den Händen des Florentiners Andreini ver-
einigt, der wenigstens in Italien zuerst die Bedeutung dieser
Inschriften erkannt hatte (Gori Columb. libert. Liviae p. 154).
Von seinen elf bei Gori angeführten Steinen sind allerdings
(von einem abgesehen, der nicht weiter bekannt geworden
ist) nur fünf echt, und eben so viele verdächtig. Aber wenn
es hiernach sich schwer entscheiden lässt, ob Andreini selbst
des Betruges anzuklagen ist oder ob er nur, namentlich durch
den gleichzeitigen Steinschneider Flavio Sirleti, betrogen ward,
so steht doch jedenfalls fest, dass die Fälschung bereits be-
gonnen hatte, noch ehe das Werk von Stosch erschienen war,
in dem zuerst die Gemmen mit Künstlerinschriften aus den
verschiedensten Sammlungen Europa’s zusammengestellt wur-
den (1724). Dass darin Echtes und Unechtes vielfach ge-
mischt erscheint, kann uns bei dem damaligen Zustande der
Kritik nicht Wunder nehmen. Von diesem Zugeständniss
ganz unabhängig ist aber die Frage, ob Stosch selbst für die
Existenz der unechten Steine verantwortlich zu machen,
ob die Fälschungen als auf seinen Antrieb veranstaltet zu
betrachten sind. Dass dies der Fall sei, behauptet Köhler:
ihm ist die einfache Thatsache, dass ein Stein zuerst „zur
Zeit des Stosch‟ bekannt wurde, Grund genug, seinen Ur-
sprung zu verdächtigen. Um ein möglichst unbefangenes Ur-
theil über diese Behauptung zu gewinnen, wird es nicht über-
flüssig sein, eine einfache statistische Uebersicht über das
Stoschische Werk zu geben. Es enthält 70 Gemmenbilder
auf eben so vielen Tafeln. 30 davon werden schon vor Stosch
erwähnt1). Mehrere andere waren offenbar schon vor seiner
Zeit in verschiedenen Sammlungen vorhanden: 17, 57, 62
(Piombino, autrefois appartenant à la maison Buoncompagni);
60, 64 (feu senateur Cerretani); 25 (s. unter Dioskurides).
Nicht verantwortlich ist Stosch zu machen für 46, 54, 68 in
Andreini’s Besitz. Eine Tafel, 48, ist gegen des Herausgebers
Willen in das Werk aufgenommen. Als echt, wenn auch

1) Ich citire der Kürze wegen nur die Nummern der Tafeln: 3, 5, 6, 8,
10, 12, 13, 23, 24, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 39, 42, 45, 47, 49,
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[461/0478] tete sich auch in Italien die Aufmerksamkeit auf Gemmen mit Künstlernamen. Eine grössere Zahl derselben befand sich damals in den Händen des Florentiners Andreini ver- einigt, der wenigstens in Italien zuerst die Bedeutung dieser Inschriften erkannt hatte (Gori Columb. libert. Liviae p. 154). Von seinen elf bei Gori angeführten Steinen sind allerdings (von einem abgesehen, der nicht weiter bekannt geworden ist) nur fünf echt, und eben so viele verdächtig. Aber wenn es hiernach sich schwer entscheiden lässt, ob Andreini selbst des Betruges anzuklagen ist oder ob er nur, namentlich durch den gleichzeitigen Steinschneider Flavio Sirleti, betrogen ward, so steht doch jedenfalls fest, dass die Fälschung bereits be- gonnen hatte, noch ehe das Werk von Stosch erschienen war, in dem zuerst die Gemmen mit Künstlerinschriften aus den verschiedensten Sammlungen Europa’s zusammengestellt wur- den (1724). Dass darin Echtes und Unechtes vielfach ge- mischt erscheint, kann uns bei dem damaligen Zustande der Kritik nicht Wunder nehmen. Von diesem Zugeständniss ganz unabhängig ist aber die Frage, ob Stosch selbst für die Existenz der unechten Steine verantwortlich zu machen, ob die Fälschungen als auf seinen Antrieb veranstaltet zu betrachten sind. Dass dies der Fall sei, behauptet Köhler: ihm ist die einfache Thatsache, dass ein Stein zuerst „zur Zeit des Stosch‟ bekannt wurde, Grund genug, seinen Ur- sprung zu verdächtigen. Um ein möglichst unbefangenes Ur- theil über diese Behauptung zu gewinnen, wird es nicht über- flüssig sein, eine einfache statistische Uebersicht über das Stoschische Werk zu geben. Es enthält 70 Gemmenbilder auf eben so vielen Tafeln. 30 davon werden schon vor Stosch erwähnt 1). Mehrere andere waren offenbar schon vor seiner Zeit in verschiedenen Sammlungen vorhanden: 17, 57, 62 (Piombino, autrefois appartenant à la maison Buoncompagni); 60, 64 (feu senateur Cerretani); 25 (s. unter Dioskurides). Nicht verantwortlich ist Stosch zu machen für 46, 54, 68 in Andreini’s Besitz. Eine Tafel, 48, ist gegen des Herausgebers Willen in das Werk aufgenommen. Als echt, wenn auch 1) Ich citire der Kürze wegen nur die Nummern der Tafeln: 3, 5, 6, 8, 10, 12, 13, 23, 24, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 39, 42, 45, 47, 49, 53, 55, 56, 61, 63, 65, 70.

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/478>, abgerufen am 24.11.2024.