Kriegsmaschinen bekundet. Als Künstler im engeren Sinne vermögen wir jedoch diese und verwandte Klassen von Tech- nikern nicht anzuerkennen, und Männer wie Diognetos, Kallias, Epimachos, Herakleides, Archimedes, Krates mögen daher hier nur deshalb erwähnt werden, weil in den Schriften der Alten ihnen der Name von Archi- tekten besonders beigelegt wird.
Wir haben gesehen, wie die Architektur am Anfange dieser Periode (um Ol. 100) über den Zustand der voran- gehenden Epoche kaum merklich hinausgegangen war und nur allmählich ihre Thätigkeit nach den verschiedensten Sei- ten hin erweiterte. Auf der Stufe, auf welcher wir sie unter den ersten Nachfolgern Alexanders finden, mag sie sich im Allgemeinen auch unter dessen Nachfolgern erhalten haben. Die Pracht der Königshöfe liess es ihr nicht an Gelegenheit fehlen, sich glänzend zu bethätigen. Aber freilich mag da- bei oftmals weit mehr das Streben nach Effect, als der be- scheidenere, aber edlere wahre Kunstsinn Nahrung und Befriedigung gefunden haben. Im Gegensatz hierzu erscheint es von Bedeutung, dass gleichzeitig mit den Kämpfen zwi- schen Rom und Griechenland die griechische Kunst dort einen entschiedenen Einfluss zu gewinnen anfängt. Hier waren die äusseren Verhältnisse wesentlich anderer Natur, und namentlich, so weit es sich um Unternehmungen archi- tektonischer Art handelt, mehr denen der voralexandrinischen Freistaaten, als denen der folgenden Königszeit analog. So sind es denn zunächst Tempelbauten, durch welche Rom seiner wachsenden Macht entsprechend sich zu verschönern beginnt. Aber während auf dem Gebiete der Sculptur und zum Theil auch der Malerei der griechische Einfluss sich nur darin zeigt, dass sich Rom mit griechischen Werken füllt, von römischen Künstlern aber, welche sich an den- selben gebildet, fast nirgends die Rede ist, offenbart er sich in der Architektur wesentlich anders: hier lernen die Römer von den Griechen, so dass sie ihren Lehrern bald ebenbür- tig zur Seite stehen. Allerdings ist es ein Grieche, Her- modoros von Salamis, welcher zur Zeit des Metellus Mace- donicus den Bau der Tempel des Jupiter Stator und des Mars leitet. Aber schon vor dieser Zeit wird von Antiochus Epiphanes zur Vollendung eines der gewaltigsten Tempel
Kriegsmaschinen bekundet. Als Künstler im engeren Sinne vermögen wir jedoch diese und verwandte Klassen von Tech- nikern nicht anzuerkennen, und Männer wie Diognetos, Kallias, Epimachos, Herakleides, Archimedes, Krates mögen daher hier nur deshalb erwähnt werden, weil in den Schriften der Alten ihnen der Name von Archi- tekten besonders beigelegt wird.
