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Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859.

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den sich dieselben nur durch die gründlichste Kenntniss der
Technik und eine umfassende Vergleichung alter und neuer
Steine im Original nachweisen lassen. Fruchtbringender
möchte es sein, die Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt
zu lenken, nämlich die Untersuchung der Oberfläche der ge-
schnittenen Steine selbst, indem ich mich dabei auf das Zeug-
niss einer an praktischen Erfahrungen in der Gemmenkunde
reichen Sammlerin, der verstorbenen Frau Mertens-Schaaff-
hausen, berufe. Von einer Patina im eigentlichen Sinne des
Wortes lässt sich allerdings bei den Gemmen nicht sprechen;
doch soll auch auf sie die Wirkung der Zeit nicht gänzlich
ohne Einfluss sein; und zwar in der Weise, dass sich selbst
an den am besten erhaltenen Steinen des Alterthums bei sehr
starker Vergrösserung (wie sie für mineralogische Untersu-
chungen gebräuchlich ist) auf der ganzen Oberfläche des
Steins eine gelinde Corrosion zeigt, kaum so stark, dass sie
den Glanz der Politur wesentlich zu beeinträchtigen vermöge.
Ihr Nicht vorhandensein würde also die Neuheit des Steines
beweisen; und liesse sich weiter darthun, dass sie sich durch
künstliche Mittel gar nicht oder nur in mangelhafter Weise
(etwa wie die Patina der Bronzen) herstellen liesse, so wäre
dadurch das sicherste Kriterium der Echtheit gewonnen. Mag
aber auch die hier angedeutete Beobachtung geringere Be-
deutung haben, als ich anzunehmen geneigt bin, so bleibt die
sorgfältigste Untersuchung der Steine selbst doch dasjenige,
was bei dem jetzigen Stande dieser ganzen Erörterungen am
meisten noththut. Doch wird es auch hier einer systemati-
schen Betrachtung bedürfen, wenn eine über subjective An-
sichten hinausgehende Sicherheit des Urtheils erreicht wer-
den soll.

Endlich vermag in einzelnen Fällen auch die Natur des
Steines selbst eine Entscheidung über die Echtheit herbeizu-
führen, indem einzelne Steinarten den Alten noch gar nicht
bekannt waren oder nur innerhalb gewisser Grenzen ange-
wendet wurden. Allerdings wird in der Praxis der Werth
dieses Kriteriums dadurch vermindert, dass die Kenntniss der
Originale selten umfassend genug sein wird, um ein durch-
aus sicheres Urtheil feststellen zu können. Selbst Köhler,
der gerade nach dieser Seite hin selbständige Studien unter-

den sich dieselben nur durch die gründlichste Kenntniss der
Technik und eine umfassende Vergleichung alter und neuer
Steine im Original nachweisen lassen. Fruchtbringender
möchte es sein, die Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt
zu lenken, nämlich die Untersuchung der Oberfläche der ge-
schnittenen Steine selbst, indem ich mich dabei auf das Zeug-
niss einer an praktischen Erfahrungen in der Gemmenkunde
reichen Sammlerin, der verstorbenen Frau Mertens-Schaaff-
hausen, berufe. Von einer Patina im eigentlichen Sinne des
Wortes lässt sich allerdings bei den Gemmen nicht sprechen;
doch soll auch auf sie die Wirkung der Zeit nicht gänzlich
ohne Einfluss sein; und zwar in der Weise, dass sich selbst
an den am besten erhaltenen Steinen des Alterthums bei sehr
starker Vergrösserung (wie sie für mineralogische Untersu-
chungen gebräuchlich ist) auf der ganzen Oberfläche des
Steins eine gelinde Corrosion zeigt, kaum so stark, dass sie
den Glanz der Politur wesentlich zu beeinträchtigen vermöge.
Ihr Nicht vorhandensein würde also die Neuheit des Steines
beweisen; und liesse sich weiter darthun, dass sie sich durch
künstliche Mittel gar nicht oder nur in mangelhafter Weise
(etwa wie die Patina der Bronzen) herstellen liesse, so wäre
dadurch das sicherste Kriterium der Echtheit gewonnen. Mag
aber auch die hier angedeutete Beobachtung geringere Be-
deutung haben, als ich anzunehmen geneigt bin, so bleibt die
sorgfältigste Untersuchung der Steine selbst doch dasjenige,
was bei dem jetzigen Stande dieser ganzen Erörterungen am
meisten noththut. Doch wird es auch hier einer systemati-
schen Betrachtung bedürfen, wenn eine über subjective An-
sichten hinausgehende Sicherheit des Urtheils erreicht wer-
den soll.

