des Alterthums, des unter Peisistratos begonnenen Olympieions zu Athen, ein römischer Ritter Cossutius berufen; und später sind es neben dem Griechen Menalippos wiederum zwei Römer, C. und M. Stallius, denen von Ariobarzanes die Wiederherstellung des Odeums in Athen übertragen wird. Ja, das Werk des Römers C. Mutius stellt Vitruv gerade als in architektonischer Beziehung ausgezeichnet hin. Hiermit steht es im Einklang, dass auch die theoretischen Studien über Architektur verhältnissmässig früh in Rom Eingang finden: wahrscheinlich schon um die Mitte des sie- benten Jahrhunderts der Stadt schreibt Fufidius das erste Buch über Baukunst. Später folgen ihm darin P. Septi- mius und M. Terentius Varro, und endlich in der augusteiischen Zeit Vitruvius, leider der einzige aus dem Alterthum erhaltene Schriftsteller über Architektur. So viel- fachem Tadel sein Werk auch unterworfen sein mag, und so dürftig namentlich die von ihm mitgetheilten historischen Notizen sind, so sind wir doch von nun an ohne seine Hülfe noch weit weniger im Stande, die vereinzelten Notizen über die folgenden Architekten irgendwie zu einem Gesammtbilde zu verarbeiten.
Von wem die reichen und umfassenden Bauten des Augustus und seiner nächsten Nachfolger ausgeführt wurden, wird nicht einmal flüchtig erwähnt. Nero fand für seine oft unsinnigen Unternehmungen in Celer und Severus die passenden Werkzeuge; für Domitian scheint Rabirius thätig gewesen zu sein. -- Ausserhalb Roms werden uns einige Architekten durch Inschriften bekannt. C. Postu- mius Pollio ist in Terracina thätig; sein Freigelassener L. Cocceius Auctus baut den Tempel des Augustus zu Pozzuoli: in dieselbe Zeit gehören die Architekten der Theater zu Herculanum und Pompei, P. Numisius und M. Artorius Primus; so wie wahrscheinlich der Vero neser L. Vitruvius Cerdo und vielleicht auch (Licinius) Dio, der Erbauer des Cerestempels in Capena. Ueberall haben wir es hier mit durchaus römischen Namen zu thun: und insofern können auch diese dürftigen Notizen zur Be- stätigung dessen dienen, was wir über die Ausübung der Architektur durch die Römer selbst oben bemerkt haben. Hiermit kann freilich im Widerspruch zu stehen scheinen
des Alterthums, des unter Peisistratos begonnenen Olympieions zu Athen, ein römischer Ritter Cossutius berufen; und später sind es neben dem Griechen Menalippos wiederum zwei Römer, C. und M. Stallius, denen von Ariobarzanes die Wiederherstellung des Odeums in Athen übertragen wird. Ja, das Werk des Römers C. Mutius stellt Vitruv gerade als in architektonischer Beziehung ausgezeichnet hin. Hiermit steht es im Einklang, dass auch die theoretischen Studien über Architektur verhältnissmässig früh in Rom Eingang finden: wahrscheinlich schon um die Mitte des sie- benten Jahrhunderts der Stadt schreibt Fufidius das erste Buch über Baukunst. Später folgen ihm darin P. Septi- mius und M. Terentius Varro, und endlich in der augusteiischen Zeit Vitruvius, leider der einzige aus dem Alterthum erhaltene Schriftsteller über Architektur. So viel- fachem Tadel sein Werk auch unterworfen sein mag, und so dürftig namentlich die von ihm mitgetheilten historischen Notizen sind, so sind wir doch von nun an ohne seine Hülfe noch weit weniger im Stande, die vereinzelten Notizen über die folgenden Architekten irgendwie zu einem Gesammtbilde zu verarbeiten.
Von wem die reichen und umfassenden Bauten des Augustus und seiner nächsten Nachfolger ausgeführt wurden, wird nicht einmal flüchtig erwähnt. Nero fand für seine oft unsinnigen Unternehmungen in Celer und Severus die passenden Werkzeuge; für Domitian scheint Rabirius thätig gewesen zu sein. — Ausserhalb Roms werden uns einige Architekten durch Inschriften bekannt. C. Postu- mius Pollio ist in Terracina thätig; sein Freigelassener L. Cocceius Auctus baut den Tempel des Augustus zu Pozzuoli: in dieselbe Zeit gehören die Architekten der Theater zu Herculanum und Pompei, P. Numisius und M. Artorius Primus; so wie wahrscheinlich der Vero neser L. Vitruvius Cerdo und vielleicht auch (Licinius) Dio, der Erbauer des Cerestempels in Capena. Ueberall haben wir es hier mit durchaus römischen Namen zu thun: und insofern können auch diese dürftigen Notizen zur Be- stätigung dessen dienen, was wir über die Ausübung der Architektur durch die Römer selbst oben bemerkt haben. Hiermit kann freilich im Widerspruch zu stehen scheinen
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[335/0352]
des Alterthums, des unter Peisistratos begonnenen Olympieions
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die Wiederherstellung des Odeums in Athen übertragen
wird. Ja, das Werk des Römers C. Mutius stellt Vitruv
gerade als in architektonischer Beziehung ausgezeichnet hin.
Hiermit steht es im Einklang, dass auch die theoretischen
Studien über Architektur verhältnissmässig früh in Rom
Eingang finden: wahrscheinlich schon um die Mitte des sie-
benten Jahrhunderts der Stadt schreibt Fufidius das erste
Buch über Baukunst. Später folgen ihm darin P. Septi-
mius und M. Terentius Varro, und endlich in der
augusteiischen Zeit Vitruvius, leider der einzige aus dem
Alterthum erhaltene Schriftsteller über Architektur. So viel-
fachem Tadel sein Werk auch unterworfen sein mag, und
so dürftig namentlich die von ihm mitgetheilten historischen
Notizen sind, so sind wir doch von nun an ohne seine Hülfe
noch weit weniger im Stande, die vereinzelten Notizen über
die folgenden Architekten irgendwie zu einem Gesammtbilde
zu verarbeiten.
Von wem die reichen und umfassenden Bauten des
Augustus und seiner nächsten Nachfolger ausgeführt wurden,
wird nicht einmal flüchtig erwähnt. Nero fand für seine
oft unsinnigen Unternehmungen in Celer und Severus die
passenden Werkzeuge; für Domitian scheint Rabirius
thätig gewesen zu sein. — Ausserhalb Roms werden uns
einige Architekten durch Inschriften bekannt. C. Postu-
mius Pollio ist in Terracina thätig; sein Freigelassener
L. Cocceius Auctus baut den Tempel des Augustus zu
Pozzuoli: in dieselbe Zeit gehören die Architekten der
Theater zu Herculanum und Pompei, P. Numisius und
M. Artorius Primus; so wie wahrscheinlich der Vero
neser L. Vitruvius Cerdo und vielleicht auch (Licinius)
Dio, der Erbauer des Cerestempels in Capena. Ueberall
haben wir es hier mit durchaus römischen Namen zu thun:
und insofern können auch diese dürftigen Notizen zur Be-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen … [mehr]
Der zweite Band der "Geschichte der griechischen Künstler" von Heinrich von Brunn enthält ebenfalls den "Zweiten Teil der ersten Abteilung", die im Deutschen Textarchiv als eigenständiges Werk verzeichnet ist.
Brunn, Heinrich von: Geschichte der griechischen Künstler. Bd. 2. Stuttgart, 1859, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen02_1859/352>, abgerufen am 24.11.2024.
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