Wir haben gesehen, wie die Architektur am Anfange dieser Periode (um Ol. 100) über den Zustand der voran- gehenden Epoche kaum merklich hinausgegangen war und nur allmählich ihre Thätigkeit nach den verschiedensten Sei- ten hin erweiterte. Auf der Stufe, auf welcher wir sie unter den ersten Nachfolgern Alexanders finden, mag sie sich im Allgemeinen auch unter dessen Nachfolgern erhalten haben. Die Pracht der Königshöfe liess es ihr nicht an Gelegenheit fehlen, sich glänzend zu bethätigen. Aber freilich mag da- bei oftmals weit mehr das Streben nach Effect, als der be- scheidenere, aber edlere wahre Kunstsinn Nahrung und Befriedigung gefunden haben. Im Gegensatz hierzu erscheint es von Bedeutung, dass gleichzeitig mit den Kämpfen zwi- schen Rom und Griechenland die griechische Kunst dort einen entschiedenen Einfluss zu gewinnen anfängt. Hier waren die äusseren Verhältnisse wesentlich anderer Natur, und namentlich, so weit es sich um Unternehmungen archi- tektonischer Art handelt, mehr denen der voralexandrinischen Freistaaten, als denen der folgenden Königszeit analog. So sind es denn zunächst Tempelbauten, durch welche Rom seiner wachsenden Macht entsprechend sich zu verschönern beginnt. Aber während auf dem Gebiete der Sculptur und zum Theil auch der Malerei der griechische Einfluss sich nur darin zeigt, dass sich Rom mit griechischen Werken füllt, von römischen Künstlern aber, welche sich an den- selben gebildet, fast nirgends die Rede ist, offenbart er sich in der Architektur wesentlich anders: hier lernen die Römer von den Griechen, so dass sie ihren Lehrern bald ebenbür- tig zur Seite stehen. Allerdings ist es ein Grieche, Her- modoros von Salamis, welcher zur Zeit des Metellus Mace- donicus den Bau der Tempel des Jupiter Stator und des Mars leitet. Aber schon vor dieser Zeit wird von Antiochus Epiphanes zur Vollendung eines der gewaltigsten Tempel
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Kriegsmaschinen bekundet. Als Künstler im engeren Sinne
vermögen wir jedoch diese und verwandte Klassen von Tech-
nikern nicht anzuerkennen, und Männer wie Diognetos,
Kallias, Epimachos, Herakleides, Archimedes,
Krates mögen daher hier nur deshalb erwähnt werden,
weil in den Schriften der Alten ihnen der Name von Archi-
tekten besonders beigelegt wird.
Wir haben gesehen, wie die Architektur am Anfange
dieser Periode (um Ol. 100) über den Zustand der voran-
gehenden Epoche kaum merklich hinausgegangen war und
nur allmählich ihre Thätigkeit nach den verschiedensten Sei-
ten hin erweiterte. Auf der Stufe, auf welcher wir sie unter
den ersten Nachfolgern Alexanders finden, mag sie sich im
Allgemeinen auch unter dessen Nachfolgern erhalten haben.
Die Pracht der Königshöfe liess es ihr nicht an Gelegenheit
fehlen, sich glänzend zu bethätigen. Aber freilich mag da-
bei oftmals weit mehr das Streben nach Effect, als der be-
scheidenere, aber edlere wahre Kunstsinn Nahrung und
Befriedigung gefunden haben. Im Gegensatz hierzu erscheint
es von Bedeutung, dass gleichzeitig mit den Kämpfen zwi-
schen Rom und Griechenland die griechische Kunst dort
einen entschiedenen Einfluss zu gewinnen anfängt. Hier
waren die äusseren Verhältnisse wesentlich anderer Natur,
und namentlich, so weit es sich um Unternehmungen archi-
tektonischer Art handelt, mehr denen der voralexandrinischen
Freistaaten, als denen der folgenden Königszeit analog. So
sind es denn zunächst Tempelbauten, durch welche Rom
seiner wachsenden Macht entsprechend sich zu verschönern
beginnt. Aber während auf dem Gebiete der Sculptur und
zum Theil auch der Malerei der griechische Einfluss sich
nur darin zeigt, dass sich Rom mit griechischen Werken
füllt, von römischen Künstlern aber, welche sich an den-
selben gebildet, fast nirgends die Rede ist, offenbart er sich
in der Architektur wesentlich anders: hier lernen die Römer
von den Griechen, so dass sie ihren Lehrern bald ebenbür-
tig zur Seite stehen. Allerdings ist es ein Grieche, Her-
modoros von Salamis, welcher zur Zeit des Metellus Mace-
donicus den Bau der Tempel des Jupiter Stator und des
Mars leitet. Aber schon vor dieser Zeit wird von Antiochus
Epiphanes zur Vollendung eines der gewaltigsten Tempel
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/351>, abgerufen am 28.11.2024.
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