Endlich vermag in einzelnen Fällen auch die Natur des
Steines selbst eine Entscheidung über die Echtheit herbeizu-
führen, indem einzelne Steinarten den Alten noch gar nicht
bekannt waren oder nur innerhalb gewisser Grenzen ange-
wendet wurden. Allerdings wird in der Praxis der Werth
dieses Kriteriums dadurch vermindert, dass die Kenntniss der
Originale selten umfassend genug sein wird, um ein durch-
aus sicheres Urtheil feststellen zu können. Selbst Köhler,
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[456/0473] den sich dieselben nur durch die gründlichste Kenntniss der Technik und eine umfassende Vergleichung alter und neuer Steine im Original nachweisen lassen. Fruchtbringender möchte es sein, die Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt zu lenken, nämlich die Untersuchung der Oberfläche der ge- schnittenen Steine selbst, indem ich mich dabei auf das Zeug- niss einer an praktischen Erfahrungen in der Gemmenkunde reichen Sammlerin, der verstorbenen Frau Mertens-Schaaff- hausen, berufe. Von einer Patina im eigentlichen Sinne des Wortes lässt sich allerdings bei den Gemmen nicht sprechen; doch soll auch auf sie die Wirkung der Zeit nicht gänzlich ohne Einfluss sein; und zwar in der Weise, dass sich selbst an den am besten erhaltenen Steinen des Alterthums bei sehr starker Vergrösserung (wie sie für mineralogische Untersu- chungen gebräuchlich ist) auf der ganzen Oberfläche des Steins eine gelinde Corrosion zeigt, kaum so stark, dass sie den Glanz der Politur wesentlich zu beeinträchtigen vermöge. Ihr Nicht vorhandensein würde also die Neuheit des Steines beweisen; und liesse sich weiter darthun, dass sie sich durch künstliche Mittel gar nicht oder nur in mangelhafter Weise (etwa wie die Patina der Bronzen) herstellen liesse, so wäre dadurch das sicherste Kriterium der Echtheit gewonnen. Mag aber auch die hier angedeutete Beobachtung geringere Be- deutung haben, als ich anzunehmen geneigt bin, so bleibt die sorgfältigste Untersuchung der Steine selbst doch dasjenige, was bei dem jetzigen Stande dieser ganzen Erörterungen am meisten noththut. Doch wird es auch hier einer systemati- schen Betrachtung bedürfen, wenn eine über subjective An- sichten hinausgehende Sicherheit des Urtheils erreicht wer- den soll. Endlich vermag in einzelnen Fällen auch die Natur des Steines selbst eine Entscheidung über die Echtheit herbeizu- führen, indem einzelne Steinarten den Alten noch gar nicht bekannt waren oder nur innerhalb gewisser Grenzen ange- wendet wurden. Allerdings wird in der Praxis der Werth dieses Kriteriums dadurch vermindert, dass die Kenntniss der Originale selten umfassend genug sein wird, um ein durch- aus sicheres Urtheil feststellen zu können. Selbst Köhler, der gerade nach dieser Seite hin selbständige Studien unter-

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Zitationshilfe: Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/473>, abgerufen am 24.11.2024.